Peinkofer, Michael – Erben der schwarzen Flagge, Die

Seit dem Film [„Fluch der Karibik“]http://www.powermetal.de/video/review-369.html mit Johnny Depp in seiner hervorragenden schauspielerischen Darstellung des etwas schrulligen und sonderbaren Käpt’n Jack Sparrow hat das Piratengenre eine wahre Wiederbelebung durchgemacht. In der Literatur kennen wir natürlich den Piraten „John Long Silver“ von Stevensons „Schatzinsel“, auch der immer bekanntere Freibeuter Klaus Störtebecker entführt den Leser in eine wilde, freie und ab und an romantische Abenteuergeschichte voller Gefahren, Schätze und Liebe.

Trotzdem bleibt dabei immer etwas Mystisches und Sagenhaftes im Verborgenen. Die Geschichtsschreibung weiß im Grunde nicht viel über die Piraterie, auch wenn es diese schon seit Anbeginn der Seefahrt geben mag. Fakten und Mythen vermengen sich unzertrennlich und bilden so den Stoff für Romane und Filme, die fast schon zur Tradition nicht nur unserer Kindheit gehören.
Einige Romane lassen sowohl den historischen Kontext als auch die klassische Abenteuergeschichte geradezu aufblühen, und schon entstehen Erzählungen, die geradezu Seemannsgarn sind.

Die karibische See ist oft und gerne Schauplatz einer Piratengeschichte, siehe „Fluch der Karibik“. Auch der Film beherbergt durchaus historisch einwandfreie Fakten. Tortuga und Port Royal waren im späten 17. Jahrhundert wirklich Piratenstädte, fernab von der Zivilisation mitsamt ihren Gesetzen und ihrer Gerichtsbarkeit.

Der deutsche Autor Michael Peinkofer hat mit „Die Erben der schwarzen Flagge“ einen solchen Piratenroman veröffentlicht.

_Die Story_

Die karibische See im späten 17. Jahrhundert. Spanien ist zur Weltmacht geworden, auch zu einer beeindruckenden Seemacht und führt immer wieder Kriege mit anderen europäischen Ländern, um die alleinige Macht in den Weltmeeren zu erreichen. Spanien hält verschiedene Kolonien in der Karibik, wo Kriegsgefangene und Sklaven brutale Frondienste leisten müssen.

Nick Flanagan ist einer dieser Sklaven, und zusammen mit vielen anderen Männern aus aller Herren Länder muss er für die Spanier Silber abbauen. Ein Menschenleben zählt nichts in den Sklavencamps von Maracaibo, und die meisten Gefangengen verlassen das Lager nicht lebend. An Flucht von dieser Insel ist nicht zu denken, und so geben sich die gefangenen Sklaven selbst auf.

Nick Flanagan, der schon seit seiner Kindheit ein Sklave ist, verfolgt nur ein einziges Ziel: die Flucht aus dem Sklavencamp. Als sein Vater durch die körperliche Anstrengungen und brutalen Misshandlungen durch die Aufseher immer schwächer wird, tötet Nick einen der Peiniger. Der Gouverneur der Insel lässt die Tat nicht ungestraft und den Vater von Nick zu Tode foltern, als Strafe und Mahnung für die anderen.

Kurz vor der Folter, im Gefängnis, löst der Ziehvater die Geheimnisse um die Herkunft von Nicks Träumen und Erinnerungen auf, und nimmt ihm das Versprechen ab, seiner Bestimmung zu folgen, um herauszufinden, wer seine wirklichen Eltern waren. Nick gelingt eines Tages zusammen mit seinem besten Freund die Flucht aus dem Sklavencamp und sie treffen auf Bukaniere – auf Piraten, denen sie sich anschließen.

In der karibischen See erzählt man sich von einem Fluch, einen Piraten mit dem Namen Bricassart, der unsterblich sein soll und im Besitz eines schwarzen Schiffes ist, der |Leviathan|. Dieser ist eine große Gefahr für die Galeonen, welche die Schätze der Neuen Welt ins spanische Königreich bringen sollen, und auch Nick, der inzwischen für die Spanier zu einer ernsthaften Gefahr auf den Handelsrouten geworden ist, wird zum Ziel des geheimnisumwitterteren Freibeuters.

Nick, inzwischen zum gewählten Kapitän bei den Bukanieren geworden, kann die zwölf Jahre in Sklaverei nicht vergessen und fasst einen Entschluss. Zusammen mit seiner Mannschaft will er zurück nach Maraciabo, um die Sklaven zu befreien und den Gouverneur der Insel seines wertvollsten Schatzes zu berauben, seiner Tochter Elena; diese soll im Austausch für Lösegeld als Geisel der Seeräuber dienen.

Der Gouverneur aber ist nicht gewillt, das Lösegeld zu zahlen, stattdessen verbündet sich dieser mit dem berüchtigten Seeräuber Bricassart, um Nicks habhaft zu werden, doch Bricassart hat seine ganz eigenen Pläne.

_Kritik_

Es gibt durchaus Parallelen zu „Fluch der Karibik“, wie man leider deutlich erkennen kann. Der Autor Michael Peinkofer bediente sich dafür bei den klassischen Instrumenten dieses Genres: Rache, Leidenschaft, Liebe und auch des schwarzen Zaubers des Voodoo.

„Die Erben der schwarzen Flagge“ ist ein unterhaltsamer Abenteuerroman, den man zwischendurch lesen mag, aber den man genauso schnell auch wieder vergisst. Die Charaktere, allen voran Nick Flanagan, sind gar typisch gezeichnet – schwarz und weiß, gut und böse. Die Erzählungen rund um die Piraterie mitsamt ihrer Gefechte auf See, ihrer Fechteinlagen und den unverzichtbaren Liebesschwüren sind pure Unterhaltung, ohne wirklich den Leser fesseln zu können.

Einzig und allein die Passagen, in denen der Pirat Bricassart die Hauptrolle spielt, haben mich fasziniert und ein wenig fesseln können. Dieser Charakter hätte meiner Meinung nach viel weiter und noch mysteriöser ausgebaut werden können.

Der Roman birgt keine Überraschungen, nicht einmal bezieht er sich auf wirklich gut recherchiertes Material. Gerade ein historischer Roman sollte doch dieser Erwartungshaltung gerecht werden. Einzig und allein die Schauplätze und Regionen hat Michael Peinkofer gut recherchieren können. Wie schon in der Einleitung erwähnt – Port Royal und Tortuga waren Piratenstädte, doch keine Person in „Die Erben der schwarzen Flagge“ ist historisch verbürgt.

Die Geschichte entwickelt sich von Kapitel zu Kapitel haarsträubend voraussehbar und übertreibt zum Schluss des Romans noch mit aberwitzigen, phantastischen Einlagen, die mich noch mehr enttäuscht haben.

Für einen Piratenroman ist „Die Erben der schwarzen Flagge“ abschließend beurteilt eher schlecht und wenig kurzweilig. Es gibt weitaus bessere, z. B. von Wilbur Smith. Hier wird man eher fündig.

_Michael Peinkofer_ studierte in München Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaft. Ab 1995 arbeitet er als freier Übersetzer, Autor und Filmjournalist. Bekannt wurde Michael Peinkofer durch den Roman [„Die Bruderschaft der Runen“. 1024

http://www.bastei-luebbe.de

Schreibe einen Kommentar