Renz, Franz / Picard, Dominique – Sensations, Science & Stories Vol. 1

Wissen mittels eines Hörbuchs zu vermitteln, ist kein einfaches und ein sicherlich sehr gewagtes Unterfangen. Die Gefahr, dass hierbei eine nüchterne und rein faktische Lesung ohne jegliche Lebendigkeit entsteht, ist nämlich ziemlich groß, gerade wenn die angesprochenen Themen ihre Basis in der fernen Vergangenheit haben und hinsichtlich der Aktualität oftmals weit überholt sind.

„Sensations, Science & Stories“ verfolgt daher auch einen etwas anderen Ansatz. So werden hier auch Tatsachenberichte zu wissenschaftlichen Ereignissen wiedergegeben, dies aber zu Themen, die in den meisten TV-Wissenssendungen als ‚eher uninteressant‘ beiseite geschoben würden. Ob berechtigt oder unberechtigt – nun, das liegt im eigenen Ermessen.

Aufbauend auf den vorgegebenen Themen der beiden Autoren Dr. Franz Renz und Dominique Picard erzählt Sprecher Olaf Pessler zunächst davon, wie einst das Bier gekühlt wurde. Pessler beschreibt, wie bereits damals die alten Mönche lernten, das Bier kalt zu lagern, um so den Geschmack und den Erhalt zu sichern, und leitet nahtlos über zur Erfindung des Kühlschranks und dessen Bedeutung für die Moderne. Mit einigem Humor berichtet er auch von der tatsächlichen Motivation zum Biergenuss, die vorwiegend der eigenen Bewusstseinstimulation diente und sich erst später zugunsten des Geschmacks verschob.

In einer Überleitung schildert er die Erfindung des Sprengstoffs Nitroglycerin, dessen Eigenschaften und die davon ausgehende Gefahr bis hin zu dem Zeitpunkt, als Mittel und Wege gefunden wurden, es zu kontrollieren und im Folgenden für kommerzielle Zwecke zu nutzen. Neben Erfindern wie Alfred Nobel wirft man dabei auch anderweitig bekannte Namen wie „Frankenstein“-Autorin Mary Shelley und die Gebrüder Grimm in die Runde und erstellt dabei einige wirre, aber gar nicht mal so uninteressante Zusammenhänge. Darauf aufbauend werden weitere multifaktorielle Konstrukte aus dem Gebiet der Wissenschaft dargelegt, Sinnverbindungen hergestellt, gleichzeitig aber auch wieder Fragen aufgeworfen, in denen der Hörer nicht selten zwischen Tatsache und Fiktion zu unterscheiden versucht. Inwiefern hier eine Relation besteht, decken die Autoren bzw. der Sprecher aber nicht auf.

Eine interessante Idee bleibt eine interessante Idee, muss aber nicht zwingend Garant für eine packende Hörspielinszenierung sein. „Sensations, Science & Stories“ ist dabei aber weder das eine noch das andere Extrem, soll heißen, weder schlecht noch durchweg überzeugend. Man kann den Machern auf keinen Fall mangelnden Ideenreichtum bei der Umsetzung vorwerfen, allerdings bleibt die Wissensvermittlung trotz allem in manchen Abschnitten ein wenig dröge und kann auch von den einzelnen gespielten Rückblenden in die jeweilige Zeit nicht wirklich belebt werden. Dabei sind die angeschnittenen Themenbereiche wirklich erfrischend und eben nicht das, was man tagtäglich in vergleichbaren TV-Sendungen vorgesetzt bekommt. Insofern ist die ursprünglich 2004 eingespielte Produktion sicherlich auch eine lohnenswerte Sache für das wissbegierige Publikum – selbst wenn die meisten Zusammenhänge recht ungewöhnlich erscheinen.

Die Kehrseite besteht indes aus der fehlenden Authentizität bei den Hörspiel-Sequenzen und dem gekünstelten Getue der hier vertretenen Sprecher. Sie leben die Geschichten nicht, sondern verkaufen sie ganz genau so, als sei es nur ihr Job, sie vorzulesen. Dieses Manko war bereits bei vorangegangenen Produktionen aus dem Hause |Hörspiele Welt| festzustellen und kann auch hier – wenngleich es nicht so schwer wiegt wie meinetwegen bei „Die schwarze Stunde“ – nicht ganz abgestellt werden.

Und so bleibt die ganze Sache auch ein Für und Wider, bei der das ziemlich frische und im Grunde genommen gut durchkonstruierte Konzept überzeugt, die Leistungen der Sprecher (abgesehen von Olaf Pessler) aber weitestgehend missfallen. Wissensdurstige werden sich sicherlich über ein solches Projekt (dessen Fortsetzung noch in diesem Jahr geplant ist) freuen, echte Hörspiel-Fans hingegen werden die etwas bröckelige Aufführung wahrscheinlich nur mit Kritik bedenken. Wie gesagt, eine interessante Idee bleibt eine interessante Idee, aber leider auch nicht viel mehr.

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