Einige Jahre in der Zukunft wird die Erde von einer umfassenden Hungersnot heimgesucht worden sein. Milliarden Menschen werden an ihren Folgen zugrunde gehen. Und Logan Ramsey ist der Sohn jener Frau, deren Genie für die Hungersnot verantwortlich ist. Nun arbeitet er für eine Firma, deren Aufgabe es ist, ungenehmigte genetische Forschung und Entwicklung hart zu bekämpfen, mit Mitteln, die an Geheimdienste aus Actionfilmen erinnern – und das aus dem erdrückenden Verantwortungsgefühl für die Schuld seiner Mutter heraus, deren gentherapeutische Eingriffe die Hungersnot heraufbeschwor.

Bis er eines Tages Opfer eines Hinterhalts wird, der perfekt auf ihn zugeschnitten ist und ihn mit einem Virus infiziert. Ein Virus, das eine umfassende Gentherapie bei ihm auslöst, ein Umschreiben seines Genoms. Er merkt nach einer mehrere Tage anhaltenden Grippe, dass er sich in allen Details an jedwedes Schriftstück erinnern kann, das er je gelesen hat. Damit beginnt es.

Er wird geistig aufgewertet, intelligenter, körperlich und geistig übermenschlich befähigt – zu dem Preis seiner Emotionalität und Sozialität.
Der Mensch, zu dem er sich entwickelt, ist nicht fähig, mit seiner geliebten Familie zu leben. Er ist zu unglaublichen Leistungen fähig, und damit schnell selbst Ziel seines bisherigen Arbeitgebers und des Militärs.

Welcher Zweck verbirgt sich dahinter? Er liest in sich die Handschrift seiner Mutter, die eigentlich verstorben sein sollte. So macht er sich auf die Suche, und was er findet, erschüttert die Grundfesten allen menschlichen Lebens und stellt ihn vor eine einsame Entscheidung.

Blake Crouch hat sich bereits als erfolgreicher Autor von Kurzgeschichten und Spannungsromanen einen Namen gemacht. Seine „Wayward Pines“-Trilogie wurde zudem mit verschiedenen Hollywoodstars als TV-Serie verfilmt. Der große internationale Durchbruch gelang ihm dann mit dem Roman „Dark Matter. Der Zeitenläufer“, der auf Anhieb zum Bestseller und in zahlreiche Länder verkauft wurde. Sein Roman „Gestohlene Erinnerung“ gewann den sf-lit-Award 2022. Blake Crouch lebt mit seiner Familie in Colorado.

www.blakecrouch.com
(Verlagsinfo)

Stilistisch erscheint der Roman als recht unauffälliger, flott und interessant geschriebener Text. Handwerklich ist der Autor also mit sicherem Auftritt ein Könner seines Faches und kann sich von dieser Seite seiner Leserschaft gewiss sein. Es ist ohne besondere Hingucker und Stilblüten einfach das Mittel zum Zweck, hier eine inhaltlich tragende Geschichte zu transportieren. Und was Crouch hier in eine recht klassisch anmutende Agentenstory nach schönster Bourne-Manier verpackt, ist eine ausgefeilte, weitschweifige Diskussion über das Menschsein, die Menschlichkeit und im Endeffekt auch, was den Menschen als solchen ausmacht und mit welchen Mitteln es Mensch in eine Zukunft noch schaffen kann.

Was hier jetzt klingt wie eine trockene und fingerzeigende Abhandlung mit Moralisierungen und ethischen Diskursen, ist dies in keinster Weise. Crouch erzählt in erster Linie seine Geschichte als unterhaltsamen Roman. Die Fragwürdigkeit umfassender Genmanipulation entsteht aus den Ereignissen heraus, und gerade weil der Protagonist sich im Zwiespalt mit seiner Entwicklung abseits seiner Familie aufreibt, kommen die verschiedenen Aspekte seines Upgrades von Anfang an als zweiseitige Medaille einher. Langlebigkeit, Krankheitsresistenz, übermenschliche Kräfte und Intelligenz – Generationen Sciencefiction-Autoren haben davon geträumt. In Anbetracht von Welthunger und den Möglichkeiten unserer Gentechnik entwickelt Crouch hier ein nicht völlig absurdes Szenario von Upgrade des Menschen, aber er stellt es von Anfang an als die Gefahr hin, die bereits in den Generationen vorhergehender Geschichten zu diesem Thema am Ende immer zur Katastrophe führt.

Doch er geht weiter und diskutiert anhand der Möglichkeiten seines Protagonisten und mit Hilfe einer konträren Argumentation auch Chancen, die von einer solchen Technik ausgehen könnten. Im Rahmen des Romans kommt er natürlich nicht umhin, die typisch menschliche Art von Staaten, Militär und Machthabern mit darzustellen in ihrer Gier nach derlei Upgrade, das ist nichts Neues und die eigentliche Gefahr einer jeden vorstellbaren technischen Neuentwicklung, die in den Händen von Firmen oder von Staaten – oder auch von den meisten Menschen allgemein – nur grauenvoll sein können. Die Chancen, die Crouch mittels dieser Technik zeigt, sind auf der nächsten Ebene aber wiederum nur Transportmittel der eigentlichen Botschaft des Romans: Die Menschheit hat sich in ihrer Gänze nur auf Grund ihrer Sozialität zu dem Faktor entwickelt, der sie heute ist. Und eine Chance auf Rettung kann sie nur in einem echten Upgrade ihrer Sozialität finden.

DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Aus dem Amerikanischen von Urban Hofstetter
Originaltitel: Upgrade
Originalverlag: Ballantine Books
Paperback , Klappenbroschur, 384 Seiten, 13,5 x 20,6 cm
ISBN: 978-3-453-32268-4
Erschienen am  11. Mai 2023
Das Buch beim Verlag

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