Parzzival, S. H. A. – Blutkriege (TITAN-Sternenabenteuer 30)

Während die Erdbevölkerung die Rückkehr der |Titan| und den Frieden mit den Cadschiden feiert, verfolgen Shalyn Shan und Wernher von Witzleben, genannt die Fledermaus, eine heiße Spur nach Managua. Dort hofft der ehemalige World-Police-Agent, eine Spur des geheimnisvollen dritten Drillings zu finden (siehe TITAN Band 25, [„Himbeertod“), 2661 der eventuell Aufschluss über Monjas Identität und die Hintermänner geben kann, die für den Anschlag auf Shalyn Shan verantwortlich sind. Doch die Frau wurde bei menschenverachtenden Killerspielen getötet, und so sieht Wernher von Witzleben nur noch eine Möglichkeit: Die Lösung des Falles liegt im Reich der Toten, und es gibt jemanden, der die Möglichkeit hat, dorthin vorzustoßen und Informationen aus dem Jenseits zu erhalten – Mick Bondye, der Voodoo-Vampir …

_Eindrücke:_

Nach dem enttäuschenden Band 29 geht es im vorliegenden Roman endlich gewohnt rasant und kurzweilig weiter. Leider gestaltet sich Anakes Dilemma (siehe Band 27, [„Krakentanz“) 3796 als nicht ganz so dramatisch wie angenommen, aber im weiteren Verlauf der Handlung wird der Leser ebenso wie die Besatzung der |Titan| mit beunruhigenden Offenbarungen konfrontiert, welche in düsteren Zukunftsvisionen gipfeln, die gar nicht so unrealistisch sein dürften. Gerade der Kalte Krieg zwischen dem Wirtschaftsimperium von Michael Moses und der Weltregierung ist ein Spiegel unserer heutigen Gesellschaft, in der immer mehr Unternehmen und Regierungsorgane privatisiert und in die Hände einiger weniger Menschen gelegt werden, die oftmals nur den Profit vor Augen haben.

Ein weiteres unserer heutigen Gesellschaftsphänomene wird im Roman aufs Korn genommen, als Shalyn Shan und Wernher von Witzleben nach Managua fliegen und dort im Umfeld einer aberwitzigen Reality-Spielshow recherchieren. Dort wird, wenn auch illegal, mit dem Leid anderer Menschen Unterhaltung und Geld produziert, bis hin zum Tod des Teilnehmers. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Genre-Bezeichnung „Dark-Fiction“ mehr als gerechtfertigt.

Insgesamt betrachtet, ist dieser Roman sehr viel düsterer und unheilschwangerer als die bisherigen Bände. Ein Highlight dieses Buches ist mit Sicherheit der Auftritt von Mick Bondye, dem Voodoo-Vampir. Eigentlich kreierte Parzzival diese Figur für „Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik“. Da Vampire aber unsterblich sind, können sie natürlich auch im Jahre 2109 noch existieren – ein interessanter Gedanke und eine originelle Idee, zwei Serien derart zu verknüpfen, wenn auch „Titan“ insgesamt betrachtet leichtere Kost darstellt und die beiden Welten nicht so recht zusammenpassen wollen. Doch die Figur des Mick Bondye wirkt keinesfalls störend, sondern ist eine schöne Bereicherung des Serien-Kosmos. Ob die altgedienten „Promet“-Fans davon begeistert sind, dass nun auch Vampire in ihrer geliebten Science-Fiction-Serie ihr Unwesen treiben, sei einmal dahingestellt.

Die ersten zwei Drittel des Romans sind jedenfalls eine sehr gute, teilweise auch zum Nachdenken anregende Unterhaltung. Im letzten Drittel gibt es einen kleinen Bruch in der Handlung, der sich durch das Erscheinen von Monja vollzieht, die bis dahin im Krankenhaus von ihren Verletzungen genas, welche sie in den japanischen Bergen davontrug. Die alberne Szene, in der Wernher von Witzleben nackt im Schlafzimmer von Shalyn Shan auf diese wartet und von ihr und Monja überrascht wird, hätte sich der Autor sparen können, zumal Monja wieder zum naiven Dummchen verkommt, dessen Image sie in Band 27 gerade abzustreifen begann, als sie verzückt auf das Geschlechtsteil des Agenten stiert. Shalyns Reaktion ist nicht minder nervtötend, denn es fällt ihr nichts Besseres ein als erst einmal fünfmal hintereinander „Monja“ zu rufen!

Doch zum Ende hin gewinnt die Geschichte wieder mehr an Tempo und Brisanz und endet mit einer echten Überraschung sowie dunklen Zukunftsaussichten. Die nächsten beiden Bände, in denen der Zyklus zu Ende gebracht werden soll, dürften spannend werden.

Als Extra gibt es dieses Mal endlich wieder das Lexikon, in dem das titelgebenden Raumschiff |Titan| ausführlich erklärt wird. Die Aufmachung ist insgesamt sehr ansprechend. Das Cover wirkt zwar eher, als ob es zur „Schattenchronik“ gehörte, aber in Anbetracht der Handlung ist es nicht unpassend. Gelungen sind auch die Grafiken im Roman, die erneut Andrä Martyna schuf und die viel besser zur Geltung kommen als die Illustration im vorangegangen Band.

_Fazit:_

Endlich findet der aktuelle Zyklus zu seiner gewohnten Form zurück und präsentiert mit „Blutkriege“ ein durchweg spannendes und temporeiches Dark-Fiction-Abenteuer, welches nur kleinere Schwächen aufweist in Hinsicht auf die übertrieben dargestellten Charaktere Wernher von Witzleben und Monja.

http://www.BLITZ-Verlag.de

_Florian Hilleberg_

Schreibe einen Kommentar