Rocca, Simon (Text) / Girod, Thierry (Zeichnungen) – Wanted 2: Der Todescanyon

_Wanted:_

Band 1: [„Die Brüder Bull“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7893
_Band 2: „Der Todescanyion“_
Band 3: „Der Sheriff der gesetzlosen Stadt“
Band 4: „Das Kopfgeld“
Band 5: „Superstition Mountains“
Band 6: „Andale Rosita“

_Story:_

Wanted und sein neuer Gefährte Jed bewegen sich weiterhin durch die Prärie, allerdings mit ungleichen Zielen. Während der erprobte Kofgeldjägeer lieber seine Kasse aufbessern möchte, ist sein Mischlingskompagnon immer noch darauf aus, die verbliebenen Bull-Brüder zu jagen und sich an ihnen für den Mord an seiner Familie zu rächen.

Als Wanted sich entschließt, dem Sheriff von Hispaniola einen Besuch abzustatten, um sich dort nach neuen Aufträgen umzuschauen, wird die Stadt überfallen und Jed bekommt die Gelegenheit, sich für Wanteds einstige Rettungstat zu revanchieren. Gemeinsam ziehen sie weiter ihre Kreisen und schließen sich General Carson an, der im anhaltenden Sezessionskrieg in einen Hinterhalt zu geraten scheint. Doch Jed und sein neuer Freund verfolgen andere Ideen als die Loyalität zu ihrem neuen Anführer; stattdessen suchen sie unter dessen Gefolgsleuten die verbliebenen zwei Bulls, von denen keiner ungeschoren davonkommen soll …

_Persönlicher Eindruck:_

Der Auftakt der aktuellen Western-Serie aus dem |Splitter|-Verlag war durchaus gelungen, der zweite von insgesamt sechs Teilen kann diesbezüglich allerdings nur bedingt mithalten. Was zunächst noch aufregend begann und sich als toller Charakter-Showdown entpuppen sollte, flacht in „Der Todescanyon“ alleine deswegen schon ein ganzes Stück ab, weil sich Autor Simon Rocca hin und wieder in einigen unlogischen Panel-Abfolgen verstrickt.

Dem stringenten Beginn des zweiten Bandes folgen immer wieder Ungereimtheiten, auch was die Motive der Hauptdarsteller angeht. Gerade Jed scheint noch nicht wirklich klar zu wissen, welchem Pfad er folgen soll, so dass die eigentlich offensichtliche Konsequenz, nämlich die klare Durchführung seines Rachefeldzugs, mit wachsender Seitenzahl immer zerfahrener wirkt. Er schließt Zweckbündnisse, die nicht seinen Prinzipien treu sind, schließt sich sogar dem Auftraggeber der Menschen an, die seine Familie auf dem Gewissen haben, scheint sich aber am Ende immer noch sicher zu sein, was genau nun richtig für ihn ist – da wirkte besonders seine Darstellung in der letzten Episode noch um einiges schlüssiger und besser nachvollziehbar. Denn der konsequenten Haltung dort folgt nun ein innerliches Zerwürfnis, das mit seinen straighten Ideen aus dem Debüt nicht mehr gut in Einklang zu bringen ist.

Doch auch die einzelnen Erzählebenen sind nicht immer zwingend logisch: Während Wanted nämlich von einem Kriegsschauplatz zum nächsten eilt und beim Fronteinsatz um Leben und Tod kämpft, geschieht in der gleichen Zeit bei Jed nur äußerst wenig. Sein Bündnis mit den Navajo ist eine Sache von wenigen Minuten, die Action im Krieg hingegen ein mehrtägiges Spektakel – und dennoch treffen beide jeweils nach ihren aktuellen Erlebnissen wieder aufeinander, als seien nur ein paar Stunden vergangen. Seltsam!

Andererseits sollte man die Entwicklung der Serie in „Der Todescanyon“ nicht direkt verteufeln, denn lesenswert bleibt die Story allemal. Die Action ist erneut sehr offensiv, nicht ganz so brutal, aber immer noch hart an der Grenze, die Szenarien überschlagen sich regelrecht beim hohen Erzähltempo, das Taktgeber Rocca vorgibt, und auch im Hinblick auf die zuletzt noch arg verschwommenen Zeichnungen gibt es durchaus Fortschritte. Lediglich die vorherigen Stärken, nämlich die Charakterzeichnungen und die stringente, aber eben nicht auf Anhieb durchschaubare Handlungserweiterung, sind diesmal nicht ganz so stark ausgeprägt und weichen neuen Elementen.

Davon abgesehen ist „Der Todescanyon“ aber dennoch eine anständige Fortsetzung, die nicht alle Erwartungen erfüllt, aber zumindest einen großen Teil davon. Nur eines kann man sich bereits jetzt hinter die Ohren schreiben: Ein ganz so bildgewaltiges und abwechslungsreiches Konzept wie etwa bei „Comanche“ steckt hinter „Wanted“ nicht – auch wenn die Vorzeichen sehr gut sind!

|48 Seiten, gebunden
Übersetzung: Tanja Krämling
ISBN-13: 978-3-86869-243-3|
http://www.splitter-verlag.eu

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