Anne Bandel – Von oben fällt man tiefer

Theophil Kornmaier wird von Alpträumen geplagt: Vor rund 30 Jahren ist sein Bruder im Nebel tödlich in den Bergen verunglückt. Und immer wieder tauchen die Bilder von damals in Theophil Kornmaiers Träumen auf. Daher rät seine Therapeutin ihm, sich diesen Ängsten zu stellen. So beschließt der unerfahrene Wanderer, eine Alpenüberquerung zu wagen. Und damit nichts schiefgehen kann, schließt er sich einer Wandergruppe an. Doch dies war nicht die beste Idee…

Zu der Gruppe gehört auch ein älteres Ehepaar, das sich eigentlich nichts mehr zu sagen hat, ein jüngeres Paar, das noch seine ganze Zukunft vor sich hat, das aber sehr unterschiedliche Auffassungen davon hat, wie diese gemeinsame (?) Zukunft aussehen könnte, zwei junge Frauen und ein ziemlich unmotivierter Wanderführer. Schon kurz nach Aufbruch der Gruppe kommt es zu Reibereien. Detti – hochmotiviert und durchtrainiert – will allen beweisen, was er kann. Johanna möchte allen Männern in der Reisegruppe den Kopf verdrehen. Und Laura möchte am liebsten gar nicht in den Bergen sein, sondern sich irgendwo verkriechen, wo sie niemand sieht.

In der Gruppe gibt es nur Reibereien und Streitigkeiten, jeder arbeitet gegen den anderen und am Berg möchten am liebsten alle vorneweg gehen. Ärger ist also vorprogrammiert, und dann sind eines Tages tatsächlich mehrere Personen aus der Wandergruppe verschwunden…

Einmal Alpen und nicht zurück

„Verdammte Drecks-Mist-Wanderung, verdammte“ – so steht es auf dem Buchrücken. Der Klappentext lässt einige Wirren erahnen und auf einen lustigen Wander-Krimi hoffen, bei dem aus der Wandergruppe vermutlich nicht alle ihr Ziel erreichen werden. Erst vor wenigen Wochen habe ich „Achtsam morgen am Rande der Welt“ gelesen und mich köstlich amüsiert. Der Protagonist dieses Buches ist auf dem Jakobsweg unterwegs und hinterlässt durchaus auch mal Leichen auf seinem Wege. Ein Buch in dieser Art hatte ich mir auch bei Anne Bandels Erstlingswerk erhofft. Und tatsächlich beginnt das Buch zunächst ganz lustig.

Wir lernen Theophil Kornmaier kennen, der ziemlich unbedarft und mit komplett neuer Ausrüstung zu einer Alpenwanderung aufbricht und schon am ersten Tag komplett durchnässt ist, weil er sich nicht mit einem Poncho abquälen wollte. Man leidet schon etwas mit ihm mit und amüsiert sich auch. Kurze Zeit später hat dann die chaotische Wandergruppe ihren Auftritt. Und zu diesem Zeitpunkt geht es mit dem Buch tatsächlich steil bergab. Anne Bandel – die seit 27 Jahren als Zahnärztin arbeitet und nun ihren ersten Roman veröffentlicht hat – stellt zunächst die einzelnen Personen der Gruppe vor und lässt da schon aufhorchen: Die Leute passen nicht zusammen, jeder hat seine Problemchen, aber auch innerhalb der angereisten Zweiergruppen gibt es bereits lauter Reibereien. Dass diese Wanderung nicht würde gut ausgehen, zeichnet sich direkt ab.

Das scheint also viel Potenzial für eine aberwitzige und lustige Geschichte zu bieten, aber weit gefehlt. Die Geschichte springt zusammenhanglos von einer Person zur nächsten, ohne dass man als Leser noch folgen kann. Die Sätze sind kurz und abgehackt, ohne Überleitung und vor allem bemüht witzig geschrieben. Alle Protagonisten bleiben bloße Schablonen, bei jedem einzelnen wäre es einem egal, wenn er tatsächlich in den Alpen abstürzt und irgendwo am Fuße eines Abhangs liegen bleibt.

Inhaltlich passiert wirklich gar nichts. Jedes einzelne Kapitel beschreibt eine Etappe der Wanderung. Und jeder Tag vergeht nach dem gleichen Muster: Man frühstückt, bricht auf, jeder versucht der erste zu sein, manch einer geht einen Umweg, ein anderer wiederum entscheidet sich für den einfacheren Weg, ohne dass aber auch nur irgendwie klar wird, wieso eigentlich.

Johanna seilt sich sehr früh ab und plant irgendwas. Warum allerdings, bleibt völlig unklar. Die Geschichte ist offen gesagt einfach nur blödsinnig, kein bisschen spannend, höchstens bemüht lustig, stattdessen beginnt man eher, sich zu fremdschämen.

Ich habe das Buch am Ende nur noch quergelesen, da ich wissen wollte, was es mit dem auf dem Buchrücken angekündigten „skrupellosen Mörder, der in der Einsamkeit steiniger Pfade und heimeliger Berghütten sein Unwesen treibt“ auf sich hat. Diesen Mörder allerdings habe ich bis zum Schluss nicht gefunden.

Angekündigt ist das Buch als „Wander-Krimi“, gedacht war allerdings sicherlich ein lustiges Buch, bei dem die eine oder andere Figur dennoch ihr Leben lassen muss. Aufhänger der Geschichte war der Tod von Theophils Bruder. Ja, diese Geschichte wird auch immer wieder erwähnt, Theophil hat dann auch irgendwann eine entsprechende Erleuchtung, aber auch diese Erleuchtung ist einfach nur abstrus.

Abgestürzt

Vielleicht war es ungünstig, dieses Buch so kurz nach dem genialen „Achtsam morgen 3“ von Karsten Dusse zu lesen. Aber ein Buch in diesem Stil hatte ich mir auch von diesem hier erhofft. Leider bin ich komplett enttäuscht worden. „Von oben fällt man tiefer“ ist gruselig geschrieben, kein bisschen witzig und auch nicht spannend. Leider ein ziemlicher Reinfall…

Taschenbuch: 272 Seiten
ISBN-13: 978-3423219921
www.dtv.de

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