Nathan Hill – Geister

Worum gehts?

Samuels Leben ändert sich schlagartig als er den Anruf einer Anwaltskanzlei bekommt. Er soll für seine Mutter bürgen, die vor einigen Tagen den Gouverneur tätlich angegriffen haben soll. Im ersten Moment ist das Nachkommen dieser Bitte für Samuel undenkbar, denn er hat seit über 20 Jahren keinen Kontakt mehr zu seiner Mutter. Doch je länger er drüber nachdenkt, desto mehr möchte er endlich wissen, was damals in seine Mutter gefahren ist, als sie ihn zurückgelassen hat. Außerdem steckt er beruflich gerade im Schwierigkeiten, so dass er einen Treffen mit seiner Mutter schließlich doch zustimmt.

Inhalt

Samuel Anderson ist ein 34-jähriger Literaturprofesor. Er führt ein unaufgeregtes Leben, zumindest bis zu dem Zeitpunkt als er einen Anruf der Anwaltskanzlei Rogers & Rogers erhält. Mister Rogers zeigt sich als der Anwalt seiner Mutter erkenntlich und bittet Samuel für seine Mutter zu bürgen. Denn seit einigen Tagen ist sie in aller Munde und ihr Bild aus den Nachrichten nicht wegzudenken, da sie den Gouverneur und Präsidentschaftskandidaten Packer tätlich angegriffen haben soll.

Samuel traut seinen Ohren kaum. Er kann sich nicht vorstellen, für eine fremde Frau zu bürgen. Denn seine Mutter hat ihn und seinen Vater verlassen, als er gerade einmal 11 Jahre alt war. Ihre letzten Worte waren „Hab keine Angst!“ Seit diesem Tag hat Samuel nie wieder etwas von seiner Mutter gesehen und gehört.

Beruflich könnte es für Samuel gerade auch deutlich besser laufen. Schon viel länger als vereinbart lässt er seinen Verlag auf ein neues Buch warten. Die Verleger sitzen ihm deswegen immer hartnäckiger im Nacken. Die Aktion seiner Mutter scheint für ihn eine denkbar gute Story darzustellen. Außerdem möchte er endlich Antworten auf seine Fragen haben, die ihn nunmehr über 20 Jahre beschäftigen. Also willigt er ein, für seine Mutter zu bürgen und sucht sie schließlich auf. Außerdem besucht er seinen Großvater, den Vater seiner Mutter, im Heim auf und erhofft auch bei ihm, einige Antworten auf offene Fragen zu erhalten. Doch beide Treffen laufen anders ab, als erwartet.

Der Erzählstil dieses Buches ist in Form mehrerer Geschichten innerhalb einer Geschichte geschrieben. Zum einen beschreibt der Autor die gegenwärtige Lebenssituation von Samuel, seiner Leidenschaft für Computerspiele, ebenfalls bekommt man Auszüge aus Samuels Kindheit, die er mit seinem besten Freund Bishop erlebt und große Gefühle für dessen Zwillingsschwester Bethany hegt. Auf der anderen Seite stehen die beiden Erzählstränge um Samuels Mutter, die ebenfalls sowohl in der Gegenwart um den Packer-Angriff, als auch in der Vergangenheit zu ihrer Studentenzeit spielen. Ein weiterer Faden in der Geschichte stellt die Herkunftsgeschichte von Samuels Vater dar, dessen Wurzeln in Norwegen liegen. Ebenso trifft man im Laufe der Geschichte auf weitere zahlreiche Personen, die sich wie Fäden in die Geschichte einfügen. Beispielsweise Laura, eine von Samuels Literaturstudentinnen wie auch Richter Charlie Brown, der viel später in die Geschichte dazustößt, aber ebenfalls eine Schlüsselrolle spielt.

Der umfangreiche Debüt-Roman von Nathan Hill ist nicht nur eine ausführliche Familiengeschichte, sondern handelt gleichzeitig eine Vielzahl aktueller, gesellschaftskritischer Themen ab. Durch seine Informationen, die er im Laufe seiner Erzählungen preisgibt, bekommt der Leser einmal mehr die Realität der amerikanischen Gesellschaft vor Augen geführt. Wobei vermuten lässt, dass diese Analyse von Seiten des Autors her wahrscheinlich eher unbeabsichtigt ist.

Mein Eindruck

Sehr gespannt habe ich das Debüt von Nathan Hill erwartet und gleich ganz euphorisch begonnen zu lesen. Wurde der neue Roman doch in sämtlichen amerikanischen Tageszeitungen so gehypt und stand/steht in allen Bestseller-Listen im oberen Drittel.

Den ersten Eindruck hat das Buch auch gleich super bestanden, denn das Cover ist sehr ausgefallen gestaltet. Schlicht-elegant und gleichzeitig weckt es die Neugier der Leser auf die Geschichte. Der Klappentext klingt ebenfalls sehr spannend und macht Lust auf schöne Lesestunden.

Durch den wechselnden Erzählstil zwischen Handlungen aus der Vergangenheit und der Gegenwart kommt es zu einer schönen Abwechslung. Außerdem ist diese Erzählform für die Geschichte unumgänglich, da man hier einiges aus der Vergangenheit erfährt, was in der späteren Geschichte eine große Rolle spielt. Weiterhin erfährt man dadurch auch, was es mit dem Buchtitel „Geister“ auf sich hat.

Nachdem der erste Eindruck wirklich sehr gut war, ließ meine anfängliche Euphorie leider schlagartig nach. Denn neben dem wenig aufregenden Schreibstil, sind durchweg alle Charaktere ziemlich skurril und abstrus beschrieben. Hierbei spiele ich beispielsweise auf das ausgeprägte Hobby des Protagonisten an, in das man einen sehr tiefen Einblick bekommt. Aber wie gesagt, das ist nur ein Beispiel für etliche andere Situationen bzw. Figuren.

Das Buch besteht aus insgesamt zehn Teilen, die wiederum in mehrere kurze Kapitel unterteilt sind. Außerdem gab es hin und wieder besondere „Entscheide selbst – Kapitel“, die durch eine andere Schriftart deutlich wurden. An der Schriftgröße selber gibt es nichts auszusetzen und auch das Layout ist völlig in Ordnung und übersichtlich gestaltet.

Über den Autor und den Übersetzer

Nathan Hill ist 38 und lebt in Chicago und St. Paul, Minnesota, wo er an der University of St Thomas Englische Literatur unterrichtet. Seine Erzählungen erschienen in zahlreichen Magazinen und Zeitungen, sie waren nominiert für den Pushcart und den Barthelme Preis. »Geister« ist sein erster Roman und wird derzeit in über zwanzig Sprachen übersetzt. (Verlagsinfo)

Werner Löcher-Lawrence war als Lektor tätig, bevor er literarischer Agent und Übersetzer wurde. Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören Nathan Englander, Hilary Mantel und Colin Thubron. (Verlagsinfo)

Fazit

Leider entspricht das Debüt von Hill so gar nicht meinem Geschmack. Ich spiele bewusst auf den Geschmack an, da ich sehr wohl der Meinung bin, dass es sich hier um ein hochkarätiges Buch handelt, mich persönlich aber nun mal nicht in den Bann ziehen konnte.

Immer wieder musste ich mich neu motivieren und aufraffen, das Buch weiterzulesen. Nicht nur, weil man dem Autor eine Chance geben möchte, sondern viel mehr weil man erwartet oder hofft, dass sich das Blatt noch zum Guten wendet und irgendwann der „Aha-Effekt“ einsetzt. Leider blieb diese Erwartung unerfüllt, so dass für mein Empfinden die Geschichte von Beginn bis zum Ende mehr oder weniger dahinsiecht und unglaublich langatmig ist.

Der Autor vergibt: (2/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (4 Stimmen, Durchschnitt: 4,00 von 5)

Gebunden: 864 Seiten
Originaltitel: The Nix
Ins Deutsche übersetzt von Werner Löcher-Lawrence und Kathrin Behringer
ISBN: 3492057373

www.piper.de