Karin Brynard – Weinende Wasser

Eigentlich hat sich der zwei Meter große Inspector Albertus Beeslaar aus Johannesburg ins ruhige Nordkap Südafrikas versetzen lassen, um nicht mehr so viel Elend ertragen zu müssen. Doch kaum hat er seinen Dienst in der staubtrockenen Provinz angetreten, wird er mit einem grausigen Doppelmord konfrontiert: Eine junge Frau und ein kleines Mädchen wurden brutal ermordet und seltsam drapiert. Schon ist Beeslaar mittendrin im Grauen.

Die Schwester der Toten reist ebenfalls an den Tatort, um zu verstehen, was Freddie geschehen ist. Bei ihrer Suche nach Antworten findet sie zahlreiche Bilder ihrer Schwester – eines zeigt Freddie genau so, wie sie nach ihrem Tod drapiert wurde – was hat das zu bedeuten? Hat Freddie geahnt, wie sie sterben würde? Oder hat der Mörder sich davon inspirieren lassen?

Bis zum nächsten Mord dauert es nicht lange, doch Albertus Beeslaar und seine beiden Kollegen kommen dem Täter nur sehr, sehr langsam auf die Spur. Immer ist er einen Schritt voraus, und Beeslaar muss sich zudem mit rassistischen Vorwürfen auseinander setzen und wird vom Fall abgezogen.

Wird bald der dritte Mord geschehen?

Im Norden des Südens

Karin Brynard nimmt uns mit in eine ganz fremde Welt – in ein Land, in dem nach wie vor Rassenkonflikte herrschen und wo die Polizei in Johannesburg viel zu tun hat. So versteht man direkt, warum Beeslaar sich hat versetzen lassen. Doch das ist nicht der einzige Grund für seine Flucht in den vermeintlich ruhigen Norden des Landes. Er hat einen Schicksalsschlag zu verarbeiten – doch welchen? Was ist ihm passiert?

Die Autorin baut subtil Spannung auf, konzentriert sich über weite Teile aber darauf, die Personen und Situationen detailliert zu beschreiben. Vieles passiert auf den Nebenschauplätzen – wir begegnen unzähligen Figuren, die meist auch nicht nur einen Namen haben, sondern auch eine afrikanisch abgewandelte Version davon und manchmal auch noch einen Spitznamen. Das erschwert das Zurechtfinden in der Geschichte sehr – hier hätte ich mir ein Personenverzeichnis und auch ein Glossar gewünscht, denn Karin Brynard verwendet viel lokaltypische Begriffe, die mir nicht bekannt sind und die ich zum Teil auch schlecht bis gar nicht einordnen konnte. Das frustriert leider schon, wenn man beim Lesen eines deutschen Buches häufig über unbekannte Begriffe stolpert.

Ganz langsam entfaltet sich der Fall vor uns. Der Haupterzählstrang hätte vermutlich nicht einmal die Hälfte des 544 Seiten langen Buches gefüllt. Kein Wunder also, dass das Buch nicht gerade vor Spannung „brennt“ oder zum absoluten Pageturner wird. Ich muss gestehen, dass die Autorin mich nicht so recht packen konnte. Zu sehr laviert sie um die eigentliche Geschichte herum, macht hier Nebenschauplätze auf, stellt neue Personen vor, die mitunter keine wesentliche Rolle für die Geschichte spielen, und so muss man sehr viel lesen, um Schritt für Schritt in der Geschichte voranzukommen.

Zugegeben: Die Figuren sind interessant, haben Ecken und Kanten und machen neugierig auf weitere Bücher – dann aber bitte mit Personenverzeichnis und Glossar, damit man wenigstens diese zwei kleinen Hilfen hat.

Der Fall an sich ist ehrlich gesagt ziemlich mittelmäßig, aber die Figurenzeichnung und die Rahmengeschichte faszinierend schon. Wünschenswert wäre, wenn Karin Brynard beides besser miteinander verknüpft, das hätte ihrem Buch deutlich mehr Tempo und Spannung verliehen.

Taschenbuch: 544 Seiten
ISBN-13: 978-3404173655
www.luebbe.de

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