alte Volkssage – Klaus Störtebeker (Europa Originale 36)

_Besetzung_

Erzähler – Horst Stark
Klaus Störtebeker – Claus Wilcke
Radlev – Hans Meinhardt
Wulf – Konrad Halver
Magister Wigbald – Helmut Lange
Baldwin – Michael Hinz
Nachtwächter von Stralsund – Michael Poelchau
Güdecke Michaeel – Hans Paetsch
Bürgermeister von Wisby – Rudolf Fenner
Margarete, Königin von Dänemark -Gisela Trowe
Bürgermeister von Bergen – Lothar Zibell
Tetta, Störtebekers Frau – Ingrid Andree
Keno tom Broke – Hans Clarin
Simon von Utrecht – Konrad Mayerhoff

Regie: Konrad Halver

_Story_

Störtebeker und die Mannschaft seines ‚Haifischs‘ gehören zu den am meisten gefürchteten Freibeutern in der Nord- und Ostsee. Von Tag zu Tag wächst der Respekt der Seefahrer, denn jedem ist bewusst, dass mit dem unberechenbaren Piraten nicht zu spaßen ist. Auch Güdecke Michaeel, ebenfalls im räuberischen Metier unterwegs, schätzt Störtebeker für seine Kompromisslosigkeit, weiß jedoch auch um den verdienten Ruhm seines Kollegen. Dennoch ist er zunächst skeptisch, als der ‚Haifisch‘ die Segel gen Stockholm setzt, um den verbliebenen Teil Schwedens gegen die dänische Krone zu verteidigen. Wie durch ein Wunder ist er vor der östlichen Küste erfolgreich, will nun aber endgültig Norwegens hinterhältige Monarchie in die Knie zwingen – bis ihm schließlich bewusst wird, dass er auf den Rat des erfahrenen Güdecke Michaeel hätte hören sollen.

_Persönlicher Eindruck_

Die Sage um den tatsächlich im Norden Europas aktiven Seefahrer Störtebeker gehört mitunter zu den größten klassischen Inszenierungen der deutschen Literatur und wird auch immer wieder gerne bemüht, wenn es darum geht, ein eher eigenwilliges Heldenepos aus hiesigen Landen zu erzählen. Im Gegensatz zu den meisten Piratengeschichten folgt der Werdegang von Klaus Störtebeker nämlich keinesfalls typischen Schemen, sondern steckt stattdessen voller Überraschungen und Unwegsamkeiten, aufgrund derer der gute Mann ständig mit den härtesten Fronten aufeinandergeprallt ist, ohne dabei auch immer erfolgreich zu sein. Als Robin Hood der Meere stach der Kapitän des ‚Haifischs‘ einst in See, ließ sich jedoch bezogen auf seine Motive nie so recht in die Karten schauen. Diese stete Unberechenbarkeit dokumentiert in der berüchtigten Erzählung um den so mythenträchtig enthaupteten Seefahrer schließlich auch den Spannungsanteil, da man in der Tat wirklich nie wirklich weiß, welche Ideen Störtebeker demnächst zu realisieren versucht.

Leider ist dieses Hauptelement in der Hörspielfassung aus dem Jahre 1969 kaum berücksichtigt worden. Die Story wird zumeist in Berichtform abgeliefert und gleicht einer Aneinanderreihung von Fakten und Tatsachen, ohne dabei eine dynamische Entwicklung zuzulassen. Mit Horst Stark scheint die Rolle des führenden Sprechers dabei auch noch relativ unglücklich besetzt, steht doch mit dem ebenfalls deplatzierten Hans Paetsch die naheliegende und durchaus bessere Variante schon bereit, den eher drögen Monolog mit Leben zu füllen.

Die Geschichte wird ergo über weite Strecken ziemlich ruckartig erzählt, unternimmt zwar kleine Schlenker in der Interaktion zwischen Störtebeker, Güdecke Michaeel und der Königin Dänemarks, macht aber in ihrer Darbietung einen eher unmotivierten, wenig ambitionierten Eindruck. Hektische Übergänge, wenig Leben in den Dialogen und einige nicht ganz auf dem Höhepunkt befindliche Sprecher beschreiben die Misere schließlich ziemlich passend und fassen die krampfige Hörspiel-Variante dieser grundsätzlich schönen Abenteuergeschichte zusammen.
Natürlich muss man den Re-Release des Hörspiels auch im Rahmen der Entstehungszeit sehen und zumindest diesbezüglich die Perspektive ein klein wenig modifizieren. Doch wie einige weitere Hörspiele dieser Reihe ganz klar aufzeigen, war es auch vor vier Dekaden schon möglich, ein lebhaftes, kommunikatives Szenario zu gestalten. Somit blicke ich schlussendlich mit gemischten Gefühlen auf den 36. Part der „Europa-Originale“ zurück. Der Inhalt ist potenziell stark, die Umsetzung hingegen in vielerlei Hinsicht äußerst dürftig. Wer also nachempfinden möchte, was Klaus Störtebeker zu Lebzeiten angestellt hat, greift besser auf eines der vielen Bücher zu diesem Thema zurück.

http://www.natuerlichvoneuropa.de

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