Allers, Jeffrey D. – Circus Maximus (Gesellschaftsspiel)

Die Blechdosen-Edition aus dem Pegasus-Verlag hat nicht nur das klassische Verpackungsmaterial abgelöst, sie steht auch für eine Veränderung in der Konzeption des verlagseigenen Programms – jedenfalls größtenteils. Der Wechsel zu klassischen Familienspielen hat sich aber vor allem qualitativ deutlich ausgewirkt. Zumindest ist bis dato kaum ein Titel zum schwarzen Schaf geworden und hat die guten bis sehr guten Eindrücke jener Edition antasten können. Sehr schön. Und da man dementsprechend auch eine gewisse Erwartungshaltung entwickelt hat, geht man noch kritischer an die neuen Titel heran. Und wird, wie im Falle von „Circus Maximus“ dann auch wieder doppelt belohnt …

_Spielidee:_

„Circus Maximus“ ist auf drei bis fünf Spieler zugeschnitten, die hier in die Rolle eines Schwarzmarkthändlers schlüpfen, der wiederum Tickets für die begehrten Vorstellungen in den ruhmreichen Schauplätzen des alten Roms an den Mann bringen muss. So wirbt man in Caesars Villa bereits um die Gunst des Imperators, die für die nachfolgenden Aktionen einen entscheidenden Einfluss bringen kann, erwirbt Tickets für die Veranstaltungen im Circus Maximus, im Colosseum sowie im Pompeius-Theater und versucht schließlich, aus den lukrativen Geschäften den größtmöglichen Profit zu schlagen. Wer nach drei Veranstaltungstagen schließlich die meisten Münzen einkassiert hat, wird zum siegreichen Schwarzmarkthändler gekürt.

_Spielmaterial:_

„Circus Maximus“ ist ein reines Kartenspiel, welches sich aus insgesamt 110 Karten zusammensetzt, die sich wie folgt gestalten:

5 Schauplätze
40 Händler (je 8 in 5 Farben)
18 Gunstkarten
18 Tickets
16 Besucher
12 Münzkarten
1 Startspielerkarte

Das Kartenmaterial ist sehr hübsch und übersichtlich aufgemacht und optisch ebenfalls recht ansprechend. Die Atmosphäre des alten beschaulichen Roms wird demzufolge auch sehr gut eingefangen, wobei man sich ab und an auch an den Kosmos-Partner „Caesar & Cleopatra“ erinnert fühlt – doch das nur am Rande. Insgesamt überzeugt das Material visuell und konzeptionell, und das ist schließlich entscheidend!

_Spielvorbereitung:_

Zu Beginn des Spiels erhält jeder Spieler die acht Händler einer Farbe als Handkarten ausgehändigt. Die Schauplätze werden der Spielreihenfolge gemäß untereinander ausgelegt, so dass rechts und links genügend Raum zum Anlegen weiterer Karten besteht. Die Gunstkarten sowie die Besucherkarten werden gemischt und bilden einen verdeckten Stapel. Je nach Spieleranzahl werden für die Startaufstellung genauso viele Gunstkarten ausgelegt, wie Speiler teilnehmen. Dort platziert man auch die Startspielerkarte, für die man in den nachfolgenden Runden auch bieten kann. Weiterhin werden doppelt so viele Tickets wie die Spieleranzahl neben das Forum Romanum ausgelegt. Jedes dieser Tickets ist nur für einen bestimmten Standort gültig. Und für jedes Ticket minus 1 werden nun auch Besucher neben diese Orte ausgelegt. Der Spieler, der zuletzt eine Eintrittskarte für ein Ereignis jedweder Art gekauft hat, wird zum Startspieler ernannt.

_Spielablauf:_

Ein Spiel läuft über drei Veranstaltungstage, für die es individuell noch einmal kleine Regelerweiterungen gibt. Jeder Tag gliedert sich dabei in vier Spielphasen, die nacheinander abgewickelt werden und folgendermaßen ausschauen:

1) |Caesars Gunst|

Links neben Caesars Villa liegen nun diverse Gunstkarten aus, die im späteren Spielverkauf nicht nur Einfluss auf die Vergabe und den Verkauf von Tickets nehmen können, sondern auch für die Schlussabrechnung interessant sind. Eine nicht eingesetzte Gunstkarte ist nämlich am Ende immer noch einige Münzen wert. Um die Gunstkarten zu bekommen, spielt man nun seine Händler mit den Werten 1-8 aus. Die wertvollsten Karten liegen dabei rechts neben der Villa links und werden absteigend nach rechts sortiert. Jeder Spieler kann Händler einsetzen oder passen. Haben alle Spieler gepasst, werden die Gunstkarten und auch die Startspielerkarte verteilt. Der Spieler, dessen Händler den größten Wert hat, darf nun als Erstes wählen, usw. Sind alle Gunstkarten bzw. die Startspielerkarte verteilt, ist diese Phase abgeschlossen.

2) |Tickets|

Vergleichbar mit dem Bieten in der ersten Phase buhlt man nun um die Tickets. Womöglich können hier jedoch auch schon Gunstkarten ausgespielt werden, sofern sie für diese Spielphase bestimmt sind. Die Auswertung erfolgt aber nach gleichem Schema. Wer am weitesten links einen Händler platziert hat, wählt zuerst. Alle anderen folgen ihrer Position entsprechend, bis schließlich alle Tickets ausgegeben wurden.

3) |Veranstaltungen|

Nun beginnt das wirkliche Taktieren in „Circus Maximus“ Es sind mehr Tickets verkauft worden, als Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Also muss man entscheiden, wo man am lukrativsten verkaufen kann, bevor die Nachfrage in den Boden sinkt. So setzt man seine Händler und eventuell auch Gunstkarten wieder auf die gleiche Art und Weise ein wie in den vorangegangenen Phasen, muss nun aber an drei Positionen gleichzeitig agieren – ggf. sogar einfach nur, um destruktiv zu spielen. Haben hier alle Spieler gepasst, kommt es zur ersten Abrechnung.

4) |Abrechnung|

In der letzten Phase wird abgerechnet, sprich es werden Münzen für die ersten Erfolge ausgezahlt. Dies geschieht jedoch nur symbolisch und muss mit Stift und Zettel festgehalten werden. Die Münzen für jeden Besucher, an den ein Ticket verkauft werden konnte, schließlich für jedes verkaufte Ticket und jeden Händler (sofern er Münzen einbringt), der nicht eingesetzt wurde, werden addiert. Nicht verkaufte Tickets hingegen werden nicht gewertet. Im Anschluss an die Abrechnung folgt der zweite Tag. Die Tickets und Besucher werden eingesammelt und neu gemischt, die Händler gehen wieder zurück an ihre Besitzer. Lediglich die Gunstkarten werden nicht neu einsortiert, sondern bleiben einmalig im Spielverlauf.

Am zweiten Veranstaltungstag kommt es dann zu einer Sondervorstellung. Ein weiteres Ticket wird aufgedeckt und der zugehörige Veranstaltungsort bekommt einen zusätzlichen Besucher. In der folgenden Runde bezahlen nun alle Besucher dieser Veranstaltung eine Münze mehr – investieren lohnt also besonders. Und am letzten Tag wird noch einer draufgesetzt, sprich es gibt zwei Sonderveranstaltungen. Im Ausnahmefall können sie am gleichen Ort stattfinden, so dass jeder Besucher hier direkt zwei Münzen zusätzlich einbringt.

_Spielende und Schlusswertung:_

Nach drei erfolgreichen Veranstaltungstagen kommt es zu einer letzten Wertung. Wer nun die meisten Münzen sein Eigen nennt, hat das Spiel gewonnen. Nach einigen Runden sollte man dann erwägen, die Sondervariante mir der Caesar-Karte zu probieren. Caesar wird hier als ein weiterer Besucher eingeführt, der zwei weitere Besucherkarten an den entsprechenden Ort führt. Eine Gunstkarte kann nun wie ein Ticket eingesetzt werden, so dass hier weitere Optionen lauern – eine interessante Variante!

_Persönlicher Eindruck:_

Bei „Circus Maximus“ hat sich schon nach der ersten Runde nicht mehr die Frage nach dem Spielspaß oder dem Für und Wider des Spiels gestellt, sondern viel eher diejenige nach der optimalen Spielerzahl. Das Spiel zu dritt bietet sich hier förmlich zum Einstieg an, da es temporeich und sehr schön überschaubar ist, andererseits aber auch noch die Komplexität eines Spiels zu fünft erreicht. Letztgenanntes ist dann aber auch weniger ideal, da es das Ganze schon erheblich in die Länge zieht, was bei den nicht sehr abwechslungsreichen Spielmechanismen auch nicht gerade empfehlenswert ist. Nehmen wir also die Mitte, und die funktioniert vorzüglich, weil sie ein ausgewogenes Verhältnis aus Tempo, Denksport und Abwechslung bietet, in Sachen Spieldauer schließlich auch im Rahmen bleibt.

Doch was zeichnet „Circus Maximus“ in erster Linie aus? Nun, es ist wohl die Kombination aus vielen bekannten Elementen, vor allem aber die intuitiven Inhalte, die hier in nahezu jedem Zug gefragt sind. Zudem kommt man oft ins Grübeln, weil man ständig die optionalen Züge seiner Kontrahenten im Auge haben muss, dabei aber eben auch nicht die verborgenen Möglichkeiten des eigenen Handelns missachten darf. Es ist für Spannung und eine angenehme Geschwindigkeit gesorgt, dann aber auch wieder für minutiöse Denkeinheiten und rauchende Köpfe – also genau das, was man von einem guten, an sich schlichten Kartenspiel erwartet. Aber, und hierin besteht der Unterschied: „Circus Maximus“ ist nur in der Draufsicht schlicht. Was unten herauskommt, ist wesentlich vielschichtiger. Und genau dieser Umstand macht den römischen Zirkus zu einem echten Geheimtipp – unter so vielen im Pegasus-Blechdosen-Programm …

|Spielerzahl: 3-5
Spieldauer: 60+ Minuten
Empfohlenes Spieleralter: ab 10 Jahren
ASIN: B001AMZ9S0|
[www.pegasus.de]http://www.pegasus.de

Schreibe einen Kommentar