Min-Woo Hyung – Priest (Band 2)

Der zweite Teil der „Priest“-Serie von Min-Woo Hyung zeichnet sich ebenso wie sein Vorgänger durch eine oftmals sehr brutale Handlung aus, die nicht nur von den üblichen Kampfszenen, sondern auch von allerlei nervenaufreibenden Darstellungen (so zum Beispiel das Bild von Ivan Isaacs als Gekreuzigter oder so manche entstellte Person nach einem Zombieangriff) hervorgehoben wird. Komischerweise ist mir dies erst zu diesem Zeitpunkt so recht aufgefallen, obwohl das Gemetzel im ersten Band beim Zugüberfall auch schon ganz ordentlich war. Na ja, so stumpft mal wohl schon ab …

Ansonsten ist Zeichner und Autor Min-Woo Hyung seiner Linie treu geblieben und hat eine mysteriöse Mischung aus Horror und Western kreiert, die auch hier noch immer sehr geheimnisvoll erscheint. In dieser Episode trifft Ivan Isaacs auf den düsteren Schergen Jarboling und stellt sich ihm zum Kampf. Jarbilong zieht hierbei sämtliche Register seiner dämonischen Macht, muss aber nach etlichen gescheiterten Versuchen anerkennen, dass Isaacs über wahrlich übersinnliche Kräfte verfügt und ihm trotz aller Mannöver überlegen ist. Schließlich kann Ivan dem Diener des gefallenen Engels Temozarela mithilfe von silbernen Kugeln und einem verhexten Messer zur Strecke bringen, wobei die ihm verliehene Kraft seitens Belials ihn vor dem Untergang bewahrt hat.

Trotzdem konnte Isaacs nicht verhindern, dass unter Jarbilongs Einfluss zahlreiche Untote die Grenzstadt St. Baldlas heimgesucht und das in ihr pulsierende Leben ausgelöscht haben. Wiederum ist es Lizzy, die den schrecklichen Überfall als Einzige überlebt hat, doch erneut kann sie keine Antworten auf die sich häufenden Fragen finden. Denn nur Ivan Isaacs kann ihr weiterhelfen, doch der ist nach seinem erhabenen Sieg in die Wüste verschwunden …

Langsam nehmen die Geschichte und die zunächst noch vage erscheinenden Hintergründe ernste Formen an. Die Rollen der Charaktere werden deutlicher, und eine Differenzierung zwischen Gut und Böse fällt auch zunehmend leichter, wobei man sich jedoch nach wie vor nicht sicher sein kann, wem nun welcher Part zugestanden werden soll.

Auffällig sind dabei wieder die zuletzt noch kritisierten Unschärfen in den Zeichnungen sowie das hohe Maß an Brutalität, das Hyung hier in seine Bilder einfließen lässt. Deshalb ist es auch absolut richtig, eine Freigabe erst ab 16 Jahren zu gewähren, denn „Priest“ ist harter Tobak.

Doch Min-Woo Hyung hat andererseits auch eine wirklich exzellent aufgebaute, schnell wachsende und bis zu diesem Zeitpunkt bereits sehr vielseitige und mysteriöse Story erschaffen, der man sich so schnell nicht mehr entziehen kann – zumal es noch so viele Ungereimtheiten gibt, deren Ursache man so schnell wie möglich in Erfahrung bringen möchte. In diesem Sinne bin ich auch von der Fortsetzung der Geschichte im zweiten Band sehr begeistert, weise aber trotzdem nochmal darauf hin, dass zwischendurch so manche Zeichnung etwas verschwommen daherkommt. Dafür ist der Kampf zwischen Jarbilong und Isaacs aber dann wiederum meisterlich inszeniert und auch illustriert worden und macht so manchen Mangel vergessen. Wie auch immer, die Spannung ist gestiegen, und ich bin sehr heiß darauf, zu erfahren, wie die Geschichte um Lizzy und Ivan weitergeht.

Taschenbuch: 176 Seiten