_|Reisende im Wind|:_
Band 1: „Blinde Passagiere“
Band 2: _“Das Gefangenenschiff“_
Band 3: „Handel mit schwarzer Ware“
Band 4: „Die Stunde der Schlange“
Band 5: „Gefährliche Fracht“
Band 6.1: „Das Mädchen von Bois-Caiman“ Teil 1/2
Band 6.2: „Das Mädchen von Bois-Caiman“ Teil 2/2
_Story:_
Die listige Befreiung von der französischen Flotte hat für Isa und ihre beiden Begleiter ganz unterschiedliche Folgen. Während die sprachgewandte Adlige die Freiheit genießen darf, müssen Major Michel de Saint-Quentin und Hoel ihrem Schicksal auf einem Gefangenenschiff entgegensehen, welches einige Meilen vor der britischen Küste lagert. Isabeau gelingt es derweil, ihre neue Vorgesetzte Mary, die bald ein Kind empfängt, auf ihre Seite zu schlagen und ihre Briefe über diesen Weg an Hoel zu richten. Tatsächlich geraten die Schriftstücke in die richtigen Hände, und im Zuge eines Leichentransports gelangen Michel und Hoel über einige Umwege wieder auf freien Fuß.
Doch der Aufenthalt in England bleibt unsicher, und da auch Marys einflussreicher Vater nichts von deren Schwangerschaft ahnt, beschließt man die gemeinsame Flucht. Am Heiligabend reist das Ensemble in der kalten Nacht zur Küste, wo mithilfe einer kleinen Gaunerin eine Passage erkauft wurde. Doch die Reisenden im Wind sehen sich nicht nur einem unaufhörlichen Unwetter ausgesetzt, sondern auch der Geburt von Marys Nachwuchs. Und selbst das beschwerdevolle Erreichen der französischen Küste ist für Isa und ihre Begleiter alles andere als der erhoffte Rettungsanker …
_Persönlicher Eindruck:_
Es ist einfach schön zu anzusehen, wie ein turbulentes Debüt größte Erwartungen schürt und man dementsprechend mit einer gewissen Skepsis ob der großen Dinge, die man sich erhofft, in das nächste Exemplar startet. Schließlich aber wird man mit einem kleinen Meilenstein im Comic-Genre entlohnt, der alle Befürchtungen, das riesige Niveau von „Blinde Passagiere“ können nicht aufrechterhalten werden, sprichwörtlich in alle Winde verweht. Francois Bourgeon hatte seinerzeit mit einem großartigen Erstling vorgelegt und einen der vielleicht wichtigsten Comics in der gesamten illustrierten frankobelgischen Szene entworfen, was unwiderruflich einen immensen Druck nach sich zog. Diesem zeigt der Autor von „Reisende im Wind“ sich jedoch absolut gewachsen und steigerte seine fantastischen Ansätze in „Das Gefangenenschiff“ gleich noch einmal zu einer reißerischen, aber auch sehr spannenden Fortsetzung, die der Gesamthandlung weitere Tore öffnen sollte – und ihr bereits zu diesem Zeitpunkt die vorläufige Krone aufsetzen konnte.
Im zweiten Band beschäftigt sich Bourgeon allerdings nicht mehr so sehr mit der Charakterformung als vielmehr mit der rasanten Weiterentwicklung der Story. Und erneut beobachtet man, wie der gute Mann enorm viel Input in die 48 Seiten hineinbringt, erstaunlich viele Wendungen in den Plot integriert, aber den Fokus nie abwendet, um die Story komplett auf den Kopf zu stellen. Obschon sich derartige Angebote gerade im mittleren Teil von „Das Gespensterschiff“ förmlich aufdrängen. Doch der Autor bleibt hartnäckig, arbeitet mal wieder auf mehreren Ebenen gleichzeitig, fügt Puzzlestücke zusammen, um sie kurz danach wieder auseinanderzureißen, und eröffnet auf nahezu jeder Seite einen neuen kleinen Komplex, der den Umfang der Serie kontinuierlich ausweitet.
All dies geschieht schließlich auch immer unter Berücksichtigung der vielsagenden Überschrift „Reisende im Wind“, die in der aktuellen Ausgabe kaum besser gewählt sein könnte. Erneut geraten die Figuren auf die stürmische See und erleben auch abseits orkanartige Situationen, insbesondere was das Erzähltempo betrifft. Ein waghalsiges Finale leitet schließlich in einen neuen gemeinen Cliffhanger über, der die ganze Klasse dieser Reihe zusammenfasst – und dabei dennoch einen überraschend entspannten Eindruck vermittelt. Dem Humor des Autors sei Dank. Bis hierhin hat man jedoch wieder reichlich Action, starke, fokussierte Dialoge, einen Spritzer Erotik und auch ein wenig Blutvergießen (allerdings im Rahmen) begutachtet und sich gleichsam an einer fantastischen Story gelabt. Wenn also eines bereits jetzt sicher ist, dann die Tatsache, dass dieser Re-Release zu den wertvollsten seiner Art und dieser Zeit gehört. „Das Gepensterschiff“ ist einmal mehr Comic-Entertainment auf allerhöchstem, zeitlosen Niveau!
|Graphic Novel: 47 Seiten
Originaltitel: Les passagers due vent – Le ponton
ISBN-13: 978-3868690750|
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