Quick, William T. – Planet der Affen

_Spannende Umsetzung des Drehbuchs_

Im Sommer 2001 kam Tim Burtons Verfilmung des „Planet der Affen“-Konzeptes auch in unsere Kinos. Das vorliegende Buch folgt dem originalen Drehbuch von Broyles, Konner und Rosenthal. Es hat wenig mit dem Roman von Pierre Boulle zu tun, und auch der Schluss ist ganz anders als in der ersten Verfilmung. Burton nennt seinen Film eine „Neuerfindung“, um so seine Änderungen zu rechtfertigen. Entscheide jeder für sich selbst, ob ihm das gelungen ist. Von der deutschen Filmbewertungsstelle jedenfalls hat „Planet der Affen“ nicht das begehrte prädikat „sehr wertvoll“ erhalten, sondern lediglich „wertvoll“. Das kommt einer Degradierung gleich.

_Handlung_

Im Jahr 2029 tut unser Mann im Weltraum, Astronaut Leo Davidson (im Film Mark Wahlberg), Dienst an Bord einer Forschungsstation. Hier werden Experimente durchgeführt, um Schimpansen intelligenter zu machen, so dass sie in der Lage sind, Rettungsmissionen selbständig auszuführen. Als ein kosmischer Energiesturm die Station in Bedrängnis bringt, darf der klügste Chimp namens Perikles die erste Erkundungskapsel steuern. Leider verschwindet er auf Nimmerwiedersehen. Das tut Astronaut Leo Davidson im Herzen weh.

Noch schlimmer wird’s für ihn jedoch, als der Sturm weiter wütet und der Käptn keinen Schimmer hat, was er tun soll. Also tut Davidson so, als führe er eine Routinekontrolle der zweiten Raumkapsel durch, macht sich aber klammheimlich aus dem Staub, um Perikles zu folgen. Mal sehen, was er davon hat. Wie es scheint, steckt im Sturm ein Wurmloch in eine andere Zeitraum-Dimension. Mit seiner Kapsel strandet Davidson auf einem fremden Planeten, über dem zwei Sonnen und zwei Monde leuchten.

Glücklicherweise ist die Luft atembar und alles fast wie daheim in Afrika, ja, die Leutchen hier sprechen sogar modernes Englisch: nicht nur die Menschen, die bald aus dem Wald hervorbrechen, sondern auch die Affen, von denen sie verfolgt werden! Unter ihnen befinden sich die Rebellen Karubi (im Film Kris Kristofferson) und seine schöne blonde Tochter Daena (im Film Estella Warren).

Davidson sieht sich bald in den Netzen der flinken Menschenaffen gefangen, die auf diesem Planeten die herrschende Spezies darstellen: Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans. Die Affentruppe wird angeführt von General Thade (im Film Tim Roth), dem sein treuer Leutnant Attar (Michael Clarke Duncan), ein Gorilla, zur Seite steht.

Einer der Orang-Utans ist der Sklavenhändler Limbo (im Film Paul Giamatti), der seinen neuen Sklaven sogleich das Brandzeichen aufdrücken lässt. Doch in der Stadt stellt sich Limbo die junge Menschenrechtsaktivistin Ari (im Film Helena Bonham Carter) in den Weg. Sie behauptet, dass auch Menschen eine Seele hätten. Ungeheuerlich! Limbo ist empört.

Weil Ari aber die Tochter des mächtigen Senators Sandar ist, kann er nichts unternehmen. Ari kauft ihm Daena und Davidson ab, die sie in ihren Haushalt aufnimmt. Dort lernt Davidson als Diener bei einem Festmahl den grausamen General Thade näher kennen – und umgekehrt.

Obwohl er Ari heiraten möchte, nimmt Thade politisch die entgegengesetzte Haltung zu Ari ein: „Extremismus, der der Verteidigung von Affen dient, ist nicht falsch.“ Von Ari daher abgewiesen, verlässt Thade das Festmahl. Gut so, denn nun kann Davidson Ari überzeugen, ihnen zur Flucht zu verhelfen, Karubi und andere Sklaven zu befreien und aus der Affenstadt zu fliehen. Bei der Verteidigung ihres Fluchtwegs opfert sich Karubi im Kampf, was Leutnant Attar doch ziemlich zu denken gibt. Sollten die stinkenden Menschen etwa doch Ehre im Leib haben?

Wenig später erfährt Thade von Davidsons abgestürzter Raumkapsel, doch tötet er die Zeugen. Dann liegt sein Vater im Sterben und offenbart ihm das letzte und größte Geheimnis seiner Familie: den Besitz eines verrosteten Revolvers, der aus grauer Vorzeit stammt. Man hatte die Waffe den Menschen abgenommen.

Keineswegs ironisch ist es, wenn Thades Vater im Film von Charlton Heston gespielt wird (er gab 1968 den George Tayler im Originalfilm), dem derzeitigen Präsidenten der amerikanischen Schützenvereinigung (NRA), einem erklärten Befürworter des Waffenbesitzes. Das Geheimnis bestärkt Thade in seinem Hass auf die Menschen, denn er hat nun Grund, ihren potenziellen Waffenbesitz zu fürchten, weil die Affen Feuerwaffen noch nicht erfunden haben.

Davidson organisiert den Widerstand der verborgen im Wald lebenden Rebellen. Auch er kommt einem Geheimnis auf die Spur: In den Ruinen von Colima soll Semos, der Gott und Gründervater der Affen, verborgen sein und dort wiederkehren. Wie Davidsons Peilgerät anzeigt, befindet sich hier unter der Erde ein abgestürztes Raumschiff der Menschen. Die Logbücher verraten ihm, dass es vor 3000 Jahren seinen Kapitän, dessen Besatzung und natürlich auch die Forschungsaffen hier abgesetzt hat. So entstand die gegenwärtige Affenkultur.

Das Raumschiff lässt sich nicht mehr bewegen, doch im Kernreaktor ist nach all dieser Zeit noch etwas Brennstoff übrig – Brennstoff, der sich während der nun folgenden Schlacht gegen die angreifende Affenarmee General Thades wirkungsvoll einsetzen lässt …

|Der abweichende Schluss (SPOILER!)|

Mehr soll hier nicht verraten werden. Der Schluss im Buch ist jedenfalls konsequent und zufriedenstellend, voller Hoffnung auf eine friedliche Koexistenz beider Rassen.

Doch der Film macht hier keineswegs halt. Es folgt ein derartig billige Begründung für eine Fortsetzung der Geschichte, dass sich zahlreiche Kritiker an den Kopf fassen und viele Filmbesucher die Story nicht kapieren: Der zur Erde zurückgekehrte Davidson landet in Washington, D.C., dort, wo normalerweise das Lincoln Monument steht. Doch Lincoln hat auf dieser Erde erstaunliche Ähnlichkeit mit General Thade …

_Fazit_

Diese Romanfassung der Story verfügt über keine nennenswerten literarischen Qualitäten. Jeder dreizehnjährige Leser vermag ihr zu folgen, so dass kaum Fragen offen bleiben. Die Handlung mag ja spannend erscheinen, doch die Psychologie ist ebenso holzschnitthaft, wie die Beschreibungen der Figuren es sind. Davidson etwa wird mit gerade mal einem halben Dutzend Wörtern gezeichnet. Die Frauen erscheinen ihm zwar irgendwie anziehend, doch Sex ist nicht dabei. Dies ist ein absolut jugendfreies Buch. Das Motto lautet also: durchlesen, Film angucken, vergessen.

Hervorzuheben ist lediglich, dass die sehr gut lesbare Übersetzung von Science-Fiction-Spezialist Horst Pukallus besorgt wurde. So hat der Verlag die schlimmste literarische Bruchlandung verhütet.

|Originaltitel: Planet of the Apes, 2001
Aus dem US-Englischen übertragen von Horst Pukallus|