Als ich den Titel zum ersten Mal sah, dachte ich, dass es sich bei „Die Helden von Muddelerde“ um eine Kindererzählung mit starken Parallelen zu „Herr der Ringe“ handeln würde. Der Name der Welt und Charaktere wie der verrückte Zauberer Randalf legen ebenfalls nahe, dass Paul Stewart und Chris Riddell die berühmte Vorlage von Tolkien bemüht und für ihr farbenfrohes Märchen genutzt haben. Am Ende lösen sich diese Vergleiche allerdings in Luft auf, sieht man mal davon ab, dass sich hier auch einige Gefährten auf den Weg machen, um ihre Heimat zu retten – nur eben, dass die beiden Autoren das Ganze etwas durchgeknallter gestaltet haben.
_Story_
Muddelerde ist in Gefahr und braucht dringend einen Helden – ansonsten wird der grauenhafte Dr. Knuddel sehr bald die Herrschaft an sich reißen. Der ziemlich zerstreute Magier Randalf der Weise sieht sich deswegen in der Pflicht und zaubert einen Helden dabei. So findet sich der ganz normale Schuljunge Joe Jefferson urplötzlich in einer fremden Welt statt in seiner Schuklasse wieder – und seinen Hund Henri hat er auch direkt mitgebracht.
Das Team von der Erde hat jedoch nicht lange Zeit, sich großartig auf die neue Umgebung umzustellen, denn auch wenn Randalf von seinem seltsamen Helden nicht gerade begeistert ist, verlangt er von ihm, dass er als Heldenkrieger „Joe, der Barbar“ das große Zauberbuch beschafft und Dr. Knuddel und seine Besteckarmee von ihren schrecklichen Plänen abhält.
Gemeinsam mit dem Zauberer, dem trotteligen Oger Norbert, dem vorlauten Wellensittich Veronika und seinem Gefährten Henri macht sich Joe schließlich auf den Weg, um die für ihn völlig fremde Welt vor ihrem dunklen Schicksal zu retten …
_Meine Meinung_
Nachdem mir bereits die erste Folge der [„Klippenland-Chroniken“ 1936 von Paul Stewart und Chris Riddell sehr gut gefallen hatte, konnte mich nun auch die Geschichte aus Muddelerde von Anfang bis Ende begeistern. Wiederum hat Stewart eine wunderschöne und sehr humorvolle Geschichte inszeniert, der Riddell auf dem Cover und im gleichnamigen Buch mit verschiedenen bunten Illustrationen noch den letzten Feinschliff verpasst.
Erneut hat das Team sehr vielseitige Charaktere kreiert, die sich in ihren Eigenschaften kaum größer unterscheiden könnten, sich aber gerade deshalb auch so gut ergänzen. So sind coole Dialoge, witzige Kommentare und vor allem auch jede Menge Action garantiert. Doch bei „Die Helden von Muddelerde“ ist es auch die Landschaft, die uns des Öfteren zum Schmunzeln verleitet. So stoßen unsere Helden zum Beispiel auf ihrem Weg nach Koboldingen auf den verzauberten See, der allerings über der Erde schwebt. Desweiteren führt sie ihr Weg durch das Müffelgebirge, das seinen Namen aus eben jenem Grund, den manche hier vermuten werden, trägt. Es sind genau solch simple Wortwitze, die diese Erzählung auszeichnen und den besonderen und kinderfreundlichen Humor von Stewart ausmachen – und so auch aus „Die Helden von Muddelerde“ ein weiteres Muss für Freunde des modernen (Fantasy-)Märchens werden lassen.
Das Hörbuch zu „Die Helden von Muddelerde“, das wiederum vom einmaligen Volker Niederfahrenhorst erzählt wird, hat bei einer Spielzeit von 318 Minuten sogar genügend Freiraum, um die drei Kapitel des Buches detailreich und lückenlos wiederzugeben, und wiederum gelingt es dem Erzähler dabei, der Handlung seinen eigenen Stempel aufzudrücken und sie letztendlich komplett zum Leben zu erwecken. So hat man reichlich seinen Spaß, wenn Niederfahrenhorst dem ziemlich dummen Oger Norbert seine Stimme leiht, im nächsten Moment die schrille Stimme des Wellensittichs erklingen lässt und dann wiederum so weise klingt, wie die Rolle des Zauberers Randalf es erfordert. Und selbst die Kinderstimme von Joe bekommt er prima hin, und das war wohl mitunter eine der schwersten Aufgaben.
Ein irrwitziges Abenteuer – der Text auf dem Backcover verspricht nicht zu viel. Wie bereits gewohnt, beschert das Team Stewart & Riddell seinem Zielpublikum eine eigenartige, außergewöhnliche, aber dennoch sehr spannende und dringend lesens- bzw. in diesem Fall hörenswerte Geschichte, die in der gesamten Spielzeit nie langweilig wird und uns selbst nach mehr als fünf Stunden noch zum Lachen bringt. Wollen wir hoffen, dass die Fabelwesen aus Muddelerde und die Helden aus dieser Geschichte irgendwann wieder einen gemeinsamen Auftritt haben werden, denn das hier Gehörte schreit nach mehr. Eine sehr empfehlenswerte Angelegenheit, und das für alle Altersklassen!
_Details_
Erzähler: Volker Niederfahrenhorst
Musik: Barbara Buchholz
Ton: Ansgar Machalicky und Georg Niehusmann, Sonic Yard Studio, Düsseldorf
Bearbeitung und Regie: Dirk Kauffels
Illustrationen: Chris Riddell
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