Pauly, Gisa – Tote am Watt, Die

_Inhalt:_

Sylt-Krimi – Ein Fall für Mamma Carlotta

Ein furchtbarer Mord auf der Ferieninsel Sylt! Eine vermögende Witwe wird erdrosselt aufgefunden. Eigentlich müsste der Täter per DNA-Analyse schnell zu überführen sein, weshalb Hauptkommissar Erik Wolf auf eine rasche Lösung hofft. Mamma Carlotta jedoch, seine italienische Schwiegermutter, die derzeit zu Besuch ist, hält wenig von solchen modernen Ermittlungsmethoden. Viel lieber verlässt sie sich auf ihre weibliche Intuition. Mit italienischem Charme und zum Schreck der Beamten mischt sie sich in die Ermittlungen ein. Dabei bringt sie sich selbst in Lebensgefahr …

Atmosphärisch, spannend und humorvoll erzählt Gisa Pauly von Mamma Carlottas erstem Fall, bei dem das italienische Temperament mit dem norddeutschen mehr als einmal zusammenprallt.

_Meinung:_

Hauptkommissar Erik Wolf, Witwer, lebt mit seinen beiden auf der Insel Sylt und erhält Besuch von seiner italienischen Schwiegermutter „Mamma Carlotta“. Carlotta Capella, 56 Jahre, forsch und lebhaft, tritt damit ihre erste (Flug-)Reise an, um endlich einmal dorthin zu kommen, wo ihre verstorbene Tochter Lucia gelebt hat und ihre Enkel (Felix, 17 Jahre/ Carolin 16 Jahre) wiederzusehen.

Als Erik Wolf auf dem Weg zum Flughafen ist um Mamma Carlotta abzuholen, ereilt ihn die Nachricht, dass eine weibliche Leiche gefunden wurde: Christa Kern, wohlhabend, zog nach dem Tod ihres Mannes nach Sylt, wo auch ihre Schwester Bernadette (ebenfalls verwitet und verschuldet) lebt. Die ersten Befragungen ergeben, dass die Putzfrau der Ermordeten, die Tote als charakterlich eher bösartige Frau schildert, die alle wo es nur ging schikanierte. Die Ermordete war somit allgemein unbeliebt und der Täterkreis entsprechend groß.

Bei der Spurensicherung wird eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter entdeckt, worum es um den Kauf eines Bildes und 40.000 € geht, was nach Überprüfung den Schluss zulässt, dass sich die hohe Geldsumme im Haus befunden haben muss. Handelt es sich daher um einen Raubmord?

Mamma Carlotta lernt die sylter Welt, in der ihre verstorbene Tochter gelebt hat, immer besser kennen und befreit sich mehr und mehr von ihren Erinnerungen der vergangenen Jahre, in denen sie ihren kranken Ehemann pflegte und kein eigenständiges Leben führte – und wächst förmlich über sich hinaus.

Sie gewinnt alle Herzen im Sturm (die der Kinder, aber auch Erik Wolfs Kollegen) und wird sehr schnell zum Zentrum der Familie und des kollegialen Umfeldes von Erik Wolf und fährt ihm auch beruflich mächtig in die Parade. Denn während ihr Schwiegersohn und sein junger Mitarbeiter Sören Kretschmer, schnell einige Verdächtige (die Schwester der Ermordeten, die Putzfrau und da ist noch der Stiefsohn der Toten) ins Auge fassen, hat Mamma Carlotta schnell einen anderen Tatverdächtigen ausgemacht. Zuvor war sie beherzt am Tatort – dem Haus der Ermordeten – aufgetaucht und entdeckte dort Unmengen des Verpackungsmaterials eines Lieferservices – „Fisch-Andresen“.

Von dem Moment an erwacht ihr Miss Marple-Instinkt. Sie „ermittelt“ hinter dem Rücken ihres ahnungslosen Schwiegersohnes bei „Fisch-Andresen“, dessen Besitzer Wolf Andresen sich nur mit Mühe und Not über Wasser hält. Andresen hat die Ermordete immer abends beliefert – höchstpersönlich – und wurde von ihr ebenso schikaniert, wie all die anderen Menschen ihres Umfelds. Denn Andresen hat private Sorgen, seine Frau Ulla und er bangen um das Leben ihrer kleinen sterbenskranken Tochter Saskia. Nur eine teure Operation in den USA kann sie retten. Doch woher soll das Ehepaar das Geld nehmen?
Wollte er es sich von der Toten borgen und hat sie ermordet, als die ihm die nötige finanzielle Hilfe verweigerte? Das Ergebnis der Obduktion bringt noch mehr Brisanz in den Mordfall – es wird DNS von Sperma an der Leiche festgestellt – in ihrem Mund.

Mamma Carlotta hält Andresen für den Täter, radelt zum Geschäft des Fischhändlers um dessen Frau Ulla auszuhorchen – und Andresen vorzuschlagen, für ihn zu arbeiten, indem sie Antipasti zum Verkauf herstellt. Dabei erfährt sie, dass Ulla Andresen in die USA reisen will, um die Operation an ihrem Töchterchen durchführen zu lassen. Angeblich hat Andresen das Geld dafür in der Spielbank gewonnen. Zufall? Oder ist er doch der Mörder, der die 40.000 € der Toten gestohlen hat?

Aber da sind noch mehr – recht eigenwillige und skurrile und darum umso interessantere Gestalten in der Krimiwelt der Gisa Pauly. Björn, Angestellter von Wolf Andresen, ist zum Beispiel eine der weiteren Personen, die ihn den Fall verwickelten sind, und näher involviert ist, als man zuerst vermuten mag. Dann geschieht ein weiterer Mord – Ulla Andresen wird erdrosselt und auch an ihr werden Spermaspuren gefunden … handelt es sich um denselben Täter?

Dieser munter erzählte Sylt-Krimi, der eine gekonnte Mischung aus Spannung, Humor und tiefgezeichneten Charakteren bietet, ist der Auftaktroman einer Reihe von „Mamma Carlotta“-Krimis, die kurzweilig, flott und dennoch intelligent verwoben erzählt werden.
Man merkt der Autorin an, dass sie auch Drehbücher fürs Fernsehen verfasst, denn dieser Krimi böte sich hervorragend für den Start einer TV-Krimi-Reihe rund um Mamma Carlotta an, die von der ersten Minute an den Leser auf ihrer Seite hat. Das ist Unterhaltung pur!

Die Aufmachung des Bandes ist, wie von Piper gewohnt, erstklassig und ohne Fehl und Tadel. Da kann und muss man beherzt zugreifen. Wer noch Urlaubslektüre für dieses Jahr sucht, kann bei den „Mamma Carlotta“-Romanen nichts falsch machen.

_Fazit:_

Spritzige und spannende Krimilesekost mit Sylt-Flair und einer warmherzigen, resoluten, italienischen, „ermittelnden“ Schwiegermutter, von der man unbedingt mehr lesen möchte. Absolut empfehlenswert!

|Taschenbuch: 356 Seiten
Titelfoto von A. Piper/ plainpicture
Titelgestaltung von Büro Hamburg
ISBN-13: 9783492247689|
[www.piper.de]http://www.piper.de
[www.gisa-pauly.de]http://www.gisa-pauly.de

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