Saintcrow, Lilith – Teufelsbraut (Dante Valentine – Dämonenjägerin 1)

Die Erfahrung, dass man mit dem Teufel nicht handeln sollte, hat bereits Dr. Faust gemacht. Dante Valentine, die Heldin von Lilith Saintcrows Dark-Fantasy-Roman „Teufelsbraut“, schreckt aufgrund ihres unerschrockenen Naturells nicht davor zurück, einen Auftrag von Luzifer anzunehmen. Das wird sie allerdings schnell bereuen …

Dante Valentine lebt in einer Welt, in der magische Wesen und Menschen, die mit Magie umgehen können, weit verbreitet sind. Sie selbst ist eine so genannte Nekromantin, das heißt, sie kann Tote für eine bestimmte Zeit zum Leben erwecken, um beispielsweise Erbrechtsfragen oder die Identität der Opfer zu klären. An und für sich ist die junge Frau aber auch für jeden anderen Job zu haben, denn die Hypothek für ihre Wohnung muss irgendwie zurückgezahlt werden.

Eines Abends steht ein Dämon vor ihrer Haustür und zwingt sie, ihm zu seinem Herren Luzifer in die Hölle zu folgen. Der Teufel höchstpersönlich möchte Dante sprechen und erteilt ihr den Auftrag, den auf der Erde wütenden Dämonen Santino zu vernichten und das Artefakt, das dieser gestohlen hat, in die Hölle zurückzubringen. Darüber hinaus hat sie auch ein persönliches Interesse an Santinos Vernichtung: Der Dämon hat ihre beste Freundin Doreen auf dem Gewissen und Dante will ihren Tod rächen.

Allerdings hat sie nicht damit gerechnet, dass Luzifer darauf besteht, ihr den Dämonen, der bei ihr angeklopft hat – den geheimnisvollen Japhrimel -, zur Seite zur stellen. Sie ist eine Einzelkämpferin und will Santino alleine erledigen. Doch sie hat nicht mit ihren Freunden und der Macht des abtrünnigen Dämons gerechnet …

Lilith Saintcrows Roman fällt aus dem Rahmen der aktuellen Mode von Vampirromanen, denn es gibt keinen einzigen Blutsauger in ihrer Geschichte. Sie löst sich von den Vorstellungen, die man mit Dark Fantasy im Allgemeinen derzeit verbindet und erschafft eine ganz eigene Welt, die neben ihrer sauberen Ausarbeitung durch ihre Originalität besticht. Es kommt sehr viel Magie in verschiedenen Formen vor und sie hat verschiedene Arten von Menschen mit jeweils unterschiedlichen Kräften entworfen. Andere Lebewesen spielen kaum eine Rolle, insgesamt ist alles sehr menschlich gehalten, nur eben „menschlich“ in anderem Sinne. Saintcrow hat sich zudem eine komplette Historie für ihre Welt ausgedacht und reichert das Ganze mit ausgefeilten Science-Fiction-Elementen wie Hightech-Waffen und -transportfahrzeugen an. Der Schauplatz, den die Autorin entwirft, ist auf den ersten Blick so fremd, dass man tatsächlich eine Weile braucht, um sich darin zurechtzufinden. Glücklicherweise gibt es am Ende des Buches ein umfassendes Glossar, welches das Verständnis erleichtert, auch wenn es nicht ganz vollständig scheint.

Vor dieser außergewöhnlichen Kulisse wird eine Geschichte angesiedelt, welche die Coolness eines amerikanischen Agententhrillers besitzt und die düstere Stimmung eines Mafiafilms. Diese Atmosphäre ist eigentlich Grund genug, um das Buch nicht so schnell zuzuschlagen, aber tatsächlich kreiert Saintcrow eine überaus spannende Handlung, die flott voranschreitet und so gut wie keine Längen aufweist. Es gibt immer wieder überraschende Wendungen, die neue, unerwartete Ereignisse in der dem Leser fremden Welt hervorbringen. Man weiß nie, was einen erwartet, und die Autorin weiß damit gut zu spielen. Leider wird sie gegen Ende der Geschichte ein wenig zu schnell, was das Erzähltempo angeht. Die große Schlacht im Finale wird rasch abgehandelt, hätte aber gerne etwas umfassender und vor allem detaillierter beschrieben sein können.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht die junge Dante Valentine, die frech und angriffslustig ist. Sie ist alles andere als ein guter Mensch, denn sie ist nachtragend und greift gerne und schnell zu ihrer Waffe, einem magisch aufgeladenen Schwert. Trotzdem ist sie sehr sympathisch, da jede ihrer Handlungen verständlich erklärt wird. Sie ist die Erzählerin und berichtet aus der Ich-Perspektive von ihren Erlebnissen. Insgesamt konzentriert sich die Autorin stark auf die Gegenwart von Dante. Die Vergangenheitserlebnisse, die interessant gewesen wären, werden häufig sehr schnell erzählt – leider. Gerade ihre Kindheit und Jugend wären die eine oder andere ausgefallene Episode wert gewesen. Immerhin ist Dante unter anderen Umständen großgeworden als ihre Leser. An dieser Stelle versäumt Saintcrow es, mehr in die Tiefe zu gehen. Da dies aber das erste Buch einer Reihe ist, wird man später vielleicht noch in den Genuss weiterer Erinnerungen kommen.

Die Nebenfiguren werden natürlich durch die Augen der Protagonistin betrachtet. Ihre gute Auffassungsgabe und ihr teilweise scharfes Vokabular sorgen dafür, dass die Charaktere gut beschrieben werden. Da es nur eine begrenzte Anzahl von ihnen gibt, sind sie einfach zu unterscheiden, und vor allem die Erdhexe Eddie sorgt immer wieder für den einen oder anderen Lacher. Dantes Erzählstil ist genauso frech wie sie selbst, aber trotzdem gewandt und treffsicher. Sie wird ab und an etwas vulgär, aber da sie als temperamentvoll geschildert wird, passt es genau ins Schema. Insgesamt ist das Buch sehr flüssig geschrieben und begeistert durch die leichte Verständlichkeit.

„Teufelsbraut“ zieht den Leser in den Bann und gibt ihn erst nach über 400 Seiten wieder frei. Lilith Saintcrow – im Übrigen der echte Name der Autorin und kein Pseudonym – hat eine originelle und interessante Welt geschaffen, in der sie eine rasante Geschichte um eine junge Frau auf einem Rachefeldzug ansiedelt. Trotzdem lässt sie Platz für ruhige Momente, so dass man nebenbei Dante Valentine, von der in Deutschland bald weitere Bände veröffentlicht werden sollen, kennen und lieben lernt.

|Originaltitel: Working for the Devil
Übersetzt von Katrin Mrugalla und Richard Betzenbichler
Broschiert, 429 Seiten
ISBN-13: 978-3-8025-8175-5|
http://www.egmont-lyx.de
http://www.lilithsaintcrow.de

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