Interview mit Thomas Thiemeyer

|Thomas Thiemeyer überraschte mich mit seinem abenteuerlichen Romandebüt [„Medusa“ 482 sehr angenehm. Der sympathische Autor kam gerade von der an diesem Wochenende gelaufenen Elster-Convention zurück und unterhielt sich mit mir über sein Buch, die nächsten Projekte, die Convention und metallischen Musikgeschmack.|

_Andreas Jur:_
Hallo Thomas, ich grüße dich! Gratulation zunächst zu deinem gelungenen Erstlingswerk! War eine nette Überraschung, als Droemer/Knaur mir das lecker Büchlein auf gut Glück in den Briefkasten befördern ließ, sonst wäre mir die „Medusa“ wohl tatsächlich glatt entgangen. Wie sieht die Resonanz der Pressekollegen und seitens der Leserschaft bislang aus?

_Thomas Thiemeyer:_
Überraschend positiv. Zwar hat sich niemand die Mühe gemacht, so ins Detail zu gehen wie ihr bei Buchwurm.info, aber die einhellige Meinung scheint zu sein, dass alle es für einen spannenden, gut zu lesenden Abenteuerroman halten. Und mehr wollte „Medusa“ nie sein.

_Andreas Jur:_
Hast du schon Rückmeldung bezüglich der Verkaufszahlen von „Medusa“?

_Thomas Thiemeyer:_
Leider nein, denn es ist nicht leicht, an solche Zahlen zu kommen. Die Redakteure wissen sie oft selbst nicht. So habe ich erst kürzlich erfahren, dass das Buch mit einer Auflage von 12.000 Stück an den Start gegangen ist, also eine beachtliche Zahl für ein Hardcover. Was den Reinverkauf in die Buchhandlungen betrifft, so habe ich von Vertreterseite nur Gutes gehört, aber das bedeutet noch lange nicht, dass der Abverkauf an den Endkunden ebenso flott läuft. Hier spielt der Faktor Glück noch eine große Rolle.

_Andreas Jur:_
Der Verlag hat offenbar große Erwartungen in deinen ersten großen Roman gesteckt. Solides Hardcover, aufwendige Umschlaggestaltung mit Prägedruck, Innenabdruck einer Karte, breite Pressebeschickung mit Vorabexemplaren … Hast du dergleichen erwarten können?

_Thomas Thiemeyer:_
Überhaupt nicht. Ich wäre ja schon froh gewesen, wenn ein Verlag die „Medusa“ als Taschenbuch herausgebracht hätte. In einer Zeit, in der es von tausend eingesandten Manuskripten nur eines es schafft, als Buch gedruckt zu werden, muss man mit allem zufrieden sein. Anfangs sah es auch recht düster aus. 2003 schickte ich das fertige Manuskript an meinen Agenten Bastian Schlück, der es postwendend an |Bastei Lübbe| weiterreichte, die das Buch optioniert hatten. Nach kurzer Zeit flatterte jedoch eine Absage herein, die mir ziemlich zu schaffen machte und deren Argumentation ich bis heute nicht ganz nachvollziehen kann. Aber sei’s drum, Geschmäcker sind eben verschieden. Kurze Zeit später war die Buchmesse in London und auf einmal ging alles sehr schnell. Sowohl |Goldmann| (|Blanvalet|) als auch |Droemer/Knaur| interessierten sich dafür. Für einen Autoren und seinen Agenten natürlich eine Traumsituation. Den Zuschlag bekam |Knaur|, denn er lockte mit einem Hardcoververtrag mit anschließender Herausgabe als Taschenbuch. Im Nachhinein betrachtet hat mir Stefan Bauer von |Bastei| mit seiner Absage also einen riesigen Gefallen getan.

_Andreas Jur:_
Wie zufrieden ist denn dein neuer Verlag mit dem bisherigen Erfolg?

_Thomas Thiemeyer:_
Von Erfolg kann noch keine Rede sein. Alles, was ich bisher zu hören bekommen habe, der Reinverkauf, die guten Rezis, die Lesermeinungen, all das sind Vorschusslorbeeren. Die Tendenz sieht zwar gut aus, aber das letzte Wörtchen wird an der Kasse des Buchhändlers gesprochen. Ich bleibe da bis zuletzt sehr kritisch.

_Andreas Jur:_
Und dann wird trotz des großen Glücksfaktors (der bei einem noch unbekannten Autorennamen ja immer ein Problem in dieser Masse von Neuveröffentlichungen ist) die „Medusa“ wie erwähnt gleich als Hardcover geadelt und eine Taschenbuchausgabe soll es später auch noch geben. Wittert man von so viel unerwarteter Beachtung die Luft des Größenwahns oder hält sich der Blutdruckpegel in Grenzen?

_Thomas Thiemeyer:_
Durch meine Bilder bin ich es gewohnt, in der Öffentlichkeit zu stehen und sowohl Lob als auch Kritik einzustecken, und das schon seit fünfzehn Jahren. Ich glaube, das hat mir geholfen, mit dieser Situation umzugehen. Bisher stehe ich noch mit beiden Beinen fest auf der Erde. Das kann sich natürlich schlagartig ändern, wenn Steven Spielberg anruft …

_Andreas Jur:_
Ich habe gelesen, dass du zuvor schon im Kinder- und Jugendbuchbereich tätig warst. Um welche Themen ging es da?

_Thomas Thiemeyer:_
Im Kinder- und Jugendbuchbereich habe ich vorwiegend als Illustrator gearbeitet. Dabei habe ich Bücher zum Thema Saurier, Indianer, Ritter, Urmenschen und Naturphänomene gemalt. Geschrieben hätte ich gerne schon früher, aber da waren die Verlage sehr konservativ. Sie haben sich sicher gedacht, „wer malen kann, kann nicht auch noch schreiben“. Diese „Schuster bleib bei deinen Leisten“-Mentalität ist leider sehr weit verbreitet. Daher musste ich schon in die Erwachsenenliteratur wechseln, um schreibtechnisch Fuß zu fassen. Ein Kinderbuch habe ich aber dann doch geschrieben, ein kleines Buch über zwei Kinder, die auf dem Mars ein Abenteuer erleben, aber das Angebot kam, nachdem ich die „Medusa“ schon fertig geschrieben hatte.

_Andreas Jur:_
Dass die Kombination Illustrator/Autor durchaus geschmackvolle Früchte tragen kann, sieht man ja auch beispielsweise bei deinem Kollegen Michael Marrak. Hauptsächlich hast du dir also bislang als Illustrator und Maler einen Namen gemacht, deine Bilder schmücken allerhand Buchveröffentlichungen und es sind auch einige preisgekrönte darunter. Welche Preise gab es denn bislang und wofür jeweils?

_Thomas Thiemeyer:_
1989 „Das große Buch der Saurier“: Nominierung für den |Deutschen Jugendbuchpreis|.
1999 „Auf zwei Planeten“: |Kurd-Lasswitz-Preis| für beste Umschlagillustration.
2001 „Quest“: |Kurd-Lasswitz-Preis| für beste Umschlagillustration und Innenillustration.
2002 „Jupiter“: |Kurd-Lasswitz-Preis| für beste Umschlagillustration.
2003 „Der Asteroidenkrieg“: |Kurd-Lasswitz-Preis| für beste Umschlagillustration.

_Andreas Jur:_
Ich bin in der Tat beeindruckt und bis auf das Saurierbuch sind mir die Werke sogar bekannt – große Namen. Auf welche Weise malst du denn am liebsten? Welchen Stellenwert hat der Computer? Und wie ist die schöpferische Balance zwischen Auftragsarbeiten und innerem Impuls dabei?

_Thomas Thiemeyer:_
Am liebsten male ich groß, fett und in Öl. Minimum 100cm x 70cm, zum Aufhängen und mit einem schönen Holzrahmen drumherum. Als Buchillustration ist so etwas natürlich viel zu aufwendig und technisch schwer zu reproduzieren. Buchillustrationen fallen naturgemäß kleiner aus und werden auf biegsamen Malkarton angefertigt, für die spätere Repro auf einem Trommelscanner. Trotzdem arbeite ich |so| immer noch viel lieber als am Computer, denn das Malerlebnis, der Umgang mit dem bockigen, widerspenstigen Material ist eine Herausforderung, die riesig Spaß macht. Computerillus fertige ich eigentlich nur noch an, wenn’s schnell gehen muss, oder wenn das Motiv so aufwendig ist (Stichwort Massenszenen oder komplizierte Architektur), dass es nicht anders geht.

_Andreas Jur:_
Knaur ist vermutlich dankbar dafür, dass du dein Buchcover selbst gestaltet hast. Das bot sich ja geradezu an. Wie kam der Sprung vom Illustrator zum Buchautor zustande? Über die Kontakte, die du durch deine bilderstürmende Verlagsarbeit geknüpft hast? Kaffeekränzchen mit den Kollegen Eschbach und Co.?

_Thomas Thiemeyer:_
Andreas Eschbach, Rainer Wekwerth und Michael Marrak, mit denen ich gut befreundet bin, haben mir zwar mit ihren Tipps, Anregungen und (teilweise harschen) Kritiken sehr geholfen, aber den Sprung in die Verlagslandschaft konnten sie mir nicht abnehmen. Den muss jeder selbst machen. Letztendlich zählt nur die Qualität. Eine große Hilfe ist es aber, wenn man einen guten Agenten hat. Und mit Bastian Schlück habe ich einen der besten.

_Andreas Jur:_
Woher kamen die Inspirationen für die Orts- und Themenwahl für „Medusa“? Liegt dir Afrika sehr am Herzen? Die kulturellen Einblicke, die du uns im Roman gibst, klingen nach mehr als bloßer Recherche und auch nach echtem Respekt für Land und Leute.

_Thomas Thiemeyer:_
Seit meinem Besuch bei den entlegenen Saurierfundstätten von Tendaguru im Süden Tanzanias bin ich total auf Afrika geeicht. Alles an diesem Kontinent fasziniert mich, das Land, die Menschen, die Tiere und natürlich diese uralte, geheimnisumwitterte Aura, die über allem liegt (Stichwort: Wiege der Menschheit usw.). Auch mein zweiter Roman, der, wenn es die Götter so wollen, im Herbst nächsten Jahres erscheinen wird, spielt wieder in Afrika. Dann allerdings an einem noch gefährlicheren Ort. Nämlich im Kongo, dem sogenannten „Grab der weißen Mannes“.

_Andreas Jur:_
Siehst du dein Buch eher als Abenteuerroman oder mehr als der Mystery-Thriller, unter dem das Werk in erster Linie firmiert?

_Thomas Thiemeyer:_
Schwerpunkt ist eindeutig Abenteuer und wissenschaftliche Glaubwürdigkeit. Der Mystery-Aspekt ist für mich das Sahnehäubchen. Ein nicht zu unterschätzender Faktor, der das Buch über die Erklärbarkeit unserer nüchternen, technisierten Welt hinaushebt. Worum es mir geht, ist, dem Leser zu zeigen, dass es viele Dinge auf unserem Planeten gibt, die wir nicht verstehen und vielleicht nie verstehen werden. Und das es sich lohnt, einen offenen Blick zu behalten.

_Andreas Jur:_
Eine gute Botschaft, und die Mischung von Abenteuer/Wissenschaft/Mystery ist dir ja ebenfalls stimmig gelungen. Wo wir eben bei der Recherche waren: Hattest du da für „Medusa“ viel zu tun? Wer hat geholfen? Und wie viel Planung und Marktkalkül steckte hinter dem „Medusa“-Projekt? Gerade als deutscher Autor im phantastisch angehauchten Bereich ist es ja arg schwer, den Fuß überhaupt in die Tür zu bekommen.

_Thomas Thiemeyer:_
Da ich selbst nie in Algerien oder im Niger war, musste ich natürlich viel recherchieren. Alle beschriebenen Orte existieren tatsächlich und man kann sie besuchen, auch wenn ich das aus Gründen der Sicherheit keiner Leserin und keinem Leser empfehlen möchte. Man denke nur an die entführten Sahara-Touristen. Ich halte eine gute Recherche für unabdingbar, um dem Leser das Gefühl zu geben, es könnte sich wirklich alles so zugetragen haben wie in dem Buch beschrieben. Das wäre dann aber auch schon so ziemlich das einzige, was ich mit dem Begriff „Kalkül“ beschreiben würde. Alles andere ist bei mir pure Lust an solchen Geschichten. Ich glaube auch nicht, dass man einen kommerziellen Erfolg auf dem Reißbrett planen kann. Dafür gibt es zu viele Beispiele, bei denen das grandios in die Hose gegangen ist. Natürlich ist es nicht leicht, einen Fuß in die Tür zu bekommen, besonders in diesen schwierigen Zeiten. Was mir aber sicher geholfen hat, ist die Tatsache, dass diese Art der Literatur bisher nur von Engländern und Amerikanern verfasst wurde und dass diese erstens sehr teuer im Einkauf sind und zweitens häufig zu unglaubwürdig und übertrieben action-lastig sind.

_Andreas Jur:_
Einen Teil der Detailarbeit hat dir vermutlich dein früheres Studium abgenommen, dessen Grundwissen du bei deiner Themenwahl ja sehr sinnvoll einsetzen konntest. Erzähl doch mal, was und wo du genau gelernt bzw. studiert hast.

_Thomas Thiemeyer:_
Ich habe insgesamt acht Semester an der Geologisch/Geographischen Fakultät der Universität zu Köln studiert und gearbeitet. Und obwohl ich mich letztendlich entschieden habe, eine künstlerische Laufbahn einzuschlagen, ist dies eine Zeit, die, im Nachhinein betrachtet, für meine Arbeit als Schriftsteller von großer Wichtigkeit ist.

_Andreas Jur:_
Wie ist deine Arbeitsplanung beim Schreiben? Hast du einen festgelegten Tagesablauf? Wie sieht der Alltag bei Familie Thiemeyer aus?

_Thomas Thiemeyer:_
Früh morgens aufstehen (meistens so um kurz nach sechs), mit meiner Frau Kaffee im Bett trinken, die Kinder wecken, anziehen, abfrühstücken und in die Schule schicken, mich von meiner Frau verabschieden, die als Leiterin für Lektorat und Herstellung in einem Stuttgarter Verlag arbeitet, die plötzliche Ruhe genießen, dreimal mit den Fingern knacken und mich dann an die Arbeit machen. Je nachdem, was gerade ansteht an den Zeichentisch oder an den Schreibcomputer.

_Andreas Jur:_
Einer deiner Protagonisten hat den Decknamen „Chris Carter“ – Bist du Akte-X-Fan?

_Thomas Thiemeyer:_
Ehrlich gesagt ist das ein blanker Zufall. Bis auf den Kinofilm habe ich nie eine Folge von Akte-X gesehen und hättest du die Parallele nicht entdeckt, wäre sie mir nie aufgefallen. Aber was soll’s? Akte-X passt doch ganz gut, oder?

_Andreas Jur:_
Ziemlich gut sogar, daher ja meine erste Vermutung. Manche Dinge sind scheinbar schon so zufällig, dass man kaum an Zufall glauben kann. Bei allem Mystery-Gehalt bleibt deine Geschichte allerdings weitgehend auf dem Teppich der Wissenschaften und überlässt einige phantastischere Überlegungen durch Andeutungen mehr der Phantasie des Lesers. Bist du mehr Träumer oder Realist?

_Thomas Thiemeyer:_
Oh je, was soll ich dazu sagen? Beides vermutlich, und zwar immer der Situation entsprechend. Wenn ich meine Steuererklärung machen muss, bin ich wahrscheinlich eher der Realist, und im Bett … aber das geht euch nun wirklich nichts an.

_Andreas Jur:_
Schade aber auch, unsittliche Details steigern die Leserzahl enorm.
Stichwort Kinofilm: Ich hatte die Bildhaftigkeit deines Romans recht lebhaft vor Augen. Sind Filme eine Inspirationsquelle für dich?

_Thomas Thiemeyer:_
Ich vermute, dass die viel erwähnte Bildhaftigkeit eher von meiner Tätigkeit als Illustrator herrührt, aber ich muss gestehen, dass ich auch ein großer Filmfan bin. Noch mehr, seit ich mir einen 16:9-Fernseher mit DVD-Player angeschafft habe. Für’s Kino bleibt mir oft wenig Zeit und außerdem liebe ich es, die Filme im Original zu sehen. Dank verschiedener Tonspuren jetzt kein Problem mehr. Und was das Genre angeht: Horror, SF, Thriller, Fantasy, Komödie, querbeet. Nur gut müssen die Filme sein. Also einen Schrott wie „Die Passion Christi“ schaue ich mir nicht an. Im Moment freue ich mich auf „The Village“ von M. Night Shyamalan.

_Andreas Jur:_
Darauf bin ich auch gespannt, hatte noch nicht die Gelegenheit, ihn mir anzusehen.
Wie sieht es bei deiner künstlerischen Vielseitigkeit mit der Musik aus? Ich habe mir sagen lassen, dass du dich für die hart rockenden Klänge erwärmen kannst. Was hörst du denn so? Lässt du dich während des Schreibens von Musik als Hintergrundlandschaft treiben?

_Thomas Thiemeyer:_
Also beim Schreiben lausche ich ausschließlich dem Klackern meiner Tastatur. Alles andere würde mich nur ablenken oder beeinflussen. Aber in den Pausen oder am Abend darf’s auch mal richtig krachen. Richtung: straight und rockig mit einem Hauch von Punk. The Cult, Creed, Thin Lizzy, Warrior Soul, Social Distortion, AC/DC, Metallica, so diese Mischung. Ich stehe aber auch auf Klassik, Soundtracks und Bombastisches à la Vangelis, nicht zu vergessen Peter Gabriel und Kate Bush.

_Andreas Jur:_
Na, damit kann sich meine CD-Sammlung auch gut anfreunden. Ein Musikfreund ganz nach meinem Geschmack. Was hältst du denn vom aktuellen |Metallica|-Album „St. Anger“? Das hat in Metallerkreisen ziemlich die Gemüter erhitzt. Und kennst du die neuere Coverversion von |Within Temptation| zu Kate Bushs ‚Running up that Hill‘? Ich scheine bei uns einer der wenigen zu sein, die die neue Fassung für gelungen und nicht für Blasphemie halten.

_Thomas Thiemeyer:_
Ich muss gestehen, dass ich die trockene, beinharte Art von „St. Anger“ durchaus mag. Da ich von Zeit zu Zeit auch mit der Punkszene flirte, habe ich sowieso etwas übrig für diesen völlig abgespeckten „Garagensound“. Ich halte es nach der „Ohrwurm“- und „Bombastsound“-Phase der vier Vorgänger für ein absolut erfrischendes Album.
Das Remake von ‚Running up that Hill‘ habe ich zwar noch nicht gehört, bin aber sicher, dass ich den Gedanken daran schon als Blasphemie empfinde.

_Andreas Jur:_
Hör dir die Version einfach mal bei Gelegenheit an; ist zwar kein Klassikerersatz, aber doch gelungen.
Wirst du mit „Medusa“ auf Lesereise sein?

_Thomas Thiemeyer:_
Unbedingt, so mich die Buchhändler denn einladen. Aber damit ist wohl erst zu Beginn des nächsten Jahres zu rechnen. Den Anfang machte allerdings meine Premieren-Lesung samt Signieraktion am 18.09.2004 auf der |Elster|-Con in Leipzig.

_Andreas Jur:_
Die |Elster|-Convention ist ja seit heute vorüber. Wie war’s dort für dich – als Besucher wie auch in beruflicher Sache? Wie ist es, auf SciFi-Giganten wie Orson Scott Card oder John Clute zu treffen (falls sie dir dort über den Weg gelaufen sein sollten)?

_Thomas Thiemeyer:_
Eigentlich habe ich mich weniger auf John Clute und Orson Scott Card (mit dem ich 2000 auf dem „Utopia“-Festival schon das Vergnügen hatte und der von meinen Bildern ganz begeistert war) gefreut, sondern auf Kai Meyer. Obwohl er schon lange „im Geschäft“ ist, bin ich ihm noch nie persöhnlich begegnet. Wie sich jetzt herausgestellt hat, ein großes Versäumnis, denn er ist ein rundum sympathischer, lockerer Typ, mit dem ich viele Interessen teile und dem, trotz seines Erfolges, der Ruhm noch nicht zu Kopfe gestiegen ist. So sollte es immer sein!
Ansonsten habe ich auf der |Elster|-Con meine Feuertaufe bestanden. Meine erste Lesung vor Publikum! Ich habe den Eindruck, dass alle sich gut unterhalten gefühlt haben. Es gab kein Geraschel, niemand verließ den Saal und der Beifall hallt mir jetzt noch in den Ohren. Ein rundum schönes Erlebnis!

_Andreas Jur:_
Was können wir also in nächster Zeit noch von dir erwarten? Und was entsteht unter dem Arbeitstitel „Pacifica“?

_Thomas Thiemeyer:_
Wie schon erwähnt, steht als nächstes ein zweiter Afrika-Roman an, in dem es um die Jagd nach einem legendenumwobenen und hochgefährlichen Lebewesen geht, und der bereits fix und fertig beim Verlag liegt. Und dann ist da noch der Roman, an dem ich gerade schreibe, über den ich aber noch nichts verraten möchte.
„Pacifica“ ist eine Geschichte über eine riesige Wasserstadt, die ich vor Jahren geschrieben habe und bei der ich mir nicht sicher bin, ob sie jemals Buchluft schnuppern wird. Erstens, weil es reinrassige Science-Fiction ist, die sich ja bekanntermaßen schlecht verkauft und zweitens, weil sie meinen eigenen Anforderungen nicht mehr genügt. Ich müsste also viel umschreiben und ob sich das momentan lohnt, wage ich zu bezweifeln. Aber immerhin hat mich die Story zu einem Bild inspiriert, das von der Jury des |Spectrum|-Jahrbuchs (der Bibel für jeden Fantasy-Illustrator) für den Abdruck ausgewählt wurde: http://www.thiemeyer.de/Spectrum.html. Hier schließt sich der Kreis also wieder.

_Andreas Jur:_
Vielleicht wird ja doch noch etwas daraus, die Science-Fiction ist derzeit wieder in einem erfreulichen Auftrieb. Ich bedanke mich jedenfalls für das Gespräch und wünsche dir viel Erfolg für die Zukunft, Thomas. Wir sprechen uns dann wohl im nächsten Herbst wieder, hoffe ich.