Luceno, James – Star Wars Episode III – Die illustrierte Enzyklopädie

Pünktlich zum Kinostart der dritten Episode der Star-Wars-Saga kommen auch schon die verschiedensten Merchandise-Artikel auf den Markt. Neben allerhand Action-Figürchen, Raumschiffen und sonstigem, beinahe unverzichtbarem, Fan-Nippes (wie blinkenden und dudelnden Plastik-Laserschwertern, Vader-Masken mit Vocoder etc.) natürlich auch diverse Druckerzeugnisse. Eines davon ist ein Buch, welches sich als illustrierte Enzyklopädie zu „Rache der Sith“ verstanden wissen will. So lautet jedenfalls der hochtrabende, deutsche Titel des von James Luceno zusammengestellten und von |Lucas Books| vertriebenen Werkes. Die deutsche Ausgabe der auf Hochglanz getrimmten Publikation übernahm die |vgs|, wo man das „visual dictionary“ werbewirksam eben mal zur „Enzyklopädie“ erhob. Ob man diesem Anspruch gerecht werden kann, erscheint schon auf den ersten Blick hinsichtlich des arg dürren Buchs fraglich.

_Corpus Galacti_

„Aufregende Fotos und umfassende Erläuterungen verraten alles über Charaktere, Kreaturen, Droiden und Ausrüstungsgegenstände […]“ verspricht der Teaser-Text auf der Rückseite, neben einigen anderen, vermeintlichen Segnungen, mit denen man dem potenziellen Sternen-Fanatiker Appetit auf vergleichsweise magere 64 (in Worten: „vierundsechzig“) Seiten |Star Wars| machen möchte. Zugegeben, die Optik ist ziemlich edel. Großformat und hochwertiges Papier machen schon mal was her, doch wie das immer so ist im Leben, kommt es ja nicht nur auf die Verpackung, sondern vielmehr auf den Inhalt an. Besonders dann, wenn dem nach jedem Informationsschnipsel gierendem Klientel dafür 15,90 € aus der abgewetzten Jedi-Kutte geleiert werden sollen. Hervorgehoben sei hier explizit das Attribut „alles“ aus dem oben wiedergegebenen Teaser – man darf zu Recht gespannt sein, wie dies auf den paar Seiten zu bewerkstelligen sein soll.

Von der geradezu verschwenderischen Seitenzahl muss man nämlich schon mal fünf Seiten für Vorsatzseiten, Inhaltsangabe und Einleitung abziehen. Erst auf Seite sechs wird der Leser in das Setup von Episode III auf einer Doppelseite eingeführt, inklusive eines kurzen Rückblicks auf das, was bisher geschah. Dem großen galaktischen Krieg und dem, was in dieser Episode auf welchen Planeten zu erwarten steht. Nach dieser knappen Orientierungshilfe geht es dann mit 33 Themenkomplexen, welchen (mit wenigen Ausnahmen) wiederum je eine Doppelseite gewidmet ist, weiter. Dabei ist „komplex“ leider nicht wörtlich zu nehmen, denn dominiert werden die jeweiligen Abschnitte von Illustrationen und Abbildungen. Der Begleittext nimmt sich dagegen kümmerlich aus. Zudem beanspruchen allein Anakin/Darth Vader, Die Klonkrieger, die Wookies und Palpatine/Darth Sideous gleich mehrere Kapitel für sich, die man ohne weiteres hätte zusammenfassen können

Verständlich, dass für den Rest der behandelten Themen auf den verbliebenen (wenigen) Seiten nicht mehr viel Raum für erschöpfende Informationen bleibt. Allerdings muss man zugute halten, dass auch Randfiguren und Ausrüstungsgegenstände und gelegentlich kleine (fiktive) Anekdoten immerhin Erwähnung finden und in den Kontext zur Geschichte gesetzt werden. Interessant sind insbesondere die Schnittzeichnungen etwa des Wookie-Bowcasters und auch der Abschnitt über General Grievous, einem Cyborg – halb Lebewesen, halb Droide. Leider verliert sich der simpel gestrickte Text durchgängig in oft absolut nebensächlichem Klimbim ohne geistigen Nährwert und Tiefe. Selbstverständlich ist irgendwie alles, was mit Star Wars (oder einer beliebigen anderen, erfundenen Geschichte) zu tun hat, streng genommen als „needless knowledge“ einzustufen, doch so needless muss es dann doch bitteschön nicht sein.

Besonders lächerlich, um nicht zu sagen kindisch-kitschig, sind aber die Beschriftungen zu Hinweispfeilen, die auf „Besonderheiten“ eines Gegenstands oder einer Person zeigen. Etwa „Ungewöhnlich ernster Gesichtsausdruck“ oder „Stoff wirkt schwerer, als er ist“ bei Obi-Wan, sind nicht die einzigen, sinnfrei-eleganten Einlassungen, die entweder zu Lachmuskelkatarrh oder wahlweise verständnislosem Kopfschütteln reizen. Es sind einige richtige Knaller darunter; der Autor sollte vielleicht eine Karriere als interstellarer Comedian anstreben, ich fürchte jedoch, er meint es vollkommen ernst. Mir ist nicht ganz klar, an welche Leserschaft sich das Buch richtet, der erwachsene Fan (zu welchen auch ich mich zähle) kommt sich etwas veralbert vor. Und dabei gehöre ich noch nicht mal zu den Dogmatikern, welche |Star Wars| als bierernst betrachten und jeden Anflug flockiger Schreibe als pure Ketzerei verschreien.

_Fazit_

Trivial und zu bildlastig. Die nette Aufmachung ist zwar nicht zu beanstanden, doch hapert’s am Gehalt. Schöne Bilder, aber wenig erhellender, oberflächlicher Text, der streckenweise geradezu peinlich kindisch ist. Unter einer Enzyklopädie versteht man für gewöhnlich eher einen fetten Wälzer mit Stichwortverzeichnis und Index. Idealerweise einen, der thematisch wirklich in die Tiefe geht und nicht etwas, das irgendwie den Flair und Charme eines Hochglanz-Werbeflyers versprüht. Aber bestimmt kein besseres Bilderbuch – fehlen eigentlich nur noch mitgelieferte Buntstifte, damit man sich seine Klonkrieger und Droiden selbst ausmalen kann. Scheinbar hält man die Fans für eine Bande Grenzdebiler. Die – für effektiv 60 Seiten – recht unverschämten 16 Euro sind für zwei Kinokarten, den (übrigens erstaunlich guten) [Roman 1163 oder schon mal als Anzahlung für die zukünftig erscheinende DVD wesentlich besser angelegt. Hol’s der Rancor.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

Originaltitel: „Star Wars Episode III – The Visual Dictionary“
Ersterscheinung: 2005, Lucas Books / DK / VGS
Seiten: 64 mit zahlreichen Abbildungen
Ausgabe: 1. Auflage / Hardcover
ISBN: 3-8025-3441-7