Aronofsky, Darren / Williams, Kent – Fountain, The

Auf den ersten Blick sieht »The Fountain« ein bisschen aus wie Dave McKeans »Cages«. Offene Formen, unruhige Panels, eine unübersichtliche Erzählstruktur. Wie bei »Cages« weiß man als Leser zunächst nicht, wohin die Reise eigentlich gehen soll. Aber das ist noch kein Minuspunkt, im Gegenteil. Erst auf den letzten Seiten von »The Fountain« begreift man die Komplexität des Werks. Plötzlich fügen sich die Teile zusammen.

»The Fountain« gliedert sich in drei Erzählstränge, die man aufgrund der drei männlichen Hauptprotagonisten als Tomas, Tom und Tommy überschreiben könnte. Im ersten Erzählstrang ist Tomas ein spanischer Conquistador in der Neuen Welt, der einen Maya-Tempel sucht. Im zweiten Erzählstrang ist er ein nackter Mann, der mit einem Baum und einer Frau durch das Weltall treibt. Im letzten Erzählstrang ist Tommy ein Arzt, der nach einem Mittel gegen Krebs forscht. Die drei Erzählstränge sind zeitlich festzumachen: Tomas spielt 1535, Tom spielt 2463 und Tommy spielt 2005. So teilen sie sich auf in Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart. Alle Erzählstränge hängen irgendwie zusammen. Wenn man den Schwerpunkt auf Tommy 2005 setzt, kann man ungefähr folgende Geschichte erkennen:

Der Arzt Dr. Tommy Creo und seine Frau Isabel sind ein Traumpaar, verliebt und wie füreinander geschaffen. Doch plötzlich erschüttert ein furchtbares Unglück ihr Leben. Izzi hat Krebs. Trotz etlicher Therapien will die Krankheit nicht von ihr lassen. Inzwischen hat sie keine Haare mehr. Temperaturunterschiede fühlt sie kaum noch. Das Ende ist absehbar. Ihr Ehemann Tommy stürzt sich wie ein Besessener in seine Arbeit, um nach einem Heilmittel zu suchen. Er will sie nicht einfach dem Tod überlassen. Izzi ist Schriftstellerin und schreibt währenddessen an ihrem letzten Buch. Sie würde gerne mehr Zeit mit Tommy verbringen, kann ihn aber nicht halten. Jede freie Minute verbringt er im Labor. Also schreibt sie. Von einem Conquistador und seiner glücklosen Liebe zu Isabella von Spanien. Von seiner Suche nach dem ewigen Leben. Sie möchte ihrem Ehemann auf diese Weise helfen, Abschied zu nehmen. An die Ewigkeit zu glauben.

»The Fountain« handelt von einer tödlichen Krankheit und von einer unglücklichen Liebe. Diese kleine, außerordentlich gefühlvolle Geschichte steht jedoch außerdem in einem größeren Zusammenhang. Darren Aronofsky verwendet sowohl die Mythologie des Christentums und der Mayas als auch seine eigene Phantasie, um all das zu einem interessanten Amalgam zu verschmelzen: Sternennebel, Maya-Priester, der Baum des Lebens … Dem Ganzen gewinnt er eine kraftvolle Geschichte über die Ewigkeit, den Tod und die Liebe ab. Was am Anfang nach einem Wirrwarr aussah, entpuppt sich am Ende als reine Poesie. Eine sensible Geschichte, bemerkenswert klar und vielfältig.

http://www.paninicomics.de/
http://thefountainmovie.warnerbros.com/
http://www.thefountain.kinowelt.de/

|Siehe ergänzend auch Björn Backes‘ [Rezension 3284 zu diesem Titel.|

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