Gaspard, Jan / Lueg, Lars Peter – Tupacs Geheimnis (Offenbarung 23, Folge 2)

_Fallen Berliner Girls in Ohnmacht?_

In Berlin wird Hacker-Legende Tron, mit bürgerlichem Namen Boris F., erhängt in einem Park aufgefunden. In Las Vegas töten mehrere Schüsse den berühmten Rapper Tupac Amaru Shakur. Eine geheimnisvolle CD bildet offensichtlich eine Verbindung zwischen den beiden Todesfällen. Oder ist es bloß ein raffiniert eingefädeltes Täschungsmanöver? Denn Trons Anrufbeantworter nimmt immer noch Nachrichten entgegen, und die Stimme auf der CD könnte die von Tupac sein. Der Hacker T-Rex geht der Sache auf den Grund – und bringt dadurch sich und andere in Lebensgefahr.

_Der Autor_

Über Jan Gaspard ist nichts bekannt, und es scheint sich um ein Pseudonym zu handeln. ((siehe Webseite von LPL-Records!)) Jedenfalls zeichnet er nach Angaben des Booklets für „Idee, Konzeption, Recherche & Buch“ verantwortlich. Für die praktische Umsetzung dieser Steilvorlage sorgte hinsichtlich Regie, Produktion & Dramaturgie Lars Peter Lueg, seines Zeichens Verlagsleiter von LPL records. Für den „heiligen Geist“ in Form von „Inspiration“ sorgte Koproduzent Marc Sieper. (Es dürfte auch eine Menge „Transpiration“ gegeben haben, wenn man Thomas A. Edison glauben darf.) Schnitt, Musik und Tontechnik lagen in den kompetenten Händen von Andy Matern.

Da die Rap-Musik eine große Rolle spielt, wird Matern von zwei Spezialisten unterstützt. Markus Wienstroer bearbeitete die Gitarren – das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen. Als Rapper treten mit einem eigenen Song auf: Henning Brix & Lars Michaelis.

|1. Staffel von „Offenbarung 23“:|
1) [„Wer erschoss Tupac?“ 1934
2) [„Tupacs Geheimnis“ 1948
3) [„Die ‚Titanic‘ darf nie ankommen“ 2012
4) [„Die Krebs-Macher“ 2015

Einschub: [„Offenbarung 23 – Machiavelli“ 2472

|2. Staffel:|
5) [„Das Handy-Komplott“ 2576
6) [„Der Fußball-Gott“ 2577
7) [„Stonehenge“ 2590
8) [„Macht!“ 2591

|3. Staffel:|
9) [„Gier!“ 3104
10) [„Die traurige Prinzessin“ 3113
11) [„Die Hindenburg“ 3131
12) [„Der Piratenschatz“ 3136

|4. Staffel:|
13) [Das Wissen der Menschheit 3885
14) Das Bernsteinzimmer
15) Durst!
16) Krauts und Rüben

Mehr Infos: http://www.offenbarung23.de und http://www.vertraue-niemandem.net

_Die Sprecher_

In der Riege der Sprecher finden sich etliche einschlägig vorbelastete Herrschaften, die man schon aus dem Hause LPL records kennt. Als da wären:

Torsten Michaelis spricht Tupac Amaru Shakur und klingt wie Wesley Snipes.
David Nathan spricht die Hauptfigur Georg Brand alias T-Rex und klingt wie Johnny Depp.
Detlef Bierstedt spricht den Reporter Kai Sickmann und klingt wie George Clooney am Telefon.
Dagmar Berghoff spricht eine Nachrichtensprecherin und klingt wie Dagmar Berghoff (logo!).
Dietmar Wunder spricht T-Rex’ besten Kumpel Kim Schmittke.
Marie Bierstedt spricht Tatjana Junk alias Nolo, die Freundin von „Tron“.
Benjamin Völz spricht Boris F. alias „Tron“.
Tilo Schmitz spricht Tom alias Mista Beat und klingt wie Ving Rhames oder Michael Clarke Duncan.
Helmut Krauss ist der Erzähler und klingt verdächtig nach Marlon Brando oder Samuel L. Jackson.

_Kurzinhaltsangabe zu „Wer erschoss Tupac?“_

Hacker T-Rex hat eine seltsame CD geschenkt bekommen, auf der ein deutscher Song des 1996 ermordeten US-Rappers Tupac Shakur zu hören ist. Im Hintergrund erklingt außerdem eine Botschaft des deutschen Hackers Tron, der 1998 ebenfalls eines vorzeitigen Todes starb. Allerlei finstere Gestalten sind hinter der CD her, und T-Trex trägt einige Blessuren davon. Was steckt dahinter?

_Handlung_

Über Trons ehemalige Freundin Nolo alias Tatjana Junk gelingt es T-Rex, Trons Verschlüsselungs-Software von einem Kontakt aus einem Chatroom zu erhalten. Mit diesem „Ian G“ habe Tron des Öfteren Kontakt gehabt, behauptet der Unbekannte. Die Codebreaker-Software setzt T-Rex auf den Text an, der sich in Tupacs Song „Capture“ verbirgt. Es ergeben sich zwei lange Zeichenfolgen. Wofür? Handelt es sich um Nummernkonten – oder einfach nur um Mail-Accounts? Aber Superhacker Tron hatte mehr als 200 Mail-Accounts!

Ein Polizist vom Landeskriminalamt warnt T-Rex, die Finger von der Sache zu lassen. Er geht zu Nolo, die in einem Reisebüro namens „Southern Cross“ arbeitet, das einem Araber namens Husein gehört. Sie kennt Wim Banner, den Polizisten, gut. Er überwacht sie. Seit fünf Jahren, seit Trons mysteriösem Tod im Park.

Danach taucht Ian G am hellichten Tag auf der Straße auf und will T-Rex helfen. Das hält dieser zunächst für einen guten Witz, denn er kann eigentlich niemandem mehr trauen. Aber Ian G hat Zugang zum Computerraum einer nahen Bank und – o Wunder! – schleust T-Rex ein. Sofort lassen sie die Zeichenfolgen durch die Mainframe-Rechner dechiffrieren – nichts. Sie müssen fliehen, als ein Wachmann auftaucht.

T-Rex ist mächtig nervös, als Wim Banner auf seiner Matte steht und ihm ein Überwachungsfoto aus der Bank zeigt. Aber noch nervöser wird er, als Tron ihm eine Nachricht ins Handy spricht: „Folge dem allsehenden Auge! Finde Machiavelli!“ Was hat das zu bedeuten? Seit wann melden sich die Toten zurück?

_Mein Eindruck_

Allmählich lösen sich einige Rätsel, aber weitere ergeben sich. Nicht alle Lösungen erscheinen plausibel, aber was wäre ein Thriller, wenn sich Hinz und Kunz den weiteren Verlauf der Handlung an drei Fingern ausrechnen könnten? Genau: nichts. Also gibt es allerlei unwahrscheinliche Wendungen. Und so darf es nicht wirklich überraschen, wenn Tote wieder auferstehen und sich bei T-Rex auf dem Handy melden.

Plausibel finde ich immerhin, dass Trons Ex-Freundin Nolo alias Tatjana Junk ihn nicht gleich in ihr Bettchen einlädt, wenn er ihr eine banale Silberscheibe schenkt. Reichlich seltsam finde ich hingegen, dass die Süße einen mittelschweren Schock erleidet, als ein paar Gorillas auftauchen und T-Rex in die Mangel nehmen und verschleppen. Man sollte erwarten, zeitgenösische Mädels wären ein wenig abgebrühter. Schließlich liegt Berlin ja nicht auf Wolke sieben.

Auch die Szene im Computerraum der Bank wirkt nicht wirklich echt. Kann es so einfach sein, während der Mittagspause kurz mal in den Rechnerraum einer Großbank hineinzuspazieren und die CPU-Leistung der Kisten fürs Codeknacken auszureizen? Nicht wirklich. Das findet schließlich auch T-Rex und hält es für gut möglich, dass sein neuer „Kumpel“ Ian G das Ganze inszeniert hat. Aber für wen? Denn nun hat das Landeskriminalamt T-Rex in der Hand. Es gibt ein paar Sprichwörter über Fremde, die mit Geschenken kommen …

An solchen Stellen überlistet das Hörspiel den Hörer, und so sollte es auch in einem clever entworfenen Thriller sein: falsche Fährten, falsche Identitäten usw. Hauptsache, unser Held hat das Herz auf dem rechten Fleck, dann ist alles in Butter.

|Die Sprecher|

Es ist schon lustig, wenn man in einem Serienhörspiel all jene Schauspieler sprechen hört, die man sonst mit bildschirmfüllenden Actionkrachern oder großartigen Romanzen in Verbindung bringt: Wesley Snipes, Ving Rhames, Johnny Depp und George Clooney. Das hebt die Handlung, die ansonsten leicht etwas trivial hätte wirken können, doch gleich eine Stufe höher, verleiht ihr den Glanz von Hollywood. Besonders David Nathan als T-Rex hat mir gefallen, denn man hört immer einen leichten ironischen Zungenschlag bei ihm heraus. Etwas Humor hat die Hörspielserie nämlich dringend nötig. Paranoia ist ja schön und gut, aber sie ist schwer die ganze Zeit zu ertragen.

|Geräusche und Musik|

Alle Geräusche sind natürlich aus der Realität entnommen und verleihen der Handlung den Anstrich von Filmqualität. Aber sie kommen nie den Dialogen in die Quere. Die Musik ist meist ein Pausenfüller: Rapmusik oder fetzige Gitarren. Mir gefielen mehr die Gitarren, weil ich mit Rap nur wenig anfangen kann. Das Ende der CD hält wie gesagt den Song „Capture“ bereit. Allerdings muss sich der Zuhörer ein wenig gedulden: Erst nach einer Pause von einer halben Minute beginnt das Stück.

_Unterm Strich_

Würde ein amerikanischer Rapper wirklich deutsch singen? Mit dieser Prämisse steht und fällt eigentlich die Glaubwürdigkeit dieser Doppelfolge. Kein Wunder, dass mehrere Male Elvis zitiert wird, der ja schließlich auch das unsägliche „Muss i denn (zum Städtele hinaus)“ aufgenommen habe. Nur wenn man diese Prämisse akzeptiert (und ich tu’s nicht), ist die Story einigermaßen akzeptabel. In Folge 2 nimmt die Story ein paar weitere unwahrscheinliche Wendungen, so dass die Spannung erhalten bleibt.

Was mich aber an T-Rex wirklich stört – und womit sein Kumpel Kim kein Problem hat – sind seine Frauen, oder vielmehr die auffällige Abwesenheit derselben. Vielleicht ist T-Rex ja die Reinkarnation von Spider-Man, der auch am Schluss das Mädel (Mary Jane) verschmäht, allerdings aus Liebe.

Für wen sind Rapper und Hacker eigentlich noch Helden? Vielleicht für 13- oder 14-jährige Jungs. Und wenn man sich die deutschen Charts ansieht, werden da doch schon schwere Geschütze aufgefahren, was die Texte der deutschen Rapper angeht. Dagegen fallen die Story und die Dialoge von „Offenbarung 23“ doch recht zahm und zahnlos aus. Ich bezweifle, dass sich ein angehender Wirtschaftsinformatiker dieses Hörspiel reinziehen will. Aber vielleicht werden ja noch Enthüllungen kommen, die uns umhauen. Andeutungen zum Untergang der „Titanic“ und dem Mord von John F. Kennedy fallen und dienen als Appetizer, um die nächsten Folgen zu kaufen.

Das Hörspiel ist von |Lübbe| und |LPL records| gewohnt sorgfältig produziert worden und es gibt absolut nichts daran auszusetzen – wie schade. Die Stimmen der Hollywoodschauspieler verleihen der ansonsten etwas trivialen Handlung den Glamour des Abenteuers.

|64 Minuten auf 1 CD|