Karen Rose – Todesspiele

Schon in den ersten beiden Teilen von Karen Rose – „Todesschrei“ und „Todesbräute“ drehte sich die Handlung um die Familie Vartanian. In „Todesschrei“ mordete Simon Vartanian für seine Interpretation von Kunst und im zweiten Teil der Trilogie musste sich Daniel Vartanian seinen Ängsten nun endlich stellen und zurück nach Dutton, seinem Geburtsort und dem Sitz seiner Familie, kommen.

Zwar wurde Daniel in der letzten Zeit nicht mit den Taten Simons konfrontiert, doch es ist so, als würde der Schatten Simons noch immer auf ihm und seiner Schwester Susannah lasten. Dass man zwar seiner Vergangenheit für eine bestimmt Zeit den Rücken kehren und quasi weglaufen kann, aber diese einem wie ein lästiger Fluch auf immer begleiten wird, das merkt auch Susannah Vartanian schnell, Staatsanwältin und selbst Opfer ihres Bruders Simon und seiner grausamen Clique, die die kleine Stadt Dutton jahrelang mit ihren Vergewaltigungen in Atem gehalten halt.

Inhalt

Daniel Vartanian konnte zusammen mit der Schwester eines Opfers, Alex Fallon, den Mädchenschänderring aufspüren und einige der vermissten Personen unter Lebensgefahr retten. Daniel selbst wurde bei einem Schusswechsel schwer verletzt und auch einige Täter konnten leider nicht mehr lebend gefasst werden, was zukünftige Ermittlungen erschweren wird. Auch der oder die Drahtzieher bleiben noch immer im Verborgenen und es ist offensichtlich, dass weiteren Tätern zusammen mit einigen entführten Mädchen die Flucht gelungen ist. Daniel und Alex waren nur Marionetten in einem tödlichen Spiel, denn wirkliche Kontrolle hatten sie nie zu keinem Zeitpunkt. Die Spuren, denen die Beamten gefolgt sind, wurden präzise und geplant hinterlassen, zudem gab es zwar einige Verluste für die Täter, doch die waren einkalkuliert.

Als Luke Papadopolus, ein Freund und Kollege von Daniel Vartanian, den Ort der Schießerei untersucht, findet er in dem Bunker außer den erschossenen Tätern in den Räumen fünf erschossene Mädchen. Sie wurden kaltblütig liquidiert, und dem sensiblen Ermittler, der eigentlich für Internetkriminalität in Verbindungen mit Verbrechen an Kindern zuständig ist, sträuben sich angesichts der Brutalität die Haare. Die toten Mädchen zeigen Spuren von schlimmster Folter und Unterernährung. Die meisten der Opfer waren wohl minderjährig, und neben der Suche nach den verliebenden Tätern müssen jetzt die toten Mädchen identifiziert und die Eltern benachrichtigt werden.

Susannah Vartanian, die eigens in die kleine Stadt ihrer verhängnisvollen Kindheit gekommen ist, wollte an offizieller Stelle aussagen, was ihr vor Jahren zustieß. Genau wie die anderen bekannten Opfer wurde auch sie vergewaltigt, und dabei wurden Fotos gemacht, um sie eventuell damit erpressen zu können – ein Plan, der bei ihr und vielen anderen Frauen bis zu den jüngsten Ermittlungen aufgegangen zu sein scheint. Je mehr Susannah und Luke in Duttons Vergangenheit und frühester Gegenwart ermitteln, desto gefährlicher wird es für das Duo, denn die Täter setzen alles daran, Susannah zum Schweigen zu bringen, und auch die überlebenden Opfer, die im Krankenhaus behandelt werden, stehen auf der Todesliste.

Kritik

„Todesspiele“ ist der dritte und abschließende Roman von Karen Rose, in dem die Familie Vartanian die tragende und zunehmend tragische Rolle spielt. Dabei geht die Autorin wie schon in „Todesschrei“ und „Todesbräute“ gewohnte und als erfolgreich bestätigte Wege. Im ersten Teil war Simon Vartanian der Killer, der die Beamten in Atem gehalten hat; erst am Ende des ersten Teils präsentierten sich Daniel und Susannah Vartanian.

Interessant ist es, dass das Ende von „Todesbräute“ zugleich der Anfang von „Todesspiele“ ist, nur aus einer ganz anderen Perspektive beschrieben. Es ist für das Grundverständnis fast schon zwingend, die beiden vorherigen Teile gelesen zu haben, bevor man zum dritten greift. Zu viele wichtige Personen spielen ganz entscheidende Schlüsselrollen, und um die Familie Vartanian mit ihrer Vergangenheit zu begreifen, bleibt dem Leser nichts anderes übrig als „Todesschrei“ in die Hand zu nehmen.

Das Schema in den drei Romanen ähnelt sich, doch bei „Todesspiele“ wird am Ende alles offengelegt, jegliche Kombination und Verstrickung von Personen, Taten und Verwandtschaftsverhältnissen wird aufgedeckt. Die eigentlichen Drahtzieher des „Bösen“ bleiben bis fast zum Ende unerkannt. Der Leser hat zwar die Möglichkeit, selbst darüber zu grübeln, wer der oder die Täter denn sein könnten, doch herausfinden können sie es nicht. Geschickt vermengt Karen Rose die Indizienlage der möglichen Täter, und wenn man glaubt, alle Geheimnisse seien gelüftet, so taucht an der nächsten Ecke der Handlung gleich die nächste Variante auf.

Eine „schwache Frau“ benötigt bekanntlich eine starke Schulter, doch so einfach macht es sich Karen Rose nicht bei dem Aufbau ihrer Charaktere. Luke Papadopolus wie auch Susannah haben ihre Altlasten zu tragen, ihre Dämonen, die sie verfolgen und immer wieder einholen. Luke ist kein beinharter Ermittler; er zeigt zwar einen recht starken Charakter, lässt aber doch menschliche Schwächen erkennen. Damit bekommt er beim Leser satt und reichlich Sympathiewerte. Ähnlich, aber im Detail durchaus anders, verhält es sich mit der Staatsanwältin Susannah Vartanian, die ihren Schmerz, ihre Wut und Angst jahrelang unterdrückt bzw. verdrängt hat. Luke und Susannah verhalten sich dabei wie zwei Gegenpole eines Magneten, die zwar die gleiche Energieform besitzen, sich aber doch voneinander abstoßen. Auch ihre Liebesgeschichte entwickelt sich dabei parallel zur Haupthandlung.

Die Zielgruppe, die zu diesen Romanen greifen wird, ist mit großer Sicherheit die der Frauen, doch auch die männliche Leserschaft wird an dieser Familientragödie ihren Lesespaß haben. Einziges Manko ist dabei die Liebesgeschichte, die sich im Kern immer wiederholt, nur mit anderen Charakteren.

Fazit

Man kann schwerlich jedes Buch dieser Trilogie nur für sich genommen betrachten, denn Karen Rose schafft es verteufelt gut, eine durchgehende Handlung aufzubauen, die so komplex und spannend erzählt wird, wie ich es selten erlebt hat. Neben einigen Überraschungen werden zudem einige gut wohldosierte Actioneinlagen geboten.

Die Protagonisten sind sehr lebensnah gezeichnet. Selbst die „Bösen“ sind nicht eindimensional, sondern oftmals so manipuliert worden, dass sie keinen anderen Ausweg sahen. Genau darum dreht es sich – Manipulation von Menschen. Der Mädchenhandel ist dabei nur ein nettes Nebengeschäft und nicht der eigentliche Spaß und die Motivation für die Verbrecher.

Doch lesen Sie selbst, fangen Sie bei „Todesschrei“ und „Todesbräute“ an und sehen selbst, wie „Todesspiele“ endet. Vergessen Sie zwischendurch das Schlafen nicht! Die gesamte Trilogie um die Familie Vartanian ist bedingungslos zu empfehlen.

Originaltitel: Kill for me
Übersetzung: Kerstin Winter
613 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-426-66356-1
http://www.knaur.de
http://www.karenrosebooks.com

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