Nibelungen-Festspiele Worms 2007. Teil 2

Fortsetzung von [Teil 1]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=80

_Specials_

_Kulturprogramm_

Das diesjährige Motto des umfangreichen Programms (30 Veranstaltungen an sechs Spielorten, es wird nicht zu allen berichtet) war das Thema „Treue und Vaterlandsliebe“ mit all seinen positiven und negativen Aspekten. Wie im vergangenen Jahr, war auch das Kulturprogramm gut ausgelastet: 5650 Menschen besuchten die Veranstaltungen. Das entspricht aber dennoch nur einer Auslastung von 65 % und deckt nicht die Unkosten, die dadurch querfinanziert werden müssen.

_Moment-auf-Rahmen: Ausstellung „Der Betrug“_

Der Wormser Künstler Richard Stumm zeichnete – angeregt durch Florian Gerster -während der diesjährigen Festspielproben Schauspieler, Regie und Mitarbeiter. In der EWR-Turbinenhalle, Klosterstr. 23 in Worms, wurden diese (etwa 20 von 100) Skizzen zusammen mit weiteren 18 großformatigen Ölbildern mit Bezug auf Schlüsselszenen des Nibelungenliedes (Kriemhilds Traum, die Werbung Brünhilds oder der Streit der Königinnen) ab dem 13. Juli ausgestellt. Die Vorbilder am Nibelungenstoff sind dabei hochgesteckt; man denke an Johann Heinrich Füssli oder Karl Schmoll von Eisenwerth. Die Einführungsrede in die Ausstellung hielt der Kulturkoordinator der Stadt Worms Volker Gallé. Zur Ausstellung ist auch ein Katalog erschienen.

_Klaus Maria Brandauer „War and Pieces“_

Beschäftigte sich zusammen mit dem vielfach ausgezeichneten, britischen Geiger Daniel Hope auf der Festspielbühne mit dem Thema Krieg und seinen vielfältigen Facetten. Leitlinie dafür bot Igor Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“. Die auf einem russischen Märchen basierende Erzählung schildert die Begegnung eines Soldaten auf Heimaturlaub mit dem Teufel. Weitere Musiker waren Annika Hope (Kontrabass), Patrick Messina (Klarinette), Philippe Hanon (Fagott), Gilles Mercier (Trompete), Jean Raffard (Posaune) und Hanst-Kristian Kjos Sorensen (Schlagzeug). Tausend Besucher kamen vor den Dom.

_I wanna be loved by you_

Programm der Brünhilde-Darstellerin Annika Pages zusammen mit dem Pianisten Christoph Pauli. In diesem Programm wurden das Liebesleben großer Persönlichkeiten beleuchtet und Biografisches wie Lieder vorgetragen. Joern Hinkel – der auch die Regie führte – hat dazu selten oder noch gar nicht gezeigte Bilder und Filmausschnitte herausgesucht, die den Auftritt des Duos bereicherten. Am Drehbuch mitgearbeitet hatte auch Petra Simon, die im Wesentlichen das diesjährige Kulturprogramm zu den Festspielen gestaltet hat. Zwar war dieses Stück exklusiv für die Festspiele erarbeitet, kommt aber nun auch in anderen Städten zur Aufführung. Diese Aufführung zum Abschluss der diesjährigen Festspiele wurde stürmisch gefeiert.

_Männersache – Live_

Der deutsche Titelkandidat für den Grand Prix beim European Song Contest, _Roger Cicero_, (nur Platz 19) gab mit seiner Big Band auf der Festspielbühne den Auftakt des diesjährigen Kulturprogramms auf der Festspiel-Bühne am Dom. Dazu gehörten neben den eigenen Songs auch Coversongs wie „König von Deutschland“ von Rio Reiser. Ein nochmaliger Gig bei einem des künftigen Wormser Jazzfestivals ist nicht ausgeschlossen. 1500 Swing-Fans sangen stehend bei den drei Zugaben mit. Unverständlich für die Besucher war allerdings, dass im Anschluss an das Konzert der Heylshof mit seiner Bewirtung im Gegensatz zu den sonstigen Festspieltagen geschlossen war.

_Deutsche Lieder aus acht Jahrhunderten_

Mit Jasmin Tabatabai (Kriemhild), Tilo Keiner (Sindold) und vier weiteren Musikern unter dem Motto „Willst du dein Herz mir schenken“ in der Dreifaltigkeitskirche. Tilo Keiner singt auch im Musical „Mamma Mia“. Die Idee für die Aufführung hatte er bereits vor zwei Jahren, als man in der Podiumsdiskussion während der „Theaterbegegnungen“ der Frage „Was ist eigentlich ein deutsches Volkslied?“ nachging. Tesz Milan aus Phönix (Arizona) ist Frontfrau bei „Solid Gold“ und „Pop-History“, Mark Garcia (Kalifornien) singt in Opern, Operetten und Musicals, Pete Lee (London) arrangierte die Stücke und Thomas Wissmann spielte Klavier.

_An Erminig: „Reise ins Mittelalter“_

Auf traditionellen keltischen wie auch auf modernen Instrumenten interpretierte die Gruppe eine tanzbare, musikalische Wegbeschreibung des Jakobspilgerweges nach Santiago de Compostella.

_Ensemble Wolkenstein: Musikalische Pilgerwege_

Mit Harfe, Fidel, Flöte, Schäferpfeife, Schalmei, Pommer, Drehleier, Sackpfeifen, Trommeln und Gesang ging es in der Annhäuser Mühle auf Wallfahrt nach Santiago de Compostella.

_Jeanette Giese: „Brunhilds Schrei“_

Temporeiche Schlager zur Nibelungengeschichte, die seit einem Jahr erfolgreich im Nibelungenland/Odenwald bereits aufgeführt werden. Das Ganze spielt aus der Sicht der Königin von Isenstein, und Jeanette Giese ist eine Brünhilde wie bei Wagner. Schlager, Chanson, Operette, Oper – alles bekannt, aber eingebettet in die Geschichte um die Nibelungen.

_Otto Schenk: „Sachen zum Lachen“_

Der beliebteste zeitgenössische Komödiant Österreichs im EWR-Kesselhaus.

_Aus dem Leben eines Taugenichts_

Gertrud Gilbert bot mit ihrer Lesung eine Hommage an Joseph von Eichendorff zum 150. Todesjahr des Dichters. Diese Veranstaltung war eine Kooperation der Festspiele mit der örtlichen Musik- und Kasinogesellschaft.

_Siegfrieds Nibelungenentzündung_

Seit vier Jahren ein Dauerbrenner im Kulturprogramm sind die Aufführungen des Darmstädter Kikeriki-Theaters, bei denen kein Auge trocken bleibt. Da diese immer ausverkauft sind – auch in diesem Jahr alle drei Vorführungen -, hatte bereits im Februar der Vorverkauf für dieses sagenhafte Blechspektakel begonnen. Aufgeführt wurde dieses Jahr vom 25. bis 27. Juli in der neuen EWR-Halle in der Klosterstraße 23. Und auch für 2008 wird es dieses Stück wieder geben.

_Theaterbegegnungen_

Ein jährliches Highlight der Festspiele. Zuschauer, Künstler, Politiker und Wissenschaftler diskutieren miteinander. In diesem Jahr stand die Frage „Was ist Vaterland?“ im Mittelpunkt. Mit dabei waren Stephan Grünewald, Stephan Krawczyk, Dieter Wedel u. a. Außer den Podiumsdiskussionen präsentierten Jasmin Tabatabai und Tilo Keiner ein weiteres Mal ihr Programm mit den Liedern aus acht Jahrhunderten. Es war recht stürmisch an diesem Tag, kein freundliches Wetter, und man führte die stark gesunkene Besucherzahl dieses jährlichen Highlights auch darauf zurück. Allerdings könnte es auch am Preis gelegen haben, der mit 22 Euro dieses Jahr erstaunlich hoch war. Vor wenigen Jahren hatte die gleiche Veranstaltung nur 8 Euro gekostet und die jährlichen enormen Steigerungen sind in ihrer Höhe so nicht wirklich nachzuvollziehen.

_Nibelungen-Horde_

Dieses Jahr gleich an zwei Tagen das Ergebnis des Sommerworkshops dieses innovativen Jugend-Theater-Projektes. Ausführlicher Bericht ein wenig weiter unten.

_Der Ring. Die Nibelungen_

Im Lincoln-Theater fand eine weitere kleine Nibelungentheateraufführung statt, wo unter Regie von Katja Fillmann von nur zwei Schauspielern das komplette Stück erzählt wurde. Bezug genommen wurde dabei einerseits auf Hebbel, andererseits auch auf Wagner.

_Vorträge der Nibelungenlied-Gesellschaft_

Seit Jahren ein kostenloses Programm morgens während der Festspielzeit, dieses Jahr wieder im Heylshofmuseum. Vortragsthemen: „Verhängnisvolle Verirrung – Penthesila und Brunhild“, „Wort oder Tat – was war am Anfang. Das Verhältnis von Literatur und Geschichte im Nibelungenlied“, „Mythen im Labortest – das neue Mythenlabor im Nibelungenmuseum“, „Die Nibelungenfresken in der Münchner Residenz“, „Der Burgunderuntergang im Nibelungenlied – Zeittypische Deutungen von 1918 bis 1945“ und „Darf Brunhild Hagen lieben? Möglichkeiten und Grenzen bei der Bearbeitung des Nibelungenlieds“. Sämtliche Vorträge erscheinen wie in den Vorjahren auch auf http://www.nibelungenlied-gesellschaft.de.

_Veranstaltung der Nibelungenlied-Gesellschaft_

Mehrmals im Jahr – und auch natürlich im Rahmenprogramm der Festspiele – führen Dr. Ellen Bender und Petra Riha von der NL-Gesellschaft eine Inszenierung zu mittelalterlichen Themen auf. In diesem Jahr zum Thema Minnespiele und Erotik im Mittelalter. Da werden fundiert literarische Quellen durchgesehen, in Beispielen präsentiert und durch Vortrag, Spielszenen spannend dargeboten.

_Sonstiges_

_Aufführungsort Nordportal Dom_

Anfang Juni wurde die Tribüne, die um 300 Plätze mehr als in früheren Nordportal-Aufführungen auf 1600 erhöht wurde, in einer Höhe von 10,65 Meter erstellt.

_Heylshof-Park_

Die Nibelungen-Festspiele werden immer wieder auch deswegen gelobt, weil der Heylshofpark einen stimmungs- und stilvollen Rahmen für die Besucher bietet. Die lockere und dennoch feierliche Atmosphäre ist eines der hauptsächlichen Dinge, die Worms von fast allen anderen Festivals wohltuend unterscheidet. Das Wasser der Brunnen war dieses Jahr durch Wasserlampen als rotes Drachenblut erstrahlt, zudem mit roter Lebensmittelfarbe eingefärbt. Auch sonst war der ganze Park mit Licht in rot illuminiert. Nach der jahrelangen Renovierung der Westseite des Doms gab es erstmals freien Blick auf diese Front, die ebenfalls rot angestrahlt wurde. In der Nacht ragte der Domturm wie ein Leuchtturm angestrahlt mit 36.000 Watt in den Himmel. Immer mehr Wormser entdecken den freien Zugang als abendliche Wohlfühlzone. Das Heylsschlösschen, wo früher auch während der Festspiele noch Veranstaltungen stattfanden, wurde dieses Jahr erstmals vollkommen für das Catering mitbenutzt. Man konnte dort im Vorfeld hochwertiges Barbecue buchen. Im Park standen 16 Zelte von unterschiedlicher Größe für Gäste bereit. Im Hauptzelt gab es Abend für Abend Essen aus reichhaltiger Speisekarte. Zur Premiere wurden noch 200 Stehtische im Park verteilt. Die spätere Cocktail-Lounge war zu diesem Zeitpunkt noch exklusiver VIP-Bereich. Während der Festspielzeit steht der Park allen Wormsern offen und ist inzwischen auch ein beliebter gesellschaftlicher Treffpunkt mit Charme und Niveau. Es sind deswegen mit dem eigentlichen Festival-Publikum etwa 2000 Personen pro Tag anzutreffen. Kritik von auswärtigen Besuchern wie auch vom Intendanten Dieter Wedel gab es nur, weil die Bewirtungszelte ab ein Uhr nachts geschlossen haben, was als provinziell beurteilt wurde. Die Stadt sieht aber keine Möglichkeit, daran etwas zu ändern, denn die gesetzlichen Vorgaben zur Sperrzeit müssen eingehalten werden.

_Catering_

Mit den jetzigen Festspielen übernahm der Lufthansa Party Service (LPS Event Catering GmbH, Raunheim bei Frankfurt) die kulinarische Verpflegung der Festspiel-Gäste – sowohl das öffentliche Catering als auch die Künstlerverpflegung und die der VIPs. Auch die Premierenfeier wurde durch sie gestaltet. Teil des Catering-Vertrages war nämlich, dass sie auch als Sponsoren auftraten und die Premierenfeier bezahlten. Ob sich das insgesamt gerechnet hat, wird sich erst bei der später erfolgenden Endabrechnung erweisen. Mit der Lufthansa hat diese Firma außer dem Namen zwar nichts zu tun, aber sie gehört zu den drei Großen Catering-Betrieben der Branche und organisiert etwa 1500 Veranstaltungen mit rund 600.000 Gästen pro Jahr, davon 20 % im Ausland. Die Geschäftsführung sieht ihr Engagement langfristig und vielschichtig. Die Besucher, die zu den Festspielen kommen, sind ihr Klientel, und dadurch empfehlen sie sich weiter. Auf der anderen Seite verfügen sie über gute Verbindungen in der Wirtschaft, so dass auch den Festspielen geholfen wird. Seit einigen Jahren bekocht der Wormser Spitzenkoch Wolfgang Dubs die Festspielgäste im Rahmen des speziellen VIP-Angebotes im Andreasstift. Daran hat auch die neue vertragliche Bindung mit dem Lufthansa Party Service nichts geändert.

_Tontechnik_

Schon ganz am Anfang des diesjährigen Berichtes zu den Festspielen wurde über die schwierige Aufgabe berichtet, besondere Schallschutzbestimmungen einhalten zu müssen und dennoch ein beeindruckendes Kulturereignis tontechnisch zu kreieren. Lärmschutz ist aber nicht nur bei den Nibelungenfestspielen neuerdings zum Thema geworden, sondern auch z. B. bei „Rock am Ring“, wo die Nibelungentontechnik-Crew dieses Jahr für den Sound von „Linkin Park“ oder den „Ärzten“ verantwortlich war. Die oberen Ränge sind schwarz ummantelt und lassen bei den umliegenden Wohnhäusern nur noch höchstens 70 Dezibel ankommen. Dies wird mit einem Messwagen überprüft. Der Schutz geht aber in beide Richtungen, auch das Publikum hört weniger von eventuellem Straßenlärm. Die Schallschutzmauer kann Windstärken bis zur Stufe acht problemlos standhalten. Die Geräte am Mischpult sind mit den Namen für die Stimmen der Rollen versehen, die über Antennentechnik übertragen werden. Die entsprechenden Frequenzen für die 32 Drahtlos-Mikrophone mussten bei der Bundesnetzagentur beantragt und genehmigt werden. Die winzigen Mikrophone für die Schauspieler sind an Stirn oder Wange eingeschminkt. Die dazugehörigen Sender sind in kleinen Taschen innerhalb der Kostüme versteckt. Da die Lautsprecherboxen hinter den Schauspielern an der Bühne vor dem Dom hängen, muss man aufpassen, dass es keine Rückkoppelungen gibt und dass auch die Zuschauer 55 Meter weiter hinten noch so gut hören wie die in der ersten Reihe. All dies wird aufwendig von Computern errechnet und simuliert. So hört der optimale Sound in der obersten Reihe der Tribüne genau auf Ohrenhöhe auf und bereits ein halber Meter höher ist die Tonhöhe sehr viel geringer. Solch ein Mischpult einzurichten, benötigt zwei Monate Zeit. Mit der Hand geht das nicht mehr zu steuern, zahlreiche Abspeicherungen sind im Mischpult hinterlegt, insgesamt 305 Einstellungen. Es gibt kein eigenständiges Soundbett, wie man es aus Filmen kennt. Dennoch ist die Theaterproduktion von Wedel die einzige, die auch vom Ton her sehr stark mit filmischen Themen arbeitet. Mit der 5.1-Anlage wird das Publikum im Dolby-Surround-Verfahren beschallt. Im Grunde entspricht das Live-Kino.

_Scheinwerfer_

Diese sind befestigt an der Traverse hoch oben am Dach des Doms und können einer Windstärke zehn trotzen (Windstärke zwölf wäre schon ein Orkan). Sie sind so genannte „Moving Lights“, wie man sie z. B. aus Fernsehsendungen wie „Wer wird Millionär“ kennt, und kosten pro Scheinwerfer 10.000 bis 12.000 Euro.

_Praktikanten_

Für die Abteilung Requisite gab es dieses Jahr einen Praktikantenplatz, dessen Aufgabe es im Besonderen war, täglich bei den Proben von 11 bis 18 Uhr dabei zu sein und aufmerksam darauf zu achten, was gerade gebraucht wird, fehlt oder zurückgebracht werden kann. Für die Maske wurden gleich vier Praktikantenplätze vergeben, wobei Eigenhaarfrisuren und Erfahrungen im Beauty-Make-up-Bereich Voraussetzung waren. Die Praktikantenplätze der Festspiele werden vergütet.

_Gesuche_

Irgendetwas wird immer gesucht. Waren es im letzten Jahr Hunde, ging es dieses Mal um alte freistehende Badewannen mit Füßen womit, man sich über Presse an die Bevölkerung wandte.

_Nibelungisches Ehrenamt_

Früher nannten sie sich „die Indianer“, seit den letzten Festspielen sind sie in „Nibelungisches Ehrenamt“ umbenannt worden. Sie sind während der Festspiele stundenlang im Einsatz und ihre Aufgaben umfassen Promotion, Präsenz in der Stadt, den Verkauf von Programmen und vieles mehr. Eine, die dort alles organisiert, ist die Rentnerin _Helga Marschang_, die bereits seit 2001 dabei ist und damals im Vorfeld Flyer und Plakate verteilte und für Reklametätigkeiten aktiv war. Zu ihren schwierigsten Aufgaben gehören auch die Abrechnungen für die überaus zahlreichen Statisten inklusive der Auszahlung. Sie organisiert auch die – eng mit den Festspielen kooperierenden – „Freien Gewandeten“, die das ganze Jahr über in Worms für ein mittelalterliches Flair sorgen und bei vielen Gelegenheiten in historischen Gewändern präsent sind. Helga Marschang näht auch die Gewänder dieser Gruppe. Ihr Rentnerdasein ist nicht langweilig, denn sie ist noch in viel mehr ehrenamtlichen Bezügen aktiv (Vorlese-Omi in Kindergärten, Backseminare im Nibelungenmuseum, „Wormser Tafel“ – eine karitative Essensversorgung für sozial Schwache, Prüfungsausschuss der IHK Ludwigshafen und Heidelberg für kaufmännische Berufe, Klöppel-Kunst-Kurse). Durch ihre Klöppel-Kunst ist sie auch über die Wormser Grenzen hinaus bekannt. Besonders schön sind ihre filigranen Klöppelbilder mit Nibelungenmotiven.

_Jährliche Nibelungenbild-Versteigerung_

Seit 2003 malt die Künstlerin _Sieglinde Schildknecht_ jährlich zu den Festspielen ein Bild, das versteigert und dessen kompletter Erlös dem Tierschutzverein übergeben wird. Mit den vier Bildern der letzten Jahre sind insgesamt 2500 Euro für soziale Einrichtungen zusammengekommen. Das Gemälde ist ein Unikat und wird dadurch aufgewertet, dass alle Schauspieler ihren Namenszug hinterlassen. 2006 hatte auch Intendant Dieter Wedel zum ersten Mal mit unterschrieben. Das Bild entsteht jeweils „backstage“, also hinter der Bühne, und hieß im letzten Jahr „Nach dem letzten Vorhang“. Das Gemälde hängt nach den Festspielen immer im Restaurante „La Forchetta“; dort werden bis Ende September Gebote abgegeben. Das Mindestgebot liegt bei 500 Euro. Abgabeschluss für das Gebot ist 17. August Das diesjährige Bild „Brunhilds Trauer“ wurde aber bereits vom 25. Juli an in der Kundenhalle der Sparkasse Worms-Alzey-Ried präsentiert. Die Palette der dort ausgestellten Bilder reichte vom ursprünglichen Festspiel-Logo über das Festspielplakat bis hin zu Szenen und Improvisationen aus Festspielaufführungen. Am Welt-Tierschutztag, dem 4. Oktober, wird es dem Meistbietenden übergeben. Der Reinerlös kommt dem Tierschutzverein zugute.

_Malwettbewerb_

Die Wormser Zeitung rief in diesem Jahr zu einem Nibelungen-Malwettbewerb in Hinblick auf die Festspielzeit auf. Mehr über die Aktionen der regionalen Zeitung findet sich am Ende des diesjährigen Festspielberichtes.

_Nibelungenhorde_

Initiatorin dieses bemerkenswerten Jugendprojekts ist Astrid Perl-Haag, die durch Vermittlung des „Wormser Wochenblatts“ den Kontakt zum Sponsor des Projekts gefunden hatte. Direkt nach den Festspielen 2006 führten die Nibelungenhorde ihr Nibelungenstück „Siegfried reloaded“ erneut – wenn auch nur in Ausschnitten – in nichtöffentlichem Rahmen im Lincoln-Theater in Worms auf, denn der Sponsor des Projektes Harald Christ, Geschäftsführer von HCI (Hanseatische Capitalberatungsgesellschaft mbH), der auch Jugendprojekte in Hamburg und Berlin unterstützt, war gekommen, um sich ein Bild über das Ergebnis seiner Investition zu machen. Zur eigentlichen Aufführung des bejubelten Nibelungenstücks im Festhaus Worms während der Nibelungenfestspiele konnte er nicht dabei sein. 40 junge Leute hatten in einem vierwöchigen Theaterworkshop mit hochkarätigen Trainern das Stück entwickelt. Harald Christ kam zu dem Ergebnis, dass sein Geld gut investiert war, und leistet aus eigener Tasche weitere Unterstützung. 2004 hatte er bereits die eigentlichen Festspiele mit einem Zuschuss unterstützt. Zu der privaten Aufführung und dem Treffen mit Harald Christ waren auch Uwe John (Regie), Antje Brandenburg (Sprachtraining) und Philipp Pöhlert-Brackrock (musikalische Improvisation) angereist und sagten ebenfalls ihre Weiterarbeit mit der Gruppe zu. Ebenso hatten die zu diesem Treffen nicht gekommenen Trainer Jannis Spengler (Suzuki-Training) und Warren Richardson (rhythmische Performance) ihre Weiterarbeit bereits bestätigt. Aber auch die Schauspieler der eigentlichen Festspiele Robert Dölle (Siegfried) und Thilo Keiner (Sindold) versicherten, den Kontakt zum Nachwuchs zu halten. Der nächste Workshop fand bereits Ende September 2006 mit Suzuki-Trainer Jannis Spengler statt. Einmal im Monat trifft man sich mit dem Regisseur Uwe John und probt weiter am selbst geschriebenen Stück. Eine Versteigerung phantasievoll gestalteter „Nibelungen-Sparschweine“ brachte ein klein wenig Geld in die Kasse, wo allerdings noch viel mehr benötigt würde. In mühevoller Kleinarbeit hatten die Jugendlichen fünf Sparschweine gestaltet und sie auf klangvolle Namen wie „Siegfried“, „Island“, „Nibelungenschatz“, „Drachen“ und „Nibelungenfestspiel“ getauft. Jedes der Tiere wurde von Mitgliedern des Festspiel-Ensembles signiert. Mindestwert der Ersteigerung war pro Schwein 40 Euro. Allerdings kamen insgesamt nur 420 Euro zusammen, weswegen der Betrag von der Wormser Sparkasse auf glatte 500 Euro aufgestockt wurde. Öffentlich zu sehen waren sie bereits wieder im Oktober 2006 im Vorprogramm des Solo-Theaterstücks „Hagens Traum“ von Thomas Haaß im Wormser Lincoln-Theater. Auch das Fernsehen war aufmerksam geworden. In der „Sonntagstour“ von SWR 3 lief ein einstündiger Film über Worms, in welchem auch „Siegfrieds Tod“ der Nibelungenhorde zu sehen war. Beim Workshop Ende Oktober wurden die Ideen mit den Trainern weiter ausgefeilt. Ein Verein „Nibelungenhorde e. V.“ ist inzwischen auch längst gegründet worden (16.11.2006).

_Jahresprogramm 2007:_

Der erste Workshop fand Mitte Januar mit Regisseur Uwe John mit 80 Jugendlichen der Wormser Nibelungenschule statt. Da diese hohe Anzahl an Interessenten das Fassungsvermögen des Workshops im Grunde sprengte, wurde eine Wiederholung in kleineren Gruppen beschlossen.

27. und 28. Januar: Workshop mit Jürgen Höhn („Mr. He“) in Pantomime. „Junge Menschen an die Hand zu nehmen und sie zu fördern, zählt zu den wichtigsten Aufgaben der Gesellschaft“, beschrieb er seine Motivation.

10. und 11. Februar: Veranstaltung „Offen für alle(s) – Nibelungenhorde & friends“ mit Präsentationen im Lincoln-Theater. Alle zur Bewerbung vorsprechenden Jugendlichen konnten noch mal Fragen mit Astrid Perl-Haag und Uwe John besprechen; an Programm geboten wurden freie Improvisationen und Szenenimprovisationen (mit Begriffen aus dem Publikum), ebenso Textarbeit (offene Proben) mit Szenen aus dem Nibelungenstück 2006. Mr. He (Jürgen Höhn) bot vierzehn Tage zuvor Pantomime mit dem Erlernten des Workshops und trat natürlich auch selber auf, die Nibelungenschule gab eine „Dirty“-Tanzaufführung. Die neugegründete Band der Nibelungenhorde „Wishions“ präsentierte mehrfach eigene Songs (der Name setzt sich aus „wishes“ und „visions“ zusammen). Natürlich war auch „Kriemhilds Song“ dabei, der im letzten Sommer so toll einschlug. Andere Jugendvereine, denen Jugendliche der Nibelungenhorde ebenso angehören, stellten sich vor und an Bands traten zudem auf: „The Döftels“, „Q-mark“ und „The Virus“.

17. und 18. Februar: Die neuen Jugendlichen für den 4-Wochen-Workshop zum Festspielstück 2007 sprachen vor. Auch gab es Plätze für diejenigen, die noch nicht im Rampenlicht stehen wollen. Jugendliche können auch als Journalist, Fotograf oder Filmer im Redaktionsteam dabei sein. Dabei ging es nicht nur darum, die Arbeit der Nibelungenhorde zu begleiten, sondern auch bei den gesamten Festspielen selbst dabei zu sein. Ab 7. Juli wurden diese Teilnehmer vier Wochen lang durch professionelle Körpertrainer, Sprachtrainer, Choreografen und die Unterstützung von Berufsmusikern angeleitet, erhielten Einblicke in die Theaterarbeit der Festspiele, verschiedene Berufsbilder und haben selbst ein Projekt erarbeitet, das im Kulturprogramm der Festspiele aufgeführt wurde. Die inhaltliche Grundlage für diese Aufführung war das Nibelungenlied. Kursleiter war wieder der Regisseur Uwe John. Mitbetreut wurden sie allerdings auch von Mitgliedern der „alten“ Nibelungenhorde. Die diesjährigen Dozenten sind Suzuki-Trainer Jannis Spengler, Sprachtrainerin Antje Breidenburg, der Wormser Mittelalterrecke und Schwertkämpfer Thomas Haaß, der Entertainer und Pantomime Jürgen Höhn, die Maskenbildnerin bei den Festspielen Hannelore Dressler-Schneider, der Schauspieler Hans Kieseler, der Profimusiker Ro Kuijpers, die Choreografin Uta Raab und die Coach- und Dynamiktrainerin Gabriel Weiss.

10. und 11. März: Comedy-Workshop mit Hans Kieseler. Kieseler ist seit 1998 Regisseur bei der „Kölner Stunksitzung“ und war vorher beim Bonner Improvisationstheater „Springmaus“. Erarbeitet wurde „Was macht Comedy aus, was erwartet der Zuschauer, was ist Situationskomik?“. Erarbeitet wurden verschiedene Darstellungsmethoden kurzer Szenen von spontan geschaffenen Konfliktsituationen. Für Kieseler, der bislang nur mit Profis gearbeitet hatte, war es eine positive völlig neue Erfahrung, mit Jugendlichen zu proben.

März: „Walking Act“-Performance in der Wormser Kaiser-Passage. Ohne feste Bühne – das ganze Einkaufszentrum war zur Bühne geworden – traten rund zwanzig der Workshop-Teilnehmer in einheitlich blauen Arbeitsanzügen mit grell geschminkten Lippen und weißen Handschuhen als „lebende Puppen“ in Aktion. Dies waren Ergebnisse der Workshops mit dem Pantomimen „Mr. He“ alias Jürgen Höhn. Durch derartige Projekte lernen die jungen Menschen, aus sich herauszugehen, ihre Ängste zu überwinden und so zielsicherer aufzutreten.

27. und 28. Mai: Workshop „Lebendige Maske“ mit Hannelore Schneider-Dressler, Visagistin bei den Nibelungen-Festspielen seit 2002.

Im Mai gab es auch anlässlich des 40.Geburtstages von Rheinland-Pfalz witzige Walking-Acts beim Tag der offenen Tür im Rathaus sowie Fechtszenen und Wundenschminken beim Pfingstmarkt. Ein Fecht- sowie Stuntkurs mit Thomas Haaß fand ebenfalls statt.

23. Juni: Beteiligung an der ersten Wormser Kulturnacht, wo im Lincoln-Theater das letztjährige Stück in variierter Form nochmals präsentiert wurde. Im Juli war man dann auch aktiv dabei im Programm des „Jazz und Joy“-Festivals.

7. Juli bis 5. August: Vierwöchiger Sommer-Workshop, der ja den jährlichen Schwerpunkt ausmacht, um Theater für junge Menschen erlebbar zu machen. 40 Jugendliche wurden Schritt für Schritt für den großen Auftritt fit gemacht, zusätzlich von 15 Jugendlichen der „alten“ Horde. Der Arbeitstitel dieses Jahr lautete „Frei sein“. Was letztlich gezeigt wurde, ist nicht von vornherein vorgegeben. Die Jugendlichen entwickeln es im Prozess mit eigenen Worten, eigener Choreografie und eigener Musik. Ende offen, der Weg das Ziel. In den vier Wochen gibt es Gesangs-, Choreografie-, Schauspiel- und Musikworkshops mit Antje Brandenburg, Jannis Spengler, Ro Kuijpers, Uta Raab und Thomas Haaß. Astrid Perl-Haag leitete zusammen mit Uwe John nunmehr im zweiten Jahr diesen Sommer-Workshop. Vielen Jugendlichen ist inzwischen die Endaufführung nicht mehr am wichtigsten, denn was in der Vorzeit passiert, geht weit über Schauspielerei hinaus.

Der Workshop von Janis Spengler im „Suzuki“-Training war dabei halb-öffentlich, denn Freunde der Horde wie auch die Eltern waren eingeladen. Suzuki ist eine asiatische Körperspannungstechnik von Tadashi Suzuki (japanischer Theaterregisseur), um den Schauspielern zu helfen, unbewusste Haltungsmuster zu erkennen und zu korrigieren. In dieser „Grammatik für die Füße“ steht die Körpersprache im Vordergrund. Die Beine erzeugen dabei eine stampfende Rhythmik ähnlich den japanischen „Taiko“-Trommlern, die obere Körperhaltung dagegen bleibt frei, das Becken ist der Mittler. Janis Spengler ist Grieche und lernte an der Theaterakademie München. Bekannt wurde er durch Fernsehen und Theaterbühnen.

Die zweistündige Darbietung des Erarbeiteten erfolgte dann an zwei aufeinander folgenden Tagen im Lincoln-Theater. Die Handlung war im Bandenmilieu angesiedelt, wo zwei Wormser Gangs unter Gunther und Etzel konkurrierten. Ähnlich den eigentlichen Festspielaufführungen war Siegfried bereits tot – gerade vom Hochhaus gestürzt, natürlich inszeniert durch Hagen. Die Nachricht verbreitete sich rasch über Handys. Viel wichtiger als die Handlung, die sich um die aktuellen Themen von Jugendlichen drehte, waren allerdings die gezeigten Ergebnisse dessen, was in dieser kurzen Zeit gelernt wurde. Denn das war alles andere als nur reine Schauspielerei. Ein choreographisches Feuerwerk aus Ballett, Musical, Comedy wurde geboten und gezeigt, wie man richtig gute rhythmische Musik zusammen auf Schrottinstrumenten gestaltet. Zwar ist dieses Jugendstück natürlich nicht mit der eigentlichen Festspiel-Aufführung vergleichbar, aber würde man das tun, würde die Nibelungenhorde mit der inszenatorischen Vielfalt des Stückes weit vorne liegen. Deswegen wurde die Horde zu Recht vom Publikum frenetisch gefeiert.

Auch Hagen-Darsteller Dieter Mann, seit über vierzig Jahren Theater- und Filmschauspieler, kümmerte sich intensiv um die Horde und stand für Fragen und Meinungsaustausch zur Verfügung. Das Ehrenmitglied des Deutschen Theaters Berlin ist nunmehr auch Ehrenmitglied bei der Nibelungenhorde. Von den Festspiel-Stars brachte sich auch Andreas Bisowski ein, der regelmäßig Workshops zur Textarbeit beisteuerte. Zur Generalprobe der richtigen Festspiele, die nicht im Gegensatz zum Vorjahr auch künftig nicht mehr öffentlich sein wird, durfte die Horde natürlich zugegen sein.

Beim Straßenfest in der „Unteren Kämmergass“ war die Nibelungenhorde zusammen mit den regulären Festschauspielern auch aktiv beteiligt.

Zudem sind eine CD-Aufnahme mit „Allee der Kosmonauten“ geplant sowie diverse Auftritte. Die Hauptaktivität war aber natürlich wieder das neue Nibelungenstück, das vom 7. Juli bis 5. August erarbeitet wurde. Erstmals wurde in diesem Jahr auch die „Nibelungen“-Hauptschule aus Worms mit einbezogen. Kooperiert wird dabei mit Ilse Lang und ihrer „Alexandra-Lang-Initiative Schüler und Arbeitswelt“ (ALISA). Dies ist ein Pilotprojekt, das sich im nächsten Jahr auf weitere Schulen ausdehnen könnte. Unterstützung kommt allerdings durch die Stadt Worms, die Nibelungen-Festspiele GmbH (die ihre Logistik zur Verfügung stellt), das Stadtmarketing und weitere Sponsoren. Infos zur Nibelungenhorde unter astrid.ph@t-online.de oder 0174-9513692.

Im zweiten Jahr hat die Nibelungenhorde bereits ihre eigene Band: „Wishons“.

Als Ausblick auf weitere Termine noch in diesem Jahr: Mitwirkung beim ersten Wormser Drachenfest im Oktober.

_Geschäftswelt_

Die Wormser Wirtschaft und Geschäftswelt profitiert seit Anbeginn der Festspiele von diesen und weiß das zu schätzen. Der Einzelhandelsausschuss im Stadtmarketing beschloss deswegen auch sehr früh im neuen Jahr, kleine Banner mit dem Festspiel-Logo für die Schaufenster herzustellen, und regte ein Festspiel-Kiosk auf dem Obermarkt an. Überall in Worms blicken einem somit die Nibelungen entgegen und sehr viele Schaufenster sind komplett nibelungisch dekoriert. Bei „Optik Meurer“ stehen seit mehreren Jahren Original-Kostüme aus bisherigen Produktionen, garniert mit Schwertern und Gemäuerstücken. Der Buchhandel stellt sich natürlich ebenso ganz auf die Thematik ein. Für das Wormser Tourismus-Konzept stehen die Nibelungen sowieso ganz oben an. Da auch der 60. Landesverbandstag der Dachdeckerinnung zu den Festspielen in Worms abgehalten wurde – Zeitpunkt und Ort wurden bewusst zum Jubiläum so gewählt -, besuchten auch diese allesamt die Festspiele.

_Restaurant Carbonara_

Da sich die Festspielstars dort seit Jahren recht häufig zum Essen einfinden, hat das Restaurant inzwischen den Ruf der „Nibelungenkantine“ inne. Bis spät in den Morgen kann man die Schauspieler dort eventuell antreffen. Auch der Geburtstag von Jasmin Tabatabai wurde dort bis morgens früh um vier Uhr gefeiert, obwohl am nächsten Tag in aller Frühe schon die weiteren Proben anstanden.

_Finanzen_

In der politischen Parteilandschaft plädierten die „Grünen“ nicht nur für eine Senkung der städtischen Zuschüsse (in den Jahren 2005 und 2006 betrugen die Zuschüsse jeweils 2,3 Millionen Euro bei Gesamtkosten von 2005 4,2 Millionen und 2006 4,7 Millionen), sondern schlugen einen zweijährigen Turnus für die Festspiele vor. In einem gemeinsamen Antrag mit der FDP brachten sie das in einer Ratssitzung vor bzw. forderten, dass die Gesamtkosten nicht maximal 4 Millionen Euro übersteigen dürfen und in den Folgejahren jährlich noch weiter reduziert werden. Die nicht im Rat vertretene PDS/Linkspartei vertritt ähnliche Positionen. Unterstützt wurde der Antrag aber nur vom ebenfalls im Stadtrat sitzenden Bürgerforum. Die CDU, stärkste Partei im Stadtrat, möchte auch, dass die Zuschüsse gesenkt werden, und setzte dabei auf eine gemeinsame Kraftanstrengung von Stadt, Sponsoren und Dieter Wedel. Für sie gab es ein klares Ja zur jährlichen Veranstaltung. „Die Festspiele dürfen nicht gefährdet werden“ (Zitat CDU-Fraktionssprecher Gerhard Schnell). Der Antrag der Grünen und der FDP – die allerdings ansonsten auch die Festspiele in Worms an sich nicht gefährden wollen – fand im Rat keine Mehrheit. Dass gespart werden muss, darüber waren sich alle einig, aber ein Budget vorzugeben, fanden weder CDU, SPD noch FWG hilfreich. Trotz solchen kleineren Streitigkeiten ist festzustellen, dass allerdings alle Stadtratsmitglieder hinter den Festspielen stehen. Es war 2002 sehr mutig vom Stadtrat, die Festspiele zu initiieren und auch fortzusetzen. Sie haben in Worms für eine Aufbruchsstimmung gesorgt und der Stadt ein deutlich besseres Image verschafft. Dennoch gibt es auch in der Bevölkerung immer auch einzelne Stimmen, die eine Einstellung der Festspiele befürworten würden. Aber nach Umfragen von 2007 finden auch über 70 Prozent der Wormser, dass die Nibelungenfestspiele zu einem positiven Image der Stadt beitragen. Veranschlagt für 2007 wurden dann 4,9 Millionen Euro mit einem städtischen Anteil von rund 2,2 Millionen und 2 Millionen Sponsorengeldern. Auch ein Landeszuschuss von 220.000 Euro wurde berücksichtigt, dessen Umfang sich aufgrund der kulturpolitischen Bedeutung für Rheinland-Pfalz ab diesem und dann auch in den kommenden (falls nicht das Parlament noch anders entscheidet) Jahren um 500.000 Euro erhöhte, so dass vom Land in diesem Jahr zumindest insgesamt 720.000 Euro flossen. Innenminister Karl Peter Bruch äußerte bei dieser Mitteilung, dass die Festspiele in ihrer Bedeutung über das Land Rheinland-Pfalz weit hinausgehen und in ganz Deutschland und sogar europaweit auf Resonanz stoßen. Ab diesem Jahr sind die Wormser Festspiele somit auch zu Festspielen des Landes Rheinland-Pfalz geworden. Gerechnet wurde bei der diesjährigen Kalkulation mit einer Besucherauslastung von 90 Prozent. Erklärtes Ziel ist eine Drittel-Finanzierung. Ein Drittel öffentliche Kassen, ein Drittel Sponsoren und ein Drittel aus Eintrittsgeldern. Dem Gesamthaushaltsetat der Stadt Worms für 2007 stimmte der Stadtrat durch die Mehrheit von SPD und CDU auch zu, allerdings blieben die kleinen Fraktionen von Grüne, FWG, Bürgerforum und FDP bei ihrem „Nein“. Die Ausgaben für die Nibelungenfestspiele sind in der Gesamtverschuldung allerdings im Grunde gering. Dort zu sparen – was Qualität und Sicherheit gefährden würde -, macht den Kohl nicht fett. Das gilt auch für die Ausgaben für das Nibelungenmuseum, die ebenso wie die Festspiele immer wieder thematisiert werden. Insgesamt sind die Festspiele nicht zu teuer, es hängen zudem viele Arbeitsplätze und auch das Image der Stadt daran. Dieter Mann (Hagen-Darsteller) erinnerte dabei zu Recht daran, dass Kultur nicht über die kommerzielle Schiene gerechnet werden könne und dass auch Fußball-Stadien bezahlt werden, die bei Spielen nur zu einem Drittel gefüllt sind.

_Unvermeidliches_

Mächtige Bühnen- und Tribünenbauwerke hinterlassen notgedrungen auch ihre Spuren. Nach den Festspielen 2006 auf dem Südportal des Doms sah der Platz einige Zeit etwas grau und trist aus, denn das Gras fehlte. Dass der Platz erneuerungsbedürftig sein würde, hatte die Stadt allerdings im Vorfeld bereits eingeplant. Im Haushaltsansatz waren dafür 20.000 Euro eingeplant, mit denen ein Rollrasen verlegt und Einlassungen sowie Wege wieder in Ordnung gebracht wurden. Die Gartenbaufirma Flörchinger sorgte dafür, dass der Platz sehr rasch wieder ordentlich aussah. Ernsthafte Schäden hatte es darüber hinaus keine gegeben.

_Umstrukturierungen_

Dies war das letzte Jahr, wo die Nibelungen-Festspiele GmbH unter diesem Namen die Festspiele durchführten. Die Stadt Worms wird mit einstimmigem Zuspruch des Stadtrats eine neue Kultur- und Veranstaltungs-GmbH gründen, in die neben der Festspiel-GmbH auch das Nibelungenmuseum, Jazz & Joy und das mittelalterliche „Spectaculum“ eingehen wird. Die bisherige Nibelungenfestspiel-GmbH wird sich künftig nur noch um den künstlerischen Aspekt der Festspiele kümmern. Aber aus Gründen der Gemeinnützigkeit und steuerlichen Aspekten bleibt der Name Nibelungenfestspiele gGmbh bestehen. An der Spitze der neuen Gesellschaft soll eine „erfahrene Führungspersönlichkeit“ stehen. _Thomas Schiwek_ hatte aufgrund einer Erkrankung seit diesem Frühjahr nicht mehr die Aufgabe als kaufmännischer Geschäftsführer inne, sondern es übernahm – zunächst befristet – Sascha Kaiser (der bisherige Assistent Schiweks in dieser Position) diese Aufgabe. Alleiniger Geschäftsführer ist Uli Mieland, aber Kaiser hat Einzelprokura für den kaufmännischen Bereich und führt die inhaltliche Arbeit Schiweks weiter. Der 32-Jährige studierte an der Fachhochschule Worms internationale Betriebswirtschaft und hatte danach zunächst in Frankfurt im Bereich Sport-Marketing gearbeitet, bevor er nunmehr bereits über Jahre im Nibelungenmuseum und der Festspiel-Gesellschaft arbeitet.

_Kuratorium der Festspiele_

Das Kuratorium berät die Nibelungenfestspiele in allen künstlerischen Belangen und fördert Verbindungen zu Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft. Es setzt sich derzeit zusammen aus Prof. Hark Bohm, OB a.D. Gernot Fischer, Beigeordneter a.D. Gunter Heiland, Prof. Dr. Hellmuth Karasek, Jürgen Kriwitz, Ilse Lang, Karl Kardinal Lehmann, Dr. Elke Leonhard, Dr. Friedhelm Plogmann, Karlheinz Röthemeier, Prof. Armin Sandig, Markus Schächter, Bundesministerin Dr. Anette Schavan, Dr. Eggert Voscherau, Prof. Dr. Weck und der rheinland-pfälzischen Ministerin Doris Ahnen.

_Gesellschafter-Ausschuss_

Alle Vertreter der Stadtratsfraktionen saßen nach dem gleichen Verfahren wie in den kleinen Ausschüssen in diesem Gremium. Durch das so genannte Verteilungsverfahren waren bislang die kleinen Fraktionen FWG und FDP nicht vertreten. Einstimmig beschloss nun der Ausschuss künftig auch von diesen Parteien je einen Vertreter einzuladen, damit alle Fraktionen informiert sind. Künftig wird dann der Gesellschafter-Ausschuss so vergrößert werden, dass alle Fraktionen mit Sitz und Stimme vertreten sind.

_Ausblick_

Dieter Wedel, dessen Vertrag abgelaufen war, bleibt Intendant bis 2011. Worms ist für ihn mittlerweile eine zweite Heimat geworden. Mit dem _ZDF_ ist Dieter Wedel im Gespräch, die Festspiele am Dom erneut im Fernsehen zu übertragen. Dies war in den Anfangszeiten schon einmal geschehen. Aber vor allem wären ZDF und Bavaria an einer Kooperation zu „Jud Süß“ (siehe im Folgenden) interessiert.

Am Ende der jeweiligen Spielzeit beginnen immer schon die Vorbereitungen für das Jahr darauf. 2008 werden nach Vorstellungen der Festspielorganisation die aktuellen wie auch ehemaligen Schauspieler noch mehr ins Kulturprogramm eingebunden, als es bislang schon der Fall war. Das möchte Wedel allerdings nicht. Er ist strikt dagegen, dass Schauspieler weiterhin im Rahmenprogramm auftreten, denn seiner Ansicht nach nehme das die Einmaligkeit der eigentlichen Aufführung. Dieter Wedel will neuerdings auch selbst die nicht-nibelungischen Schwerpunkte im nächsten Rahmenprogramm, das unter dem Motto „Worms und das Judentum“ stehen wird, setzen. Ihm war das Beiprogramm in diesem Jahr zu beliebig.

Für _2008_ sollen die beiden aktuellen Rinke-Inszenierungen „Siegfrieds Frauen“ vom letzten Jahr und „Die letzten Tage von Burgund“ von diesem Jahr an jeweils zwei aufeinander folgenden Tagen an der Nordseite des Doms aufgeführt werden. Beides in einer Nacht zu bringen, ist zwar auch nicht ausgeschlossen, aber Dieter Wedel mag keine Marathon-Aufführungen im Theater, und als Open Air sei das nahezu unzumutbar. Eine Doppelaufführung ist allerdings angedacht. Zu Festspielbeginn wird es also eine Doppel-Premiere an zwei Tagen geben. Auch für diejenigen, die beide Teile schon gesehen haben, wird das nicht langweilig werden, denn unter Wedels Regie werden sie sich erneut inhaltlich weiterentwickeln. Der Schluss, den viele nicht verstanden haben, wird auf jeden Fall anders sein und auch einige Szenen werden geändert. Für die Schauspieler sind zwei Stücke parallel natürlich sehr anstrengend. Die Festspielzeit soll von 15 auf 22 Vorstellungen verlängert werden. Der Termin wird wieder später – wie in den früheren Jahren schon immer im August anstatt im Juli – sein. Da in Rheinland-Pfalz nächstes Jahr die Sommerferien sehr früh liegen, findet dadurch die Probezeit in der Ferienzeit statt und verringert eventuell die Belastung der Anwohnenden, die möglicherweise in Urlaub sind. Die Preisstruktur der Eintritte ändert sich dann ebenfalls. Da die Wochenendkarten immer früh ausverkauft sind, die Vorstellungen unter der Woche allerdings nicht, werden die Preise für Wochenenden angehoben. Im Gegensatz dazu sind dafür Karten unter der Woche günstiger zu haben. Auch soziale Komponenten sind vermehrt vorgesehen, wie ein Familientag und Kombi-Rabatte.

Ein Autorenwettbewerb soll ausgeschrieben werden, um an ein neues Nibelungenstück („Das Leben des Siegfried“) zu kommen. Möglicherweise wird es aber auch einem renommierten Autor gezielt in Auftrag gegeben. Die Nibelungen bleiben natürlich Kernpunkt der Wormser Festspiele, aber bevor es zu einer inhaltlichen Vermengung kommen könnte, denkt Wedel auch über ein Stück nach, das mit Worms, seiner Geschichte, den Juden und den Nazis in Verbindung gebracht werden kann. Konkret im Visier ist dabei der von Lion Feuchtwanger 1925 erschienene Roman _“Jud Süß“_, wozu Moritz Rinke wieder das Drehbuch schreiben würde. Auch die Geschichte über Martin Luther wird für geeignet gehalten. In solchen Fällen wird aber etwas zu den Nibelungen im Kulturprogramm dominieren, denn diese dürfen natürlich nicht plötzlich ganz weg sein. Über diese Fragestellungen wird allerdings sehr kontrovers diskutiert. Für Wedel haben sich die Nibelungen nach drei Versionen von Moritz Rinke und der Hebbel-Inszenierung von Karin Beier ausgereizt. Er möchte generelle Festspiele in Worms – auch einen „Kaufmann von Venedig“ beispielsweise und die Nibelungen selbst nur noch alle vier Jahre. Die Stadt Worms hat nichts gegen eine Erweiterung des Portfolios, aber die Nibelungen als zentrales Thema wollen sie nicht ersetzen. Kulturkoordinator Volker Gallé erklärte, dass das Schauspiel immer im Vordergrund bleiben wird. Dieser Ansicht schließt sich die Nibelungenlied-Gesellschaft, welche die gesamten Nibelungen-Aktivitäten vom Nibelungenmuseum bis hin zu den Festspielen ursprünglich angeregt hatte, ebenso an.

Die Ideen für eine Musical-Inszenierung der Nibelungen gehen weiter, ungeachtet dessen, ob es zur Verwirklichung kommt. _Konstantin Wecker_, der 2006 bei der Premiere der Festspiele zu Gast war und kurz danach in Worms auch selber mit seinem Programm gastierte, bot an, dafür die Musik zu schreiben. „Mehr Orff als Wagner, keinesfalls poppig, eher orchestral“ beschreibt er seine Vorstellungen. Dieter Wedel favorisiert dagegen ein von _Michael Kunze_ geschriebenes Stück, das anschließend auch auf Tournee geht. Propagiert wird die Musical-Idee vor allem von André Eisermann, der auch im Musical „Ludwig II.“ spielt, zu dem die Musik ebenfalls von Konstantin Wecker geschrieben wurde. Auch Dieter Wedel spricht weiterhin darüber, ein Musical zu inszenieren.

Aber es werden auch Stimmen lauter, die für eine Aufführung der _Wagner-Oper_ „Ring des Nibelungen“ plädieren. In Worms machte dafür der Wagner-Biograf Walter Hansen bei seiner Lesung Stimmung.

_John von Düffel_ (Wedels Dramaturg) hat auch bereits reichlich Material zusammengetragen für eine heitere, mit Musik unterlegte Geschichte _“Das Leben des Siegfried“_.

Aber auch das Marketing in den Regionen Rhein-Neckar und Rhein-Main soll künftig noch stärker als bisher schon betrieben werden.

_Interessante Zusatzlinks:_

http://www.nibelungenmuseum.de

http://www.nibelungenfestspiele.de

http://www.wormser-zeitung.de

Immer aktuell am Ball ist man mit der regionalen Zeitung, die immer ein umfangreiches Nibelungen-Spezial pflegt. Als Medienpartner der Festspiele erscheint dort von Beginn an eine tägliche Berichterstattung, seit diesem Jahr zudem ab 30. Juni (schon drei Wochen vor der Premiere) eine tägliche Internetsonderseite mit vielen Fotos, mehreren Diskussionsforen und einem Online-Tagebuch von André Eisermann. Auch die Nibelungenhorde berichtet über ihre Arbeit. Neben der Möglichkeit, als VIP zur Premiere zu erscheinen, gab es eine Reihe weiterer Gewinnspiele: „Blicke hinter die Kulissen“, „Fühlen wie Kriemhild und Etzel“, wo professionelle Mitarbeiter von Maske und Bühne in einen Teil des Ensembles die Gewinner Hermann Grünewald und Astrid Guckes verwandelten und Originalkostüme der Schauspieler trugen. Zur Probe gab es auch zwei Gast-Kritiker-Gewinne. Auch einen „Blick in den Kochtopf“ bei dem Wormser Spitzenkoch Wolfgang Dubs, der die VIP-Gäste bekochte, inklusive Mitessen war möglich. Für Kinder gab es einen Malwettbewerb zum Thema Nibelungen, zu dem 77 Werke eingereicht wurden. Der Wormser Künstler Richard Schimanski und die Brünhild-Darstellerin Annika Pages wählten die insgesamt 26 Gewinner aus. An sechs davon ging ein Hauptgewinn, der öffentlich von Pages bei ihrem „WZ“-Interview vergeben wurde. Auch für übrige Veranstaltungen im Rahmenprogramm der Festspiele wurden Karten verlost. Im letzten Jahr hatte die WZ für einen symbolischen Preis Karten für die Generalprobe zugunsten der Kinderklinik verkauft, wobei 5000 Euro zusammenkamen. Dieter Wedel und auch die Schauspieler baten allerdings dieses Jahr darum, das nicht mehr zu wiederholen. Denn den besonderen „Kitzel“, zum ersten Mal vor Publikum zu spielen, will man nunmehr wie auch künftig wieder der Premiere vorbehalten. Allerdings durften zwei Gewinner der WZ sich zumindest die Generalprobe ansehen, die darüber auch ausführlich in der Zeitung berichten durften. Aber das größte Verdienst, das die Wormser Zeitung den Wormsern und Angereisten täglich während der Festspiele bietet, sind die sehr beliebten _Schauspieler-Interviews_. Fast täglich um 18 Uhr vor den Aufführungen kann man im Wechsel bei freiem Eintritt ein Live-Interview im Heylshof mit jedem der Hauptrollendarsteller wie auch Autor Moritz Rinke erleben. Diese Interviews haben sich im Laufe der Jahre zu einer festen Institution gemausert. In einer sehr intimen und bunten Dreiviertelstunde erlebt man die Stars ganz unmittelbar. Alle Abende sind natürlich bis auf den letzten Platz besetzt, weshalb man früh genug vor Ort sein muss. Auch in diesem Jahr waren immer ca. 100 Personen zugegen, an manchen Tagen gab es keinen Zutritt mehr.

http://www.nibelungenlied-gesellschaft.de

umbau

http://www.nibelungen.de

Verweisen möchte ich auch auf die früheren Festspielberichte unter http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=50
http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=70
http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=71

|Hauptsächliche Quellen dieses jährlichen Essays sind die örtlichen Zeitungen: Wormser Zeitung, Wormser Wochenblatt und Nibelungen-Kurier.|