2 Tage mit George R. R. Martin in der Hansestadt Hamburg

21.06.2015 – Tag 1

15:08 stieg ich voller Vorfreude auf den kommenden Abend in den Metronom bei Celle ein und traf dort auf meine Freundin Magdalena, die mich zu der Lesung mit dem amerikanischen Autor George R. R. Martin begleitete. In unserem Handgepäck befanden sich mehrere Bücher von Martins Serie „Das Lied von Eis und Feuer“, von denen wir hofften, sie von ihm signiert zu bekommen.

17:01 kamen wir pünktlich im Hamburger Hauptbahnhof an. Da wir noch eine gute Stunde bis zum Einlass zur Veranstaltung hatten, beschlossen wir zunächst, den Weg zum Congress Centrum zu Fuß zurückzulegen. Unseren Plan gaben wir allerdings nach einer Viertelstunde wieder auf, da uns niemand den richtigen Weg zeigen konnte. Wir hatten auch einen ausgedruckten Kartenausschnitt dabei, der uns allerdings vor Ort nicht weiterhalf. Und so nahmen wir dann sicherheitshalber die S-Bahn. Nicht, dass die Lesung noch ohne uns begonnen hätte.

17:28 holten wir im CCH unsere Karten ab. Leider mussten wir mit einem Blick auf Dieselbigen feststellen, dass Magda und ich der Lesung unseres Lieblingsautors wohl aus verschiedenen Blickwinkeln folgen werden. Okay, wir sind ja beide schon erwachsen, da mussten wir durch. Bevor wir uns aber vorläufig trennen mussten, hatten wir noch ein wenig Zeit uns umzusehen und entdeckten an den Säulen des CCH überall Plakate mit der Karte von Westeros und den Wappen der großen Häuser in „Das Lied von Eis und Feuer“. Ob man die wohl mitnehmen kann? Diese Frage stellte auch eine immer größer werdende Fangemeinde, die mit Buch und „Game of Thrones“-Shirts „bewaffnet“ war.

18:00 erfolgte der Einlass in eine Art Vorraum zum Veranstaltungssaal. Dabei bekam jeder von uns ein Bändchen in die Hand gedrückt. Komisch nur, dass alle Personen eine andere Farbe erhielten. Was es damit wohl auf sich hat? Lange hatten wir nicht darüber nachgegrübelt, denn es gab neben einem Buchverkaufsstand der Werke Martins eine tolle Besucherattraktion: „Der eiserne Thron“. Die Gelegenheit, einmal darauf Platz zu nehmen, haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Ich muss aber gestehen, dass ich nicht darauf geachtet habe, aus welchem Material der Thron bestand. Nur eines weiß ich sicher, aus Eisen ganz bestimmt nicht.

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18:30 öffneten sich endlich die Pforten zum Saal 1. Nach und nach füllten sich die Plätze, doch es blieben noch einige frei. Um die Wartezeit bis zum Beginn der Veranstaltung ein wenig zu verkürzen, wurde auf der Leinwand ein kleines „Making of“ des Fotoshootings zu den Titelbildern der „neuen“ Buchserie „Wild Cards“ gezeigt, deren Herausgeber Martin ist. Und noch jemand wurde kurz auf der Leinwand eingeblendet: Sibel „Shae“ Kekilli. Sofort stürmten ein paar Fans zu ihr in die erste Reihe, um ein Autogramm und ein Selfie zu ergattern.

19:07 begann mit siebenminütiger Verspätung endlich die Veranstaltung, wegen der wir hierher nach Hamburg gekommen waren. Der Moderator des Abends war Denis Scheck, ein bekannter deutscher Literaturkritiker, und er kündigte Martin mit einem Blick in seine Kindheitstage an als die Märchen noch mit „Es war einmal“ begannen und gleitete mit einem Schwung in die jetzige Zeit in der wir uns von feuerspeienden Drachen mitreißen lassen…

19:09 betrat nun auch George R. R. Martin unter tosendem Applaus die Bühne. Sein Gesprächspartner Denis Scheck fungierte ab da nicht nur als Moderator, sondern auch als Interviewer und Übersetzer in Deutsche. Er stellte Martin eine Menge Fragen insbesondere zu dessen liebevoller Hingabe zu den Fantasy-Romanen. Dabei lernten wir Martin als einen Mann mit trockenem Humor kennen, der auf Fragen wie „Was hat sich für Sie verändert seit Sie als Autor so erfolgreich sind?“ und „Warum tauchen in Ihren Romanen so viele Drachen auf?“ schlicht mit „more Money“ und „Dragons are cool!“ antwortete.

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20:13 begann Martin wie angekündigt mit einer Lesung aus seinem Manuskript zu „Das Lied von Eis und Feuer“. Das Kapitel war jedoch nicht wie erwartet aus dem bislang noch unvollendeten elften Band, sondern es war ein Teil der „Dorne-Geschichte“, die in etwa der Mitte der bisherigen Bände geschildert wird. Allerdings hatte Martin ein solches Kapitel gewählt, wie es in der dazugehörigen Fernsehserie „Game of Thrones“ so nicht erzählt wird.

20:46 bedankte sich Scheck bei Martin für die gelungene Lesung und das ausführliche Interview, doch oh nein, die Zeit ist schon wieder um. Und dann bekamen wir, die sich mit Büchern abgeschleppt haben, auch noch die schlechte Nachricht, dass Martin wegen der großen Zuschauerzahl keine Signierstunde geben wird. Jedoch erfuhren wir nun was es mit den bunten Bändchen vom Einlass auf sich hatte. Die Besitzer eines grauen Bändchens stellten sich als Glückspilze heraus, weil sie damit eine vorsignierte Chronik „Westeros: Die Welt von Eis und Feuer“ erwerben konnten.

20:51 Nun, ich hatte leider kein graues Bändchen, meine Freundin Magda auch nicht. Also nutzte ich stattdessen die Gelegenheit noch schnell ein Selfie mit Sibel Kekilli zu schießen bevor auch schon wieder die Zeit drängte, schließlich mussten Magda und ich ja noch unseren Zug zurück erhaschen.

21:58 fuhr unser Zug Richtung nach Hause los. Dabei hatten wir Zeit genug, den Abend Revue passieren zu lassen. Trotz der nicht stattgefundenen Signierstunde war es ein netter und interessanter Abend und sind froh, dass wir dabei sein durften. Schließlich bekommt man nicht jeden Tag von seinem Lieblingsautor aus seinen Lieblingsbüchern vorgelesen.

22.06.2015 – Tag 2

Da mir ein Abend mit George R. R. Martin zu wenig war, reiste ich gleich am nächsten Tag wieder mit dem Zug nach Hamburg um der Einladung zur Pressekonferenz, welche vom Verlag blanvalet ausgerichtet wurde und im Hotel Madison in der Nähe der Landungsbrücken stattfand, nachzukommen.

Dies war meine allererste Pressekonferenz und dementsprechend nervös war ich. Welche Fragen sollte ich stellen? Was ist, wenn mir nicht die richtigen Worte auf Englisch einfallen? Und all so was beschäftigte mich die ganze Zugfahrt. Meine „Sorgen“ stellten sich kurz nach Beginn der Pressekonferenz als unbegründet heraus. Es waren einige „alte Hasen“ aus dem Journalismus-Geschäft anwesend, die es verstanden die richtigen Worte zu finden und so eine Menge an Informationen aus Martin „herausholten“.

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Bevor jedoch wir Presseleute überhaupt die Gelegenheit bekamen Fragen zu stellen, lieferte Martin Antworten zu einer ganzen Serie an „Standardfragen“, die mit Sicherheit gestellt worden wären. Damit bewies Martin einmal mehr seinen durchaus gesunden Humor. Und wo wir schon beim Thema sind: „Tyrion“ ist seine Lieblingsfigur aus „Das Lied von Eis und Feuer“. Eine Antwort, die jeden Fan nicht sonderlich überrascht, ist es gerade dieser Charakter, den Martin besonders detailliert im Laufe der Bände ausgearbeitet hat.

Danach waren dann die Fragen der Reporter an der Reihe und wir erfuhren, dass er ein Studium als Journalist abgeschlossen hat und er auch als ein solcher gearbeitet hat, sich diese Tätigkeit aber anders vorgestellt hatte. Dies hat ihn dann über kurz oder lang zur Schriftstellerei gebracht und ich finde, das ist gut so. Ich denke, dass mir in diesem Punkt auch kaum jemand widersprechen würde. In seine Arbeit als Autor gab er uns Einblicke, indem er uns mitteilte, dass er seine Manuskripte auf einem Computer schreibt, welcher nicht mit dem Internet verbunden ist. Für die Beantwortung seiner zahlreiche E-Mails habe er einen zweiten Computer. Auch würde er auf Nachfrage eines Reporters hin nahezu „jederzeit“ an seinen Romanen schreiben, aber ab und zu müsse er dann doch mal die Pferde versorgen, wie er mit einem Augenzwinkern hinzufügte.

Ach ja, zum Schluss muss ich nochmal eine der „Standardfragen“ aufgreifen, die ihm bezüglich seines Gesundheitszustandes wohl immer wieder gestellt wird. Nein, er habe nicht vor so schnell das Zeitliche zu segnen. In diesem Sinne dürfen wir uns also auf viele weitere Bände von „Das Lied von Eis und Feuer“, sowie vom „Heckenritter von Westeros“ und der „Wild cards“-Serie freuen.

Danke an den blanvalet-Verlag, der mir diese Möglichkeit gegeben hat, einen der derzeit bekanntesten und beliebtesten Autoren quasi hautnah erleben zu dürfen. Und ein ganz persönlicher Dank geht an meine Freundin Magda, die sich trotz ihres vollen Terminkalenders die Zeit genommen hat, um mich zu begleiten.

Und nun werde ich mich dem Lesen der „Wild cards“-Serie widmen und euch in der Rubrik „Rezensionen“ davon berichten…