Carey, Mike / Frusin, Marcelo / Dillon, Steve / Palmiotti, Jimmy – John Constantine: Hellblazer 2 – Der Rote Tod

Band 1: [„Hölle auf Erden“ 3621

_Story_

John Constantine kehrt aus dem Reich der Toten in seine frühere Heimat England zurück, um die Bruchstücke seiner Vergangenheit wieder neu zusammenzusetzen. Bei seiner Schwester Cheryl angekommen, fällt er jedoch sofort in Ungnade. Der Totgeglaubte wird mit heftigsten Vorwürfen konfrontiert und auch dafür verantwortlich gemacht, dass seine Nichte Gemma sich vorzeitig abgesetzt hat. Unterdessen wird Constantine, der sich unter Decknamen in England aufhält, auf eine rätselhafte Mordserie aufmerksam, die unmittelbar mit dem Miethaus, in dem auch Cheryl lebt, in Zusammenhang zu stehen scheint. Als seine Kollegin Angie Spatchcock selber zum Opfer der Serientäter wird, erkennt John, dass auch okkulte Hintergründe und Magie in die Angelegenheit hineinspielen.

Um die Sache näher zu ergründen, reist John nach London, wo er auch Gemma aufspürt. Er begibt sich auf die Spur eines gewissen Mr. Fredericks, der seit geraumer Zeit nach dem sagenumwobenen Roten Tod sucht, einer nicht näher beschriebenen okkulten Waffe, die ihm in mystischen Kreisen Macht verschaffen soll. Fredericks verspricht sich durch die Gefangennahme Gemmas einen klaren Vorteil bei der Suche, schließlich fließt auch in ihr das Blut Constantines. Doch als John selbst in diesen Kreisen auftaucht, eilt den Ganoven die Zeit davon. Aus Furcht vor dem mächtigen Auferstandenen wird Gemma als Druckmittel eingesetzt, um Constantine zu zwingen, in Fredericks Dienste zu treten. Allerdings scheint Constantine im entscheidenden Moment eine Spur gewiefter …

_Persönlicher Eindruck_

Mit dem zweiten Teil der prestigereichen Comic-Adaption des Hellblazers wird die Welt des Übersinnlichen und damit auch das Umfeld John Constantine ein weiteres Mal mit einem äußerst viel versprechenden Plot eröffnet, der jedoch im Gegensatz zu „Hölle auf Erden“ nicht ganz so stimmig konstruiert wurde. Mike Carey hat in diesem Fall zwei miteinander verwobene Geschichten kombiniert, die jedoch in Sachen Tempo, Atmosphäre und Inhalt wieder sehr weit voneinander abweichen. So startet der Star-Autor mehr oder weniger mit einer Kriminalstory, die bisweilen den Bereich des Okkulten streift, insgesamt für ein Constantine-Event jedoch eher gewöhnlich scheint. Zwar ist der raue Ton ebenso präsent wie die siedende Spannung, jedoch traut sich Carey zu diesem Zeitpunkt noch nicht allzu weit in das Fachgebiet des zurückgekehrten Protagonisten hinein, was schließlich in einem noch nicht ganz so rasanten Auftakt resultiert.

Die darauf folgende Titelstory hingegen gerät konträr zur vorangegangenen Episode ziemlich komplex und basiert auf ständigen Szenensprüngen, in denen Carey versucht, all das aufzuholen, was er zunächst noch versäumt hat. Die übersinnliche Thematik rückt schneller als gedacht wieder in den Vordergrund, der Fundus an zwielichtigen, teuflischen Figuren und Kreaturen wächst mit einem Mal zu einem fast schon unüberschaubaren Konglomerat, welches die allgemeine Szenerie insgesamt auch sehr stark verändert. Die Übergänge sind bisweilen ein wenig unstimmig, die gesamte Story nicht vollends homogen, wenngleich Carey als wahrer Könner dennoch immer rechtzeitig die Kurve bekommt und seine kleinen Versäumnisse alsbald aufzuarbeiten weiß. Als es am Ende dann aber Schlag auf Schlag geht und prinzipiell ein großer Teil der Einleitung fast schon irreführend scheint, da die Geschichte eh in einem actionreichen, offenen Schlagabtausch endet, wird dann aber dennoch der Wunsch nach etwas präziser ausgefeilter Homogenität laut, letztendlich aber nicht gänzlich befriedigt.

Indes ist die Atmosphäre des Images des Comics jederzeit würdig. Während die offensichtliche Kriminalgeschichte zu Beginn noch mit finsteren Thriller-Elementen arbeitet und dank der flotten Wendungen auch das Spannungsmoment in jeder Skizze etabliert bleibt, geht Carey im zweiten Teil den Weg der illustrierten Film-Noir-Adaption, die er dank der formidablen Zeichnungen auch hervorragend in Szene setzen kann.

Dennoch ist „Der Rote Tod“ nicht ganz das geworden, was man sich von dieser zweiten Episode erhofft hatte. Constantine umgibt sich vermehrt mit der intriganten Historie seiner Familie, statt dass er den Konflikt mit den Mächten des Teufels sucht. Und genau dies ist sicher nicht in jedermanns Sinne, weil der Titelheld schließlich einen Ruf bzw. ein Image zu verteidigen hat, welches sich in diesem Fall nicht mit allen Teilaspekten der Handlung decken möchte. Von einer Enttäuschung zu sprechen, wäre allerdings vermessen und fast schon anmaßend, da die Story immer noch richtig stark ist und der Autor besonders in Sachen Atmosphäre echte Akzente setzen kann. Wer also schon den ersten Teil mochte, kann mit der Anschaffung von „Der Rote Tod“ grundsätzlich nichts falsch machen.

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