Rubio, Kevin – Star Wars: Tag & Bink – Krawall im All (Sonderband 39)

_Story_

Tag Greenley und Bink Otauna sind wahrlich keine Glückspilze; kürzlich erst auf dem Konsulatsschiff von Prinzessin Leia eingestellt, werden sie zu Opfern eines Überfalls des Imperiums. Mit ein wenig Raffinesse gelingt es jedoch, die imperialen Truppen zu überlisten und sich still und heimlich auf Darth Vaders Schiff zum Todesstern zu schleichen. Doch ihnen liegt nicht viel daran, die Maskerade hinter den Uniformen der Sturmtruppen lange mitzumachen, so dass sie kurzerhand das Weite suchen und fast den sicheren Tod erleiden, als sie bei der Flucht vom explodierenden Todesstern auf den Millennium-Falken treffen. Schließlich landen sie auf einer Rebellenbasis in Alderaan, auf der jedoch nur noch die Spuren der letzten Siegesfeier zurückgeblieben sind – und ein penetranter Kopfgeldjäger, der um jeden Preis die Herren Skywalker und Solo in die Finger bekommen möchte. Erneut treten Tag und Bink die Flucht an und siedeln zum Imperium über, wo sie als Wachtposten mit eigenen Augen sehen, wie der Imperator in den Tod stürzt und Vader und Luke ihren letzten Kampf austragen.

In einer anderen Geschichte erzählt Kanzler Palpatine seinem Schützling Anakin von den beiden mutigen Jedi-Anwärtern Tag und Bink, die der künftige Lord Vader während seiner Ausbildung auch selber schon angetroffen hat. Die beiden Schüler haben in der Akademie versehentlich eine wichtige Datei gelöscht und befürchten nun, wegen ihres Ungeschicks erneut durch die Prüfung zu rasseln. Aus Furcht, sie könnten verraten werden, vertrauen sie sich Anakin an und versprechen, ihm bei der Beziehung zu seiner neuen Liebschaft ein wenig unter die Arme zu greifen. Doch Anakin verrät sie, und beim späteren Aufeinandertreffen steht er ihnen mit dem Lichtschwert gegenüber.

_Persönlicher Eindruck_

So manchem mag aufgefallen sein, dass der aktuelle Sonderband der „Star Wars“-Comics einige wichtige Eckdaten der beiden Trilogien beinhaltet, was im Übrigen auch keinem Zufall unterliegt. Kevin Rubios vierteilige Mini-Serie ist nämlich im Grunde genommen eine kurze Zusammenfassung aller sechs Episoden, jedoch auf eine überraschend humorvolle Art und Weise. Der Autor hat sich nämlich das Ziel auferlegt, eine illustrierte Parodie auf die Science-Fiction-Saga zu entwerfen und im Stile von cineastischen Persiflagen wie „Spaceballs“ das gesamte bekannte Drama mal mächtig durch den Kakao zu ziehen – mit dem Unterschied jedoch, dass er sich erstaunlich nahe an die Originalgeschichte hält.

Die wesentlichen Veränderungen sind indes an den tragenden Figuren auszumachen. Neben den beiden Taugenichtsen Tag und Bink ragen diesbezüglich vor allem Lando Calrissian und der schießwütige Boba Fett, hier auch Bubu genannt, hervor. Ersterer schlüpft in die gar nicht mal so unpassende Rolle eines prahlenden Frauenhelds, der sich im ganzen Universum mit seinen parallel geführten Liebschaften Schwierigkeiten bereitet hat und zur Kittung der nachfolgenden Dramen entfernte Freunde herbeirufen musste, denen er nun einen Gefallen schuldig ist. So sind auch Bink und Tag auf der Liste der Schuldner, als sie plötzlich mit einem imperialen Raumer in Cloud City auftauchen und Lando gehörig in Schwierigkeiten bringen. Doch der angeberische Ehrenmann kann ihnen sein Versprechen nicht vorenthalten, wohl wissend, dass die beiden auch schon wieder die nächste weibliche Top-Adresse parat haben. Boba Fett hingegen entwickelt sich im Laufe der Story zum Erzfeind des Duos. Ungerechterweise haben die beiden ihn auf Alderaan verspottet und hilflos zurückgelassen, was der Kopfgeldjäger nicht auf sich beruhen lassen kann und mit einem Akt der Gewalt rächt.

Davon abgesehen, rufen auch die üblichen Bekannten einige gekonnte Lacher hervor; Skywalker zum Beispiel kämpft mit brutalsten Samurai-Techniken, Chewie verliert seine Medaille zu Ehren des Sieges über den Todesstern während einer durchzechten Nacht, Anakin versucht sich bei der Intimität mit seiner Angetrauten in philosophischen Floskeln, Vader lässt sich von den Hauptakteuren nach Strich und Faden vergackeiern, tja, und eben jene Titelhelden sind in jeglicher Aktion und Handlung ein echter Hingucker und darüber hinaus auch ständig für einen lockeren Spruch und erstklassige Situationskomik gut.

Ich kann die Bedenken aller verstehen, die sich ihr geliebtes „Star Wars“-Universum nicht verulken lassen wollen, zumal hier einige Fakten der Kinofilme mit Blödeleien und fast schon naivem Humor mächtig verdreht werden. Doch da Kevin Rubio ein echter Kenner der Materie ist, das Ganze unterdessen nicht wirklich ins Lächerliche zieht und schlicht und einfach einen sehr guten Humor hat, wird man früher oder später erkennen, dass „Krawall im All“ eine definitive Bereicherung für die Welt der „Star Wars“-Comics ist. Außerdem greift der Autor zu keiner Zeit auf Plattitüden zurück und pflegt einen herrlich zweideutigen Wortwitz, der situativ selbst den konservativsten Verfechter des Originals laut prustend aus der Reserve locken sollte. „Tag & Bink – Krawall im All“ ist dementsprechend Pflichtlektüre für all diejenigen, die zwischen den derzeit nicht gerade herausragenden Romanen um die beliebten Helden noch Innovation und Wandel in der Sternensaga erleben wollen. Kevin Rubio öffnet zwar keine neuen Welten, verändert das Bestehende aber um ein Element, das man fortan nicht mehr missen möchte. Aus diesem Grund würde es mich freuen, wenn die hier zusammengefasste Aufarbeitung der beiden Trilogien kein One Shot bliebe. Man wird nämlich das Gefühl nicht los, dass dieser witzige Kerl der Serie noch weitere entscheidende Impulse verpassen könnte.

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