Lara Adrian – Gefangene des Blutes (Midnight Breed 2)

Gefangen in einer ewigen Verbindung

Als der Vampir Dante in einen Hinterhalt von Rogues gerät, kann er nur ganz knapp und mit vielen lebensgefährlichen Wunden am Körper entkommen. Mit letzter Kraft erreicht er eine kleine Tierklinik, in der die Tierärztin Tess spät abends noch arbeitet. Um zu überleben, überlegt Dante nicht lange und trinkt von Tess‘ Blut. Erst zu spät fällt ihm das tropfenförmige Mal an Tess‘ Hand auf, das sie als eine Stammesgefährtin auszeichnet und ihn damit von nun an unwiderruflich an sie bindet.

Währenddessen macht eine unheimliche Droge namens Crimson bei den jungen Vampiren die Runde, welche dazu führt, dass sich die Vampire in blutrünstige Rogues verwandeln. Um dem Einhalt zu gebieten, wendet sich ein Agent aus den Dunklen Häfen, Special Agent Sterling Chase, an die Stammeskrieger und bittet diese um Hilfe. Während die Stammeskrieger auf Streife gehen, um herauszufinden, wer das Crimson unter den Vampiren verbreitet, trifft Dante auf einen Menschen namens Ben, der sich nicht nur als Tess‘ Exfreund herausstellt, sondern auch der gesuchte Crimson-Dealer ist.

Während Dante mit ständig auftretenden Todesvisionen zu kämpfen hat, beginnt er, Ben zu jagen. Er möchte den Crimson-Dealer Einhalt gebieten und herausfinden, von wem er den Auftrag erhalten hat, das Crimson herzustellen. Und gleichzeitig versucht Dante, Tess‘ Herz zu erobern, da er sich wider besseres Wissen unsterblich in sie verliebt hat …

Nachdem die Story in „Geliebte der Nacht“ einige neue Aspekte in der Vampirliteratur vorweisen konnte und die Umsetzung mir auch gut gefallen hat, muss ich sagen, dass eine Fortsetzung an dieser Stelle eigentlich nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Zwar weiß „Gefangene des Blutes“ den Leser immer noch gut zu unterhalten, doch man merkt schon nach einer Weile, dass man letztendlich beinahe dieselbe Geschichte nur mit anderen Namen und leicht abgeänderten Details noch einmal vorgesetzt bekommt. Die Grundstory in [„Geliebte der Nacht“ 4775 und „Gefangene des Blutes“ ist fast dieselbe. Ein Stammeskrieger verliebt sich in eine Stammesgefährtin, obwohl er sich dagegen sträubt, um ganz und gar für den Stamm und seine Verpflichtungen zu leben. Genau denselben Ablauf findet man in groben Zügen schon in „Geliebte der Nacht“, und leider musste ich auch feststellen, dass sogar einige Details miteinander übereinstimmten. Zwar wurde das Buch dadurch nicht unbedingt schlechter, aber man hätte „Geliebte der Nacht“ auch gut als Einzelband stehen lassen können.

In „Gefangene des Blutes“ geht es nicht mehr um den Gen-eins-Krieger Lucan und seine Stammesgefährtin Gabrielle, sondern um den kampfeslustigen Dante, einen weiteren Stammeskrieger aus dem Orden, der schon in „Geliebte der Nacht“ eine kleine Rolle spielte. Er ist noch einer der wenigen im Stamm, die keine Stammesgefährtin haben und, wie Lucan anfangs auch, eigentlich keine wollen. Doch das soll sich alles ändern, als er auf die Tierärztin Tess trifft und sie durch einen unglücklichen Zufall auf ewig an sich bindet. Dantes Leben und Prioritäten werden dadurch von heute auf morgen völlig auf den Kopf gestellt und seine Gefühlswelt spielt wegen seiner wachsenden Zuneigung zu Tess verrückt.

Schon im ersten Teil der Midnight-Breed-Reihe war mir der Charakter von Dante sympathisch, wenn er auch stark dem von Lucan ähnelt. Wie auch Lucan, lebt er ganz und gar für das Kämpfen und für den Stamm und möchte sich nicht durch eine Stammesgefährtin von seiner Arbeit ablenken lassen. Er wirkt auf den Leser wie der typische Vampir, dessen Erscheinung charmant und sexy ist, doch seine Ausstrahlung gleichzeitig gefährlich und stark. Tess scheint dagegen das komplette Gegenteil von Dante zu sein. Zwar beweist sie in manchen Situationen Mut, doch alles in allem ist sie eher in sich zurückgezogen und besitzt wenig Selbstbewusstsein. Wie der Leser später erfährt, kommt das davon, dass sie mit schweren Schuldgefühlen aus ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat und glaubt, in gewisser Weise „verflucht“ zu sein durch eine Gabe, die zwar Gutes bringen, jedoch auch das genaue Gegenteil bewirken kann. Auch hier kann man wieder einige Parallelen zu Gabrielle erkennen.

Der Erotikanteil ist in „Gefangene des Blutes“ geringer als in „Geliebte der Nacht“. Zwar kommen diejenigen, die einen kleinen Hauch von Erotik in einem Buch gerne haben, noch gut auf ihre Kosten, doch wer erwartet, mit „Gefangene des Blutes“ ein Erotikbuch mit vielen Sexszenen in den Händen zu halten, der liegt eindeutig falsch. Insgesamt kommt es vielleicht ein- oder zweimal wirklich zur Sache, wenn Lara Adrian wie gewohnt schön, aber nicht zu ausführlich eine erotische Szene beschreibt, und außer ein paar kurzen Absätzen, die noch einen zusätzlichen Hauch an Erotik beisteuern, beschränkt sich „Gefangene des Blutes“ auf seine actionreiche Story.

Ein Vorteil an „Gefangene des Blutes“ ist, dass man nicht unbedingt den ersten Teil der Midnight-Breed-Reihe kennen muss, um es lückenlos und ohne Probleme zu verstehen. Zwar wird ab und zu etwas aus „Geliebte der Nacht“ erwähnt, doch das geschieht eher selten. Und wenn dies einmal vorkommt, dann werden die Zusammenhänge und die Situationen, um die es geht, noch einmal kurz erklärt, sodass man der Geschichte ohne Schwierigkeiten folgen kann.

Auch „Gefangene des Blutes“ wird zum Ende hin wieder ein wenig spannender und actionreich, wenn auch nicht so sehr wie in „Geliebte der Nacht“. Auch hier ist wieder eine Rettungsaktion mit vielen Gefahren vonnöten, welche die Spannung kurz vor dem Ende des Buches noch ein wenig in die Höhe treibt. Allerdings wird der Showdown gerade einmal auf die letzten zwanzig Seiten gequetscht, was leider den Anschein erweckt, als wollte die Autorin das Buch so schnell wie möglich zu einem Abschluss bringen.

Was sich in „Gefangene des Blutes“ allerdings eindeutig verbessert hat, ist der Schreibstil. Während mich im ersten Teil der Reihe die ständigen Wortwiederholungen störten, sind diese in „Gefangene des Blutes“ kaum noch zu finden. Zwar hat Lara Adrian ihre Gewohnheit, allzu oft Sätze mit „Gott …“ anzufangen, nicht vollkommen abgelegt, doch mittlerweile ist dies auf ein gut zu ertragendes Maß gesunken. Auch die Dialoge während der Sexsequenzen haben sich qualitativ verbessert. Ansonsten verfügt Lara Adrian über eine angenehme Erzählweise, die gut zur Geschichte passt.

Fazit: Nach „Geliebte der Nacht“ bräuchte man „Gefangene des Blutes“ theoretisch nicht mehr zu lesen, aber man macht auch nichts falsch damit. Die Story ähnelt der im ersten Teil sehr, aber trotzdem ist das Buch unterhaltsam und spannend.

Die Autorin:  Zusammen mit ihrem Mann lebt Lara Adrian an der Küste Neuenglands, die von uralten Friedhöfen und dem Atlantik umgeben ist. Schon in ihrer Kindheit entwickelte sie ein Faible für Vampirromane und verschlang Bücher von Bram Stoker und Anne Rice. „Geliebte der Nacht“ ist ihr erster eigener Vampirroman.

Softcover, Klappbroschur, 418 Seiten
Originaltitel: Kiss of Crimson
Originalverlag: Bantam Dell
ISBN 978-3-8025-8131-1
www.egmont-lyx.com

Die Midnight Breed-Reihe:

Band 1: Geliebte der Nacht
Band 2: Gefangene des Blutes
Band 3: Geschöpf der Finsternis