Alexander Oetker – Winteraustern

Ebbe, Blut und edle Austern

Winter auf dem Bassin d`Arcachon. Das bedeutet Hochkonjunktur bei den Austernzüchtern, schließlich sind Feiertage ohne Meeresfrüchte in Frankreich unvorstellbar. Besonders umtriebig sind zu dieser Zeit allerdings auch die berüchtigten Austerndiebe, denen man mit immer drastischeren Methoden begegnet.
Und so mündet das, was eine besinnliche Bootsfahrt werden sollte, für Luc Verlain in einen Mordfall, der ihn und seine Kollegen an ihre Grenzen bringt. (Verlagsinfo)

Inhalt und Eindrücke:

Alexander Oetker heißt uns mit seinem dritten Band um den Kommissar Luc Verlain wieder einmal im malerischen französischen Landstrich Aquitaine willkommen.
Wer erlebt dieses beliebte Reiseziel schon im Winter?

Luc Verlain ist frisch aus Paris zurückgekehrt und wird im Süden des Landes nicht nur von seiner
Kollegin und Herzensdame Anouk Filipetti, sondern auch direkt vom hereinbrechenden Winter empfangen. Winterzeit heißt in Frankreich Austernzeit und die erlesenen Meeresfrüchte sind besonders an den Weihnachtsfeiertagen eine der am Häufigsten servierten Speisen. Die hier als Luxus der oberen Schicht bekannte Muschel spielt in diesem Krimi gleichzeitig eine der Hauptrollen. Das Handwerk der Austernzucht hat im Becken von Arcachon eine lange Geschichte. Traditionell ist die Anzucht und Kultivierung eine reine Handarbeit.
Der Leser erfährt nicht nur eine Menge Details über den harten Arbeitsalltag der Austernzüchter und die Kunst der Veredelung der köstlichen Schalentiere. Auch die Zubereitung und der kulinarische Genuss, inklusive der bevorzugt dazu gereichten Weine kommen gewiss nicht zu kurz!

Auch in Lucs Familie haben Austern von je her eine Bedeutung, denn sein Vater Alain war in früheren Jahren ebenfalls als Austernfischer in der Region unterwegs, bevor Alter und Krankheit ihn einholten. Tatsächlich ist Kommissar Verlain genau aus dem Grund in die Heimat zurückgekehrt, um sich um den Vater zu kümmern und seine frühesten Kindheitserinnerungen sind stehen schon immer in Verbindung mit der Austernfischerei des Vaters.

Als Vater und Sohn eine Bootstour unternehmen, entdecken sie erst einen Verletzten und ausgerechnet an Pfählen im Bassin die übel zugerichteten Leichen zweier junger Männer, umspült von der eiskalten Flut.
Was steckt dahinter? Handelt es sich womöglich um Austerndiebe, die besonders zu dieser Zeit ihr Unwesen treiben und den Fischer das harte Arbeitsleben zusätzlich schwer machen?
Oder gibt es gar einen Kampf um die besten Plätze im Bassin?
Luc Verlain und sein Team erwarten äußerst schwierige Ermittlungen, denn die Fischer sind nicht immer bereit, Dinge preiszugeben. Inmitten einem Geflecht von Konkurrenzdenken und der Gier nach Profit versuchen die Ermittler aus Bordeaux mühsam herauszufinden, was die wirklichen Hintergründe sind und fischen dabei nicht selten selbst im Trüben.
Doch in den langen und kalten Nächten auf dem Bassin gibt es unterdessen bereits weitere Vorfälle…

Alexander Oetker erzählt „Winteraustern“ in 45 kürzeren Kapiteln, die zusätzlich jeweils den Wochentagen untergliedert sind. Die eigentliche Geschichte des Romans spielt sich, abgesehen vom Prolog und Epilog, nämlich tatsächlich an nur wenigen Tagen kurz vor Weihnachten ab. Für die Tage hat der Autor wiederum prägnante Überschriften a´la „Kaltes Erwachen“, „Lügen und Austern“ und „Boote, Boxer, Banlieues“ gewählt.

Der Stil im dritten Band der Serie ist wieder äußerst lebendig und dialogreich. Bildhaft und ausdrucksvoll porträtiert Oetker nach „Retour“ und „Chateau Mort“ auch in „Winteraustern“ den südfranzösischen Landstrich Aquitaine, der zwischen Atlantikküste und der Stadt Bordeaux selbst im Winter reizvoll erscheint.

Neben alldem kommt schließlich der Kriminalfall nicht zu kurz: es baut sich schnell ein guter Spannungsbogen auf, der beinahe etwas atemlos bis zum überraschenden Ausgang beibehalten wird.

Die Umschlaggestaltung erinnert sehr an die bereits erschienenen Bände von Oetker. Grob skizzierte Karten von Bordeaux und der Gegend um Arcachon sind vorne und hinten im Einband verborgen und ausklappbar.

Mein Fazit:

Ich verspreche Ihnen, spätestens nach der Lektüre von Alexander Oetkers drittem Aquitaine-Krimi werden Sie direkt Lust auf die französische Lebensart oder einen Urlaub im Süden Frankreichs bekommen (selbst im Winter)!

Mit „Winteraustern“ halten Sie einen Krimi in der Hand, der nicht nur spannend ist, sondern auch in der Lage, alle Sinne anzusprechen.
Zwar habe ich persönlich noch keine Austern probiert, wüsste aber dank der vielen kulinarischen Anregungen schon den passenden Weißwein dazu. Der Protagonist Luc Verlain ist ein überaus sympathischer Ermittler und der etwas andere regionale Blick auf unser Nachbarland gut gelungen!

Broschiert: 320 Seiten
ISBN-13: 978-3455000788

www.hoffmann-und-campe.de

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