Canavan, Trudi – Novizin, Die (Die Gilde der Schwarzen Magier 2)

Band 1: [„Die Rebellin“ 3041

Einige Zeit ist verstrichen, seit Sonea bei der alljährlichen Säuberung einen Stein gegen einen Magier geschleudert und damit überraschenderweise die Schutzbarriere der Magier durchbrochen hat. Viel ist im Leben des jungen Mädchens aus den Hüttenvierteln passiert, seit sie entdeckt hat, dass magische Fähigkeiten in ihr schlummern, die bislang unentdeckt geblieben sind. Mit diesem Überraschungsangriff auf die |Gilde der Schwarzen Magier| begann Trudi Canavans fantastische Trilogie um das arme Mädchen aus den Hüttenvierteln, das in der Gilde aufgrund ihrer Herkunft verachtet wird. Inzwischen hat Sonea sich dazu entschlossen, der Gilde beizutreten und zu lernen, ihre magischen Fähigkeiten einzusetzen.

Zu Beginn des vorliegenden Buches wird Sonea offiziell als Novizin in die Gilde der Schwarzen Magier aufgenommen, der Alchemist Rothen wird ihr Mentor und damit beginnt Soneas ereignisreiche Lehrzeit in der Schule. Zunächst wird sie von ihren Mitschülern nur links liegen gelassen; als der Novize Regin Sonea jedoch offen seine Feindschaft zeigt und nach und nach alle Novizen ihres Jahrgangs auf seine Seite zieht, steht Sonea nicht nur ohne Freunde da, sondern sie wird auch permanent Opfer von Regins üblen Attacken. Als er einen wertvollen Gegenstand in ihrer Tasche versteckt, wird Sonea öffentlich als Diebin beschuldigt, doch noch schlimmer trifft es Sonea, als Regin böse Gerüchte streut und behauptet, ihr Mentor Rothen würde sie missbrauchen. Diese Anschuldigungen führen so weit, dass Sonea schlussendlich resignieren muss und ins Novizenquartier einzieht, wo sie Regin noch weniger entfliehen kann als in Rothens Haus.

Noch schlimmer lastet aber ein anderes Wissen auf Sonea: Als sie einst mit ihrem Freund Cery in die Gilde geschlichen ist, konnte sie den Hohen Lord Akkarin bei merkwürdigen Handlungen beobachten. Bei einer Wahrheitslesung stellt der Administrator Lorlen fest, dass sein bester Freund Akkarin sich schwarzer Magie bedient und seine Kraft durch diejenige unschuldiger Menschen stärkt. Dieses Wissen schweißt Lorlen, Sonea und ihren Mentor Rothen zusammen, da sie wissen, dass nicht einmal die gesamte Gilde mächtig genug ist, um gegen Akkarin vorzugehen. Doch die drei haben die Rechnung ohne Akkarin gemacht, der so mächtig ist, dass er die Gedanken anderer Magier lesen kann, ohne dass diese es merken. So kann er bald die Verschwörung gegen ihn aufdecken und zieht seine eigenen Konsequenzen daraus …

Von all dem ahnt Rothens guter Freund Dannyl nichts, der als Botschafter in fremde Länder reist. Von Lorlen hat er den Auftrag bekommen, die Spuren Akkarins nachzuverfolgen, der vor etlichen Jahren ebenfalls in fremde Länder gereist ist und dort offensichtlich die schwarze Magie für sich entdeckt hat. Doch von Akkarins Handlungen weiß Dannyl nichts, er glaubt, dass es einzig darauf ankommt, Wissen über alte Magie wiederzuentdecken. Einen guten Freund und Helfer findet er in Tayend, von dem er später erfährt, dass Tayend Neigungen hat, die in der Gilde nicht akzeptiert werden. Tayend fühlt sich nämlich zu Männern hingezogen, doch genau diese Neigung wurde einst Dannyl nachgesagt, was damals zu großen Problemen geführt hat. Nun drohen diese Gerüchte erneut aufzukommen.

Diese zwei verschiedenen Handlungsstränge sind es, die sich konsequent durch das gesamte Buch ziehen, das den zweiten Teil der Trilogie bildet. Den Schwerpunkt der Erzählung bildet natürlich die Geschichte rund um Sonea, die während ihrer Ausbildung ständigen Anfeindungen und Attacken ausgesetzt ist und sich nicht anders zu helfen weiß, als Tag und Nacht zu lernen, um einen Jahrgang aufzusteigen und in einer Klasse anderer Novizen lernen zu können. Fleißig und stark wie Sonea ist, schafft sie dies ohne größere Probleme, allerdings dauert es nicht lange, bis Regin ihr nachfolgen kann. Als schließlich die Unterrichtsstunden in den Kriegskünsten beginnen, muss Sonea darüber hinaus feststellen, dass Regin ihr dort überlegen ist; sie muss bittere Niederlagen einstecken, mit denen sie niemals gerechnet hätte.

Dies ist jedoch nicht die einzige Bedrohung, der Sonea ausgesetzt ist, da sie in ständiger Angst vor Akkarin lebt, von dem sie weiß, dass er dank schwarzer Magie der mächtigste Magier der Gilde ist, gegen den nicht einmal alle Magier geschlossen eine Siegchance haben würden. Ihr großes Ziel ist es daher, so mächtig zu werden, dass sie zum Sieg gegen Akkarin beitragen kann. Dennoch müssen Lorlen, Sonea und Rothen bitteres Lehrgeld zahlen, da sie den Hohen Lord unterschätzen. Ohne ihr Wissen dringt er in ihre Gedanken ein und liest dort den Verrat gegen sich. Sofort handelt er, sehr zum Leidwesen der drei, die praktisch handlungsunfähig werden.

Trudi Canavan entwickelt konsequent ihre Geschichte weiter, die sie eindrucksvoll in „Die Rebellin“ begonnen hat. Der erste Teil endete mit einem gewaltigen Cliffhanger, der mich dazu verleitet hat, sofort zur Fortsetzung zu greifen, denn natürlich wollte ich wissen, was der Hohe Lord Akkarin im Schilde führt und ob die Gilde gegen ihn siegen kann. Doch rückt der Handlungsstrang um Akkarin zunächst etwas in den Hintergrund, da Sonea damit beschäftigt ist, die Angriffe ihrer Mitnovizen abzuwehren. Diese ständigen Bedrohungen sind es, die deutlich zum Spannungsaufbau beitragen, da die Angriffe gegen Sonea immer rücksichtsloser und gefährlicher werden. Canavan bedient sich typischer Elemente, die solche Internatsgeschichten auszeichnen: Es geht um Schule, Intrigen unter Schülern und natürlich um Magie. In diesen Punkten ahnt man Parallelen zu „Harry Potter“, der mit ähnlichen Attacken zu leben hat, aber glücklicherweise mit Ron einen Freund an seiner Seite hat, der stets zu ihm hält. Genau dieser Freund fehlt aber Sonea, sodass ihre Geschichte noch trostloser erscheint als die von Harry Potter. Doch ansonsten dürfte Trudi Canavan mit ihrer Trilogie genau diejenigen Leser abgreifen, die sehnsüchtig auf den letzten Potter-Teil warten und die lange Wartezeit mit anderen guten Fantasy-Geschichten versüßen wollen.

Die Gilde der Schwarzen Magier füllt erfolgreich die Lücke zwischen zwei Potter-Bänden, da Canavan und Rowling sich ähnlicher Elemente bedienen und beide gleichermaßen den Kampf gegen einen mächtigen bösen Magier schildern. Die Magier der Gilde in Canavans Geschichte verfügen über Magie, die sie den Regeln der Gilde zufolge nur zu guten Zwecken einsetzen dürfen, doch gibt es auch hier schwarze Schafe, die Magie gegen andere Menschen oder Magier richten und ihnen schaden wollen. Canavan zeichnet hier ganz unterschiedliche Charaktere, sie entwickelt einige Sympathieträger wie Sonea, Rothen und auch Dannyl, mit denen der Leser einfach mitfiebern muss. Wenn Sonea dann Opfer von Regins bösen Angriffen wird, fühlt der Leser hautnah Soneas Verzweiflung mit und wünscht ihr, dass sie sich endlich gegen ihren Widersacher durchsetzen und eigene Freunde finden kann. Doch noch erfüllt uns Canavan diesen Wunsch nicht, denn die Autorin fügt ihrer Geschichte auch einige dunkle Charaktere hinzu, die immer wieder Intrigen spinnen und damit das Erzähltempo vorantreiben.

Insgesamt lesen sich die gut 600 Seiten flüssig und angenehm, die Zeit verfliegt beim Lesen und man fühlt sich einfach wunderbar unterhalten. Es kommen zwischendurch nur ganz wenige Durststrecken auf, bei denen die Spannung etwas leidet, was eigentlich etwas verwundert, denn im Grunde genommen ist es nicht viel, das in diesem dicken Buch passiert. Doch Trudi Canavans ausschmückender Erzählstil, der uns alles so hervorragend vor Augen führt, sorgt dafür, dass man sich dennoch nie langweilt, selbst wenn es um Regins x-te Attacke gegen Sonea geht. Unter dem Strich bleibt festzuhalten, dass Trudi Canavan nicht unverdient eine große Fangemeinde für ihre Trilogie gewonnen hat, denn ihre Erzählung macht einfach Spaß zu lesen. Sie bedient sich genretypischer Elemente, fügt diese aber zu einem gelungenen und überzeugenden Gesamtwerk zusammen, das zu gefallen weiß. Mit Sicherheit werde ich schnellstmöglich auch den dritten Teil der Trilogie lesen, um endlich zu erfahren, welches Spiel Akkarin treibt und ob die Gilde den schwarzen Magier besiegen kann.

[Verlagsspezial zur Serie]http://www.randomhouse.de/specialskids/canavan/

[„Priester“ 4275 (Das Zeitalter der Fünf 1)
[„Magier“ 4456 ((Das Zeitalter der Fünf 2)
[„Götter“ 4621 (Das Zeitalter der Fünf 3)
[„Die Rebellin“ 3041 (Die Gilde der Schwarzen Magier 1)
[„Die Novizin“ 2989 (Die Gilde der Schwarzen Magier 2)
[„Die Meisterin“ 3065 (Die Gilde der Schwarzen Magier 3)

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