Miller, Frank – Sin City 3: Das große Sterben

|Shelley versucht, cool zu bleiben. Draußen steht ihr Ex-Freund Jack. Er ist betrunken und hämmert gegen die Tür. Hoffentlich verschwindet er wieder. Reinlassen kann sie ihn nicht. Schließlich ist ihr neuer Lover Dwight hier, das gäbe eine Katastrophe. Man ahnt: Mit „Das große Sterben“ erwartet uns eine rasante Achterbahnfahrt durch die Abgründe von Sin City. Frank Millers dunkler Traum geht weiter.|

Shelley stehen Schweißperlen auf der Stirn. Die Barfrau weiß nicht so recht, was sie tun soll. Sich auf Jack einzulassen, war ein Fehler. Plötzlich steht er in ihrer Küche, begleitet von vier Kumpanen, die den Kühlschrank durchstöbern. Die Situation wird brenzlig. Jack fackelt normalerweise nicht lange, wenn er etwas will. Als Jackie-Boy zum Pinkeln geht, reißt Dwight der Geduldsfaden. Shelleys neuer Lover ist ein durchtrainierter Detektiv und nimmt die Dinge gerne selbst in die Hand.

Kaum hat Jack seine Hose geöffnet, packt Dwight den Macho, bedroht ihn mit einem Rasiermesser und macht ihm klar, dass er Shelley in Ruhe lassen soll. Er drückt Jack auf Tauchstation in die Kloschüssel. Bevor der jähzornige Ex untertaucht, stößt er eine Warnung aus: „Du machst einen Fehler, Mann, einen großen Fehler!“ Dwight wird eine ganze Weile brauchen, um dahinter zu kommen, was Jack gemeint hat. Da ist es allerdings bereits zu spät. Die Karre muss erst gründlich gegen die Wand gefahren werden, damit die Geschichte richtig losgeht. Oder gehören das Vorspiel und der harte Aufprall schon dazu?

Die Luxus-Ausgabe von Frank Millers Meisterwerk „Sin City“ ist ihr Geld wert. Hardcover, dickes Papier, guter Druck – da schlägt das Herz des Comicfreundes höher. Lediglich am Textlektorat könnte noch gefeilt werden, denn hin und wieder schleichen sich Fehler im Lettering ein. Wie schon in den vorherigen Bänden würzt der Herausgeber |Cross Cult| die Lektüre mit einigen Extras. So finden sich bei der dritten Ausgabe eine Bildergalerie am Anfang und am Ende des Bandes.

Frank Miller peitscht die Handlung voran wie ein irrsinniger Fuhrknecht. Wie Filmstreifen ziehen die schwarzweißen Bilderfolgen am Auge des Lesers vorbei. Vulgär und blutrünstig geht es zur Sache. Millers Visionen einer überzeichneten Großstadt, durchsetzt von übersteigerter Gewalt, machen „Das große Sterben“ zu einem wahrhaften Adrenalinschub. Da ist es zu verzeihen, dass die Charaktere manchmal etwas zweidimensional und stereotyp wirken. Noch hat die Freiwillige Selbstkontrolle die deutsche Comicindustrie nicht in hohem Maße erfasst. Wenn es einmal so weit kommt, müsste der Verlag für das Cover von Sin City ein Etikett entwerfen. For adults only oder Explicit comic kämen in Frage.

http://www.cross-cult.de/

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