Earl Warren – Das Ende der Menschheit (Gentec-X Nr. 1)

Story

Chicago im Jahr 2018: Der Gentec-Konzern kontrolliert die weltweite Wirtschaft mit genmanipulierten Erzeugnissen und innovativen Genchips. Was jedoch genau in der großen Manufaktur vor sich geht, bleibt der Außenwelt verborgen. Selbst FBI und CIA haben keinen Zugang zu den geheimen Labors und stehen dem Unternehmen deshalb auch sehr skeptisch gegenüber.

Nita Snipe, Codename Sniper, mit 24 Jahren noch ein Frischling bei der CIA, wird inkognito in die Firma eingeschleust und soll den mysteriösen Entwicklungen im Chicagoer Konzern auf die Spur gehen. Bereits ein Jahr hat sie damit vertendelt, mehr oder weniger wichtige Informationen über Gentec zu erhaschen, ohne dabei aber ins Herz der Firma, den ‚Hype‘ zu gelangen. Dann jedoch gelingt ihr ein phänomenaler Coup, der ihr endlich Zugang verschafft. Doch was sie im unterirdischen Gentec-Labor entdeckt, erschüttert die Agentin zutiefst und macht ihr eines gewiss: Wenn Gentec weiterhin so freizügig forschen darf, ist das Ende der Welt schon sehr nahe …

Meine Meinung

Eigentlich bin ich gar kein großer Freund von kleineren Heftromanen, was aber ausschließlich in einigen schlechten Erfahrungen in diesem Bereich begründet liegt. Andererseits erfreut es mich doch immer wieder, wenn einzelne Ausnahmen meine Skepsis widerlegen, wie beispielsweise in diesem Fall die im letzten Jahr gestartete Reihe „Gentec-X“ aus der |Romantruhe|.

Das Storyboard zu dieser neuen Serie wurde von Earl Warren entworfen, der in dieser Sparte ja schon mehrere erfolgreiche Arbeiten abgeliefert hat, und beschäftigt sich – der Titel könnte es deutlicher nicht zum Ausdruck bringen – mit einigen apokalyptischen Zukunftsvisionen.

Thematisiert wird das Ganze mittels altbekannter Schemen: Ein riesiger Industrie-Multi missbraucht seine Macht, um die Entwicklung der betriebseigenen Forschung an allen Behörden vorbeizuschleusen, und landet dabei irgendwann auf dem Index der amerikanischen Geheimdienste. Allerdings sind diese bis auf Weiteres machtlos und müssen sich letztendlich auf ihr Glück verlassen, welches von einer einzigen Agentin getragen wird. Nita Snipe, eine abgebrühte Ermittlerin, wie sie im Buche steht, trägt den Druck, der auf ihr lastet, jedoch mit Fassung und lässt sich trotz der dringend geforderten Resultate nicht aus der Ruhe bringen. Schließlich darf sie nicht erkannt und identifiziert werden, denn damit würde sie sowohl das Ende der Ermittlungen als auch ein noch forscheres Vorgehen seitens des eh schon misstrauischen Konzerns besiegeln. Also nimmt sie sich Zeit, viel Zeit, bis dann ein ganzes Jahr verstrichen ist und die Dame ihre Chance erkennt. Doch alles, was danach passiert, geht über die Vorstellungskraft von Scharfschützin ‚Sniper‘ hinaus. Riesenkakerlaken bevölkern ihren Bungalow und killen den eigens hierfür angeforderten Kammerjäger, Maschinen mit einem funktionierenden Blutkreislauf stellen sich ihr in den Weg, und auf ihrer Flucht wird sie dann Zeugin von einigen realistisch erscheinenden Trugbildern, die ihr zum Schluss fast alle Hoffnung rauben, dass die Welt weiter bestehen kann.

Rein inhaltlich sieht das Ganze erst einmal nicht so spektakulär aus, was einfach daran liegt, dass Earl Warren beileibe nicht der Erste ist, der auf derartige Elemente zurückgreift. Im Grunde ist das Gerüst der Story bekannt, nur die Umsetzung leicht modifiziert, doch in genau Letzterer zeigt sich ja auch erst die individuelle Klasse eines Autors. Earl Warren für seinen Teil kann auf diesem Gebiet indes problemlos bestehen und schafft es in der recht knappen Seitenzahl, die „Das Ende der Menschheit“ andauert, mit flottem Erzähltempo und actionreicher Handlung die Spannung anzuheizen bzw. diese dann noch über einige trügerische Überraschungen zu steigern. Zwar muss man beim Angriff der besagten Kakerlaken schon mal schmunzeln, wie überhaupt bei der jeweiligen Darstellung der Bösewichte, doch hat dies keinen merklichen Einfluss auf die Handlung als solche. Auch der etwas eigenwillige Humor, der bisweilen an ein Horror-B-Movie erinnert, ist noch zu verkraften, weil der simple aber dennoch spannungsvolle Strang zu überzeugen weiß.

Andererseits wird sich der Autor aber aus eben jenen Gründen noch ein wenig steigern müssen, um seine Leser bei der Stange zu halten. Als Einführung in die Welt der Gencons ist dieser erste Band absolut tauglich, doch um es wirklich zu etwas zu bringen, muss „Gentec-X“ die im Cliffhanger der letzten Seiten erzeugten Hoffnungen auch weiterhin konsequent in einer etwas vielschichtigeren, vielleicht auch komplexeren Fortsetzung erfüllen. Zu leichte Kost darf es beim reichhaltigen Science-Fiction-Angebot der hiesigen Buchhandlungen schließlich auch nicht sein! Sollte Earl Warren dies jedoch im bereits erschienen zweiten Buch beherzigen, bin ich durchaus optimistisch, dass man von dieser Serie noch reden wird.

Broschiert: 100 Seiten
www.romantruhe.de