Morvan, Jean-David / Buchet, Philippe – Wolverine – Saudade (Marvel Graphic Novels 10)

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Auf Geheiß von Charles Xavier reist Wolverine in die brasilianischen Slums, um dort einen verborgenen Mutanten auszumachen. Doch schon nach wenigen Stunden wird er von einer Gang Jugendlicher überfallen und attackiert, ohne dass er dabei etwas ausrichten kann. Einer der Kids verfügt dabei tatsächlich über Superkräfte, entpuppt sich später aber nicht als der Gesuchte. Auf der Suche nach seinem gestohlenen Motorrad trifft Wolverine alsbald wieder auf die Gangster-Kids, muss sie aber dieses Mal aus der Gefangenschaft einer organisierten Verbrecherbande befreien, die noch eine Stufe gefährlicher erscheint als die vergleichsweise harmlosen Kinder. Mit einem solch brutalen Szenario hätte Wolverine vor seiner Abreise nach Brasilien nicht gerechnet. Nichtsdestotrotz ist er motivierter denn je, den kompromisslosen Schurken das Handwerk zu legen und etwas gegen die fürchterlichen Umstände auf den Straßen der Slums zu unternehmen.

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Eine Premiere für die Welt der |Marvel|-Comics: der französische Star-Autor Jean-David Morvan hat sich dazu hinreißen lassen, eines der brutalsten und spannendsten „Wolverine“-Abenteuer überhaupt zu schreiben und den Beliebtesten der X-Men mal aus einer ganz anderen Perspektive darzustellen. Morvan, unter anderem durch seine Arbeit an „Spirou“ bekannt geworden, hat sich hierfür die Mithilfe des ebenfalls nicht gänzlich unbekannten Landsmanns Philippe Buchet gesichert, mit dem er eine recht eigenwillige Version eines „Wolverine“-Comics kreiert hat. „Saudade“ ist nämlich in vielerlei Hinsicht komplett anders als all das, was man bis dato vom |Marvel|-Actionhelden gesehen und gehört hat.

Die besonderen Akzente setzt dabei Zeichner Buchet, der die Figur und ihre markanten Gesichtszüge für diesen Comic erheblich modifiziert hat. Rein äußerlich ist Wolverine kaum noch wiederzuerkennen und gleicht in der peppigen Aufmachung in gewisser Weise einem Elvis-Imitat, nicht aber einem der wichtigsten Superhelden, die die Comic-Industrie je hervorgebracht hat. Dies ist aber jetzt nicht als Kritik zu verstehen; es ist halt nur ein wenig ungewöhnlich, eine so oft dargestellte Figur wie eben Logan alias Wolverine zeichnerisch einmal von einer völlig unbekannten Seite zu sehen.

Aus diesem Grund ist es zunächst auch schwierig, sich überhaupt auf den Plot einzulassen. Die Rahmenbedingungen sind verändert, und bevor man erst einmal realisiert, wie stark die Geschichte eigentlich ist, merkt man, dass man schon fast zu viel Zeit damit verbracht hat, sich an die neuen Begebenheiten zu gewöhnen. Okay, das ist vielleicht jetzt auch wieder übertrieben. Halten wir fest: „Wolverine – Saudade“ ist kein typischer Comic um den Titelhelden, aber gerade deswegen auch wieder sehr interessant und bezogen auf den Inhalt sogar echt spitze.

Apropos Inhalt: Morvan zeigt sich als Freund kaltherziger Handlungen und brutaler Inhalte. Schonungslos hat er seine Story um das Leben in den niederträchtigsten Slums aufgebaut, blutige Szenen ebenso wenig gescheut wie Gewaltdarstellungen am Beispiel von verbrecherischen Kindern, und er hat letztendlich sowohl die Schockeffekte als auch die zahlreichen Überraschungen auf seiner Seite. Die Geschichte ist zwar linear und enorm straight aufgebaut, doch der Autor hat an den entscheidenden Stellen einige unverhoffte Wendungen eingebaut, seien es nun die vereinzelten Niederlagen, die Wolverine im Kampf einstecken muss, die vielfältigen Fähigkeiten des gesuchten Helden oder die überraschende Auflösung der Aura, die den verborgenen Mutanten umgibt. Buchet schließt sich dem unnachgiebig an; immer wieder ist man erstaunt von seinen Illustrationen um Wolverine, die jedes Mal wieder das andersartige Charakterbild des Superhelden unterlegen. Zudem passt er die Zeichnungen dem landeseigenen, mittlerweile als typisch französisch anerkannten Zeichenstil an, was einen schon von der ersten Seite an verblüfft. Damit verpasst er der Story den richtigen, teils mysteriös anmutenden Rahmen und bestätigt gleichzeitig die Harmonie, die sein Werk mit dem Morvans verbindet.

Eine außergewöhnliche, wunderbare, dennoch aber auch sehr harte Erzählung, die den zehnten Part der Graphic Novels aus dem Hause |Marvel| schmückt – aber, und das möchte ich hier noch einmal betonen, ein super-interessantes, von allen „Wolverine“-Geschichten völlig losgelöstes Album, das einem von Anfang bis Ende eine Menge Freude bereitet.

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