Perry Rhodan Comic – Die Kartografen der Unendlichkeit 1 (Heft 1)

Die Handlung:

Mehr als 1500 Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan als erster Mensch den Mond betreten hat und dort auf gestrandete Außerirdische traf. Seitdem hat die Menschheit die Milchstraße und viele umliegende Galaxien erkundet. Perry Rhodan und einige Weggefährten sind unsterblich geworden – im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Geistwesen hat ihnen sogenannte Zellaktivatoren geschenkt, die ihre Körper nicht mehr altern lassen.

Im Jahr 3540 ist Perry Rhodan auf einer Mission mit ungewissem Ausgang. Er befehligt das Fernraumschiff SOL mit rund 10.000 Personen Besatzung. Unter ihnen sind viele der legendären Mutanten: Menschen und Außerirdische mit scheinbar übernatürlichen Fähigkeiten. Irgendwo im Universum gestrandet, suchen sie gemeinsam den Weg zurück zur heimatlichen Milchstraße.
Ohne eine Spur kann die Suche Jahrzehnte dauern. Doch die entscheidenden Hinweise liefern möglicherweise DIE KARTOGRAFEN DER UNENDLICHKEIT. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Eine kurze Recherche ergab, dass dies bereits der 10. Anlauf ist, die Marke PERRY RHODAN auch als Comic zu etablieren, wow, das hatte ich gar nicht erwartet. Ich kann mich noch an die alten UNSER-MANN-IM-ALL-Hefte auf dem Dachboden erinnern, aber das wars dann auch. Im Schnitt schafften es die Serien, ein paar Jahre zu überleben, dann wurden sie allesamt wieder eingestellt.

Wird jetzt alles anders? Und wer ist überhaupt die Zielgruppe? Eine gute Frage, denn das gefühlte Durchschnittsalter des Perry-Fans entspricht etwa der meines Dads und der ist über 70. Mit den Hörspielen, die ich damals toll fand, konnte er nichts anfangen, genauso wenig wie mit den Lesungen, die es derzeit gibt … er ist Heftromanleser und wirds auch bleiben. Gleiches gilt im Übrigen auch für meinen Onkel … der wie mein Dad auch nichts für Comics übrig hat. Die beiden werden sich also die bunten Heftchen, die alle zwei Monate im neuen Verlag erscheinen sollen, nicht anschauen … wer dann?

Das kann im Grunde jeder, der Lust drauf hat, denn es wird versprochen, dass kein Vorwissen benötigt wird und die Story sich außerhalb des derzeit bekannten Rahmens bewegen wird. Das ist schon mal prima, wird aber auch bei den Heftromanen mit jedem Zyklusbeginn erneut versprochen und selten gehalten. Der aktuelle Zyklus ist sogar nur noch einTeil des vorangegangenen, der nicht wirklich abgeschlossen wurde. Und ohne Vorwissen kommt da kein kompletter Neueinsteiger rein oder verliert spätestens nach kurzer Lesezeit den Überblick und die Lust.

Schlagen wir also den Cross-Cult-igen Neustart mal als unbedarfter und offener Neuling auf und lassen uns überraschen … Wenn wir aber den „Klappentext“ lesen, erinnern wir uns direkt an STAR TREK: VOYAGER, denn auch diese Serie startete mit einem in der Unendlichkeit gestrandeten Raumschiff voller Leute, die wir erst mal kennenlernen müssen, sollen, wollen. Übrigens trifft auch die Voyager wie hier die SOL zuerst auf eine Raumstation! Zufall?

Das Cover passt irgendwie so gar nicht zu PERRY RHODAN. Die Farben erinnern an DIE FANTASTISCHEN VIER und die Superheldenposen von durchtrainierten Menschen mit prallem Busen und viel Haut geben einen für mich falschen Eindruck des Perryversums wider. Dazu noch Gucky in Haustierstellung unterhalb der Menschen … mit buschigem Schwanz, wo Biber doch eine ganz andere „Endung“ haben … auch das ist nicht stimmig. Einzig der bekannte Haluter in seinem roten Kampfanzug ist ok … da hätte man aber auch nicht viel falsch machen können.

Warum Perry in der Unendlichkeit gestrandet ist … das habe ich entweder überlesen oder es erzählt dem Leser wirklich niemand. Warum sich der relativ Unsterbliche mit seiner SOL dann direkt mal in Kampfhandlungen um eine Raumstation einmischt, obwohl er gar nicht weiß, wer hier die Guten und die Bösen sind … so man das denn überhaupt einteilen kann … konnte ich nur bedingt nachvollziehen.

Auch die Sexbomben-Mutantin, die durch Berührung heilen kann und in Overknees und knallenger SM-Schwesterntracht unterwegs ist, fand ich zu „billig“ und stillos. Dass Icho Tolot wie DAS DING von den FANTASTISCHEN VIER gezeichnet wurde passt zum Titelbild, aber für mich auch nicht wirklich zu PERRY RHODAN.

Und wie ist die Handlung so … von den Geräuschwörtern der Marke KABOOOOM! mal abgesehen? Dünn, ziemlich dünn, aber auf den wenigen Seiten, von denen das schöne große Poster in der Mitte gefühlt 50 % einnimmt, kann man auch nicht viel unterbringen.

Perry ist also mit der SOL und seiner Crew gestrandet, möchte gern nach Hause, entdeckt eine Raumstation, möchte dort die Erstkontaktler um Infos fragen. Super ist, dass offenbar überall die gleiche Sprache gesprochen wird und alle die gleichen Kommunikationsformen benutzen … So wird erst gekämpft und dann werden die Fragen gestellt … Antworten bekommen wir aber keine mehr, denn die letzte Seite ist schon erreicht.

Im Umschlag finden wir dann noch das Cover des nächsten Heftes, auf dem der Superheldencomicstil fortgeführt wird und auch hier wieder jeder einzelne Muskel deutlich definiert zum Vorschein kommt.

Ich habe absolut nichts gegen derartige Zeichnungen … auch großbusige Frauen in leichter bis luftiger Bekleidung schaue ich mir gern an … nur passt es für mich überhaupt nicht ins Perryversum. Das ist nicht prüde, aber da sind solche Äußerlichkeiten unwichtig, hier werden sie in den Vordergrund gedrängt.

Technik-Credits:

Kai Hirdt (Text)

Kai Hirdt arbeitete nach seinem Germanistik-Studium acht Jahre lang als Berater zu Kracherthemen wie Versicherungen, Mobilfunk-Sendetechnik und politischer Interessenvertretung. 2014 machte er sich als Schriftsteller selbstständig. Schon seit 2005 schreibt er Science-Fiction-Comics. 2014 verfasste er seinen ersten Roman für die PERRY RHODAN-Redaktion und gehört seitdem zu den Stammautoren der Reihe PERRY RHODAN NEO.

Marco Castiello (Zeichnungen)

Der italienische Zeichner Marco Castiello gewann internationalen Zeichenwettbewerb, bei dem ihn Marvel entdeckte und 2008 zum Zeichner von »Secret Invasion: Frontline« machte. Später wechselte er zu DC, wo er unter anderem an »Justice League« arbeitete. Ab 2011 zeichnete er regelmäßig für Dark Horse an den Comics zu »Star Wars« und »Halo«. Er lebt in Neapel.

Michael Atiyeh (Farben)

Der gebürtige New Yorker Michael Atiyeh begann seine professionelle Karriere bei Twilight Graphics. Nach ein paar Jahren entschloss er sich, freiberuflich für Marvel, DC, Image Comics und Wizard zu arbeiten. Ab 1999 legte er für vier Jahre einen Zwischenstopp beim sehr innovativen aber leider kurzlebigen Verlag Cross Gen in Florida ein. Derzeit lebt er mit seiner Familie in Kalifornien und arbeitet wieder für DC, Marvel und Dark Horse an Serien wie »Star Wars«, »Mass Effect«, »Dragon Age« und »Tomb Raider«.
(Verlagsinfos)

Fazit:

Der Start der neuen PERRY-RHODAN-Comicserie hinterlässt bei mir einen Eindruck, der in Richtung „na ja“ geht. Der Superheldenstil der Zeichnungen passt für mich nicht zum Franchise, nur den serieneigenen Humor, den hat der Autor gut getroffen. Auch dass Gucky mal wieder so gut wie alles Wichtige übernehmen muss, ist ok. Schließlich vereint er die meisten Fähigkeiten aller anwesenden Mutanten in sich.

Zur Zielgruppe dieser neuen Serie gehören für mich ganz klar die Superheldencomicleser. Wie viele alteingesessene Perry-Rhodan-Fans dabei bleiben werden, kann ich nicht abschätzen. Die Story ist auch noch nicht so weit, als dass absehbar ist, inwieweit sie fesseln wird.

36 Seiten + Farbposter
Format: 17 x 26cm

www.cross-cult.de

Auch erhältlich als E-Book.

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