traditionell / Halver, Konrad – Sindbad der Seefahrer (Europa-Originale 40)

_Story_

Während seiner Seefahrten erlebte Sindbad wahrlich großartige Abenteuer. Er entdeckte die geheimnisvolle Insel, die in Wahrheit ein großer Fischrücken war, rettete den Hengst mit den magischen Kräften und wurde zur Belohnung am Hofe des Maharadjas verwöhnt. Bereits wenige Wochen später stach er wieder in See und musste sein Leben am Affenberg und in der Burg des Riesen verteidigen. Doch die Reichtümer, die er im Ei des Riesenvogels Roch zur Belohnung nach Hause tragen durfte, entschädigten ihn für all die Strapazen und ermutigten ihn zu einer weiteren Reise. Mit einer List überwand er den Magnetberg, bewahrte seine Gefährten einmal mehr vor der Gier im Inneren der Schatzkammer und heilte den lebensmüden König von Sarandib. Seine letzte Seereise wäre ihm jedoch beinahe zum Verhängnis geworden; er unterliegt in einer mörderischen Schlacht und wird auf dem Sklavenmarkt für tausend Goldstücke verkauft. Doch der erfahrene Seefahrer wusste sich auch in dieser prekären Lage zu helfen.

_Persönlicher Eindruck_

Die 40. Folge der mittlerweile längst etablierten |Europa|-Originale beschäftigt sich mit den vielen Abenteuern des legendären Sindbad und greift wirklich alle bekannten Sagen um den Helden aus Tausendundeiner Nacht auf. Aus diesem Grunde war zunächst auch zu befürchten, dass der Overkill verschiedener Geschichten der Story von Anfang an die Luft rauben würde, zumal es immerhin rund zwanzig Abenteuer sind, von denen Erzähler und Sindbad-Sprecher Benno Gellenbeck hier berichtet. Dennoch ist es Regisseur Konrad Halver sehr gut gelungen, die separaten Inhalte fließend miteinander zu knüpfen und das große Gesamtabenteuer sehr stimmig und dennoch detailliert zusammenzufassen. Etwaigen Vermutungen, einzelne Nebenstränge würden nicht gebührend zur Geltung kommen, kann also sofort der Wind aus den Segeln genommen werden.

Dementsprechend schreitet die Erzählung jedoch rasant voran und gibt dem Zuhörer keine Pause zum Durchatmen, wobei man allerdings nie das Gefühl bekommt, die Fülle an Geschichten würde einen über kurz oder lang erschlagen. Dies hat man vorwiegend dem fantastisch aufgelegten, für diese Rolle geradezu prädestinierten Gellenbeck zu verdanken, der sich von Beginn an prächtig in seinen Part einfügt und auch die nötige Überzeugungskraft aufbringt, um den sympathischen, weisen Seemann zu verkörpern. Davon abgesehen hat Halver einige nette Running Gags in die Story eingefügt. So wird Sindbad auf allen Reisen von einem Schwarzmaler begleitet, der in jeder Gefahr bereits den nahenden Tod sieht und bereits mit großem Jammer zur Tat schreitet, bevor sein Auftraggeber dann wieder alles zu Guten wendet. Der Titelheld tritt indes ständig sehr überzeugend auf und erfüllt seinen Part mit Würde. Ob er nun seine Mannschaft vor der Kollision mit dem Magnetberg bewahrt, mit Listigkeit und Tücke die reichen Könige und Kalifen um ein Vermögen bringt oder aber liebreizend seine Befreiung aus der Sklaverei erwirkt – der Sindbad, wie er in dieser Geschichte dargestellt ist, besteht in der Tat aus dem Stoff, aus dem Helden gemacht sind.

Insofern ist „Sindbad der Seefahrer“ zweifellos eines der schönsten Hörspiele aus dieser nach wie vor wachsenden Serie: inhaltlich aufgrund der grundlegenden Basis sowieso überzeugend, dazu dynamisch aufgebaut und mit durchweg guten, spürbar ambitionierten Sprechern ausgestattet. Man muss sicherlich nicht jedes einzelne der |Europa|-Originale entführen; die Abenteuer des Sindbad sind jedoch unter denjenigen, die man sich als Fan solch klassischer Hörspiele dringend anschaffen sollte.

http://www.natuerlichvoneuropa.de

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