Read, Cornelia – Es wartet der Tod

Nachdem Cornelia Read mit [„Schneeweißchen und Rosentot“ 5079 ein durchaus beachtenswertes Debüt abgeliefert hat, liegt nun das Nachfolgewerk „Es wartet der Tod“ vor, in dem der Leser erfährt, was seit den Geschehnissen im ersten Roman in Madeline Dares Leben so vor sich geht …

Nach den nervenaufreibenden Ereignissen vor einem Jahr (nachzulesen in „Schneeweißchen und Rosentot“) hat Madeline Dare immer noch an den Folgen zu knabbern. Grund genug für eine berufliche Neuausrichtung und einen anständigen Tapetenwechsel, und so hat sie die Zeitungsredaktion in Syracuse gegen eine Privatschule in den Berkshires eingetauscht, an der sie als Hilfslehrerin Geschichte unterrichtet.

Doch so ganz wohl fühlt Madeline sich in ihrer Rolle nicht. Das liegt sicherlich nur zum Teil an den Schülern, die allesamt zur schwer erziehbaren Sorte gehören. Die Santangelo Academy ist die letzte Hoffnung leidgeprüfter, gut betuchter Eltern, die angesichts der psychischen Störungen ihrer Kinder gerne jeden Preis bezahlen, damit die Kinder gut untergebracht sind.

Was hinter den Mauern von Santangelo vor sich geht, scheint die meisten Eltern im Detail eher wenig zu interessieren, Hauptsache es wird überhaupt etwas getan. Und so ist Madeline eine der Wenigen, die angesichts der teils höchst fragwürdigen Unterrichts- und Erziehungsmethoden stutzig wird.

Es herrscht eine ganz eigentümliche Atmosphäre an der Santangelo Academy, wo einerseits die ständigen Therapiesitzungen (die auch für die Lehrkräfte fester Bestandteil des Alltags sind) ein Klima der Offenheit und Vertrautheit hervorrufen sollten, andererseits aber viel mehr eine giftige Atmosphäre ständigen Misstrauens in der Luft liegt.

Madeline versucht sich davon nicht beeinflussen zu lassen und trotzdem ein gutes Verhältnis zu ihren Schülern aufzubauen. Das gelingt ihr insofern, als dass ihr Schüler Mooney sie ins Vertrauen zieht, als sich herausstellt, dass seine Freundin Fay schwanger ist. Kurze Zeit später ist das Liebespaar tot – vergiftet. Was zunächst nach Selbstmord aussieht, weckt sofort Madelines Instinkte. Sie ist sich sicher, dass die Beiden auf gar keinen Fall Selbstmord begangen haben und versucht selbst Beweise zu finden, die ihre Mordthese stützen …

Mit „Es wartet der Tod“ scheint Cornelia Read einen Teil ihrer eigenen Biographie in die Waagschale zu werfen, zumindest geht dies aus der Widmung am Anfang des Romans hervor. Ein wenig verwunderlich ist Madelines berufliche Umorientierung allerdings schon. Was mich aber am meisten gewundert hat ist, dass fast sämtliche Lehrer von Santangelo keinen pädagogischen Hintergrund haben. Gerade für ein Internat für schwer erziehbare Jugendliche, wo es eben nicht um reine Wissensvermittlung geht, sondern viel mehr um den psychologischen und pädagogischen Ansatz, kommt mir das sehr merkwürdig vor.

Zeitlich ist das Buch Ende der Achtziger Jahre angesiedelt und auch inhaltlich erinnert Read immer wieder an die Scharlatanerie der New-Age-Zeit in den Siebzigern. In diesem Dunstkreis scheint man auch Santangelo mit seiner „pädagogischen“ Ausrichtung einordnen zu müssen, denn anders sind viele der praktizierten Methoden und auch der bunt zusammengewürfelte „unpädagogische“ Personalstab wohl nicht zu erklären.

Wie bereits im Vorgängerroman pflegt Read auch hier wieder einen geradezu lockeren Plauderton, der durchzogen ist von einer feinen sarkastischen Ader. Schon „Schneeweißchen und Rosentot“ war kein Krimi von der Stange, sondern viel mehr ein belletristischer Roman um einen Kriminalfall. Ähnlich verhält es sich auch in diesem Roman.

Der Plot nimmt sich Zeit, um Fahrt aufzunehmen, Protagonisten und Örtlichkeiten werden erst einmal ausgiebig beleuchtet und es dauert, ehe überhaupt erst einmal richtig Spannung aufkommt. Dass sich der Roman dennoch locker und flott herunterlesen lässt, liegt an Reads erfrischendem Erzählstil und daran, dass Madeline eine so von Grund auf sympathische Protagonistin ist. Sie hat seit dem Vorgängerroman nichts von ihrem Charme eingebüßt.

Das Zusammenspiel zwischen den unterschiedlichen Figuren, zwischen Madeline und ihren Schülern, zwischen Madeline und ihrer besten Freundin und Kollegin Lulu oder auch die Sticheleien mit Hassobjekt Mindy sorgen dafür, dass die erste Romanhälfte bis zum Auftauchen der beiden Leichen unterhaltsam bleibt. Man hätte diesen Teil zwar sicherlich hier und da straffen können, aber dennoch hält Read den Leser bei der Stange.

Read dreht zwar spät an der Spannungsschraube, dafür aber umso kräftiger. Auf einmal überschlagen sich die Ereignisse und ehe Madeline sich versieht, steht sie auch schon im Zentrum des Geschehens. Der Fall bleibt bis ganz zum Ende spannend und entschädigt damit mühelos für den gemütlichen Start.

Bleibt unterm Strich ein insgesamt positiver Eindruck zurück. Mit „Es wartet der Tod“ hat Cornelia Read einen Roman abgeliefert, der mit dem Debüt „Schneeweißchen und Rosentot“ durchaus mithalten kann, wenngleich ich das Debüt noch einen kleinen Tick besser fand. Read punktet wieder einmal mit ihrem lockeren Erzählstil im Plauderton und ihrem trockenen Humor. Der Krimiplot braucht wie schon im Vorgänger etwas Zeit um auf Touren zu kommen, entwickelt sich dann aber mit ungebremster Spannung bis zum Ende. Wer etwas übrig hat für einen unterhaltsamen Mix aus Belletristik und Krimi, der kann mit Cornelia Read auch bei ihrem zweiten Roman nicht viel Falsch machen.

|Originaltitel: |Crazy School|
Aus dem Englischen von Sophie Zeitz
337 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3423247535|

http://www.dtv.de
http://www.corneliaread.com

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