Die Kinderärztin Emory Charbonneau steckt mitten in der Vorbereitung auf den nächsten Marathon. Als sie einen anstrengenden Dauerlauf in den Bergen unternimmt, verschwindet sie spurlos. Als sie im Haus eines fremden Mannes erwacht, kann sie sich nicht erinnern, was geschehen ist. Emory hat schreckliche Kopfschmerzen und offenbar eine Gehirnerschütterung. Der Mann, der sie gefangen hält, will seinen Namen nicht verraten, beteuert aber immer wieder, dass er ihr nichts tun will. Nach und nach verschwindet Emorys Angst tatsächlich und weicht einer rätselhaften und dennoch umso stärkeren Anziehung…
Währenddessen sucht die Polizei intensiv nach der verschwundenen Kinderärztin, doch kann sie keine Spur finden. Schnell gerät Emorys Ehemann Jeff in Verdacht, weil er ihr Verschwinden erstaunlich spät gemeldet hat, Emory äußerst wohlhabend ist und Jeff eine Affäre mit Emorys Kollegin hat. Seiner Sorge um Emory mag man daher nicht so recht trauen.
Doch was ist an dem Tag in den Bergen wirklich geschehen? Und was hat der namenlose Mann zu verbergen?
Andeutungen über Andeutungen
Das Buch beginnt ausgesprochen spannend und interessant. Eine erfolgreiche Frau scheint besessen vom Laufen – obwohl sie bereits eine Stressfraktur im Fußgelenk hat, trainiert sie weiter auf den nächsten Marathon – gegen jeglichen gesunden Menschenverstand. Man kommt nicht so recht an sie heran und versteht ihre Motive nicht.
Doch noch rätselhafter ist der Mann, der Emory gefangen hält und vorgibt, sie gerettet zu haben. Seiner Erzählung zufolge habe Emory schwer verletzt auf dem Weg gelegen, als er sie gerettet und zu sich genommen hat. Ein schweres Unwetter verhindert, dass er sie in Sicherheit bringen kann. Warum aber will er seinen Namen nicht verraten? Er deutet nur immer wieder an, dass etwas Schlimmes vorgefallen ist und er eine schreckliche Schuld auf sich geladen hat. Was aber hat er getan? Irgendwann ist es Emory egal – die Anziehungskraft zwischen den beiden wird immer stärker, bis die zwei sich ihren Gefühlen hingeben…
Zur gleichen Zeit fragts ich Emorys Mann Jeff, was eigentlich passiert ist. Doch je länger seine Frau verschwunden ist, umso mehr kann er sich mit dem Gedanken anfreunden, Witwer zu sein. Schließlich würde er genug Geld erben, und eine Affäre hat er ja ohnehin bereits. Steckt er aber tatsächlich hinter dem Verschwinden seiner Frau?
Wir wissen es nicht und müssen sehr, sehr lange im Dunkeln tappen. Unzählige Seiten füllt Sandra Brown mit der Beschreibung von Emory und ihrem Entführer, sie erzählt in unendlichen Details, wie die beiden sich näher kommen, natürlich begleiten wir sie dann schlussendlich auch ins Bett und erleben eine heiße Liebesnacht zusammen mit Emory und dem Namenlosen. Sandra Brown geizt auch nicht mit Andeutungen, die sie – möglicherweise zum besseren Merken? – immer und immer wiederholt. Der Ort, an dem die schreckliche Tat des Namenlosen geschehen ist, wird unzählige Male wiederholt, ohne dass wir aber mehr darüber erfahren. So hat auch das Mitraten keinen Sinn, weil man beim Lesen eigentlich nichts Neues erfährt.
Spätestens nach den ersten spannenden hundert Seiten kommt schreckliche Langeweile auf. Die Handlung zieht sich wie Kaugummi und dreht sich immer wieder im Kreis. Die Autorin wirft mal hier, mal da Andeutungen hin, lässt einen damit aber völlig allein. Man kommt nie soweit, dass man tatsächlich sinnvoll miträtseln kann, was wohl geschehen ist und warum der mysteriöse Mann sich vor der Welt versteckt.
Nicht logisch
Neben der Langeweile fand ich etliche Dinge auch absolut unlogisch, so versteckt der Mann sich zwar vor der Außenwelt, legt sich dann aber ganz offen mit den Nachbarn an und taucht immer mal wieder auf, wo auch Emory auftaucht. Als die Autorin ganz am Ende ENDLICH die ersehnte Geschichte seiner Vergangenheit offenbart, zerplatzt eine dicke Spannungsblase, denn da hat die gute Sandra Brown sehr viel angedeutet, aber am Ende war nix dahinter. Warum der gute Mann sich vor Gott und der Welt versteckt – ein absolutes Rätsel!
Auch ganz am Ende dichtet die Autorin noch eine Wendung hinzu, um den wahren Täter zu offenbaren. Ja, das ist irgendwo logisch und nachvollziehbar gewesen, aber doch auch wieder so platt, dass ich am Ende ziemlich gelangweilt war.
Schade
Das Buch fing wirklich sehr spannend an – aus der Geschichte hätte man wirklich etwas machen können – mit 200 Seiten weniger, weniger Wendungen und weniger Andeutungen, dann hätte was draus werden können. Ich habe von Sandra Brown schon einige hochspannende Thriller gelesen, ihr neuester zählt leider nicht dazu.
Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
ISBN-13: 978-3764505622
www.blanvalet.de
Der Autor vergibt: