Mehnert, Achim – Atlan – Die Psi-Kämpferin (Rudyn-Trilogie 1)

_Story_

Man schreibt das Jahr 3012 alter terranischer Zeitrechnung. Atlan und die Mitglieder der United Stars Organisation scheinen von größeren Zwischenfällen verschont, als plötzlich ein merkwürdiger Notruf vom USO-Stützpunkt auf dem Planeten Finkarm die Zentrale im Quinto-Center erreicht. Mit letzter Kraft hat jemand die Information über einen versteckten Zellaktivator an den Lordadmiral entsenden können, bevor er hilflos und vom Kampf gezeichnet zusammenbricht und stirbt. Atlan zögert nicht lange und erforscht mit einem Spezialeinsatzteam die USO-Außenstation, um die merkwürdigen Ereignissen zu rekapitulieren.

Tatsächlich bemerkt er mit seinem unwirschen Einsatz auf Finkarm, dass der Einfluss eines Unsterblichkeit versprechenden Zellaktivators die Atmosphäre bestimmt und selbst Agenten der USO mit radikalen Mitteln in den Besitz des wertvollen Geräts zu kommen versuchen. Aus Angst, von seinen eigenen Leuten überrumpelt zu werden, tritt der Lordadmiral alleine den einsamen Weg durch die Wüste des Xanthab-Systems an und wird dort Zeuge mehrerer grausamer Begebenheiten.

Unterdessen an einem gänzlich anderen Schauplatz: Das junge Mädchen Trilith Ork wird auf seinem Heimatplaneten von einer Piratentruppe aufgegabelt und von ihnen in den rauen Lebensalltag auf See eingeführt. Über die Arbeiten in einem Bordell gelangt sie schließlich an eine Reihe unterschiedlicher Herren, die ihre Ausbildung zur Kämpferin vorantreiben und ihr immer deutlicher das Gefühl geben, dass ihr gesamter Lebensweg vorbestimmt ist. Allerdings kommt ihr eines Tages der Gedanke, dass immerzu Menschen sterben müssen, damit dieser Weg beschritten werden kann. Aber nach all ihren Erfahrungen ist Trilith abgebrüht und eiskalt – und entwickelt sich vielleicht zur größten Gefahr für das gesamte Universum …

_Persönlicher Eindruck_

Nach dem zufriedenstellenden, aber sicherlich nicht vollends überzeugenden Auftakt der neuen „Atlan“-Romanreihe mit der „Lepso-Trilogie“ bahnt sich mit dem zweiten Drillingskonzept dieser Tage nicht nur eine erhebliche Steigerung, sondern mitunter eine der besten, spannungsreichsten Storys der jüngsten, literarischen Science-Fiction-Vergangenheit an. Die einzelnen Akteure wurden in vielerlei Hinsicht besser ausgearbeitet, die Charakterprofile sind schlüssiger und man fühlt sich über weite Strecken ein ganzes Stück intensiver in die Figuren und die Handlung hineinversetzt. Außerdem gelingt es Autor Achim Mehnert sehr gut, die beiden parallel verlaufenden Stränge gleichwertig in Szene zu setzen und den Fokus nicht ausschließlich auf den Titelhelden zu konzentrieren. Gegenteilig ist es nämlich in erster Linie Trilith Ork, deren schicksalhaften Lebensweg der Leser vordergründig begleitet und die insgesamt weitaus dominanter im Mittelpunkt steht.

Merkwürdig, andererseits aber auch wieder fortschrittlich ist dabei die Aufarbeitung ihrer persönlichen ‚Karriere‘ im Rahmen einer Fantasy-Handlung. Trilith schlägt sich mehrere Jahre auf einem Piratenschiff durch, kämpft später auf dem Schlachtfeld und hat überhaupt keine Vorstellung von den übergeordneten, für sie unvorstellbaren kosmischen Konstellationen, die das gesamte Universum bestimmen. Ihr Horizont endet jenseits der See bzw. an der Himmelspforte, und auch ihre Umwelt wirkt im Science-Fiction-Setting von „Atlan“ eher altertümlich und infolge dessen auch äußerst kontrastreich, was den Vergleich zur Haupthandlung um den Lordadmiral betrifft. Im Gegensatz dazu ist Atlans Einsatz trotz der neuerlichen Brisanz eher eine Routinemission und in diesem Sinne eine völlig typische, wenn auch sehr gut ausstaffierte Science-Fiction-Erzählung, die zunächst einmal gar nicht mit den Geschehnissen in Triliths Heimatwelt in Einklang zu bringen ist. Mehnert knüpft im ersten Band zwar diverse Verbindungspunkte, doch zunächst offenbaren sich dem Leser nur zwei völlig divergierende Welten samt komplett losgelösten Zusammenhängen, jedoch beide auf ihrem Level sehr spannend und im Falle Triliths auch partiell echt bewegend.

Allerdings bleibt vorerst auch nur festhalten, dass dieser Auftakt nur das mächtige Potenzial aufbereitet, dass die „Rudyn-Trilogie“ bis auf Weiteres zu bieten hat. Welten öffnen sich, Verfolgungsjagden sind an der Tagesordnung, und irgendwo zwischendrin bewegen sich die beiden Hauptakteure mit einer unheimlichen Eleganz, die den SF-Begeisterten schnell in ihren Bann ziehen wird. „Die Psi-Kämpferin“ ist dementsprechend eine sehr ansprechende Verquickung von Fantasy, Science-Fiction und Drama und bringt den besten Freund Perry Rhodans mit einem Mal wieder zurück auf eine der Führungspositionen im deutschen Science-Fiction-Genre. Sollten die beiden nachfolgenden Bände von Rüdiger Schäfer respektive Michael H. Buchholz nahtlos daran anknüpfen können, darf man endlich von einem gelungenen Comeback sprechen!

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