DeCandido, Keith R. A. – StarCraft – Ghost: Nova (Band 1)

_Story_

Nur kurze Zeit nach den BroodWar-Konflikten spitzt sich die Lage im Universum zu; Arcturus Mengsk und seine Rebellenarmee bekriegen sich immer noch mit der Konföderation und haben sich Gerüchten zufolge sogar mit einer Alien-Rasse zusammengeschlossen. Die Fabriken der alten Familien werden in den Boden gestampft und vernichtet, um der Diktatur der Mächte von Tarsonis endgültig einen Strich durch die Rechnung zu machen. In diesen Zeiten wird auch November Annabella Terra, kurz Nova, unverhofft in den anschwelenden Konflikt hineingerissen. Ihr Vater Constantino entsendet sie zu ihrem eigenen Schutz nach Tyrador, wohl wissend, dass seine Familie nicht länger sicher ist. Kurze Zeit später erfährt Nova, dass er Recht behalten sollte: Die gesamte Familie Terra wird während eines Überfalls ausgelöscht, und Nova, die kurz vor dem Abflug nach Tyrador geflüchtet ist, muss mit eigenen Augen ansehen, wie die Rebellen ihre geliebte Verwandtschaft umbringt.

Just zu diesem Zeitpunkt stößt das 15-jährige Mädchen zum ersten Mal auf ihre psionischen Fähigkeiten; geschockt von den Ereignissen, entfesselt sie ihre Wut in einer Welle der Zerstörung, der nicht nur der Terra-Tower, sondern auch Hundertschaften von Zivilisten zum Opfer fallen. Erschrocken und ohne jeglichen Lebensmut flüchtet sie in das Gutter, die Slums von Tarsonis, und wird dort vom Drogendealer und Mafiaboss Fagin in Gewahrsam genommen, der ihre telekinetischen Kräfte zu seinen Gunsten ausnutzt und seine Position im brutalen Untergrund sichert. Aber auch die Regierung hat Wind von Novas Schicksal bekommen und versucht mit allen Mitteln, sie aufzustöbern und für politische zwecke ins Ghost-Programm aufzunehmen. Der Wrangler Malcolm Kelerchian wird auf das Mädchen angesetzt und muss erfahren, dass in den Ghettos dieser Welt andere Regeln gelten …

_Persönlicher Eindruck_

Chris Metzen, seines Zeichens Entscheidungsträger und kreativer Kopf von |Blizzard Entertainment|, verrät im Intro zum ersten Teil der neuen Roman-Reihe „StarCraft – Ghost“, dass es sich bei dieser Serie um die Adaption einer niemals realisierten PC- und Videospiel-Umsetzung handelt, welche aufgrund übermäßig langer Produktionszeiten erst kürzlich eingestampft wurde. Diese Tatsache sollte „Nova“, den ersten Band dieser Serie, aber keinesfalls als untauglich disqualifizieren, schließlich scheinen die Inhalte und Hintergründe des Science-Fiction-Adventures trotz allem sehr tief ausgeprägt und überraschend gut durchdacht. Außerdem konnte Metzen auf die Hilfe des erprobten Spezialisten Keith R. A. DeCandido verlassen, der in diesem Genre bereits häufiger dafür sorgte, dass derartige Adaptionen allen Befürchtungen zum Trotz in die richtigen Bahnen gelenkt wurden. Insgesamt also keine schlechten Voraussetzungen für den ersten „StarCraft – Ghost“-Roman.

Mit etwas Distanz stellt sich jedoch heraus, dass DeCandido bei der Fokussierung des Themenschwerpunkts erhebliche Schwierigkeiten hat. Es ist ihm zwar sicher nicht vorzuwerfen, dass die ursprüngliche Science-Fiction-Handlung vorerst völlig irrelevant ist und man den Konflikt der einzelnen Fraktionen lediglich als Aufhänger verwendet, jedoch setzt der Autor von Beginn an einige zweifelhafte Prioritäten, die schließlich in einer langatmigen Auftaktstory und einem rundum vorhersehbaren Plot resultieren. So verschwendet DeCandido unheimlich viel Zeit mit der lahmen Geburtstagsparty der Protagonistin, stellt die anrüchigen Machenschaften Fagins in allzu ausufernder Form dar und bekommt zu guter Letzt kaum die Kurve, wenn die verschiedenen Sub-Plots schließlich in einem gar nicht mal so schlechten Finale kulminieren.

Der Inhalt an sich weist indes schon genügend Potenzial auf, um den begeisterten Genre-Anhänger sofort auf seine Seite zu ziehen. Die Figuren unterliegen einer ausführlichen Einführung und auch die Szenerie bürgt für Spannung, nicht zuletzt begünstigt durch einige rasche Wendungen. Problematisch ist nur, dass der Autor sich bisweilen viel zu häufig an Kleinigkeiten aufhält, die den Themenkomplex gleich mehrfach sprengen und die Spannung kurzzeitig herauslösen. Blickt man indes auf die klar definierten Motive und die logischen Handlungsstrukturen, fragt man sich nach der Ursache solch verschwenderischer Füllelemente, findet aber keine Antwort.

Damit ist „StarCraft – Ghost: Nova“ auch nicht der erhoffte Maßauftakt geworden, den man sich unter anderem bedingt durch die guten Erfahrungen mit der vorangegangenen Serie hätte wünschen können. Die Schwierigkeiten liegen dabei weder bei Sprache noch Inhalt (selbst der Fakt, dass die Story fast schon einem Kriminal-Thriller gleicht, sollte keinen Fan stören), sondern lediglich in strukturellen Ungereimtheiten wie etwas der Bevorzugung von Nebensträngen und Dialogen, die die Geschichte kaum voranbringen. Schade ist dies schließlich um die wirklich anständige Basis, auf die Keith R. A. DeCandido bei der Kreation des Plots zurückgreifen kann. Wie so oft scheitert die durchschlagende Überzeugung nämlich nicht am Potenzial, sondern an einer ganzen Reihe minimaler Schönheitsfehler, die in der Summe nur einen mäßigen bis halbwegs guten Roman zurücklassen.

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