Alle Beiträge von Nadine Dilger

Bishop, Anne – Belladonna (Die dunklen Welten 2)

Noch immer ist der Weltenfresser dabei, in Ephemera sein Unwesen zu treiben und die dortigen Bewohner mit seiner Dunkelheit zu beeinflussen. Glorianna Belladonna tut, was sie kann, um den Weltenfresser von ihren Landschaften fernzuhalten, was sich aber als gar nicht so einfach herausstellt. Auch in anderen Landschaften kommt es zu Schwierigkeiten, da der Weltenfresser mordet und Angst und Zweifel in den Herzen der Bewohner Ephemeras säht, was so weit geht, dass die Menschen sich bald schon selbst gegenseitig das Leben schwermachen.

Währenddessen spielt in Elandar – einem Teil Ephemeras, der nicht zerbrochen ist und wo die Menschen erst seit neustem vom Weltenfresser angegriffen werden – ein junger Mann in der Taverne |Foggy Downs| für deren Gäste Lieder. Im wahrsten Sinne des Wortes bezaubert Michael, so sein Name, alle Gäste in der Taverne, denn die Musik, die er spielt, ist keine normale. Michael ist ein Magier und kann die Resonanzen und Gefühle Ephemeras und seiner Bewohner nicht nur hören, sondern auch beeinflussen. Niemand weiß, wer Michael wirklich ist, und das ist auch gut so. Zauberer, Glücksbringer und Verwünscher sind die Bezeichnungen für Menschen wie Michael, und diese sind wegen ihrer Gaben nirgendwo gerne gesehen.

In einem anderen Teil von Elandar, einem kleinen Dorf namens Ravens Hill, lebt Michaels Schwester Caitlin Marie mit ihrer Tante Brighid einsam und innerlich zerrissen vor sich hin. Niemand aus Ravens Hill will etwas mit ihr zu tun haben. Da auch sie eine ähnliche Gabe besitzt wie ihr Bruder Michael, wird sie ebenfalls von den Bewohnern von Ravens Hill verurteilt und gemieden. Dass auch noch ihr Bruder Michael sie verlassen hat, um in Elandar auf große Reisen zu gehen und nur ab und an mal wieder in Ravens Hill vorbeizuschauen, stimmt sie traurig, und sie fühlt sich einsam. Auch die Tatsache, dass ihre Tante Brighid wegen ihr und ihrem Bruder ihre wahre Bestimmung als Hüterin des Lichts auf der Weißen Insel aufgeben musste, liegt ihr wie ein schwerer Stein auf dem Herzen. Den einzigen Trost spendet ihr ihr kleiner Garten, den sie eines Tages durch Zufall gefunden hat, um den sie sich jeden Tag liebevoll kümmert – wobei sie die Einzige ist, für die der Garten existiert. Eines Tages, als sie besonders wütend ist, schneidet sie sich ihren Zopf ab, den die Winde Ephemeras an einen anderen Ort bringen, was Caitlin Maries ganzes Leben verändern soll …

Der Zopf wird in den Sündenpfuhl getragen, wo Lee und Sebastian ihn finden. Aufgrund der umwerfenden Resonanz eines Herzenswunsches bringt Lee den Zopf zu seiner Mutter Nadia und Glorianna Belladonna nach Aurora. Wie es Caitlin Maries Herzenswunsch so will, werden Glorianna und Michael zueinander geführt. Während Caitlin Marie in Glorianna eine Verbündete findet, die ihr mehr über sich selbst und ihre Gabe erzählen kann, entwickelt sich zwischen Glorianna und Michael eine innige Liebe, die aber, wie eine alte Prophezeiung besagt, zum Scheitern verurteilt ist …

Ephemera, auch das Wilde Kind genannt, ist eine Welt, die lebt und sich nach den Herzenswünschen ihrer Bewohner wandelt. Früher waren es die Wächter und Wahrer, die Ephemera im Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkel hielten, doch nachdem diese bei dem Vorhaben, den Weltenfresser ein für allemal einzusperren, Ephemera in viele einzelne Stücke zerteilt haben, die nur noch über Brücken erreichbar sind, sind sie von der Welt verschwunden. Seitdem sind es die Landschafferinnen und Brückenbauer, die das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkel, den Herzenswünschen und Ephemeras Umsetzung, aufrechterhalten. Die Brücken, über die man die einzelnen Landschaften erreichen kann, unterscheiden sich in normale und Resonanzbrücken. Wenn man eine Resonanzbrücke überquert, kann man nie wissen, wo man landet – denn Ephemera hört auf die Herzen derer, welche die Brücke überqueren, und deshalb landet man oft nicht an dem Ort, den man eigentlich erreichen möchte, sondern an einem, welcher die Resonanz des Herzens teilt. Doch auch normale Brücken können an einen Ort führen, den man eigentlich nicht erreichen wollte – wenn die Resonanz zwischen der Person und dem Ort, an den die Brücke in Wirklichkeit führt, nicht stimmt. Deshalb gibt man jedem Reisenden den Wunsch „Reise leichten Herzens“ mit auf den Weg, damit dieser nicht an einen Ort gelangt, den man auf keinen Fall besuchen möchte.

Die Landschafferinnen, die Ephemera in ihrem Gleichgewicht halten, können ihre Landschaften verändern, wie es sie beliebt. Dafür erhält jede von ihnen einen Garten in der Nähe der Schule der Landschafferinnen, von dem aus sie ihre verschiedenen Landschaften erreichen und über sie gebieten können.

Diese Welt, in der die Geschichte spielt, ist recht komplex aufgebaut, sodass man anfangs Schwierigkeiten dabei haben dürfte, diese Welt mit all ihren Eigenschaften richtig zu verstehen. Schon in „Sebastian“ wurde Ephemera und ihre Geschichte im Großen und Ganzen erklärt, sodass man bei „Belladonna“ nicht mehr allzu viel Probleme dabei haben dürfte, sich in der Welt zurechtzufinden. Dennoch ist die Welt auch noch in „Belladonna“ komplex genug, und obwohl man das meiste über Ephemera nun weiß und es auch versteht, ist dennoch nicht immer alles klar. Beispielsweise konnte ich mir nicht vorstellen, wie „Einmalbrücken“ genau aussehen sollten, die man sich in eine Tasche stecken und bei Bedarf einmal benutzen kann, wenn man sie gerade braucht. Doch da diese „Einmalbrücken“ in „Belladonna“ kaum vorkommen und auch dann keine größere Rolle spielen, ist diese Tatsache nicht weiter von Belang.

Während im ersten Teil „Sebastian“ der Inkubus Sebastian die Hauptperson war, übernimmt in „Belladonna“ die Landschafferin Glorianna Belladonna, die in „Sebastian“ mehr einen Nebencharakter darstellte, den Hauptteil. Die Geschichte von Sebastian, wie er die Liebe seines Lebens kennengelernt hat, ist nunmehr abgeschlossen, und nun lenkt Anne Bishop die Aufmerksamkeit des Lesers eher auf Glorianna Belladonna und die Charaktere, die neu zu ihrer Geschichte dazustoßen. Der Leser erfährt neben Caitlin Marie vor allem sehr viel über Michael, da er für Glorianna und den Verlauf der Geschichte sehr wichtig ist.

Der Verlauf der Geschichte in „Belladonna“ ist ein bisschen anders gelagert als in „Sebastian“. Während in „Sebastian“ noch alles einigermaßen im Lot war und Sex und Erotik eine große Rolle spielten, da die Hauptperson nun mal ein Inkubus war, bleibt die Erotik in „Belladonna“ komplett aus und wird in eine neue Richtung gelenkt. Der Weltenfresser richtet immer mehr Unheil und Schaden an, ob nun in den Herzen der Bewohner Ephemeras oder auch in den Landschaften selbst. Die Situation spitzt sich immer mehr zu, und das merkt man als Leser sofort. Die Geschichte in „Belladonna“ ist um einiges düsterer und trauriger als in „Sebastian“, und das färbt auch stark auf den Schreibstil und die Atmosphäre des Buches ab. Obwohl Michael seine Liebe Glorianna um nichts in der Welt verlieren will, weiß er, dass es keine andere Möglichkeit gibt, um Ephemera zu retten. Er erzählt ihr die Geschichte der Kriegerin des Lichts, von der er glaubt, dass Belladonna eben diese ist, und spätestens ab diesem Punkt werden die Geschichte und die Atmosphäre immer düsterer und ziehen den Leser immer weiter in die Geschichte hinein.

Schon in „Sebastian“ ist mir die wunderbar malerische Atmosphäre aufgefallen, die sich stets der jeweiligen Situation der Protagonisten und der Landschaft anpasst und auch hier in „Belladonna“ wieder fortgeführt wird. Egal in welcher Situation sich die Protagonisten oder in welcher Landschaft sie sich gerade befinden, Anne Bishop gelingt es, durch ihren Schreibstil die Atmosphäre in dem Buch adequat anzupassen. Ob sich die ganze Familie von Belladonna nun in Aurora in Nadias Haus befindet, wo meistens alle glücklich sind und sich auch oft lustige Situationen entwickeln, oder ob Belladonna nun vor einer absoluten Katastrophe steht, Anne Bishop kreiert zu jeder Situation eine passende Atmosphäre, die den Leser mal mehr und mal weniger tief in die Geschichte zieht.

Das Buch ist in der allwissenden Erzählform geschrieben und wechselt ständig zwischen den verschiedenen Protagonisten. Meistens wird die Geschichte aus der Sicht von Belladonna oder Michael erzählt, aber gelegentlich auch aus der von Caitlin, Lee, Sebastian oder anderen Nebencharakteren, die im Laufe der Geschichte mal mehr oder weniger bedeutsam sind. Dadurch, dass die Sicht ständig gewechselt wird, wurde das Problem, dass die Geschichte auch an anderen Orten mit anderen Personen weitergeführt wird, überbrückt, und das ist in diesem Fall nicht nur gut gelungen, sondern passt auch super zur Geschichte selbst.

Wie bereits erwähnt, passt Anne Bishop die Atmosphäre stimmig der jeweiligen Situation an, und das Ende war solch eine Stelle des Buches, die dadurch den Leser richtig zu fesseln weiß und den Höhepunkt des Spannungsbogens bildet. Das Ende wurde absolut perfekt gestaltet und hätte atmosphärischer und düsterer kaum sein können. Selten habe ich solch ein stimmungsvolles Ende gelesen.

_Fazit:_ „Belladonna“ ist mehr als eine gute Fortsetzung von „Sebastian“. Zwar ist die Geschichte in „Belladonna“ ein wenig anders als in „Sebastian“ gelagert, düsterer und dafür mit weniger Erotik, aber trotzdem steht der Roman seinem Vorgänger in nichts nach.

_Anne Bishop:_ Seit ihrer Kindheit ist die New Yorkerin Anne Bishop von Fantasy-Geschichten begeistert. Sie veröffentlichte zahlreiche Kurzgeschichten und Romane, aber erst mit dem preisgekrönten Bestseller „Dunkelheit“, dem Auftakt des Zyklus der „Schwarzen Juwelen“, gelang ihr der internationale Durchbruch. Mittlerweile erschienen in der „Schwarzen Juwelen“-Reihe fünf Teile, ein sechster Band ist in der Endphase der Bearbeitung. Ihr neuster Zyklus ist die „Die dunklen Welten“-Reihe.

|Originaltitel: Belladonna (Ephemera, Bd. 2)
Übersetzt von Kristina Euler
Mit Illustrationen von Animagic
Taschenbuch, 528 Seiten|
http://www.heyne.de
http://www.annebishop.com/

_Anne Bishop auf |Buchwurm.info|:_

|Die dunklen Welten|:

Band I: [„Sebastian“ 3671

|Die Schwarzen Juwelen|:

Band I: [„Dunkelheit“ 3375
Band II: [„Dämmerung“ 3437
Band III: [„Schatten“ 3446
Band IV: [„Zwielicht“ 3514
Band V: [„Finsternis“ 3526
Band VI: „Nacht“ (dt. im Oktober 2008)

Keith Donohue – Das gestohlene Kind. Fantasy-Jugendroman

Gebt auf eure Kinder acht!

Der siebenjährige Henry Day haut von zu Hause ab, wird abends im Wald gefunden und wieder zurück zu seinen Eltern gebracht. Nur ahnt niemand, dass es sich bei dem kleinen Jungen nicht mehr um den echten Henry Day handelt. Dieser wurde nämlich von Kobolden entführt und gegen einen der Ihren, der Henrys Gestalt und Identität annahm, ausgetauscht. Fortan gehört Henry ebenfalls zu der Koboldbande, die im Wald lebt und alle paar Jahre das Leben mit einem Menschenkind tauscht.
Keith Donohue – Das gestohlene Kind. Fantasy-Jugendroman weiterlesen

Gnann, Nathalie – Einhornblut (Weltenwanderer 4)

_Inhalt_

Es gibt ein uraltes Bündnis zwischen den Einhörnern, den Wölfen und den Menschen: Nach einem langen Krieg unter den drei Völkern gab es eine Einigung darauf, dass die Einhörner und die Wölfe den Wald bevölkern, während die Menschen aufgrund ihrer hohen Zahl das restliche Land für sich in Anspruch nehmen. Der Friedenspakt besagt auch, dass sich die drei Völker gegenseitig nicht angreifen dürfen …

Als das Einhornmädchen Nienna nachts durch den Wald streift, trifft sie auf eine Jagdgesellschaft, die sie beinahe zu Tode hetzt. Völlig erschöpft und verwundet wird sie von Ferris, einem Wolfsmenschen, zurück in ihr Dorf gebracht, wo die schreckliche Neuigkeit schnell die Runde macht. Da zudem noch Niennas Bruder Cewal vermisst wird, ist schnelles Handeln gefragt. Der Häuptling des Einhornclans beruft eine Versammlung mit den Wölfen ein und schickt daraufhin Nienna und Ferris nach Melduin, in die Hauptstadt der Menschen, um dort den Truchsess von dem Verstoß gegen das Bündnis zu unterrichten und Cewal zu finden. In Melduin erwartet die beiden allerdings eine bittere Wahrheit …

_Eindrücke_

„Einhornblut“ ist der vierte Band einer Kurzromanreihe, die beim |Arcanum|-Fantasy-Verlag unter dem Thema „Weltenwanderer“ erschien. Jeder beteiligte Autor hat, unabhängig von den anderen Kurzromanen, eine völlig eigene Geschichte dazu geschrieben, und somit sind die einzelnen Hefte allesamt als eigenständiges Werk anzusehen. Man muss also keinen der vorherigen Heftromane kennen, um „Einhornblut“ verstehen zu können.

In „Einhornblut“ erzählt Nathalie Gnann eine schöne und kurzweilige Geschichte über Einhörner und Wölfe, die sich gegen die Feindseligkeit der Menschen wehren müssen. Allerdings sind die Einhörner hier nicht nur einfache magische Pferde, genauso wenig wie die Wölfe einfache Tiere sind: Beide Völker sind dazu in der Lage, sich in Menschen zu verwandeln. Das ist zwar nicht gerade etwas völlig Innovatives im Fantasygenre, aber dennoch nichts allzu Bekanntes. Gerade Einhörner spielen, aus welchen Gründen auch immer, mittlerweile generell eher selten eine Rolle in Fantasybüchern, sodass die Autorin mit ihrer Geschichte ein klassisches, aber schon fast vergessenes Fabelwesen wieder zum Leben erweckt hat.

Die beiden Protagonisten der Erzählung sind Nienna und Ferris. Die Mühe, die sich Nathalie Gnann mit ihrer Charakterzeichnung gegeben hat, ist eindeutig erkennbar. Obwohl ihre Geschichte so kurz ist, erweckt sie ihre Protagonisten zum Leben, sodass der Leser stets mit den beiden mitfiebert. Nienna ist eine sehr zarte Kreatur, die allerdings Mut besitzt und ihren Willen durchzusetzen weiß. Ferris hingegen übernimmt die typischen Charakterzüge eines Wolfes.

Allerdings gibt es in Einhornblut auch einige Schwächen, die sich insbesondere im Schreibstil zeigen. Gnanns Erzählstil ist noch ein bisschen unsicher, und an ihm merkt man besonders, dass sich die Autorin noch am Anfang ihrer Schreibkarriere befindet. Sie vertieft sich immer wieder zu sehr in poetische Beschreibungen, die zwar an manchen Stellen noch ganz schön wirken können, irgendwann aber doch zu übertrieben und kitschig sind. In manchen Szenen, insbesondere dann, wenn ernste Angelegenheiten besprochen werden müssen, wirkt die Figurenrede auch etwas zu steif und nicht lebendig genug.

Auch Klischees findet man in „Einhornblut“ leider immer wieder. Die liebevolle und fürsorgliche Mutter, der strenge Vater. Nienna ist die Tochter des Häuptlings vom Einhornclan, Ferris der Sohn des Clanführers der Wölfe. Es gibt einen tyrannischen und bösartigen Truchsess. Wer sich in der Fantasyliteratur auskennt, der wird einige dieser Muster schnell wiedererkennen.

Was ich auch etwas schade fand, war das offene Ende. Die eigentliche Mission haben Nienna und Ferris zwar erfüllt, aber es bleibt noch sehr viel Stoff für eine Fortsetzung übrig, die es allerdings, so weit ich weiß, nicht geben wird. Die Seitenanzahl, welche die Geschichte haben durfte, war leider zu begrenzt, als dass man das Ende noch etwas besser hätte abrunden können. Auch viele Fragen, die man sich während des Lesens gestellt hat, bleiben offen.

_Fazit_

Bis auf einige Schwächen handelt es sich bei „Einhornblut“ um eine unterhaltsame Fantasygeschichte, die insbesondere Fans der klassischen Fantasyliteratur ansprechen dürfte.

_Nathalie Gnann_

Nathalie Gnann wurde am 18. Juli 1989 in Rottweil geboren. Schon früh entdeckte sie ihre Leidenschaft für phantastische Literatur, woraufhin sie sich schon bald selbst am Schreiben versuchte. Erste Erfolge erfuhr sie, als die ein oder andere Kurzgeschichte in einer Anthologie erschien. Ihr erster Heftroman, „Einhornblut“, erschien in der Kurzroman-Reihe „Weltenwanderer“, einem Wettbewerb des |Arcanum|-Fantasy-Verlags. Momentan studiert sie Musikwissenschaft und Germanistik in Bonn.

|71 Seiten
ISBN-13: 978-3-939139-34-8|

Startseite

Koch, Boris / Weise, Kathleen – Königsschlüssel, Der

Solange das Volk zurückdenken kann, herrscht der mechanische König über die Hauptstadt Marinth und das gesamte Reich. Er gilt als der freundlichste König überhaupt, muss aber jedes Jahr während der Schlüsselzeremonie mit dem Königsschlüssel neu aufgezogen werden, damit er für ein weiteres Jahr funktioniert und das Land regieren kann.

Vela, die Tochter des Königsmechanikers, darf jedes Jahr zur Schlüsselzeremonie ihren Vater in Marinth besuchen und freut sich immer wieder darüber, dass sie bei der Schlüsselzeremonie dabei sein kann. Doch dieses Mal soll alles anders laufen, denn während der Schlüsselzeremonie in diesem Jahr ereignet sich etwas Schreckliches: Ein riesiger Vogel greift sich den Königsschlüssel, bevor der mechanische König neu aufgezogen werden kann, und fliegt mit seiner Beute davon! Und als wäre das Unheil nicht schon groß genug, kommt es für Vela noch schlimmer: Da ihr Vater der Königsmechaniker und für den Schlüssel verantwortlich ist, wird dieser wegen des verlorenen Königsschlüssels in den Kerker geworfen und soll ein Jahr später hingerichtet werden. So verlangt es das Gesetz, und nur der mechanische König ist dazu in der Lage, ihren Vater zu begnadigen. Da dieser aber nun nicht mehr funktioniert und der Königsschlüssel für immer verloren zu sein scheint, sieht es schlecht aus für Velas Vater.

Da die bei einem speziellen Turnier auserwählten Ritter, die den Königsschlüssel wieder auftreiben sollen, nichts anderes im Kopf haben, als sich in einem Gasthaus die Birne vollaufen zu lassen und Spaß zu haben, weiß Vela, dass sie die Sache selbst in die Hand nehmen muss, wenn sie ihren Vater retten will. Sie macht sich auf den Weg, um den Königsschlüssel zu suchen, und erlebt zusammen mit dem sprechenden Bären Urs, der gerne ein Ritter wäre, und dem Jungen Cephei viele erfreuliche und unerfreuliche Abenteuer …

_Eindrücke:_

Durch den Klappentext waren meine Erwartungen an „Der Königsschlüssel“ ziemlich groß. Der Klappentext versprach eine Story, die sich wesentlich von den sonstigen Geschichten im Fantasy-Genre abheben und mal etwas ganz anderes sein würde als das, was man sonst so in die Hände bekommt. Etwas Außergewöhnliches eben. Doch diese Erwartung wurde leider enttäuscht.

Die Sache mit dem mechanischen König, der jedes Jahr aufgezogen werden muss, damit er wieder für ein weiteres Jahr regieren kann, ist interessant und wirklich mal was Neues – das war es dann aber leider auch an neuen Ideen. Ansonsten verfolgt die Story das typische Held(in)-zieht-los-um-das-ganze-Königreich-zu-retten-Schema, nach dem sich schon so viele Bücher aus dem Fantasy-Genre richten. Der Protagonist (in diesem Fall: die Protagonistin), dem man anfangs nicht allzu viel zutrauen würde und der in manchen Fällen sogar noch ein halbes Kind ist, zieht los, besteht beinahe mit links die aufregendsten Abenteuer und kämpft sich quer durch das Land, um einen Gegenstand wiederzubeschaffen, der das ganze Königreich retten soll. Dabei erhält der Protagonist von dem ein oder anderen Begleiter Beistand gegen einen (angeblich) übermächtigen Gegner. Kommt das bekannt vor?

Wahrscheinlich, doch da heutzutage sehr viele Fantasybücher eben diesem Schema folgen und es nicht mehr ganz so leicht ist, etwas zu schaffen, das mal etwas Neues ist |und| der breiten Masse gefällt, sollte man die solcherart aufgebauten Geschichten fairerweise nicht zu hart kritisieren. Was man allerdings erwarten kann, ist, dass der Autor aus einer altbekannten Struktur wie dieser etwas macht, das vielleicht nicht komplett neu, allerdings mit ein paar guten Ideen, einer liebevollen und tiefgehenden Charaktergestaltung, einem fesselnden Erzählstil und anderen Mitteln angereichert ist, damit das Buch den Leser trotzdem fesseln kann und gut unterhält. Das ist Boris Koch mit „Der Königsschlüssel“ allerdings nur bedingt gelungen.

Beispielsweise konnten die Charaktere mich nicht wirklich überzeugen. Sie besitzen allesamt sehr wenig Tiefgang und wirken sehr oberflächlich. Zudem fiel es mir schwer, zu den Charakteren und auch zu der Protagonistin Sympathie aufzubauen, da ich sie hauptsächlich als nervend empfand. Vela fand ich in dieser Hinsicht am schlimmsten, da sie ziemlich zickig und pubertär auftritt. Ebenso wenig ansprechend fand ich Cephei. Von den drei Hauptcharakteren fand ich noch Urs, den sprechenden Bär, am sympathischsten, der kommt allerdings nur in einem Teil der Geschichte vor und ist trotz allem immer noch zu oberflächlich geraten.

Dann kommt noch hinzu, dass keines der Abenteuer und keine der Gefahren, auf die Vela und ihre Begleiter treffen, wirklich so bedrohlich sind, dass man sie nicht mit links bestehen oder überwinden könnte. Alles, was im ersten Moment furchtbar gefährlich zu sein scheint, stellt sich letztendlich als nicht ganz so bedrohlich heraus (da ja letztendlich nie wirklich etwas passiert), und für jedes Problem, das sich bei ihrer Reise auftut, lässt sich auch innerhalb kürzester Zeit eine Lösung finden, welche die Gefährten wieder weiterbringt. Auch der Dieb des Königsschlüssels, der übermächtig und böse sein soll, ist letztendlich gar nicht so ein Schlimmfinger, und auch hier passiert im Endeffekt wieder nichts, das für Vela und ihre Freunde eine ernsthafte Gefahr bedeutete. Das macht die Lektüre an manchen Stellen etwas langweilig, da nie wirkliche Spannung aufkommen kann. Schließlich weiß man immer, dass die drei sowieso ohne ernsthaften Schaden davonkommen werden.

Womit ich auch schon beim nächsten Punkt wäre. Die Geschichte ist an einigen Stellen, insbesondere was das Ende anbelangt, ziemlich vorhersehbar, was der ihr noch zusätzlich Spannung nimmt, da man sich immer schon im Voraus denken kann, was ungefähr als Nächstes passiert.

Bei „Der Königsschlüssel“ handelt es sich wider Erwarten um ein Jugendbuch (obwohl |Heyne| es als Fantasy einordnet, während die auf dem Cover ungenannte Ko-Autorin Kathleen Weise das Werk selbst sogar als Kinderbuch ab 10 Jahren einstuft), und das merkt man der Geschichte leider auch an. Der Schreibstil ist ziemlich einfach gestrickt, was zwar an sich nichts Negatives ist, aber trotzdem hat er mir einfach nicht gefallen. An einigen Stellen fand ich ihn zu schlicht geformt und ebenso nervig wie die Charaktere.

Allerdings ist nicht alles an „Der Königsschlüssel“ Zeitvergeudung. Einige Stellen im Buch waren wirklich gut gemacht und auch interessant zu lesen. Nur schade eben, dass das nicht bei der kompletten Geschichte der Fall ist.

_Fazit:_

Alles in allem hat mir „Der Königsschlüssel“ leider nicht gefallen. Die Charaktere sind zu flach, die Grundgeschichte ist altbekannt und an den meisten Stellen fehlte mir die Spannung. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass Jugendliche oder noch jüngere Leser, die noch nicht allzu viele Bücher aus dem Fantasy-Genre kennen, eher mit dem vorliegenden Roman etwas anzufangen wissen.

_Der Autor:_

Boris Koch wurde 1973 geboren und wuchs auf dem Land im bayerischen Schwaben, südlich von Augsburg, auf. Er studierte Alte Geschichte und Neuere Deutsche Literatur in München und lebt heute als freier Autor in Berlin. Zu seinen Werken gehören unter anderem der All-Age-Roman „Der Drachenflüsterer“ und „Gebissen“.

|400 Seiten, gebundenes Buch im Pappband
ISBN-13: 978-3-453-52534-4|
http://www.boriskoch.de
http://www.kathleenweise.de
http://www.heyne.de

_Boris Koch auf |Buchwurm.info|:_

[„Interview mit Boris Koch“]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=91
[„StirnhirnhinterZimmer“ 4957
[„Der Schattenlehrling“ 3296
[„Der adressierte Junge“ 3249
[„Dyonisos tanzt“ 1926

Adrian, Lara – Gesandte des Zwielichts (Midnight Breed 6)

Die |Midnight Breed|-Reihe:

Band 1: [Geliebte der Nacht 4775
Band 2: [Gefangene des Blutes 4781
Band 3: [Geschöpf der Finsternis 4902
Band 4: [Gebieterin der Dunkelheit 5298
Band 5: [Gefährtin der Schatten 5998
Band 6: Gesandte des Zwielichts

Nachdem Andreas Reichens Dunkler Hafen zerstört wurde, bricht seine Wut in Form seiner pyrokinetischen Gabe vollkommen aus ihm heraus. Er will Rache an dem Vampir nehmen, der ihm nicht nur seine Familie und sein Heim genommen hat, sondern auch vor vielen Jahren seine Geliebte Claire: Wilhelm Roth.

Nach und nach zerstört er alles und jeden, der in diese Sache verwickelt ist, und seinen Erzfeind will er sich bis zum Schluss aufheben. Doch als er vor dem Zusammentreffen mit Roth auf Claire trifft, reißen alte Wunden wieder auf und beide erinnern sich wieder an die Leidenschaft, die sie früher einmal miteinander verband. Aber Claire ist Roth‘ Stammesgefährtin und somit durch ihre Blutsverbindung an ihn gebunden, was bedeutet, dass Reichen seine Claire niemals wieder für sich haben kann, sollte er Roth nicht töten. Ein Grund mehr, um sich seinem verhassten Gegenspieler zu stellen, der zudem auch noch mit Dragos, dem Feind des Ordens, unter einer Decke steckt. Allerdings kann Reichen seine Pyrokinese nicht mehr unter Kontrolle halten, weshalb ein Aufeinandertreffen mit Roth für ihn den Tod bedeuten könnte …

_Eindrücke:_

Die „Midnight Breed“-Reihe von Lara Adrian hat im Laufe ihrer bisher sechs Bände eindeutig einen Wandel durchgemacht. Während es in den ersten zwei oder drei Bänden keine wirkliche Hintergrundstory gab und sich der komplette Inhalt ausschließlich auf die Liebesgeschichte zwischen Vampir A und Stammesgefährtin B fixierte, begann Lara Adrian schon im vierten Band damit, eine richtige Hintergrundstory für ihre Reihe zu entwickeln, die mit jedem weiteren Band immer mehr Gestalt annimmt. Diese Geschichte, die sich nun durch die letzten drei Bände gezogen hat, stellt sich nun immer mehr in den Vordergrund der Bücher, was aber nicht bedeutet, dass die Liebesgeschichte dafür in den Hintergrund gedrängt würde. Mittlerweile sind sowohl die Hintergrundstory als auch der Anteil der Liebesgeschichte gleichwertig vorhanden, sodass Letztere zwar nicht mehr dominiert, jedoch noch zur Genüge präsent ist.

Im Vergleich zu den vorhergehenden Büchern sind die Erzählung und die Situation in „Gesandte des Zwielichts“ ein bisschen anders gelagert. Die Geschichte verläuft diesmal nicht nach Schema F, wie es zuvor oft der Fall war. Diesmal ist der Vampir, um den sich die Geschichte dreht, kein Ordenskrieger, sondern lediglich ein Freund des Ordens. Auch die Ausgangssituation der Stammesgefährtin, der späteren Partnerin von Andreas Reichen, ist anders. Statt dass sich die beiden erst während des Buches kennen lernen, sind sie einander im Fall von „Gesandte des Zwielichts“ schon lange bekannt und waren auch schon einmal zusammen, bis ein furchtbarer Schicksalsschlag die beiden auseinandergebracht und Claire statt Andreas den Vampir Wilhelm Roth als ihren Stammesgefährten auserwählt hat – womit wir schon beim nächsten Punkt wären: Während den Liebenden in den fünf Bänden zuvor eigentlich nichts im Wege stand, die Blutsverbindung miteinander einzugehen, tut sich dieses Problem bei Andreas Reichen und Claire nun wirklich auf. Aufgrund der Blutsverbindung zwischen Roth und Claire ist es für sie und Andreas nicht möglich, zusammen zu sein. Diese Blutsverbindung zu trennen, wird unter den Vampiren streng verachtet und ist eigentlich nur zu lösen, wenn einer der beiden dabei sein Leben lässt.

Hinzu kommt noch die tödliche Gefahr, in der sich Andreas Reichen befindet. Seine Gabe der Pyrokinese wird mit jedem Mal, wenn er sie entfesselt, noch stärker und unberechenbarer. Mit jeder Entfesselung verliert er sich beinahe selbst, und je schlimmer es wird, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass es ihn das nächste Mal das Leben kostet. Zudem entzieht ihm seine Gabe immer wieder Kraft, sodass er danach einen starken, beinahe unstillbaren Blutdurst erfährt. So kommt mal wieder ein bisschen Schwung in die „Midnight Breed“-Reihe und steigert die Spannung, an der es in „Gesandte des Zwielichts“ ganz sicher nicht mangelt.

Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass nun der gesamte Orden wieder mit einbezogen wird. In den früheren Bänden wurden die einzelnen Ordensmitglieder und ihre Gefährtinnen einfach abgehandelt und nach dem Band, der ihrer Geschichte gewidmet wurde, sind sie nie wieder wirklich auf der Bildfläche erschienen. Einige Anzeichen dafür, dass der gesamte Orden nun wieder eine Rolle spielt, sind mir schon in „Gefährtin der Schatten“ aufgefallen, doch nun ist es eindeutig so, dass nicht mehr nur ein Vampir und seine Stammesgefährtin in einem Band vorkommen und sonst niemand, sondern wieder alle Ordensmitstreiter, inklusive gemeinsamen Beratungen, Rettungsaktionen und dergleichen mehr. Wer also die Protagonisten aus den vorherigen Büchern in den darauf folgenden Bänden immer vermisst hat, der kann sich in „Gesandte des Zwielichts“ auf ein Wiedersehen mit den alten Bekannten freuen.

Doch obwohl sich viele Aspekte in der „Midnight Breed“-Reihe nun verbessert haben, bleiben auch noch ein paar unschöne Mängel übrig. Einer davon betrifft zum Beispiel die Erotikszenen. Zwar ist die Liebesgeschichte an sich nicht mehr so übertrieben kitschig und leidenschaftlich dargestellt, dafür sind aber immer noch die erotischen Szenen ein bisschen übertrieben. Allerdings hielt sich dies gefühlt in „Gesandte des Zwielichts“ mittlerweile wieder in Grenzen – vor allem, da es nicht mehr ganz so viele Erotikszenen gibt wie sonst.

Der Punkt, der mich in „Gesandte des Zwielichts“ allerdings nach wie vor auf gleiche Weise entnervt hat wie bei den anderen Bänden, waren zwei Stolpersteine des Schreibstils. Die ständigen Flüche („Verdammt noch mal …“, „Himmel …“, „Hölle noch mal …“) stören einfach nach wie vor, weil sie übertrieben oft eingesetzt werden. Auch die Beschreibungen der Sexszenen könnten an der ein oder anderen Stelle ein bisschen geschmeidiger sein.

_Fazit:_

Alles in allem hat sich die „Midnight Breed“-Reihe durch „Gesandte des Zwielichts“ doch wesentlich verbessert, auch wenn noch einige Mängel vorhanden sind, die sich eben weiterhin durch alle Bände ziehen. Es gibt nun eine Hintergrundstory, man trifft auf alte Bekannte und die Liebesgeschichte löst sich auch ein bisschen von dem typischen Schema.

_Die Autorin:_

Zusammen mit ihrem Mann lebt Lara Adrian (bürgerlich Tina St. John, geboren 1966) an der Küste Neuenglands, die von uralten Friedhöfen und dem Atlantik umgeben ist. Schon in ihrer Kindheit entwickelte sie ein Faible für Vampirromane und verschlang Bücher von Bram Storker und Anne Rice. „Geliebte der Nacht“, der erste Teil ihrer „Midnight Breed“-Serie, war ihr erster Vampirroman.

|Originaltitel: Ashes of Midnight
Ins Deutsche übetragen von Katrin Kremmler und Barbara Häusler
378 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-8025-8186-1|
http://www.egmont-lyx.com

Home


http://www.tinastjohn.com

King, Stephen – Glas (Der Dunkle Turm IV)

|Der Dunkle Turm:|

Band 1: [Schwarz 5661
Band 2: [Drei 5839
Band 3: [tot. 5864
Band 4: Glas
Band 5: [Wolfsmond 153
Band 6: [Susannah 387
Band 7: [Der Turm 822

Roland und seine Gefährten befinden sich mit Blaine dem Mono auf einer Horrorfahrt nach Topeka auf Leben und Tod. Blaine hat genug von seinem Dasein und ist dem Wahnsinn anheim gefallen, weshalb er sich jetzt das Leben nehmen will. Dabei ist es für ihn ein besonderes Vergnügen, Roland und seine Freunde mit in den Tod zu reißen. Deshalb hat der Revolvermann mit dem wahnsinnigen Zug eine Wette ausgehandelt: Gelingt es Roland und seinen Freunden nicht, Blaine ein Rätsel zu stellen, welches er nicht lösen kann, so fahren sie mit ihm alle zusammen in ihren Tod; anderenfalls lässt er die Gefährten am Leben. Die Lage erscheint aussichtslos, da Blaine jedes Rätsel, das ihm gestellt wird, innerhalb von Sekunden richtig beantworten kann, doch kurz bevor es zu spät ist, werden die Gefährten durch einen von Eddies Einfällen gerade noch gerettet.

Nun befinden sich Roland, Susannah, Eddie, Jake und Oy in der Stadt Topeka, welche dem Kansas aus der Welt, aus der Susannah, Eddie und Jake stammen, zum Verwechseln ähnelt. Zudem stellt sich heraus, dass sie sich nicht mehr auf dem Pfad des Balkens befinden, weshalb sie sich dazu aufmachen, das verlassene Kansas dieser Welt schnellstmöglich zu durchqueren und den Pfad des Balkens wiederzufinden. Doch auf dem Weg dorthin bemerken die Gefährten, dass dem Revolvermann etwas schwer auf dem Herzen liegt, was sich noch deutlicher zeigt, als plötzlich ein riesiges Schloss aus Glas am Horizont erscheint. Sie überreden ihn dazu, sich seinen Kummer von der Seele zu reden, und zum ersten Mal erfahren sie von Rolands Vergangenheit, in der ein Mädchen namens Susan, Intrigen und eine geheimnisvolle Glaskugel eine große Rolle spielen …

_Eindrücke:_

Der vierte Band von Stephen Kings Fantasy-Saga „Der Dunkle Turm“ unterscheidet sich stark von den vorhergehenden. Während der Leser von Band eins bis drei nur sehr wenig und bruchstückhaft von Rolands Vergangenheit mitbekommt, erzählt King im vorliegenden Band nun endlich dessen Geschichte: wie er frühzeitig dazu getrieben wurde, die Prüfung zum Revolvermann zu absolvieren, und wie er dann mit 14 Jahren zum jüngsten Revolvermann überhaupt wurde; wie er daraufhin mit seinen zwei Freunden Alain und Cuthbert, die auch schon in den Bänden davor kurz erwähnt werden, in eine andere Stadt geschickt wurde, weit weg von Gilead, der Stadt der Revolvermänner, wo die drei den Besitz der Stadt schätzen sollten. Auch, wie er dort Susan Delgado kennen lernte, die gegen Geld und Land zum Feinsliebchen des Bürgermeisters der Stadt gemacht werden sollte und in die er sich unsterblich verliebt. Was letztendlich in einer absoluten Katastrophe endet …

Jedem, der nun schon die ganzen ersten drei Bände darauf gewartet hat zu erfahren, was Roland nun verbirgt, was ihn zu dem gemacht hat, was er ist, und was ihm so schwer auf der Seele liegt, dem wird nun endlich geholfen. Über 700 Seiten lang wird seine Geschichte von vorn bis hinten erzählt, mit allen Details und ohne auch nur irgendetwas auszulassen. So lernen wir Roland nun endlich ein wenig besser kennen und wissen auch, was es mit seiner Susan auf sich hat. Obwohl Stephen King selbst von sich sagt, dass er Geschichten von Liebenden nur schwer beschreiben kann, ist es ihm sehr gut gelungen, dem Leser die zarte, erste Liebe zwischen Roland und Susan aufzuzeigen. Er beschreibt die Liebschaft zwischen den beiden sehr angenehm, nicht zu kitschig, und hat es auch geschafft, das Verhalten beider passend und authentisch darzustellen. Dies und der Kontrast durch die Intrigen und Gefahren, die den Liebenden entgegenstehen, bewirken, dass eine völlig andere Atmosphäre erzeugt wird als bislang. Zwar war bisher jedes Buch aus der Reihe des Dunklen Turms etwas Eigenes und Besonderes, doch gerade bei „Glas“ fällt dies deutlich auf.

Allerdings weiß der Leser von Anfang an, dass die Liebe der beiden unter keinem guten Stern steht. Nicht nur deswegen, weil wir aus dem Bänden davor wissen, dass Roland um seine Susan trauert, und weil vermittelt wird, dass etwas Furchtbares mit ihr geschehen ist, sondern allein auch wegen der Umstände, die sich auftun. Roland und Susan müssen ihre Liebe vor jedem geheim halten, da insbesondere Hart Thorin, der Bürgermeister und ihre Tante Cord auf keinen Fall davon erfahren dürfen. Trotz aller Hindernisse und Gefahren treffen sich die beiden weiterhin und wollen miteinander fortgehen, wozu es letztendlich aber niemals kommen wird. Susan ist durch ihr Versprechen an den Bürgermeister gebunden, und ihr Verrat droht jederzeit aufzufliegen. Die Tatsache, dass der Leser genau weiß, dass Rolands und Susans gemeinsame Zeit nicht von Dauer sein wird, verleiht der Geschichte des Revolvermanns eine gewisse Tragik.

Auch ich war natürlich froh darüber, dass ich endlich mehr über den Revolvermann erfahren konnte. Allerdings war mir die Erzählung aus der Rückblende dann doch etwas zu langgezogen, und mir hat die eigentliche Geschichte ein wenig gefehlt. Gut zwei Drittel des ganzen 950 Seiten langen Buches handelten nur von der Vergangenheit, die Roland seinen Gefährten erzählt, und dabei kam mir die Story der Gefährten in dem etwas anderen Kansas einfach zu kurz. Lässt man Rolands ausschweifende Erzählung über seine Vergangenheit weg, passiert eigentlich nichts außer dem Sieg über Blaine den Mono und letztendlich dem Ende, als die Gefährten den „Zauberer von Oz“ in der Glasburg aufsuchen. Es hätte mir besser gefallen, wenn Rolands Erzählung ein wenig kürzer ausgefallen und stattdessen im Hier und Jetzt der Geschichte mehr geschehen wäre.

Sobald Roland seine Geschichte beendet hat, wird es in dem Kansas, in dem sich die Gefährten befinden, gerade Morgen. Sie beschließen, sich dem Schloss aus Glas zu nähern, wobei Stephen King einige Andeutungen zu Frank Baums „Der Zauberer von Oz“ in seine Geschichte einbringt. Die Gefährten finden rote Schuhe, mit deren Hilfe sie in das Schloss geraten, um dann dem Zauberer von Oz gegenüberzustehen. Doch wer der Zauberer von Oz ist und was mit den Gefährten in der Glasburg geschieht, das behalte ich für mich.

Der Schreibstil von Stephen King ist natürlich auch in „Glas“ wieder stets passend und noch immer faszinierend. King schafft es einfach, in seiner Geschichte mit einer mitreißenden Erzählweise immer eine stimmige Atmosphäre zu erzeugen: beginnend bei der Szene, in der sich die Gefährten innerhalb des verrückten Zuges Blaine befinden, der Rätsel gestellt bekommen will, wenn King eine abenteuerliche, fantastische und natürlich gefährliche Atmosphäre aufbaut; gefolgt von der Geschichte aus Rolands Vergangenheit, wenn er seine zarte erste Liebe mit viel Gefühl, Tragik und Bedrohung beschreibt; bis hin zu der Schlussszene, die verstörend und eigenartig zugleich ist.

_Fazit:_

In „Glas“ erfahren wir endlich mehr über den unnahbaren Revolvermann Roland, was das Buch in gewisser Weise zu etwas Besonderem macht. Andererseits haben mir die anderen Charaktere, Susannah, Eddie, Jake und sogar Oy gefehlt, weshalb ich es besser gefunden hätte, wenn die Geschichte aus Rolands Vergangenheit gestraffter ausgefallen wäre.

_Der Autor:_

Stephen Edwin King wurde am 21. September 1947 in Portland, Maine, geboren. Er schrieb unter anderem auch unter Pseudonymen wie Richard Bachman und John Swithen. Er ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten Horror-Schriftsteller und hat bislang mehr als 400 Millionen seiner Bücher verkaufen können. Heute lebt er zusammen mit seiner Frau, die ebenfalls Schriftstellerin ist, in Maine und Florida.

|Originaltitel: Wizard and Glass – The Dark Tower IV
Originalverlag: Viking
Aus dem Amerikanischen von Joachim Körber
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 992 Seiten
ISBN-13: 978-3-453-01217-2|
http://www.heyne.de
http://www.stephenking.com
http://www.stephen-king.de

_Mehr von Stephen King auf |Buchwurm.info|:_

[„Die Arena“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6017
[„Wahn“ 4952
[„Qual“ 4056
[„Sunset“ 5631
[„Brennen muss Salem – Illustrierte Fassung“ 3027
[„Brennen muss Salem“ 3831 (Hörbuch)
[„Briefe aus Jerusalem“ 3714 (Hörbuch)
[„Friedhof der Kuscheltiere“ 3007 (Hörbuch)
[„Puls“ 2383
[„Trucks“ 2327 (Hörbuch)
[„Colorado Kid“ 2090
[„The Green Mile“ 1857 (Hörbuch)
[„Das Leben und das Schreiben“ 1655
[„Atemtechnik“ 1618 (Hörbuch)
[„Todesmarsch“ 908
[„Der Sturm des Jahrhunderts“ 535
[„Tommyknockers – Das Monstrum“ 461
[„Achterbahn“ 460
[„Danse Macabre – Die Welt des Horrors“ 454
[„Christine“ 453
[„Der Buick“ 438
[„Atlantis“ 322
[„Das Mädchen“ 115
[„Im Kabinett des Todes“ 85
[„Duddits – Dreamcatcher“ 45
[„Kinder des Zorns / Der Werwolf von Tarker Mills“ 5440 (Hörbuch)
[„Nachtschicht 2“ 5651 (Hörbuch)

Davidson, MaryJanice – Die mit dem Werwolf tanzt

Der umgängliche Werwolf Derik lebt zusammen mit seinem Rudel, dessen Alpha sein bester Freund Michael ist. Doch von heute auf morgen soll sich alles verändern: Derik wird zunehmend aggressiv, bis es schließlich beinahe zu einem Rivalenkampf zwischen den beiden kommt. Der Grund dafür ist Derik, der sich in einen Alpha verwandelt hat und es unter der Führung von Michael nicht mehr länger aushält.

Da kommt ihm Antonia, die in die Zukunft sehen kann, ganz recht: Die böse Zauberin Morgan Le Fay, Artus‘ Verräterin, ist in Gestalt einer jungen Frau namens Dr. Sara Gunn wiedergeboren worden, und sollte es niemand schaffen, sie innerhalb einer Woche aufzuhalten, wird sie den Untergang der Welt verursachen. Derik, der Abstand von Michael braucht, soll sich um die Frau kümmern.

Doch obwohl Derik nicht zum ersten Mal jemanden ermordet und Sara für ihn kein Problem darstellen sollte, will es ihm einfach nicht gelingen, die süße zerstreute Rothaarige um die Ecke zu bringen. Jedes Mal, wenn er es versucht, entwischt sie ihm aus purem Glück. Bis er es letztendlich aufgibt, da er einfach nicht glauben kann, dass Sara, die er absolut scharf findet, die Böse sein soll. Er beschließt, Sara stattdessen zu beschützen und zusammen mit ihr den wahren Auslöser für den anstehenden Untergang der Welt auszumachen – und bis die beiden diesen finden, kommt es zwischen ihnen nicht nur ständig zu Streitereien, sondern auch zu einer wachsenden Sympathie und Leidenschaft füreinander …

_Eindrücke:_

MaryJanice [sic!] Davidson ist für Fantasy-Romance-Liebhaber ein bekannter Name, und ihre Bücher werden gerade wegen der stilistischen Art und Weise gerne gelesen. Bei ihren Büchern handelt es sich keinesfalls um typische 08/15-Fantasy-Romance-Geschichten, wie man sie auf dem heutigen Büchermarkt zuhauf antrifft, sondern um fantastische Liebesgeschichten, in denen nicht wie sonst die Erotik die größte Rolle spielt, sondern der Humor. Bei ihren Werken handelt es sich daher eher um Fantasy-Romance-Komödien. Der Begeisterung vieler ihrer anderen Leser zum Trotz, konnte ich mit ihrem Humor im ersten Band ihrer „Betsy Taylor“-Reihe allerdings rein gar nichts anfangen. Ich fand ihn viel zu aufgesetzt und bemüht, sodass die Geschichte auf mich nicht mehr lustig, sondern nur noch lächerlich wirkte.

Auch wenn ich die Hoffnung hatte, dass „Die mit dem Werwolf tanzt“ wenigstens ein bisschen besser sein würde als [„Weiblich, ledig, untot“, 4993 habe ich damit gerechnet, dass mir das Buch genauso wenig gefallen würde wie das erste. Doch meine recht niedrigen Erwartungen an das Buch wurden bei weitem übertroffen. Zwar ist auch „Die mit dem Werwolf tanzt“ gewollt übertrieben lustig dargestellt, aber auf eine andere Art als bei „Weiblich, ledig, untot“. Die Geschichte ist dermaßen überzogen, dass man die Handlung gar nicht mehr ernstnehmen kann, und gerade das macht „Die mit dem Werwolf tanzt“ so amüsant. Man wird nicht an einigen Stellen mit irgendwelchen altbekannten Sprüchen bombardiert, die lustig sein sollen, sondern man bekommt eine niedliche Werwolf-Liebeskomödie serviert, die von Anfang bis Ende einfach lustig ist und sich immer wieder selbst auf die Schippe nimmt. Insbesondere die Auseinandersetzungen zwischen Derik und Sara, angefangen mit der Verfolgungsjagd in Saras Haus, als Derik sie umbringen will, bis hin zu dem Zeitpunkt, als die beiden erkennen müssen, dass sie sich lieben und die Zankereien auch dann noch andauern, sorgen beim Lesen immer wieder für ein amüsiertes Kichern.

Auch was die Erotikszenen angehen, tanzt „Die mit dem Werwolf tanzt“ den typischen Fantasy-Romance-Romanen aus der Reihe. Statt dass die Liebesszenen so erotisch und leidenschaftlich wie möglich beschrieben werden, wie es in diesem Genre üblich wäre, enden die Liebesspiele zwischen Derik und Sara entweder in einem Schlamassel oder werden auf eine andere Art und Weise lustig dargestellt, mit dem einzigen Ziel, die Geschichte noch amüsanter zu gestalten. Erotische Stimmung kommt beim Lesen somit keine auf, was hier aber ganz und gar nicht stört. Im Gegenteil, die ein bisschen lächerlich gemachten Sexszenen passen zu dieser Werwolf-Liebeskomödie wie die Faust aufs Auge und unterhalten den Leser umso mehr. Normale Erotikszenen, die für das Genre typisch sind, wären hier sogar eindeutig Fehl am Platz gewesen.

Die Protagonisten Derik und Sara sind absolute Sympathieträger, in die sich der Leser zwar wegen ihrer übertriebenen Art kaum hineinversetzen, mit denen er aber von Anfang an mitfiebern kann. Beide sind nicht perfekt, besitzen aber ihren ganz eigenen Charme, mit dem sie den Leser für sich einnehmen. Sara ist total zerstreut und chaotisch und hat eine Figur, die nicht unbedingt Modelmaßen entspricht, und Derik denkt nur daran, wie er Sara ins Bett kriegen könnte, hat ständig Hunger und ärgert sich über die Hunde-Witze, die Sara hin und wieder ablässt, um ihn zu ärgern. Ihre kleinen Schwächen und die Tatsache, dass die beiden sich von morgens bis abends eigentlich nur streiten und mit ihren Zankereien den Leser fesseln, machen die beiden zu etwas Besonderem und die Geschichte erst richtig interessant und lustig.

Die Geschichte selbst ist ziemlich kurz geraten, wirkt gerafft und kommt auch ohne großartige Anfangspassagen, die den Leser in die Erzählung einführen sollen, gleich zur Sache. Die Problematik wird dargestellt, dass Derik mit Michael nicht mehr klarkommt, kurz darauf erhält er den Auftrag, die Welt zu retten, und steht praktisch auf der nächsten Seite des Buches schon vor Saras Haustür. So verliert „Die mit dem Werwolf tanzt“ wirklich zu keiner Sekunde die Spannung und der Leser bleibt von Anfang bis Ende an das Buch gefesselt. Ich konnte das Buch kaum weglegen, weil jede Seite der Geschichte spannend und unterhaltsam war und ich die Lektüre deshalb nur ungern unterbrechen wollte.

Allerdings ist damit auch der Schluss des Buches arg kurz geraten. An dieser Stelle hätte ich mir wenigstens ein paar Seiten mehr gewünscht, denn das Ende in „Die mit dem Werwolf tanzt“ wirkt so leider ein bisschen zu abgehackt. Es wäre schön gewesen, wenn man noch ein bisschen mehr darüber erfahren hätte, was nun mit Derik und Sara passiert.

Der Schreibstil von MaryJanice Davidson ist erfrischend und flüssig zu lesen, sodass man das Buch innerhalb von kurzer Zeit und durchaus an einem Stück durchgelesen hat. Er passt perfekt zur Geschichte und unterstützt zusätzlich den Humor.

_Bonusstory: Eine schöne Bescherung:_

Zusätzlich zu der eigentlichen Geschichte gibt es im Anhang noch eine Zusatzstory, „Eine schöne Bescherung“. Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine Werwolf-Liebeskomödie, die ein bisschen Bezug auf „Die mit dem Werwolf tanzt“ nimmt. Es geht um den Werwolf Alec, der sich nichts sehnlicher wünscht als eine Gefährtin. Während einer Geschäftsreise trifft er schließlich die Frau seiner Träume: die unscheinbare Giselle, die in einem Weihnachtsmannkostüm Geld für gute Zwecke sammelt. Er drängt sie zu einem gemeinsamen Mittagessen, und als sie dabei eine Lebensmittelvergiftung erleidet, will sie Alec bei sich behalten, bis es ihr wieder besser geht. In der Nacht kommen sich die beiden schließlich näher.

„Eine schöne Bescherung“ ist ein wenig anders als „Die mit dem Werwolf tanzt“. Zwar ist die Geschichte auch unterhaltsam, aber nicht so lustig angelegt wie die Haupterzählung. Die Sexszenen werden hier nicht mehr albern dargestellt, sondern wieder auf erotische Weise. Zudem war mir Alec auch nicht so sympathisch, da ich ihn ein bisschen zu aufdringlich dargestellt fand. Ansonsten ist die Geschichte als Bonus am Rande ganz in Ordnung.

_Fazit:_

Unerwarteterweise hat mir „Die mit dem Werwolf tanzt“ sehr gut gefallen. Die Geschichte ist lustig und unterhaltsam, die Charaktere sind sympathisch, und obwohl humorvolle Fantasy Romance nichts Neues mehr ist, kann man „Die mit dem Werwolf tanzt“ doch als etwas Besonderes ansehen.

_Die Autorin:_

MaryJanice Davidson lebt in Minnesota. Mit [„Weiblich, ledig, untot“ 4993 gelang ihr der Sprung auf die amerikanischen Bestsellerlisten. Seitdem gewann sie mit ihren „Betsy Taylor“-Romanen, einer Werwolfsaga und einigen anderen Liebesromanen eine große Fangemeinde.

|Originaltitel: Derik’s Bane. A Wyndham Werwolf Tale
Deutsch von Stefanie Zeller
287 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-8025-8216-5|
http://www.egmont-lyx.de
http://www.maryjanicedavidson.net

Adrian, Lara – Gefährtin der Schatten (Midnight Breed 5)

Die |Midnight Breed|-Reihe:

Band 1: [Geliebte der Nacht 4775
Band 2: [Gefangene des Blutes 4781
Band 3: [Geschöpf der Finsternis 4902
Band 4: [Gebieterin der Dunkelheit 5298
Band 5: Gefährtin der Schatten
Band 6: Gesandte des Zwielichts

Überall auf der Welt kommt es zu Mordüberfällen auf Gen-Eins-Vampire. Der Orden versucht, dem Mörder auf die Spur zu kommen und ihm Einhalt zu gebieten. Deshalb wird Nikolai, einer der Ordenskrieger, nach Montréal zu dem Gen-Eins-Vampir Sergej Jakut geschickt, der durch Glück einen Mordanschlag überlebt hat, um mehr über den Täter zu erfahren und Jakut zu warnen. Doch Jakut, der sich in seinem im Wald verborgenen Jagdhaus, umringt von seinen Leibwächtern, in Sicherheit wiegt, weist Nikolais Hilfe ab. Er fühlt sich insbesondere von der Stammesgefährtin Renata und ihrer besonderen Gabe beschützt, die er zusammen mit dem kleinen Mädchen Mira, einer kleinen Stammesgefährtin mit einer Sehergabe, bei sich gefangen hält und für seine Zwecke missbraucht.

Als Nikolai die Mission abbrechen und nach Boston zurückkehren will, wird Sergej Jakut allerdings tatsächlich ermordet, und die Schuld an dem Mord wird Nikolai zugeschoben. Jakuts Mörder, sein Sohn Alexej, nimmt Kontakt mit dem korrupten Vampir Fabien auf – einem Mitglied der Agentur -, der nicht nur dafür sorgt, dass Nikolai in der Klinik der Agentur eingesperrt und gefoltert wird, sondern auch das kleine Mädchen Mira mit sich nimmt. Renata, die ihr Leben für die Kleine geben würde, befreit Nikolai aus der Klinik, in der Hoffnung, dass er ihr beim Aufspüren von Mira helfen kann. Während sie versuchen, Mira zu finden und sowohl Alexej als auch Fabien das Handwerk zu legen, entwickeln Renata und Nikolai eine tiefe Leidenschaft füreinander …

_Eindrücke:_

Mittlerweile ist die „Midnight Breed“-Reihe von Lara Adrian mit ihren sechs Bänden schon recht weit fortgeschritten. Wo in den ersten drei Bänden der Reihe jedes Buch im Prinzip seine eigene Geschichte erzählte und es kaum Zusammenhänge gab, baut sich nun seit dem vierten Band eine richtige Story auf, die auch im fünften Band weitergeführt wird. Eine Welle an Mordüberfällen auf die stärksten Vampire, die der ersten Generation, verbreitet sich auf der ganzen Welt. Dahinter steckt ein Vampir namens Dragos, der alle Gen-Eins-Vampire vernichten und eine neue Armee von Gen-Eins-Vampiren für seine Zwecke züchten will. Würde sein Plan aufgehen, würde das den Untergang der Menschheit und der normalen Stammesvampire bedeuten.

Durch die Hintergrundgeschichte wird die Geschichte der Ordenskrieger wesentlich besser. Die Geschichte an sich erhält mehr Hintergründe, wird spannender, und die Leidenschaft, die sich zwischen Nikolai und Renata aufbaut, bildet nicht mehr den absoluten Mittelpunkt der Geschichte. Zwar handelt es sich bei „Gefährtin der Schatten“ eindeutig um Fantasy Romance, aber die Liebesgeschichte wird nun endlich in eine normale, spannende Story eingebaut, statt dass, wie in den ersten paar Bänden, das Thema Liebe und die erotischen Szenen eigentlich den einzigen Inhalt der Geschichte bilden.

Zwar hat sich die Geschichte in dieser Hinsicht deutlich verbessert, aber andererseits bleibt der Verlauf der Story in manchen Bereichen doch wieder gleich. Die Liebesgeschichte zwischen Stammesgefährtin A und Ordensvampir B verfolgt immer dasselbe Muster: der Vampir, um den es geht, wird stets als Sonderling, Einzelgänger, Killer und so weiter bezeichnet, der sich von den anderen angeblich(!) unterscheidet und keine Verwendung für die Liebe hat, da ihn seine Berufung als Ordenskrieger zu sehr einnimmt. Letztendlich werden aber alle Vampire des Ordens genau gleich beschrieben. Zumeist ist auch die eine Stammesgefährtin gleich wie die andere, auch wenn Renata in diesem Fall eine Ausnahme bildet. Jedenfalls geht es dann so weiter, dass beide weder eine Liebesaffäre, geschweige denn eine feste Bindung wollen (dabei fällt des Öfteren das Wort „unmöglich“), aber dennoch fühlen sich beide Parteien innerhalb kürzester Zeit so sehr zu dem anderen hingezogen (in erster Linie natürlich sexuell, dann auch aus Liebe), dass sie letztendlich nach einigen gemeinsamen absolut feurigen Liebesnächten doch eine Blutsverbindung miteinander eingehen. Und dann ist die Geschichte zu Ende und im nächsten Band ist der nächste Vampir dran, bei dem alles wieder von vorne beginnt, bis irgendwann alle Ordensvampire, die eigentlich keine Frauen haben wollten, innerhalb von ein bis zwei Jahren doch noch mit der Frau ihrer Träume ausgestattet sein dürften.

Gerade was die Charaktere und den Verlauf der Liebesgeschichte angehen, hätte ich mir auch noch eine Veränderung gewünscht – dass nicht alles immer wieder dem Klischee des vorherigen Bandes entspricht, sondern auch mal etwas Neues geschieht; dass die beiden auf eine andere Art und Weise als sonst zusammenkommen; dass es auch mal mehr Komplikationen gibt; dass vielleicht auch einmal zwei Vampire um eine Frau kämpfen oder umgekehrt und, und, und … All das würde die „Midnight Breed“-Reihe um einiges interessanter machen.

Was die Charaktere in „Gefährtin der Schatten“ und den restlichen Bänden der Reihe betrifft, gibt es da auch noch ein bisschen mehr zu bemängeln. Dass die Nebencharaktere in der Geschichte recht oberflächlich gehalten sind, will ich dabei mal außer Acht lassen, aber auch die Protagonisten und vor allem die Antagonisten könnten sicherlich ein bisschen mehr Tiefe gebrauchen. Da die meisten Charaktere sehr klischeehaft gestaltet sind und die einzelnen Vampire (und zugehörigen Stammesgefährtinnen) innerhalb eines Bandes abgehandelt werden und danach kaum mehr eine Rolle in der Geschichte spielen, kann man zu keinem der Charaktere wirklich eine Bindung aufbauen, geschweige denn eine wirkliche Sympathie empfinden. Das hätte sicherlich besser funktioniert, wenn beispielsweise die Charaktere der Ordenskrieger sich mehr unterscheiden und vor allem auch in den Folgebänden eine größere Rolle spielen würden, damit man sie auch dann noch besser kennen lernen kann.

Der Schreibstil ist an sich ganz in Ordnung, wenn mich auch zwei Dinge daran gestört haben: einmal die Flüche, die Lara Adrian in all ihre Bücher aus der Reihe einbaut und die nach einer Weile einfach nur noch störend sind, und zudem noch die Ausdrucksweise an der ein oder anderen Stelle. Wenn die Erektion mit einem „stolzen Soldat“ verglichen wird und sie sich „auf seinem Geschlecht pfählt“, dann ist das nicht mehr erotisch, sondern in meinen Augen äußerst unglücklich umschrieben.

Alles in allem ist die ganze Geschichte auch übermäßig kitschig und leidenschaftlich, sodass es an einigen Stellen wirklich übertrieben ist. Wenn ein Ordenskrieger, der bis vor ein paar Tagen mit Liebe noch rein gar nichts am Hut hatte und plötzlich die Frau seiner Träume gefunden hat, seine Gefühle auf absolut klischeehafte Weise zum Ausdruck bringt und jedes Mal, wenn sich die beiden sehen, vor Leidenschaft schier in Flammen aufgehen, dann wirkt das einfach nur überzogen. Ebenso wenn bei den erotischen Szenen die Grenzen des Möglichen meilenweit überschritten werden.

Dennoch hat die Reihe etwas an sich, was „Frau“ dennoch weiter lesen lässt. So kitschig und übertrieben das Ganze auch ist, so oberflächlich und klischeehaft die Charaktere sind und so gleichartig die Liebesgeschichte auch immer wieder abläuft, irgendetwas hat die Reihe einfach, dass man dennoch wissen will, wie es weitergeht. Das liegt, wie ich glaube, einfach am Unterhaltungswert, den die Reihe trotz allem bietet.

_Fazit:_

„Gefährtin der Schatten“ von Lara Adrian hat einige schwerwiegendere und einige weniger herbe Mängel vorzuweisen, angefangen mit der Geschichte, die sich im Prinzip immer wiederholt, bis hin zu den Charakteren, die sich zumeist kaum voneinander unterscheiden. Dennoch hat sich die Reihe ab dem vierten Band gebessert, was auch noch in Band fünf, „Gefährtin der Schatten“, weitergeführt wird, und so kitschig und übertrieben die Geschichte auch ist, so ist dies doch eine unterhaltsame Lektüre für Zwischendurch.

_Die Autorin:_

Zusammen mit ihrem Mann lebt Lara Adrian an der Küste Neuenglands, die von uralten Friedhöfen und dem Atlantik umgeben sind. Schon in ihrer Kindheit entwickelte sie ein Faible für Vampirromane und verschlang Bücher von Bram Stoker und Anne Rice. „Geliebte der Nacht“ war ihr erster eigener Vampirroman.

|Originaltitel: Veil of Midnight
Deutsch von Katrin Kremmler
393 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-8025-8185-4|
http://www.egmont-lyx.com

King, Stephen – tot. (Der Dunkle Turm III)

|Der Dunkle Turm:|

Band 1: [Schwarz 5661
Band 2: [Drei 5839
Band 3: tot.
Band 4: Glas
Band 5: [Wolfsmond 153
Band 6: [Susannah 387
Band 7: [Der Turm 822

Roland hat nun seine beiden Gefährten, Susannah und Eddie Dean aus New York, um sich geschart, und zu dritt machen sie sich auf die Suche nach dem Dunklen Turm. Auf dem Weg dorthin durchqueren sie einen Urwald, wo Roland den beiden das Schießen beibringt und sie sich mit tierischen Maschinen herumschlagen müssen. Schon bald finden sie einen Weg: einen der |Balken|, der auf direktem Wege zum Dunklen Turm führen soll.

Dennoch merken Eddie und Susannah alsbald, dass etwas mit Roland nicht zu stimmen scheint. Der Revolvermann verhält sich merkwürdig und scheint von irgendetwas gequält zu werden. Ein Paradoxon, welches durch die letzte der drei Türen ausgelöst wurde, macht ihm schwer zu schaffen. Dabei liefert sein Verstand ihm zwei verschiedene Vergangenheiten: einmal eine, in der er den Jungen Jake an der Zwischenstation getroffen hat, und eine, in der es den Jungen nicht gab.

Auch Jake wird aufgrund der beiden Stimmen in seinem Kopf, die miteinander streiten, beinahe wahnsinnig. Er weiß, dass er gestorben und dabei in eine andere Welt gelangt ist, wo er auf den Revolvermann traf, doch er weiß auch, dass das alles nie geschehen und er in Wirklichkeit gar nicht tot ist.

Beiden ist klar, dass sie diesen Wahnsinn nur wieder in Ordnung bringen können, wenn Jake zurück in Rolands Welt kommt. Damit Jake zurückkehren kann, brauchen beide Welten einen besonderen Schlüssel … nur, wo ist dieser Schlüssel? Und wo ist die Tür, die man mithilfe des Schlüssels öffnen kann?

_Eindrücke:_

Nachdem Roland die ersten zwei seiner Gefährten, Eddie und Susannah Dean, durch die Türen am Strand gefunden hat, verändert sich auch in Band III der Saga um den dunklen Turm wieder die Landschaft. Mittlerweile wissen wir, dass sich der Revolvermann und seine Gefährten an einem Ort befinden, der sich Mittwelt nennt und alsbald beginnt sich die weite Standkulisse in einen Urwald zu verwandeln. Auch dort treffen Roland, Susannah und Eddie vorerst keine anderen Menschen, sie wissen nur, dass in diesem Wald einmal Menschen gelebt haben müssen. Und auch Shardik, ein riesiger, elektronischer Wächterbär erinnert sich noch an die Menschen, die ihm des Öfteren das Leben schwer gemacht haben, was auch der Grund dafür ist, dass er die drei Eindringlinge angreift …

Als diese Hürde überwunden ist und die drei Gefährten weitergehen, gelangen sie immer mehr in eine eigenartige Zivilisation. Erst kommen sie in ein kleines Vordorf, indem alte Menschen leben und sie freudig empfangen. Doch später, als sie weiterziehen und in die Stadt Lud gelangen, befinden sie sich in einem Gebiet, in dem überall Geräte und Maschinen aus Eddies und Susannahs Welt übereinander gestapelt und dessen Bewohner ihnen alles andere als wohlgesinnt sind. Diese glauben nämlich, dass das Trommelgeräusch, das in einem bestimmten Zeitabstand immer wieder aus den überall in der Stadt postierten Lautsprechern ertönt, ein Signal der Götter ist, woraufhin die Bewohner Opfer bringen müssen, indem sie sich gegenseitig töten und die Leichen an den Lautsprechermästen aufhängen. Was die Gestaltung und die Atmosphäre in der Stadt Lud angeht, schimmert eindeutig der Horrormeister Stephen King durch.

Nach dem etwas eigenartigen und langatmigen ersten Teil und dem zweiten Teil, der durch das Zustoßen von Eddie und Susannah ein bisschen spannender wurde, geht es im dritten Band der Saga nun endlich richtig los mit den Abenteuern. Stephen King baut in seinen Roman nun mehr phantastische und abenteuerliche Aspekte ein und durch die Anwesenheit von Eddie und Susannah wird die Geschichte auch noch mal ein bisschen aufgefrischt.

Schon von Anfang an tut sich bei Roland allerdings ein Problem auf, weswegen er beinahe wahnsinnig wird. Dadurch, dass er in der letzten Tür den Tod von Jake verhindern konnte und somit seine und Jakes Vergangenheit so änderte, dass ein Paradoxon entstand und sich nun beide an zwei verschiedene Geschehnisse erinnern, werden beide wegen der Stimmen, die sich in ihrem Kopf darüber streiten, was denn nun wirklich passiert ist, beinahe wahnsinnig. Jake hat auf einmal Gedächtnislücken und schreibt eigenartige Aufsätze, die zum Teil vom Revolvermann und zum anderen Teil von offensichtlich sinnlosen Dingen handeln, sucht ständig nach einem Weg oder einer Tür, durch die er wieder in die Welt des Revolvermannes zurückkann, ist hin- und hergerissen darüber, ob er nun wirklich gestorben ist oder nicht, und kommt nicht mehr zur Ruhe. Ebenso Roland: Die Frage, ob es einen Jungen namens Jake gab oder nicht gab und ob er ihn getroffen hat oder nicht, macht ihn völlig meschugge. Jake weiß, dass er diese Stimmen nur loswird, wenn er in die Welt des Revolvermannes zurückkehrt, und auch der Revolvermann ahnt, dass Jake versuchen wird, Mittwelt zu betreten.

Doch die Zeit, bis Jake endlich wieder nach Mittwelt zurückkehren kann, zieht sich hin. Wir folgen Jake auf Schritt und Tritt, wenn er in die Schule geht und dann schwänzt, weil er wegen seines eigenartigen Aufsatzes Panik bekommt, und wir folgen ihm weiter, als er in einer Buchhandlung Bücher kauft, er Stress mit seinen Eltern hat und er immer weiter nach der einen Tür sucht, die ihn wieder zurück nach Mittwelt bringt. Dabei wird seine Geschichte so erzählt, dass er immer „fast“ am Ziel ist und er sich ständig sicher ist, dass die nächste Tür ihn nach Mittwelt bringt. Nach einer Weile wird das daher irgendwann etwas langweilig und nervig.

Aber sobald Jake dann endlich bei Roland, Susannah und Eddie in Mittwelt gelandet ist und dort auch bald einen Billy-Bumbler namens Oy kennenlernt – ein katzen- und hundähnliches kleines Tier, das sprechen kann – wird die Geschichte zunehmend interessanter und spannender. Jake wird bald schon von einem Mann aus Lud entführt und Roland, der sein Versprechen, Jake nicht mehr im Stich zu lassen, nicht brechen will, versucht, ihn zu retten. Währenddessen machen sich Susannah und Eddie auf die Suche nach einem Zug namens Blaine, der ihnen zwar, wie sie wissen, nicht gut gesinnt ist, aber den einzigen Weg darstellt, um dem Dunklen Turm näherzukommen.

Blaine der Mono, so der komplette Name des Zuges, war für mich das Highlight in „tot.“ Bei ihm handelt es sich um einen sprechenden Zug, der mit Überschallgeschwindigkeit seine Strecke fährt und Rätsel liebt. In Jakes Aufsatz steht „Blaine der Mono ist eine Pein“, was sich später auch als wahr herausstellen soll. Wodurch genau, werde ich allerdings für mich behalten.

Der Schreibstil von Stephen King ist natürlich auch in „tot.“ stets passend und noch immer faszinierend. Stephen King schafft es einfach, seiner Geschichte mit einer mitreißenden Erzählweise immer eine passende Atmosphäre zu verpassen, was sich vor allem in Lud zeigt, wo die Atmosphäre immer ein wenig bedrohlich und unheimlich ist, oder auch beim Handlungsstrang um Blaine, wobei sich die Spannung zunehmend steigert.

_Fazit:_

Zwar war der zweite Band der Saga schon nicht schlecht, doch „tot.“ hat sowohl den ersten als auch den zweiten Band eindeutig übertroffen. Die Geschichte wird nun richtig spannend und abenteuerlich.

_Der Autor:_

Stephen Edwin King wurde am 21. September 1947 in Portland, Maine, geboren. Er schrieb unter anderem auch unter Pseudonymen wie Richard Bachman und John Swithen. Er ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten Horror-Schriftsteller und hat bislang mehr als 400 Millionen seiner Bücher verkaufen können. Heute lebt er zusammen mit seiner Frau, die ebenfalls Schriftstellerin ist, in Maine und Florida.

|Originaltitel: The Waste Lands – The Dark Tower III
Originalverlag: Viking
Übersetzt von Joachim Körber
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 784 Seiten
ISBN-13: 978-3-453-01216-5|
http://www.heyne.de
http://www.stephenking.com
http://www.stephen-king.de

_Mehr von Stephen King auf |Buchwurm.info|:_

[„Wahn“ 4952
[„Qual“ 4056
[„Sunset“ 5631
[„Brennen muss Salem – Illustrierte Fassung“ 3027
[„Brennen muss Salem“ 3831 (Hörbuch)
[„Briefe aus Jerusalem“ 3714 (Hörbuch)
[„Friedhof der Kuscheltiere“ 3007 (Hörbuch)
[„Puls“ 2383
[„Trucks“ 2327 (Hörbuch)
[„Colorado Kid“ 2090
[„The Green Mile“ 1857 (Hörbuch)
[„Das Leben und das Schreiben“ 1655
[„Atemtechnik“ 1618 (Hörbuch)
[„Todesmarsch“ 908
[„Der Sturm des Jahrhunderts“ 535
[„Tommyknockers – Das Monstrum“ 461
[„Achterbahn“ 460
[„Danse Macabre – Die Welt des Horrors“ 454
[„Christine“ 453
[„Der Buick“ 438
[„Atlantis“ 322
[„Das Mädchen“ 115
[„Im Kabinett des Todes“ 85
[„Duddits – Dreamcatcher“ 45
[„Kinder des Zorns / Der Werwolf von Tarker Mills“ 5440 (Hörbuch)
[„Nachtschicht 2“ 5651 (Hörbuch)

King, Stephen – Drei (Der Dunkle Turm II)

|Der Dunkle Turm:|

Band 1: [Schwarz 5661
Band 2: Drei
Band 3: Tot
Band 4: Glas
Band 5: [Wolfsmond 153
Band 6: [Susannah 387
Band 7: [Der Turm 822

Erschöpft und völlig verwirrt wird Roland nach dem Zusammentreffen mit dem Mann in Schwarz an einen verlassenen Strand gespült. Die Monsterhummer, die an diesem Strand leben und immer des Nachts herauskommen, ihre Fragen stellen und alles, was sie finden können, auffressen, nutzen die Schwäche des Revolvermanns aus und beißen ihm zwei Finger der rechten Hand ab. Roland kann sich mit letzter Kraft retten, doch das Gift der Monsterhummer treibt in seinen Venen bereits sein Unwesen, was ihn mit jedem Tag noch schwächer und kränker macht.

Eines Tages entdeckt Roland eine seltsame Tür mitten am Strand. Als er diese öffnet, findet er sich in einer vollkommen fremden Welt – und in einer fremden Person – wieder. Diese Person ist der Junkie Eddie Dean, der gerade dabei ist, Kokain in die USA zu schmuggeln und seinen Bruder Henry aus den Klauen eines Drogenbosses zu befreien. Als Eddie die Anwesenheit von Roland spürt, ist er gänzlich verwirrt und glaubt erst, es läge an den Drogen. Diese Vermutung stellt sich allerdings bald als falsch heraus, und als Eddie die Gefahr droht, dass seine geschmuggelten Drogen bemerkt werden, hilft ihm Roland und nimmt ihn letztendlich in seine Welt mit.

Dort schlagen sich die beiden weiter durch, bis sie die zweite Tür erreichen. Durch diese gelangt der Revolvermann in den Körper einer schwarzen, schizophrenen Frau im Rollstuhl, die gerade dabei ist, Modeschmuck in einem Geschäft zu klauen. Die Frau ist über Rolands Anwesenheit so überrascht und zornig, dass er sofort eingreifen muss und sie, ohne direkten Kontakt mit ihr aufzunehmen, in seine Welt zieht. Dort lernen er und Eddie ihre zwei völlig unterschiedlichen Persönlichkeiten kennen, die jeweils von der Existenz der anderen nichts wissen: einmal Odetta Holmes, eine freundliche und adrette Dame, in die sich Eddie schließlich verliebt, und auf der anderen Seite Detta Walker, eine diebische, ordinäre und gewaltbereite Frau, die Roland und Eddie umbringen will.

Trotz vieler Komplikationen wegen Detta Walker und Rolands voranschreitender Krankheit erreichen die drei schließlich auch noch die letzte Tür, hinter der sich der Tod verbirgt …

_Eindrücke:_

Nachdem Stephen King den Revolvermann Roland im ersten Band „Schwarz“ durch die karge und trostlose Wüste seiner Welt den Mann in Schwarz hat verfolgen lassen, kehren wir der Wüste nun den Rücken zu. Zwar befinden wir uns noch immer in derselben verlassenen und sterbenden Welt, aus der Roland stammt, jedoch wird die Wüste gegen einen Strand mit Felsen im Hintergrund ausgetauscht. Dennoch hat auch dieser Handlungsort an Trostlosigkeit und Leere nichts eingebüßt: Roland ist vollkommen allein am Strand, zählt man die Monsterhummer, die des Nachts mit ihrem „Did-a-chick?“ und „Dud-a-chum?“ aus dem Meer herauskommen und nach etwas Essbarem – ob tot oder lebendig – suchen, nicht mit. Am Strand gibt es kaum Vegetation, nur Sand und Felsen, wohin der Blick auch fällt.

Doch Roland bleibt nicht lang allein. Das Mischen hat begonnen, welches ihm die drei Gefährten, die ihm vom Orakel prophezeit wurden, zuspielen soll. Für den Revolvermann öffnet sich die erste Tür und er gelangt somit in Eddie Deans Körper, einem Junkie aus unserer Welt. Dieser Trip in eine völlig andere Welt, die der Revolvermann nicht kennt, stellt einen klaren Kontrast zu seiner eigenen Erfahrung dar: Seine Welt ist karg, trist und verlassen, die Welt Eddie Deans ist voller Leben und Reichtum, und die Menschen, die dort leben, haben eine völlig andere Mentalität als jene in Rolands Welt. Nur in einer Sache unterscheiden sich die beiden Welten nicht: In beiden gibt es Monster, die sich lediglich in ihrer Vorgehensweise und ihrem Aussehen unterscheiden. Dieser Unterschied beider Welten wird nicht nur in der Beschreibung deutlich, sondern auch durch die Atmosphäre, welche beide erzeugen.

Aber nun zum wichtigsten Punkt: Während Roland in Band eins noch hauptsächlich allein unterwegs war, einmal abgesehen von Jake, bekommt er nun Gefährten, die ihn bei der Suche nach dem Turm begleiten und ihm helfen sollen.

|Der Gefangene|

Da wäre natürlich zuerst einmal Eddie Dean. Eddie Dean wird in der Prophezeiung des Orakels als der Gefangene bezeichnet, der von einem Dämon namens Heroin besessen und süchtig ist. Eddie ist ein junger Mann, der bei Rolands Ankunft in seinem Kopf gerade dabei ist, Kokain in die USA zu schmuggeln, um dort seinen Bruder zu „retten“. Seinen Bruder, Henry Dean, vergöttert und bewundert er, weil er immer auf ihn aufgepasst hat. Er hat Schuldgefühle und möchte seinem Bruder nun endlich zeigen, dass er auch etwas für ihn tun kann. Dabei ist das, was Henry Dean für seinen Bruder getan hat, nicht wirklich der Rede wert und es lässt vermuten, dass er für seinen kleinen Bruder bei weitem nicht so viel empfunden hat wie Eddie zu ihm.

Obwohl Eddie Dean auf den ersten Blick aufgrund seiner Heroinsucht eher schwach zu sein scheint, stellt er sich letztendlich als ein würdiger Partner des Revolvermanns heraus und entdeckt in der „Herrin der Schatten“ seine große Liebe.

|Die Herrin der Schatten|

Sie kommt auf Rädern, das war alles, was das Orakel verraten konnte. Diese Räder stellen sich als Rollstuhl heraus, der aber genau besehen nicht nur eine Person transportiert. Die reiche Schwarze Odetta Holmes lebt in jener Zeit, in der Schwarze noch offen diskriminiert wurden, und hat trotz ihres Standes schon viel mitgemacht. Zu guter Letzt hat jemand sie vor einen Zug geschubst, weshalb sie nun keine Beine mehr hat. Durch einen ihrer Unfälle wurde sie schizophren und entwickelte ihre zweite Persönlichkeit, Detta Walker, die im Gegensatz zu der höflichen Odetta ein ordinäres Miststück ist. Als sie zu Roland und Eddie stößt, haben die beiden immer wieder mit ihrer zweiten Persönlichkeit zu kämpfen, da diese die „blassen Wichsah“ nicht ausstehen kann und sie umbringen will.

Als die drei Gefährten mit Müh und Not die letzte Tür erreichen und Roland schon so gut wie am Ende seiner Kräfte ist, entscheidet sich, wer die letzte Person ist, die der Revolvermann durch diese Tür erreichen kann. Auf dieser Tür steht lediglich „Der Schubser“. Wer das ist und warum es Roland anfänglich so viel Überwindung kostet, sich mit der letzten Person auseinanderzusetzen, behalte ich allerdings für mich.

Was Roland angeht, so erfährt der Leser nun langsam auch etwas mehr über ihn und seine Vergangenheit. Zwar sind dies zunächst nur Bruchteile, die noch wenig Sinn ergeben, aber man wird mehr in seine Gefühlswelt eingeführt. Jakes Schicksal macht ihm schwer zu schaffen, und er hat Schuldgefühle, die ihn immer intensiver beschäftigen und alsbald in den Wahnsinn zu treiben drohen. Jake war für ihn wie ein Sohn und Roland möchte richtig lieben können, doch andererseits gibt es für ihn nichts Wichtigeres als den Dunklen Turm. Er ist besessen von ihm, und um ihn zu finden, geht er sogar über Leichen. Warum er so besessen davon ist, den Dunklen Turm zu finden, woher Roland eigentlich kommt und wer er ist, erfährt man allerdings immer noch nicht.

An manchen Stellen ist das Buch, vor allem wegen der teilweise lückenhaften Informationen über die Charaktere (insbesondere natürlich bei Roland), etwas verwirrend. Es werden Andeutungen gemacht, die man erst dann versteht, wenn die Handlung wieder ein Stück weiter fortgeschritten ist, oder man erfährt vorerst einmal gar nicht, was es mit bestimmten Andeutungen auf sich hat. Wenn man die Reihe „Der Dunkle Turm“ liest, ist es daher erforderlich, dass man aufmerksam liest und über die Bedeutung des Gelesenen auch nachdenkt. Wer pure Unterhaltungslektüre zum Abschalten erwartet, ist hier eindeutig falsch.

Nach wie vor ist die Schreibweise Stephen Kings faszinierend. Ob nun in Rolands Welt oder in der unsrigen, der Autor schafft es zu jeder Zeit, eine passende Stimmung aufzubauen und dabei immer ein wenig geheimnisvoll und auch ein wenig trist zu bleiben, was für diese Reihe absolut passend ist.

_Stephen King:_

Stephen Edwin King wurde am 21. September 1947 in Portland, Maine, geboren. Er schrieb unter anderem auch unter Pseudonymen wie Richard Bachman und John Swithen. Er ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten Horror-Schriftsteller und hat bislang mehr als 400 Millionen seiner Bücher verkaufen können. Heute lebt er zusammen mit seiner Frau, die ebenfalls Schriftstellerin ist, in Maine und Florida.

|Originaltitel: The Drawing of the Three – The dark tower II
Aus dem Amerikanischen von Joachim Körber
Durchgesehene Sonderausgabe
576 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-453-01215-8|
http://www.heyne.de
http://www.stephenking.com
http://www.stephen-king.de

_Mehr von Stephen King auf |Buchwurm.info|:_

[„Wahn“ 4952
[„Qual“ 4056
[„Sunset“ 5631
[„Brennen muss Salem – Illustrierte Fassung“ 3027
[„Brennen muss Salem“ 3831 (Hörbuch)
[„Briefe aus Jerusalem“ 3714 (Hörbuch)
[„Friedhof der Kuscheltiere“ 3007 (Hörbuch)
[„Puls“ 2383
[„Trucks“ 2327 (Hörbuch)
[„Colorado Kid“ 2090
[„The Green Mile“ 1857 (Hörbuch)
[„Das Leben und das Schreiben“ 1655
[„Atemtechnik“ 1618 (Hörbuch)
[„Todesmarsch“ 908
[„Der Sturm des Jahrhunderts“ 535
[„Tommyknockers – Das Monstrum“ 461
[„Achterbahn“ 460
[„Danse Macabre – Die Welt des Horrors“ 454
[„Christine“ 453
[„Der Buick“ 438
[„Atlantis“ 322
[„Das Mädchen“ 115
[„Im Kabinett des Todes“ 85
[„Duddits – Dreamcatcher“ 45
[„Kinder des Zorns / Der Werwolf von Tarker Mills“ 5440 (Hörbuch)
[„Nachtschicht 2“ 5651 (Hörbuch)

Marr, Melissa – Gegen das Sommerlicht

Schon von Kindesbeinen an werden dem Mädchen Ashlyn, das bei seiner Großmutter wohnt und von klein auf Wesenheiten sehen kann, welche für andere Menschen unsichtbar sind, drei Regeln eingetrichtert. Erstens: Schau unsichtbare Elfen nicht an. Zweitens: Antworte niemals unsichtbaren Elfen. Und Drittens: Errege niemals die Aufmerksamkeit von Elfen.

Lange Zeit konnte Ash dadurch ein ganz normales Leben führen, bis sich von einem Augenblick zum nächsten für sie alles verändern soll. Denn unbewusst erregt sie die Aufmerksamkeit zweier Elfen, von denen einer ein Elfenkönig zu sein scheint. Dieser beginnt nun, sie zu umgarnen und dazu zu bringen, sich in ihn zu verlieben. Ashlyn, die nur zu gut über die Bosheit solcher Kreaturen Bescheid weiß, versucht mit allen Mitteln, sich dem Elfen, der Keenan heißt, zu entziehen.

Bald schon vertraut sich Ash ihrem besten Freund Seth an, der ihr helfen will, doch je mehr Ashlyn versucht, mehr über die Absichten des Elfen zu erfahren, desto tiefer wird sie unfreiwillig in die Welt der Elfen hineingezogen … und schon bald scheint es für sie kein Zurück mehr zu geben.

_Eindrücke:_

Die Geschichte in „Gegen das Sommerlicht“ hat auf jeden Fall etwas Interessantes an sich. Sie spielt in unserer Welt und unserer Zeit, wird aber von Elfen und anderen Wesenheiten bevölkert, die sich vor dem Auge der Menschen verbergen. Im Gegensatz zu vielen anderen Fantasy-Geschichten, die von Elfen und Feen handeln, ist „Gegen das Sommerlicht“ allerdings keine, die von der Schönheit und Güte der Elfen erzählt. In dieser Erzählung sind die Elfen bösartig und gefährlich und erinnern in jeder Hinsicht an die Sagen und Mythen aus der Feenwelt aus Irland. Sie spielen den Menschen böse Streiche, blenden sie, wenn sie unerlaubt von ihrer Existenz erfahren, und locken sie mit Musik, Speisen und Getränken in ihre Märchenwelt, aus der es kein Zurück mehr in die reale Welt gibt. Natürlich gibt es Mittel und Wege, um sich vor den Elfen zu schützen, wie zum Beispiel Eisen, von dem sich Elfen fernhalten müssen, oder bestimmte Kräuter und Tees, aber so richtig helfen tun selbst diese Dinge nicht, wenn man einmal die Aufmerksamkeit eines Elfen erregt hat.

Genau das passiert Ashlyn. Und als wäre diese Tatsache an sich nicht schon schlimm genug: Es ist kein normaler Elf, der es auf die junge Frau abgesehen hat. Bei ihrem Verfolger handelt es sich um den Sommerkönig Keenan, einen sehr mächtigen Elfen, der Ashlyn zu seiner Sommerkönigin machen will. Schon seit mehreren Jahrhunderten sucht er die Richtige, die mit ihm über das Elfenvolk regieren kann und die Macht seiner Mutter, der bösen Winterkönigin, bricht. Doch Ashlyn ist ganz und gar nicht so willig, wie es alle Mädchen bei Keenans Anblick vor ihr waren. Denn sie weiß, dass er ein gefährlicher Elf ist, und versucht sich so gut wie möglich von ihm fern zu halten. Außerdem ist da auch noch ihr bester Freund Seth, zu dem sie alsbald ein wesentlich engeres Verhältnis aufbaut als ihre Freundschaft.

An sich gefällt mir die Idee des Buches recht gut. Zwar kann man wohl schlecht sagen, dass es sich um eine neuwertige und innovative handelt, aber das muss es ja auch nicht unbedingt. Allerdings hat es an der Umsetzung der Geschichte meiner Meinung nach etwas gehapert, sodass das Buch letztlich nicht ganz so gut war, wie ich mir erhofft hatte.

Das größte Problem in „Gegen das Sommerlicht“ sind die Charaktere. Egal ob es um die Protagonisten oder um die Nebencharaktere geht, keiner kann in der Geschichte so wirklich überzeugen. Die meiste Zeit wirken die Charaktere sehr flach und es fällt recht schwer, sich von ihnen ein tiefer gehendes Bild zu machen, geschweige denn mit ihnen mitzufühlen. Der Charakter von Ashlyn geht anfangs noch, doch später werden ihre Reaktionen immer unrealistischer und ihre Sprache pubertärer, unter anderem, wenn sie bezüglich des Daseins der Sommerkönigin von einem „Job“ spricht. Seth, ihr bester Freund, ist da schon ein wenig besser gelungen, aber auch bei ihm gibt es einige Dinge, die mich gestört haben. Beispielsweise fand ich die Tatsache, dass er Ashlyns Geständnis, sie könne Elfen sehen, welche für die normalen Menschen unsichtbar sind, ohne Weiteres aufgenommen und geglaubt hat. Ich meine, wer würde so etwas schon (und vor allem: ohne Beweise) sofort glauben?

Doch die Krönung des Ganzen bildet dabei noch Keenan. Dieser wird zu Anfang als unglaublich schön und unwiderstehlich beschrieben und strahlt noch eine gewisse Stärke aus. Später aber, als er merkt, dass er bei Ashlyn nicht landen kann, wird er immer zimperlicher und erinnert eher an ein unsicheres Weichei als einen mächtigen Elfenkönig. Dabei fällt es dem Leser letztendlich auch immer schwerer, die einzelnen Charaktere, insbesondere Keenan und Ashlyn, wirklich ernst zu nehmen.

Was den Schreibstil von Melissa Marr angeht, bin ich mit meiner Meinung etwas zwiegespalten. Einerseits gefällt mir ihre Art, die Geschichte zu erzählen, ganz gut, doch einige Aspekte trüben dieses Bild etwas. Sie umschreibt das Aussehen und das Verhalten der Elfen stets malerisch und sehr passend. Keenan stellt sie beispielsweise mit Worten dar, die an den Sommer erinnern, und seine Mutter, die Winterkönigin, beschreibt sie gefühlskalt. Das ist ihr ganz gut gelungen. Andererseits wechselt sie, insbesondere dann, wenn sie Ashlyn oder ihre Freunde sprechen lässt, immer wieder zwischenzeitlich in einen aufgesetzten Jugendjargon, der einfach nicht so recht in die Geschichte hineinpassen will. Zwar kann man nun sagen, dass es nicht unrealistisch ist, wenn Jugendliche wie Ashlyn in einer leichten Jugendsprache sprechen, aber es wirkt in diesem Fall einfach nicht authentisch. Da das aber nicht allzu oft der Fall gewesen ist, lässt sich über diesen kleinen Schönheitsmakel noch einmal hinwegsehen.

Auch über das Ende der Geschichte habe ich mich etwas gewundert. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie Melissa Marr das Problem wohl lösen wird. Ashlyn liebt Seth und umgekehrt, aber auch Keenan hat ein Auge auf Ashlyn geworfen, und von ihrer Vereinigung hängt ein großer Teil des Elfenvolks ab. An sich ein interessantes Dilemma, dessen Ausgang für die meisten Leser nicht gerade vorhersehbar ist und aus dem man sicherlich ein gutes Ende hätte machen können. Allerdings hat es sich die Autorin meiner Meinung nach etwas zu einfach gemacht. Das Problem wird auf eine ziemlich simple Art und Weise gelöst und plötzlich ist alles wieder gut, obwohl es kurz davor noch eine unüberwindbare Katastrophe zu sein schien. Ich hätte mir hier eindeutig ein etwas innovativeres und ruhig auch dramatischeres Ende für die Geschichte gewünscht.

_Fazit:_

Letztendlich kann das Buch nicht wirklich überzeugen, aber ein kompletter Reinfall ist es auch nicht. Die Idee an sich ist ganz nett, aber leider wurde sie nicht ganz so gut umgesetzt, wie man es sich gewünscht hätte.

_Melissa Marr:_

Die Autorin Melissa Marr studierte Literatur und unterrichtet an verschiedenen Colleges. Sie arbeitet gerne in seltsamen Bars, reist viel herum und interessiert sich für Tattoos. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Virginia. Vor kurzem erschien der zweite Band ihrer Geschichte, „Gegen die Finsternis“.

|Wicked Lovely|:

Band 1: Gegen das Sommerlicht (Wicked Lovely)
Band 2: Gegen die Finsternis (Ink Exchange)
Band 3: Fragile Eternity

|Originaltitel: Wicked Lovely
Aus dem Englischen von Birgit Schmitz
347 Seiten, Hardcover
ISBN-13: 978-3-551-58168-8|
http://www.carlsen.de
http://www.melissa-marr.com

King, Stephen – Schwarz (Der Dunkle Turm I)

_Handlung:_

Der Revolvermann Roland ist der Letzte seiner Art und sucht schon sein ganzes Leben lang nach dem geheimnisvollen Dunklen Turm. Doch um diesen zu finden, braucht er die Hilfe des Manns in Schwarz, eines Magiers, der aber alles andere im Sinn hat als Roland zu helfen und mit ihm lieber seine Spielchen spielt.

So kommt es, dass der Revolvermann den Mann in Schwarz quer durch die Wüste verfolgt, die ihn bisweilen beinahe völlig in die Knie zwingt. Zwischendurch macht Roland in einem Dorf halt, wo er Allie kennenlernt und auf eine unangenehme Art und Weise erneut Zeuge der magischen Kräfte des Mannes in Schwarz wird. So zieht er schon kurz darauf wieder weiter, bleibt jedoch nicht allzu lange allein, denn bald trifft er auf den Jungen Jake, der nicht weiß, wo er ist, geschweige denn, woher er eigentlich kommt.

Roland ist sich sicher: Jake stammt nicht nur von einer anderen Welt, sondern ist auch eine besonders gemeine neue Spielvariante des Mannes in Schwarz. Roland schließt den Jungen immer mehr in sein Herz, obwohl er weiß, dass er Jake opfern muss, wenn er hinter das Geheimnis des Dunklen Turms gelangen will …

_Eindrücke:_

„Schwarz“ ist der erste von insgesamt sieben Bänden des Zyklus „Der Dunkle Turm“. Stephen King hat mit seinem siebenteiligen Werk eine Welt geschaffen, die sogar für das Fantasygenre ungewohnt ist: Er vermischt Fantasy mit dem Wilden Westen. Doch auch wenn der ein oder andere nun die Nase rümpfen und sich denken wird „Fantasy und Wilder Westen, wie soll das denn aussehen?“, ist Stephen King diese eigenartige Mischung mehr als nur gut gelungen und er macht wesentlich mehr daraus, als man beim ersten Gedanken daran erahnen dürfte.

„Schwarz“ spielt hauptsächlich in der Wüste, verfügt über die Kulisse eines Westerns und handelt von einem Revolvermann namens Roland; doch dieser fantastische Wilde Westen, den Stephen King erschaffen hat, ist eine wesentlich düstere Welt, als sie auf den ersten Anblick erscheint, und reicht noch viel weiter bis in völlig neue und andersartige Welten hinein. Die Welt in „Schwarz“ wirkt leer, kahl und trist und wird von kaum einer Menschenseele bewohnt, einmal abgesehen von einigen Grenzbewohnern, wenigen kleinen Dörfern, Dämonen und den Muties – mutierte Wesen, welche des Nachts nach leichten Opfern jagen. Es wirkt alles, als wäre die beste Zeit dieser kargen Welt schon längst vorbei, und es dürfte nicht mehr allzu lange dauern, bis die Wüste vollkommen verlassen ist.

Durch diese gottverlassene Gegend streift der Revolvermann, dessen eigentlicher Name Roland und welcher der Letzte seiner Art ist. Wir lernen ihn als eher wortkargen Menschen kennen, der sein Ziel, den Dunklen Turm zu finden, beharrlich verfolgt. Er ist hinter dem Mann in Schwarz her, dem einzigen Menschen (oder soll ich sagen: „Wesen“?), der ihm Auskunft über den Dunklen Turm geben kann, und er setzt alles daran, um dieses Ziel zu erreichen. Er schreckt nicht davor zurück, ein ganzes Dorf über den Haufen zu knallen oder den Jungen Jake, den er in sein Herz geschlossen hat, zu opfern, um schrittweise näher an sein großes Ziel zu gelangen.

Durch mehrere Zeitsprünge, die den Verlauf der Geschichte ab und zu etwas durcheinanderbringen, erfahren wir mehr über die Vergangenheit des Revolvermanns. Wir erfahren etwas über seine grausame Kindheit und seinen verfrühten Aufstieg zum Revolvermann. Weshalb er den dunklen Turm sucht und warum er mittlerweile der Einzige seiner Art ist, erfahren wir jedoch vorerst nicht.

Sein Gegenspieler ist der Mann in Schwarz. Auch von ihm erfährt man eigentlich nicht viel: man weiß nicht, woher er kommt, was er für ein Wesen ist und ob er gut oder böse ist. Er scheint auf den ersten Blick lediglich ein wenig verrückt und gleichzeitig intelligent zu sein. Er spielt mit dem Revolvermann ein Katz-und-Maus-Spiel, lässt sich jagen und stellt Roland auch die ein oder andere Falle, die ihn auf seinem Weg behindern oder ihm lediglich das Leben schwermachen soll. Erst ganz zum Schluss gelingt es Roland, den Mann in Schwarz einzuholen (oder hat dieser sich vielleicht einholen lassen?), und er stellt ihn zur Rede. Dort erhält er vom Mann in Schwarz viele Hinweise auf den Dunklen Turm und auf seine Zukunft …

So weit, so gut, doch der erste Teil des „Dunklen Turms“ weist dennoch ein großes Manko auf: Während der Revolvermann dem Mann in Schwarz durch die Wüste hinterherjagt und der Leser das ein oder andere Detail aus Rolands Kindheit und Vergangenheit erfährt, geschieht ansonsten beinahe nichts. Die ganze Handlung des Buches ist ein ewiger Marsch durch die Wüste, der mal hier und mal dort von einigen Gefahren und Hindernissen gespickt ist. Doch das war es grob gesehen auch schon. Viel mehr wird dem Leser handlungstechnisch nicht geboten, was bei dem ersten Teil einer insgesamt sieben Bände starken Reihe recht problematisch ist. Immerhin erwartet man schon beim ersten Band bestmögliche Unterhaltung, und ist das nicht der Fall, werden viele Leser schon früh die Lust an der Reihe verloren haben.

Zu guter Letzt noch einige Worte zum Schreibstil des Horror-Meisters: Dieser ist auf seine ganz eigene Weise faszinierend und absolut passend für die Welt, welche er geschaffen hat. Beschreibt er Roland im Hier und Jetzt, beschränkt er emotionale Ausführungen auf ein Minimum, was wohl auf die grausame Kindheit des Revolvermanns zurückzuführen ist. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass der Revolvermann als ein gefühlskalter Protagonist rüberkommt. Stephen King schafft es trotz weniger direkter Beschreibungen, Rolands Gefühle passend und sehr authentisch wirken zu lassen. Dies gelingt ihm auch bei den restlichen Charakteren, die eher Nebenrollen einnehmen, ebenfalls sehr gut.

Im Gegensatz zu vielen anderen Autoren scheut sich Stephen King nicht davor, Exkremente und Genitalien in seine Erzählweise mit einzubeziehen. Diese Tatsache lässt das Werk noch ein wenig trister und gleichsam auch direkter wirken.

_Fazit:_

An und für sich bietet der Auftakt zu „Der dunkle Turm“ interessante und kurzweilige Unterhaltung, die allerdings kaum Spannung aufweist. Man sollte „Schwarz“ wirklich als den Einstieg in die Welt des Dunklen Turms sehen und nicht gleich aufgeben, sollte einem dieser erste Teil noch nicht so zusagen.

_Der Autor:_

Stephen Edwin King wurde am 21. September 1947 in Portland, Maine, geboren. Er schrieb unter anderem auch unter Pseudonymen wie Richard Bachman und John Swithen. Er ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten Horror-Schriftsteller und hat bislang mehr als 400 Millionen seiner Bücher verkaufen können. Heute lebt er zusammen mit seiner Frau, die ebenfalls Schriftstellerin ist, in Maine und Florida.

|Der Dunkle Turm:|

Band 1: Schwarz
Band 2: Drei
Band 3: Tot
Band 4: Glas
Band 5: [Wolfsmond 153
Band 6: [Susannah 387
Band 7: [Der Turm 822
|Originaltitel: The Dark Tower: The Gunslinger
Übersetzt von Joachim Körber
352 Seiten, Broschur
ISBN-13: 978-3-453-87556-2|
http://www.heyne.de
http://www.stephenking.com
http://www.stephen-king.de

_Mehr von Stephen King auf |Buchwurm.info|:_

[„Wahn“ 4952
[„Qual“ 4056
[„Sunset“ 5631
[„Brennen muss Salem – Illustrierte Fassung“ 3027
[„Brennen muss Salem“ 3831 (Hörbuch)
[„Briefe aus Jerusalem“ 3714 (Hörbuch)
[„Friedhof der Kuscheltiere“ 3007 (Hörbuch)
[„Puls“ 2383
[„Trucks“ 2327 (Hörbuch)
[„Colorado Kid“ 2090
[„The Green Mile“ 1857 (Hörbuch)
[„Das Leben und das Schreiben“ 1655
[„Atemtechnik“ 1618 (Hörbuch)
[„Todesmarsch“ 908
[„Der Sturm des Jahrhunderts“ 535
[„Tommyknockers – Das Monstrum“ 461
[„Achterbahn“ 460
[„Danse Macabre – Die Welt des Horrors“ 454
[„Christine“ 453
[„Der Buick“ 438
[„Atlantis“ 322
[„Das Mädchen“ 115
[„Im Kabinett des Todes“ 85
[„Duddits – Dreamcatcher“ 45
[„Kinder des Zorns / Der Werwolf von Tarker Mills“ 5440 (Hörbuch)
[„Nachtschicht 2“ 5651 (Hörbuch)

Gregory Maguire – Wicked – Die Hexen von Oz. Die wahre Geschichte der Bösen Hexe des Westens

Die Geburt der kleinen Elphaba steht wahrlich nicht unter einem guten Stern: Nicht nur, dass ihre Mutter Melena bei der Geburt vor dem Zorn der Munchkins flüchten muss und ihr Vater Frex, ein Prediger, in eine ernsthafte Glaubenskrise gerät, Elphaba kommt auch noch mit einer grünen Haut und spitzen Zähnen zur Welt. Mit der Ratlosigkeit, woher die grüne Haut kommt, stellt sich bei ihren Eltern zugleich auch eine gewisse Ablehnung gegenüber ihrer Tochter ein. Und statt sich um ihre Tochter zu kümmern, verbringt Frex die meiste Zeit lieber damit, umliegende Dörfer zu bekehren und Melena, der es deshalb oft langweilig ist, freut sich über jeden männlichen Besuch.

Gregory Maguire – Wicked – Die Hexen von Oz. Die wahre Geschichte der Bösen Hexe des Westens weiterlesen

Campbell, Alan – Devil\’s Night (Kettenwelt-Chroniken 2)

Ulcis, der Gott der zerstörten Kettenstadt Deepgate, wurde besiegt, und nun befindet sich dort ein Tor zur Hölle, wodurch Dämonen und Geister mehr oder weniger ungehindert in die obere Welt gelangen können. König Menoa, der die längste Zeit sein Dasein in der Unterwelt gefristet hat, will seine Chance nutzen und erschafft mächtige Archoniten, mit deren Hilfe er die richtige Welt zerstören will.

Der Archon Dill, dem sein kurzer Aufenthalt in der Hölle noch immer schwer zu schaffen macht, und die Spine Rachel müssen nun vor der Tempelarmee flüchten. Sie finden für kurze Zeit in einem Gasthaus in Sandport Unterschlupf, doch auch dort können sie sich nicht allzu lange vor ihren Feinden verstecken. Schon bald werden sie entdeckt und zurück nach Deepgate gebracht, wo sie gehärtet werden sollen, um sich daraufhin der Tempelarmee anzuschließen.

Doch dazu soll es nicht kommen. In der Nacht, bevor die Härtung an Dill und Rachel vollzogen werden soll, ergreift der Geist eines Tempelarchons direkt aus der Hölle Besitz von Dills Körper und schickt dessen Seele zurück ins Labyrinth, in die Hölle. Ungefähr zur selben Zeit gelingt Rachel die Flucht aus ihrem Gefängnis und sie nimmt Dills Körper, der nun von dem Tempelarchon Trench behaust wird, mit sich. Sie versucht, Dills Körper so gut wie möglich zu schützen, denn nur wenn es Trench gelingt, die Botschaft zu übermitteln, derentwegen er Dills Körper gestohlen hat, wird Dill seinen Körper zurückerlangen. Doch dies setzt voraus, dass Dills Seele im Labyrinth überlebt …

_Eindrücke:_

Der erste Teil der Kettenwelt-Chroniken, [„Scar Night“, 4484 hat mir relativ gut gefallen und somit hatte ich auch dementsprechend hohe Erwartungen an den Folgeband. Ob diese letztendlich erfüllt wurden, fällt mir allerdings recht schwer zu sagen. Denn einerseits gab es einige Aspekte in „Devil’s Night“, die mich ebenso fasziniert haben wie bei „Scar Night“, andererseits gab es auch wieder Elemente in diesem Folgeband, welche die guten Aspekte in einem großen Teil zunichte machten und mich einfach nur enttäuschten.

Einmal wäre da zum Beispiel die irritierende Inhaltsangabe auf der Rückseite des Buches, die beim Leser völlig falsche Erwartungen auslöst. Dort wird nämlich eine ganz andere Geschichte beschrieben als die, welche letztendlich im Buch erzählt wird. Der Klappentext behauptet, dass Dill nach Sandport flüchte und sich dort als Bettler durchschlagen müsse, was schon mal Unsinn ist, da Dill die meiste Zeit in der Hölle verbringt. Möglicherweise hätte damit auch Trench gemeint sein können, der lange Zeit im Besitz von Dills Körper ist, doch dieser geht ebenfalls nicht nach Sandport und wird erst recht zu keinem Bettler. Dazu kommt noch, dass behauptet wird, die Tempelarmee hätte Dills Flügel gestohlen – ebenfalls Quatsch. Dill bzw. Trench verliert zwar seine Flügel, doch sicher nicht durch die Hände der Spine. Zuletzt ist noch von magischen Pennys die Rede, mit welchen Dill einen bösen Teufel beschwören soll, was aber schon mal gar nicht funktioniert, weil diese Pennys in dem Buch ebenfalls nicht existieren. Daher kann mit ihnen auch kein namenloser Teufel beschworen werden. Die Story im Klappentext ist somit von vorn bis hinten völlig falsch und irreführend wiedergegeben, und ich frage mich, wie solch eine Inhaltsangabe zustande kommen und den Weg auf die Rückseite eines Buches finden kann. Dass es sich hierbei um die Inhaltsangabe des dritten Bandes handeln könnte, bezweifle ich ebenfalls stark, denn diese Beschreibung würde als Folgeband von „Devil’s Night“ ebenfalls nicht passen.

Was mir an der tatsächlichen Geschichte von „Devil’s Night“ sehr gefallen hat, waren diese irren und wahnsinnigen Ideen, die Alan Campbell zur Genüge eingebaut hat und die man teilweise schon aus „Scar Night“ kennt. Alan Campbell verfügt über einen großen Ideenreichtum, der sich bei seinen Kettenwelt-Chroniken allerdings stark auf verrückte, gewalttätige und ziemlich düstere Ideen beschränkt, die alle ein wenig dem Wahnsinn anheimgefallen sind. Da wäre zum Beispiel die Figur John Anchor, bei der es sich um einen Riesen handelt, der das Luftschiff des Gottes Cospinol an einem langen Seil hinter sich her zieht und für seinen Herrn Seelenperlen einsammelt. Die Vorstellung an sich ist schon ein wenig irre, doch wie Alan Campbell den Charakter von John Anchor gestaltet hat, toppt das alles noch einmal. John Anchor wirkt nicht unbedingt böse oder mächtig, sondern eher ein bisschen einfältig, eigenartig und naiv – sehr zum Leidwesen des Gauners Caukler, der das genaue Gegenteil ist und dennoch mit John Anchor reisen muss, da er in dessen Schuld steht.

Ebenso gut gefallen hat mir die Darstellung der Hölle bzw. die des Labyrinths von Iril. Das Labyrinth wird auf eine sehr seltsame und kaum vorstellbare Weise beschrieben. Jeder, der in der Hölle lebt, besitzt einen eigenen Raum, der seine Seele darstellen soll und sich demnach stets dem Zustand des Bewohners anpasst. Die Räume drumherum gehören anderen Seelen und befinden sich ebenfalls ständig im Wandel.

Etwas, das mich allerdings schon am ersten Band ein wenig störte, sind die zwei Protagonisten des Buches. Dill wirkt noch sehr jugendlich, naiv und erscheint mir, ebenso wie Rachel, einfach zu blass für einen Hauptcharakter. Ich konnte mich weder in Dill noch in Rachel hineinversetzen oder mit ihnen mitfühlen, da mir Dill ein wenig zu blöd und naiv ist und Rachel in ihrer Persönlichkeit einfach ein wenig zu langweilig und oberflächlich. Schade eigentlich, denn hätte sich Alan Campbell neben seinen grandiosen Ideen auch ein bisschen mehr den einzelnen Charakteren gewidmet, wäre das Buch sicherlich noch mal ein ganzes Stück besser gewesen. So fehlt für mich einfach ein stimmiger Protagonist, und das Buch wirkt letztlich ein wenig unausgereift.

Was ich allerdings am ärgerlichsten fand, war der Schreibstil. Wäre der Erzählstil nicht so ausführlich und dermaßen in die Länge gestreckt gewesen, wäre man nicht ständig versucht, einige Seiten zu überfliegen, statt sie aufmerksam zu lesen. Doch so war der Geschichte in der Summe trotz der guten Ideen an vielen Stellen einfach nur langweilig erzählt. Das macht letztendlich alles mehr oder weniger zunichte.

Das Ende von „Devil’s Night“ ist ein offenes. Es endet praktisch mitten in einer Handlungswende und bietet somit eine Menge Stoff für einen dritten Teil. Ob ich diesen allerdings noch lesen werde, steht noch in den Sternen, da ich von „Devil’s Night“ eher frustriert war.

_Fazit:_

Letztendlich war ich von „Devil’s Night“ eher enttäuscht. Alan Campbell hat eine Menge toller Ideen in seine Geschichte eingebaut, doch die Protagonisten sind zu blass und der Schreibstil zieht die Geschichte so sehr in die Länge, dass sie an vielen Stellen einfach nur langweilig ist.

_Der Autor:_

Alan Campbell, der an der Universität von Edinburgh studierte, hat sich bereits einen Namen gemacht und eine große Fangemeinde als Schöpfer des weltweit erfolgreichen Computerspiels „Grand Theft Auto“ gewonnen. „Scar Night“, der erste Band seiner Kettenwelt-Trilogie, ist Campbells literarisches Debüt. Heute lebt der Autor im Süden Lanarkshires und arbeitet an weiteren Romanen der Kettenwelt-Chroniken, deren weitere Bände ebenso im |Goldmann|-Verlag erscheinen werden. (ergänzte Verlagsinfo)

|Die Kettenwelt-Chroniken:|

(2006) [Scar Night 4484 („Scar Night“)
(2008) „Lye Street – A Novella of the Deepgate Codex“ (noch kein dt. Titel)
(2008) Devil’s Night („Penny Devil“ [UK-Ausgabe] / „Iron Angel“ [US-Ausgabe])

|Originaltitel: Iron Angel
Originalverlag: Macmillan
Aus dem Englischen von Roberto de Hollanda
Paperback, Broschur, 512 Seiten, 13,5 x 20,6 cm
ISBN-13: 978-3-442-46269-8|
http://www.goldmann-verlag.de
http://www.alanmcampbell.co.uk

Abé, Shana – Erdmagie (Der träumende Diamant 2)

|Der träumende Diamant:|

Band 1: [Feuermagie 4845
Band 2: Erdmagie
Band 3: Drachenmagie (deutsch im März 2009)

Lia ist eine Drákon – halb Mensch, halb Drache. Allerdings besitzt sie keine der Gaben ihres Volkes: Sie kann sich weder in Rauch noch in einen Drachen verwandeln. Stattdessen sind ihre Träume erfüllt von Zukunftsvisionen, und schon seit ihrer Kindheit hört sie die Rufe von Draumr, einem verschollenen Diamanten, von dem eine Legende erzählt und dessen Macht so groß ist, dass man mit ihm das ganze Volk der Drákon unterwerfen könnte.

Das ist es, was Lia in ihren Träumen sieht. Sie sieht Zane, der buchstäblich der Mann ihrer Träume ist, wie er mit der Magie Draumrs das Volk der Drákon unterwirft. Um diese Gefahr abzuwenden und in der Hoffnung, die Zukunft noch verändern zu können, schließt sich Lia Zane an, der den Auftrag erhalten hat, nach Draumr zu suchen. Sie muss nicht nur verhindern, dass Zane Draumr zuerst findet, sondern auch, dass er um die wahre Macht des Diamanten erfährt. Denn sobald er um seine Macht weiß, würden Lias Zukunftsvisionen wahr werden und Zane den Diamanten dazu benutzen, die Drákon zu unterwerfen – und damit Lia auf ewig an sich zu binden.

_Eindrücke:_

„Erdmagie“ ist wie schon sein Vorgänger eine Fantasygeschichte mit einer Prise Erotik und spielt im 18. Jahrhundert. Während der Leser im ersten Band die Geschichte von dem stürmischen Drákon-Mädchen Rue und dem Alpha Christoff erzählt bekam, geht es nun mit Lia, der Tochter der beiden, und mit Zane, einem ehemaligen menschlichen Schützling von Rue, weiter. Seitdem Rue und Christoff ein Paar wurden, sind einige Jahre vergangen und in Darkfrith ist Ruhe eingekehrt. Dennoch gibt es noch eine alte Legende um einen Diamanten namens „Draumr“, den mächtigsten aller Diamanten, den die Drákon vor langer Zeit verloren und seitdem nicht wiedergefunden haben. Schließlich führen nicht nur Draumrs lockende Rufe, sondern auch die wachsende Gefahr, welche den Drákon droht, sollte der Diamant von jemand anders gefunden werden, dazu, dass sich Christoff und Rue dazu entscheiden, Zane auszusenden, um den Diamanten zu finden. Allerdings darf er den Grund dafür, warum Rue und Christoff nicht selbst gehen, nicht erfahren. Und das ist auch Lia mehr als bewusst, als sie sich Zane anschließt.

Im Allgemeinen ähneln sich die beiden Bücher sehr, in bestimmten Details liegen die Ähnlichkeiten allerdings auch wieder weit auseinander. Der Charakter von Zane ist dem von Christoff teilweise nämlich zum Verwechseln ähnlich. Schon Christoff war in „Feuermagie“ ein sehr dominanter männlicher Charakter, der Rue nicht unbedingt charmant, sondern eher besitzergreifend gegenübergetreten ist. Genauso ist auch Zane veranlagt. Statt Lia seine Liebe zu zeigen, ‚versteift‘ er sich vorerst auf seine körperlichen Bedürfnisse und geht mit Lia eher grob als liebevoll um. Erst gegen Ende des Buches ändert sich dieser Umstand wieder.

Lia hingegen ähnelt ihrer Mutter in keiner Weise. Während Rue stürmisch, selbstbewusst und dazu in der Lage ist, die Wandlung zu vollziehen, ist Lia eher still, eine Träumerin und besitzt kaum eine der Gaben ihres Volkes. Ihr gelingt es nicht einmal, die Wandlung in Rauch zu vollziehen. Stattdessen hört sie ständig Melodien, die außer ihr niemand wahrnimmt, und zudem hat sie Träume, die ihr die Zukunft voraussagen. Schon seit sie klein war, träumt sie dabei von Zane, wie er den träumenden Diamanten findet und das Volk der Drákon mit der Macht des Edelsteins unterwirft.

Beide Protagonisten wirken auf den Leser recht sympathisch, selbst Zane mit seiner rauen, teilweisen höhnischen Art, mit Lia umzugehen. Zwar konnte ich einige Reaktionen Lias nicht wirklich nachvollziehen, was aber nicht daran lag, dass sie unrealistisch sind, sondern weil ich eine andere Reaktion erwartet hätte. So wirken die Protagonisten eigentlich selten künstlich oder aufgesetzt, sondern laden den Lesen zum Mitfiebern ein.

Was mir an den Büchern von Shana Abé auch besonders gut gefällt, sind die Erotikszenen. Diese werden von ihr immer schön ausführlich und romantisch erzählt, kommen dafür aber nur selten vor, sodass sie nie zu sehr in den Vordergrund rücken, wie dies bei vielen anderen Fantasy-Romance-Büchern der Fall ist. Sie beschränkt die Situationen, in denen sie den Sex von Lia und Zane beschreibt, auf gerade einmal zwei Stellen, was dem Buch vordergründig nicht eine rein erotische Atmosphäre verleiht, sondern eher die einer romantischen Liebesgeschichte.

Am Anfang von „Erdmagie“ wird, wie auch in „Feuermagie“, noch mal in kurzen Worten einiges über die Drákon gesagt. Im Gegensatz zu „Feuermagie“ werden hier jedoch die geschichtlichen Verläufe der Drákon und die Legende von Draumr und der Prinzessin von einer bis zum Ende des Buches unbekannten Person aus der Ich-Form erzählt, und dies nicht nur am Anfang, sondern immer wieder verstreut über die ganze Geschichte. Das hat die Autorin allerdings nicht willkürlich so gemacht, sondern verfolgt damit einen konkreten Zweck: nämlich den Leser auf bestimmte Informationen, insbesondere der Legende, aufmerksam zu machen. Diese ähnelt der Geschichte von Lia und Zane nämlich, wie man später bemerkt, sehr stark.

Was mich an „Erdmagie“ gestört hat, sind einige Unstimmigkeiten in der Handlung. Zane hält sich bei Lia stark zurück, da eine Beziehung mit ihr aus gewissen Gründen unmöglich ist. Jedenfalls scheint dies während fast der ganzen Geschichte ein ernsthaftes Hindernis zu sein. Später allerdings, wenn Lia und Zane zueinander finden, scheint das Problem wie weggeblasen zu sein und bereitet keinem der beiden mehr Kopfzerbrechen. Erwähntes Hindernis spielt von einer Sekunde auf die Nächste einfach keine Rolle mehr, und das, obwohl dem Leser keine wirkliche Lösung des Problems angeboten wurde. Ein weiterer Aspekt, der dazu geführt hat, dass mir „Erdmagie“ nicht ganz so gut gefallen hat wie „Feuermagie“, sind einige Längen. In der Geschichte sind Zane und Lia die meiste Zeit unterwegs, um den Diamanten zu suchen, was irgendwann einfach etwas langweilig wird.

_Fazit:_

Alles in allem ist „Erdmagie“ ein schöner Zeitvertreib für zwischendurch, wenn mir der erste Teil letztendlich auch besser gefallen hat. Die Charaktere sind sympathisch und auch die Erotikszenen sind gut gelungen, dennoch stören einige Unstimmigkeiten und Längen.

_Die Autorin:_

Shana Abé lebt mit ihrem Mann und einem ganzen Zoo von Tieren in Südkalifornien, verrät uns der Verlag (die Website der Autorin spricht eher von fünf Kaninchen und einem Hund). Die |Wikipedia| verrät noch ein bisschen mehr: Sie wurde in Texas geboren, wuchs in Colorado auf, verbrachte einen Teil ihres Studiums in Mexiko sowie Los Angeles und arbeitete in Japan als Model. Abé erhielt den |Romantic Times Career Achievement Award| und war sechsmal für den |Romantic Times Reviewer’s Choice Award| nominiert, wovon sie zwei gewann.

|Originaltitel: Drákon 2. The Dream Thief
Aus dem Englischen von Marianne Schmidt
350 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-442-26554-1|
http://www.blanvalet-verlag.de
http://www.shanaabe.com

Bray, Libba – Kartiks Schicksal (Der geheime Zirkel 3)

|Der geheime Zirkel:|

Band 1: [„Gemmas Visionen“ 4101
Band 2: [„Circes Rückkehr“ 4602
Hörbuch zu Band 2: [„Circes Rückkehr“ 5090
Band 3: „Kartiks Schicksal“

Seitdem Gemma die Magie des Magischen Reichs an sich gebunden und Circe getötet hat, beginnt sich einiges an der Spence, der Akademie für junge Damen, zu ändern: Der Ostflügel, der vor Jahren zusammen mit der damaligen Schulleiterin von Spence bei einem tragischen Unfall abbrannte und seitdem gemieden wird, soll wieder aufgebaut werden. Und das ist noch nicht alles. Obwohl Gemma die Magie an sich gebunden hat, gelingt es ihr und ihren Freundinnen nicht mehr, das Tor aus Licht, das sie ins Magische Reich führt, zu öffnen. Und Gemma wird den Verdacht nicht los, Circe könnte noch am Leben sein.

Als es Gemma an einer Stelle im neuen Ostflügel gelingt, das Tor aus Licht erscheinen zu lassen und in das Magische Reich zurückzukehren, sieht sie ihre Vermutung bestätigt: Circe ist zwar in einem Brunnen gefangen, aber dennoch am Leben. Das und die Tatsache, dass sich von nun an der Orden, die Rakschana und sämtliche andere Parteien um Gemmas Magie streiten, bringt Gemma zu dem Entschluss, dass der Bund, den sie dem Waldvolk einst gegen ihre Hilfe versprochen hat, endlich geschlossen werden muss.

Aber auf der anderen Seite sind Gemmas Freundinnen, die in der realen Welt ihre Hilfe benötigen: Ann ist dazu verdammt, bei ihren Verwandten als Gouvernante zu arbeiten, obwohl sie gerne Sängerin werden möchte, und Felicity soll den schrecklichen Horace heiraten, wenn sie ihr Erbe und damit ihre Freiheit haben möchte. Und hinzu kommen noch Gemmas Visionen von einer Frau namens Wilhelmina Wyatt, die ihr seltsame Rätsel auf einer Schiefertafel stellt und einen mysteriösen Baum, den Baum Aller Seelen, zeigt. Je mehr Gemma versucht, die Rätsel zu lösen, desto verschwommener wird die Wahrheit – bis es Gemma nicht mehr gelingt zu unterscheiden, wem sie trauen kann und wem nicht. Auch Kartik lässt sich nicht mehr bei ihr blicken, und die verborgene Gefahr, die nicht nur dem Magischen Reich droht, kommt mit großen Schritten näher …

_Eindrücke:_

„Kartiks Schicksal“ bildet somit den Abschluss der Trilogie des geheimen Zirkels. Die Geschichte schließt nahtlos an das Geschehen im Vorgänger „Circes Rückkehr“ an. Gemma, Felicity und Ann sind wieder zurück in der realen Welt und es kehrt der normale Alltag für die Mädchen ein. Doch schon bald ist Gemma über die Tatsache, dass sie das Magische Reich nicht mehr betreten kann, obwohl sie die Magie an sich gebunden hat, beunruhigt. Sie hegt den Verdacht, Circe könnte noch am Leben sein, und sie weiß, dass sie Circe und der Winterwelt im Zweifelsfall nur durch das versprochene Bündnis mit den anderen Bewohnern des Magischen Reichs das Handwerk legen kann.

Mit dieser Ausgangssituation beginnt der Abschluss der Trilogie erst einmal im Kleinen und beschränkt sich vorerst auf die Geschehnisse in der realen Welt. Denn auch dort ist einiges im Wandel: Der Ostflügel wird neu aufgebaut, und Gemma und ihre Freundinnen müssen sich auf ihr baldiges Debüt im Sommer vorbereiten. Es geht erst einmal heiter mit dem typischen Alltag in Spence weiter, was nach einem langweiligen Einstieg in den Roman klingen mag, aber den Leser letztendlich auf seine ganz eigene Art unterhält.

Was mich schon in den ersten beiden Bänden faszinierte, waren die Charaktere, um genauer zu sein, Gemma und ihre Freundinnen. Die drei (bzw. mit Pippa vier) könnten unterschiedlicher nicht sein. Felicity ist die Freche und Mutige, die sehr an ihrer Freundin Pippa hängt und sie um jeden Preis wieder in die reale Welt zurückbringen möchte. Ann ist das genaue Gegenteil von Felicity. Sie ist schüchtern und besitzt kein Selbstbewusstsein, träumt allerdings von einer Karriere als Sängerin. Pippa, die nun seit dem zweiten Band der Trilogie im Magischen Reich gefangen ist, ist das schöne, verwöhnte Püppchen, das sich ein eigenes Leben im Magischen Reich aufzubauen versucht, um über den Verlust ihres Lebens in der realen Welt hinwegzukommen. Und Gemma ist eine Mischung aus allem. Sie fühlt eine große Verantwortung wegen des Magischen Reichs auf sich lasten und ist deswegen ständig in Gefahr. Man merkt vor allem an ihr, wie sie sich im Laufe des dritten Bandes weiterentwickelt, erst an Selbstbewusstsein gewinnt und später von ihrer Verantwortung beinahe erdrückt wird.

Und die drei Mädchen haben nicht nur in Sachen Magie mit einigen Problemen zu kämpfen, auch in der realen Welt steht für Gemma, Felicity und Ann nicht alles zum Besten. Gemma sehnt sich nach Kartik, sorgt sich um ihren opiumsüchtigen Vater und wird wie immer von Visionen geplagt, Felicitys Debüt und damit ihre Freiheit stehen wegen ihres schlechten Rufes auf dem Spiel und Ann scheint ihrem Schicksal, als Gouvernante auf die schrecklichen Kinder ihrer Verwandten aufzupassen, nicht entfliehen zu können. Diese Probleme lassen sich nur bewältigen, wenn es Gemma gelingt, das Magische Reich wieder betreten und damit ihre Magie benutzen zu können. Durch dieses Hin und Her in der Gefühlswelt lernt der Leser die Protagonisten noch ein bisschen besser kennen, und es gelingt zunehmend, sich mit den einzelnen Mädchen zu identifizieren und mitzufiebern, vor allem da sich selbst noch im letzten Teil der Trilogie Geheimnisse um die einzelnen Protagonistinnen auftun.

Der finale Band ist wieder auf eine ähnliche Art und Weise aufgebaut wie die vorherigen: In den ersten beiden Dritteln des Romans passiert, bis auf vereinzelte Vorfälle und die Suche nach der Lösung des Rätsels, verhältnismäßig wenig. Die drei Freundinnen versuchen, mit ihren eigenen Problemen fertigzuwerden, besuchen Pippa, sobald sie den Zugang ins Magische Reich wieder gefunden haben, und beginnen bald schon damit, Gemmas geheimnisvolle Visionen zu enträtseln: Wer ist die Frau, die Gemma in ihren Visionen sieht? Kann man ihr trauen? Was ist der Baum Aller Seelen, und existiert er wirklich?

Erst ungefähr im letzten Drittel des Romans bemerkt man eine klare Weiterentwicklung. Die Verantwortung über die Magie und das Schicksal des Magischen Reichs überfordern Gemma, bringt sie, ihre Freundinnen und die Bewohner des Magischen Reichs in Gefahr und treibt sie beinahe in den Wahnsinn. Sie weiß nicht mehr, wem sie trauen kann, wird durch Illusionen in die Irre geführt und fühlt sich der Situation nicht mehr gewachsen. Die Atmosphäre gewinnt dadurch immer mehr an Bedrohlichkeit, was durch die Tatsache verstärkt wird, dass man bis zum Schluss einfach nicht weiß, wo die Gefahr lauert, wem Gemma trauen kann und was die Rätsel aus ihren Visionen bedeuten.

Und selbst diese Situation schafft Libba Bray noch zu toppen. Die letzten 150 Seiten sind dermaßen spannend, dass man sich als Leser ohne Unterbrechung auf Lauerposition befindet und das Buch nur schwer aus den Händen legen kann. Libba Bray sammelt im dritten Teil ihrer Trilogie sämtliche Ideen mit Gruselgehalt und macht den Abschluss der Trilogie somit auch zu dem spannendsten und unheimlichsten Teil von allen dreien, der sicherlich nichts für schwache Nerven ist. Sie versteht es, ihre Leser zu packen und eine Atmosphäre aufzubauen, die dem Leser einen Schauder über den Rücken jagt, als befände er sich selbst mitten in der Geschichte und müsste all das am eigenen Leib miterleben. Schon in den beiden Bänden zuvor war die Geschichte recht düster, und dies kommt am Ende des letzten Teils eindeutig zu einem Höhepunkt.

Auch das Finale des Buches ist noch spannend, allerdings handelt es sich um ein eher trauriges Ende. Gerade die Leser, die sich mit den Protagonisten des Buches angefreundet haben, werden darüber ein wenig traurig sein. Dennoch handelt es sich um einen würdigen Abschluss des Buches, und nachfolgend lässt die Autorin ihre Geschichte ruhig ausklingen, indem der Leser noch erfährt, was die einzelnen Charaktere nach der Geschichte zu tun gedenken.

Das Buch ist in der Ich-Form aus Gemmas Sicht und in der Gegenwart geschrieben, was meiner Meinung nach auch gut passt. So kann man am besten mit der Hauptperson mitfühlen, und dadurch, dass sich der Schreibstil Libba Brays immer ein wenig an Gemmas Zustand anpasst, erschafft er in jeder Situation eine passende Atmosphäre.

_Fazit:_

Alles in allem ist „Kartiks Schicksal“ ein mehr als würdiger Abschluss der Trilogie. In meinen Augen ist er nicht nur der unheimlichste und aufregendste Band, sondern auch der beste.

_Die Autorin:_

Libba Bray wuchs in Texas auf. Vorerst war sie die Autorin einiger Theaterstücke und Kurzgeschichten. Mit [„Der geheime Zirkel – Gemmas Visionen“ 4101 lieferte sie ihren ersten Roman ab, der es auf Anhieb in die Bestseller-Liste der |New York Times| schaffte. Auch die Fortsetzung, „Circes Rückkehr“, ist in den USA von Erfolg gekrönt. Mit „Kartiks Schicksal“ liefert sie nun den Abschluss ihrer Trilogie. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Brooklyn, New York.

Die [Lesung]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3833721995/powermetalde-21 zum Buch erscheint wieder bei |JUMBO Neue Medien / GoyaLiT|.

|Originaltitel: The Sweet Far Thing
Aus dem Amerikanischen von Ingrid Weichselbaumer
Empfohlen ab 14 Jahren
862 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-423-71327-6|
http://www.libba-bray.de
http://www.dtv.de
http://www.jumboverlag.de

Marzi, Christoph – Somnia (Die Uralte Metropole, Band 4)

Es geschehen seltsame Dinge in New York. Scarlet Hawthorne erwacht in einer eisigen Winternacht im Battery Park und erinnert sich an gar nichts mehr – weder daran, wie sie dorthin gelangt ist, noch wer sie überhaupt ist. Und noch bevor sie herausfinden kann, was mit ihr geschehen ist, wird sie von Wendigo gejagt, boshafte Wolfskreaturen aus Schnee und Eis. Nur mit der Hilfe Anthea Atwoods, einer liebenswürdigen alten Dame, die ihr unverhofft zu Hilfe eilt, gelingt Scarlet die Flucht vor den Wendigo.

Atwood nimmt Scarlet mit zu sich nach Hause, in eine verzauberte Mühle mitten in New York, wo Scarlet erfährt, dass Anthea sie nicht zufällig vor den Wendigo gerettet hat: Scarlet ist in dunkle Machenschaften verstrickt, welche die ganze Uralte Metropole, die Stadt unter der Stadt, in Atem halten. In der Stadt wimmelt es von Eistoten, seit einiger Zeit verschwinden Kinder spurlos und es ist die Rede von einer Dame namens Lady Solitaire, die Scarlet zu suchen scheint. Wer ist sie und was spielt sie für eine Rolle für Scarlet und ihren Vater, den sie nie kennenlernen durfte?

Ohne zu wissen, was sie mit alldem zu tun hat, möchte Scarlet ihre Erinnerung wiederfinden und der Sache zusammen mit Anthea Atwood, dem Biker Jake Sawyer und dem Streifenschwanzmungo Buster Mandrake auf den Grund gehen – und schon bald müssen die vier erkennen, dass die Rätsel um Lady Solitaire und die verschwundenen Kinder bis weit in die düstere Vergangenheit New Yorks reichen …

_Eindrücke:_

„Somnia“ ist nun der Folgeband zu den ersten drei Büchern um die Uralte Metropole, der allerdings einige Änderungen mit sich bringt. So sind nicht mehr Emily Laing, das rothaarige Waisenmädchen mit dem Mondsteinauge, und der mürrische Alchimist Mortimer Wittgenstein die Protagonisten der Geschichte, sondern komplett neue Charaktere. Wir treffen auf eine junge Frau namens Scarlet Hawthorne, die vielleicht der eine oder andere Marzi-Fan schon aus seiner Anthologie „Nimmermehr“ kennen dürfte. Schon dort konnte man in der Geschichte „Scarlet“ einen kurzen Blick in das Leben unserer neuen Protagonistin werfen, das sich lange vor den Ereignissen in „Somnia“ abspielte, und man erfuhr, dass sie die Tochter von Mortimer Wittgenstein ist, von der er aber nichts weiß.

Und nun treffen wir auf Scarlet Hawthorne im Battery Park in New York, völlig verängstigt und zudem noch ohne Gedächtnis. Alles, was sie bei sich hat, sind ein eigenartiger Flickenmantel und ein Amulett, von dem sie ahnt, dass es eine große Bedeutung besitzt. Alles andere hat sie vergessen; es ist wie aus ihrem Gedächtnis ausgelöscht. Sie ist verwirrt, weiß nicht, wohin sie gehen soll, und hat große Angst, da sie aus irgendeinem Grund weiß, dass die Kreaturen, deren Heulen ganz aus der Nähe an ihre Ohren dringt, nach ihr jagen.

Sofort versetzt man sich als Leser in Scarlet hinein und fiebert mit. Und obwohl ich anfangs wirklich große Bedenken dabei hatte, ob eine völlig neue Protagonistin und neue Nebencharaktere dem Buch so gut tun würden und ob es dann noch mit den vorigen Bänden würde mithalten können, war ich letztendlich positiv überrascht. Während mir Scarlet in der Kurzgeschichte in „Nimmermehr“ nicht besonders sympathisch erschien, mochte ich sie in „Somnia“ von Anfang an, und die Magie der Geschichte, die den Leser an das Buch bindet, sowie die düster-magische Atmosphäre, die in den Büchern um die Uralte Metropole so typisch ist, gehen durch sie in keiner Weise verloren.

Ein weiterer, wichtiger neuer Aspekt in „Somnia“ ist die veränderte Erzählperspektive. Nun mimt nicht mehr der mürrische Alchimist Mortimer Wittgenstein den Erzähler, sondern Anthea Atwood, eine lebhafte und liebenswürdige alte Dame, die Scarlet bei der Wiederfindung ihrer Erinnerungen und der Aufdeckung der rätselhaften Ereignisse in New York hilft. Als ich entdeckte, dass nun jemand Neues der Erzähler ist und nicht mehr Mortimer Wittgenstein, hatte ich auch in diesem Punkt zunächst meine Zweifel – die sich allerdings ebenfalls als unbegründet herausstellten. Anthea Atwood ist charakteristisch gesehen das vollkommene Gegenteil von Wittgenstein, aber deshalb ist sie keine weniger gute oder stimmige Erzählerin. Sie passt sogar mit ihrer lebhaften und etwas verrückten Art sehr gut in die Geschichte und lenkt diese in eine narrativ etwas andere Richtung als die vorherigen Bände.

Auch die anderen neuen Charaktere sind einzigartig und dem Leser sofort sympathisch. So lernen wir zum Beispiel noch Jake Sawyer kennen, ein junger Biker, der Scarlet ebenfalls zur Seite steht, während die beiden sich auch schon bald ein wenig näher kommen. Der Streifenschwanzmungo Buster Mandrake scheint hingegen so etwas wie ein ‚Ersatz‘ für die Ratten zu sein, was zwar nicht vollkommen gelingt, aber dennoch ist er ein ganz lustiges Kerlchen und passt gut als Begleiter Anthea Atwoods.

Doch obwohl die Protagonisten und die meisten Charaktere völlig neu sind, trifft man in „Somnia“ auch ab und zu noch auf alte Bekannte. Wie Christoph Marzi in seinen Journaleinträgen auf seiner Homepage bereits prophezeite, spielt Emilie Laing zwar keine große Rolle mehr, aber dennoch gibt es mit ihr und Tristan ein Wiedersehen. Auch Mr. Fox und Mr. Wolf durften in dem Buch natürlich nicht fehlen, ebenso wie der Lichtlord und Lilith. Und zu guter Letzt kommt auch noch Mortimer Wittgenstein vor, der ebenfalls in die Rätsel um Lady Solitaire und Lord Somnia verstrickt ist (ob Scarlet und Mortimer sich jedoch auch treffen, wird nicht verraten!).

Die meisten Wiedersehen mit alten Bekannten aus den vorigen Bänden verliefen gut und fügten sich stimmig zur restlichen Geschichte. Nur eines hat mich ziemlich gestört: das Wiedersehen mit Emily und Tristan. Leider haben die beiden überhaupt nicht mehr zu „Somnia“ gepasst, und ich hab die beiden Charaktere, mit denen ich in den vorigen Bänden mitgefiebert habe, nicht wirklich wiedererkannt. Beide haben sich im Gegensatz zu den anderen Bänden stark verändert und wirken nun irgendwie falsch und einfach fehl am Platz.

Etwas, das schon die Vorbände und jetzt auch „Somnia“ zu etwas Besonderem macht, sind die tollen Ideen, welche Christoph Marzi in seine Geschichte einbaut. Zwar muss man dazu sagen, dass bei weitem nicht jede Idee seine eigene ist, aber das, was er aus den vielen Ideen erschafft, ist einfach fabelhaft. Die Ideen mit der Uralten Metropole, den sprechenden Ratten und Mr. Fox und Mr. Wolf stammen hauptsächlich von Neil Gaimans „Neverwhere“, doch das, was Christoph Marzi aus diesen teilweise durchaus ‚entliehenen‘ Ideen macht, ist einfach absolut perfekt. Es gibt ein Labyrinth, das aus einem großen Drachen besteht, Wendigo, wölfische Kreaturen aus Schnee und Eis und eine Hölle, die ein Eispalast ist, in dem seelenlose Kinder mit Spiegelscherbenaugen herumlaufen. Christoph Marzi scheint es an passenden Ideen nie zu fehlen.

Was Christoph Marzi in seine Geschichte auch ganz bewusst einbaut, sind Mythen, Legenden und alte Geschichten. So trifft man während der Lektüre nicht nur auf die Geschichte vom Rattenfänger von Hameln oder Peter Pans Krokodil, welches einen tickenden Wecker verschluckt hat, sondern auch auf den Zauberer von Oz. Alle möglichen Geschichten sind in „Somnia“ eingearbeitet, was eine weitere Besonderheit des Buches darstellt.

Der Verlauf der Geschichte in „Somnia“ war zu keiner Zeit vorhersehbar. Als Leser stapft man sozusagen mit einer Taschenlampe im Dunkeln, sodass man immer nur einzelne Bruchteile des Ganzen sehen kann. Erst nach und nach fügen sich die einzelnen Puzzleteile zusammen. Dabei schafft es Christoph Marzi, seine Geschichte so zu gestalten, dass man als Leser nie weiß, was auf der nächsten Seite passieren wird. Erst am Ende, wenn alle Bruchstücke zueinander gefunden haben, kann der Leser schließlich einen Blick auf das Ganze werfen.

Etwas, das an den Büchern der Uralten Metropole generell einzigartig und besonders ist, ist der Schreibstil. Zunächst eben die außergewöhnliche Erzählperspektive, welche weder allwissend noch in Ich-Form aus der Sicht der Protagonistin gewählt wurde, sondern in Ich-Form aus der Sicht eines anderen Nebencharakters. Dann kommt noch hinzu, dass der Aufbau mit den Erzählzeiten ein wenig anders und komplexer ist als in ähnlich gelagerten Büchern. Der Schreibstil ist wunderschön, da Christoph Marzi mal poetisch, mal spannend und mal lustig schreibt und durch verschiedene sprachliche Mittel einen einzigartigen Schreibstil erschafft, den man sofort wiedererkennt.

Das Einzige, was ich noch ein wenig zu bemängeln habe, ist das etwas kurz geratene und geraffte Ende. Zum Schluss kommt alles auf einmal zusammen, und den Details wird somit kaum noch richtige Beachtung geschenkt, sodass diese etwas schnell abgehandelt werden. Da aber laut des Nachworts Christoph Marzis die Hoffnung auf weitere Fortsetzungen besteht, sehe ich dies als nicht weiter schlimm an.

_Fazit:_

„Somnia“ ist ein absolut würdiger Folgeband zu den Büchern der Uralten Metropole und gehört wie die Vorbände zu meinen Lieblingsbüchern. Die Geschichte, die Charaktere und der Schreibstil sind absolut perfekt und die vielen Neuheiten, die Christoph Marzi in „Somnia“ eingebaut hat, schaden dem Buch in keiner Weise.

_Der Autor:_

Christoph Marzi ist ein neuer deutscher Schriftsteller. Er wuchs 1970 in Obermending nahe der Eifel auf. Danach studierte er Wirtschaftspädagogik in Mainz, heute lebt er mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern im Saarland und arbeitet dort hauptberuflich als Lehrer an einem Gymnasium. Außerdem schreibt er phantastische Literatur, in der man seine Lieblingsschriftsteller von Boyle über Dickens bis Gaiman wiederfindet. Mit „Lycidas“ hat er seinen ersten Roman bei |Heyne| veröffentlicht, dicht gefolgt von „Lilith“. Mit „Lycidas“ gewann er den Deutschen Phantastik-Preis und wurde über Nacht zum Shootingstar der deutschen Phantastik.

http://www.christophmarzi.de

|Die Uralte Metropole:|

Band 1: [Lycidas 1081
Band 2: [Lilith 2070
Band 3: [Lumen 3036
Band 4: Somnia

Weitere Bände sind in Planung.

Mehr von Christoph Marzi auf |Buchwurm.info|:

[Interview mit Christoph Marzi]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=90
[Fabula 4503
[Malfuria 3398
[Malfuria – Die Hüterin der Nebelsteine 4167

Isau, Ralf – Mann, der nichts vergessen konnte; Der

Tim Labin ist der Mann, der nichts vergessen kann. Egal was er hört, sieht oder liest, jedes Ereignis wird in seinem Kopf wie auf einer Festplatte abgespeichert und ist jederzeit wieder abrufbar. Nur an eines erinnert sich Tim nicht: an die Nacht, in der seine Eltern ermordet wurden.

Gerade als Tim zum Schachweltmeister wird, ereilt ihn ein merkwürdiger Brief, der ein Zahlenrätsel enthält. Beinahe problemlos kann Tim das Rätsel lösen und entdeckt dabei, dass es sich um eines der drei Blätter der [Beale-Chiffre]http://de.wikipedia.org/wiki/Beale-Chiffre handelt; eines Rätsels, an dem sich Wissenschaftler und Historiker schon seit hundertzwanzig Jahren die Zähne ausbeißen. Kurz darauf nehmen ein Professor der Universität von Cambridge und die Computerspezialistin Jamila Jason zu ihm Kontakt auf und bitten ihn darum, nach England zu kommen und sich dort an die Entzifferung der anderen beiden Beale-Chiffren zu machen – denn Tim ist der einzige Mensch, der dazu in der Lage ist. Und Tim, der keine Herausforderung abschlagen kann, kommt dieser Bitte nach, ohne zu wissen, was ihn erwartet: Geheimnisse, Anschläge auf sein Leben, Intrigen und ein unsichtbarer Gegner, der sein ganz eigenes Spiel spielt …

_Eindrücke:_

Bei „Der Mann, der nichts vergessen konnte“ handelt es sich ganz klar um einen Thriller, der aber in gewisser Weise doch phantastische Züge an sich hat. Zwar gibt es keine wirklich phantastischen Elemente, die diesen Roman zu einem Fantasybuch machen würden, doch die Begabung Tim Labins verleiht dem Roman einen geheimnisvollen, leicht übernatürlichen Touch.

Tim Labin erlitt in der Nacht, als seine Eltern ermordet wurden, einen epileptischen Anfall und war beinahe gestorben. Doch statt zu sterben, wurde er zu einem Savant, einem Menschen, der nichts vergessen kann. Egal ob er irgendetwas liest, sieht oder hört, er kann es nicht mehr vergessen. Er entwickelt schnell eine Vorliebe für Schach, lernt Fremdsprachen innerhalb von einer Woche perfekt und macht innerhalb kürzester Zeit seinen Doktortitel. Doch neben dieser Fähigkeit ist Tim nicht nur einsam, sondern leidet auch an einer Vielzahl verschiedener Phobien – vor allem Angst vor Körperkontakt und Klaustrophobie machen ihm sehr zu schaffen. Dadurch hat Ralf Isau nicht nur einen interessanten Protagonisten geschaffen, der einerseits besondere Fähigkeiten besitzt und andererseits viele Ängste in sich trägt, sondern gleichzeitig auch einen Charakter, der in sich stimmig ist, realistisch und in seiner Eigenart sympathisch wirkt.

Ein weniger interessanter, jedoch nicht minder sympathischer Charakter ist Jamila Jason. Neben Tim ist sie die zweite Hauptperson. Sie wird als überaus gut aussehend beschrieben und gehört zu einer geheimen Spionageagentur, welche sich NSA („Never Say Anything“) nennt. Dort wurde sie nicht nur darin unterwiesen, wie man selbst Lügendetektoren austrickst und wie man sich in andere Computer einhackt, sondern auch in sämtlichen Kampfsportarten. Nun wurde sie von der NSA nach Cambridge geschickt, um dort zusammen mit Tim die Beale-Chiffren zu entziffern. Sie folgt ihrem Chef aufs Wort, doch irgendwann beginnt auch sie an den guten Absichten ihres Bosses zu zweifeln. Jamila wirkt an einigen Stellen des Buches beinahe schon zu perfekt, vor allem neben Tim, was allerdings nicht arg stört.

Zusammen versuchen Tim und Jamila die Beale-Chiffren zu entziffern, und als es Tim gelingt, das zweite Blatt zu dechiffrieren, bricht das Chaos aus. Tim und Jamila werden verfolgt und angegriffen und Tim weiß schon bald nicht mehr, wer Freund und wer Feind ist. Auch der Leser kann sich dessen nie sicher sein, denn in „Der Mann, der nichts vergessen konnte“ ist nicht immer alles so, wie es scheint. Zwar weiß der Leser meist mehr als die Charaktere, da man durch den Schreibstil die Absichten der verschiedenen Personen besser kennt, doch oft stellen sich manche Vermutungen später als falsch heraus. An sich bleibt das Buch also die ganze Zeit über spannend. Nur ein Detail war vorhersehbar, was das Ende betrifft und dieses dann in seiner Wirkung ein wenig abgeschwächt hat.

Das Buch ist in verschiedene Phasen eingeteilt, die allesamt dem Schachspiel entlehnt sind – von der Aufstellung bis hin zum Schachmatt. Zuerst wird im Prolog der Leser Zeuge der Nacht, in der Tims Eltern starben. Dann lernen wir Jamila kennen und ihre Arbeit bei der NSA, und erst später beginnt die eigentliche Geschichte, wenn der Leser auch Tim richtig kennen lernt, so wie er heute ist. Bis die Geschichte also richtig anfängt, dauert es eine Weile, was aber der Erzähltiefe zugute kommt. Der Vergleich mit dem Schach passt nicht nur gut zur Handlung, weil Tim der neue Schachweltmeister ist, sondern auch, weil die Geschichte genau wie bei einem Schachspiel verläuft. Tim „spielt“ praktisch gegen einen unsichtbaren Gegner, nur dass es sich bei den Figuren um echte Menschen handelt. Dieses Konzept verleiht dem Buch noch einen besonderen Touch.

Was den Schreibstil angeht, bin ich doch ein wenig hin- und hergerissen. Einerseits hat mir der Schreibstil von Ralf Isau sehr gut gefallen. Es wird häufiger die Perspektive gewechselt, sodass der Leser auch ein bisschen mehr von den Hintergründen und den Plänen der anderen Charaktere erfährt, jedoch nie so viel, dass die Geschichte zu vorhersehbar wird. Gleichzeitig hat Ralf Isau auch einen angenehmen Sprachstil und arbeitet gerne mit Metaphern. Andererseits war das Buch stellenweise nicht ganz flüssig zu lesen, was unter anderem an ständig vorkommenden Ortsnamen oder englischen Fachbegriffen liegt. Das hat teilweise etwas gestört, auch wenn man die meiste Zeit doch recht schnell mit der Lektüre vorankam.

_Fazit:_

Alles in allem ist „Der Mann, der nichts vergessen konnte“ von Ralf Isau ein spannender Thriller, der zwar im Lesefluss das ein oder andere Manko aufweist, aber dennoch mit dem Protagonisten und der Idee an sich punkten kann.

_Der Autor:_

Ralf Isau wurde 1956 in Berlin geboren und arbeitete lange Zeit als Informatiker, bis er das Schreiben für sich entdeckte. Mit seinen Büchern „Der silberne Sinn“ und „Die Dunklen“ wurde Ralf Isau zu einem neuen Stern am Literaturhimmel, insbesondere was Thriller und Spannungsliteratur angeht. Und dabei sind Geschichten von Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und die letzten Geheimnisse unserer modernen Welt sein Markenzeichen.

Mehr unter http://www.isau.de & http://www.piper-verlag.de

|459 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-492-70141-9|

_Ralf Isau auf |Buchwurm.info|:_

[„Die Dunklen“ 4829
[„Das gespiegelte Herz“ 1807 (Die Chroniken von Mirad 1)
[„Der König im König“ 2399 (Die Chroniken von Mirad 2)
[„Das Wasser von Silmao“ 3014 (Die Chroniken von Mirad 3)
[„Das Jahrhundertkind“ 1357 (Der Kreis der Dämmerung, Teil 1)
[„Der Wahrheitsfinder“ 1502 (Der Kreis der Dämmerung, Teil 2)
[„Der weiße Wanderer“ 1506 (Der Kreis der Dämmerung, Teil 3)
[„Der unsichtbare Freund“ 1535 (Der Kreis der Dämmerung, Teil 4)
[„Die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillmann Trutz“ 1095 (Die Legenden von Phantásien)
[„Die Galerie der Lügen“ 4208

Hendee, Barb & J. C. – Dhampir 2: Seelendieb

Band 1: [Halbblut 4873
Band 2: Seelendieb

Nachdem Magiere, der Halbelf Leesil und ihr Elfenhund Chap das kleine Städtchen Miiska vor einer Horde Vampire retten konnten und Magiere dadurch erfahren hat, dass sie eine Dhampir ist, eine Vampirjägerin, will sie nur noch eines: ihre Taverne in Miiska wiederaufbauen und in Ruhe gelassen werden. Doch diese Ruhe währt nicht lange, denn auch in der Hauptstadt Bela kommt es zu mysteriösen Morden und die Tochter des Ratsherrn wird übel zugerichtet aufgefunden. Nachdem sich Magieres Gabe und ihre Taten in Miiska weit herumgesprochen haben und auch die Stadt Bela von der Existenz einer Vampirjägerin erfahren hat, bittet diese Magiere um Hilfe.

Obwohl Magiere sich vorerst weigert, ihr ruhiges Leben in Miiska erneut aufzugeben, weiß sie doch, dass ihr keine andere Wahl bleibt. Die Stadt Miiska besitzt nach dem Brand im Lagerhaus kaum noch Geld, und auch Magiere hat nicht genug davon, um die Steuern, welche die Stadt von ihr in ihrer Not verlangt, zu bezahlen. Deshalb bleibt ihr und ihren Gefährten nichts anderes übrig, als den Auftrag anzunehmen und der Hauptstadt zu Hilfe zu eilen … ohne zu wissen, dass sie dort ein alter Bekannter erwartet.

_Eindrücke:_

Für Unwissende: „Dhampire“ sind, ähnlich wie Vampire, Geschöpfe, welche in den früheren Volkssagen auftauchten und denen man die Fähigkeit nachsagt, Vampire auch dann sehen zu können, wenn sie unsichtbar sind. Sie sind eine Mischung aus Mensch und Vampir und dazu geboren, Vampire mit Hilfe ihrer Fähigkeiten zu jagen und zu töten. Die Legende der Dhampire stammt allerdings nicht aus Barb und J. C. Hendees Feder, da Dhampire schon in einigen alten Sagen und Geschichten vorkommen. Nur sind sie eben heute lange nicht mehr so bekannt wie richtige Vampire.

Der zweite Teil der „Dhampir“-Reihe schließt beinahe nahtlos an seinen Vorgänger an. Alles beginnt im Prolog, wo der Leser Zeuge davon wird, wie die Ratstochter aus Bela umgebracht wird. Kurz darauf befinden wir uns aber schon wieder in Miiska, während des Wiederaufbaus von Magieres und Leesils Taverne, dem „Seelöwen“. Der Wiederaufbau geht rasch vonstatten und es scheint im ersten Moment, als hätten Magiere, Leesil und Chap endlich ihre Ruhe und können ihr restliches Leben in Miiska verbringen. Doch schon bald kommt es zu mysteriösen Morden in der Hauptstadt Bela, und erneut sind Magieres Fähigkeiten als Vampirjägerin gefragt.

Gleichzeitig lernen wir die Vampire kennen, welche von Magiere und Leesil gejagt werden: Toret, Chane und Saphir – wie schon im ersten Teil ein Dreiergespann, und alle drei leben zusammen in einem großen, zweistöckigen Haus in der Stadt. Toret alias Rattenjunge ist der Herr von Saphir und Chane; und während Saphir mit ihrem Schicksal zufrieden ist, versucht Chane, der in seinem früheren Leben ein Adliger war, seinem Herrn zu entfliehen. In der Hoffnung, so auf sich aufmerksam zu machen, beginnt er, in Bela Adlige zu morden und diese schlimm zugerichtet liegen zu lassen.

Auch wenn die Geschichte im zweiten Teil ähnlich ist wie im ersten, unterscheiden sich die Bücher in einer Sache: Der erste Teil der Reihe, „Halbblut“, ist ein reiner, fantastischer Abenteuerroman. „Seelendieb“ dagegen hat zwar auch noch etwas von einem Abenteuerroman, allerdings erinnert er größtenteils an einen Krimi. Magiere, Leesil und Chap sind die meiste Zeit dabei, Nachforschungen wegen der Morde anzustellen und herauszufinden, wer der Mörder ist. Die richtigen Abenteuer, so wie ich es noch vom ersten Teil gewohnt war, halten sich dabei eher in Grenzen.

Die Charaktere, die in „Dhampir 2: Seelendieb“ zur Geschichte hinzukommen, sind dabei Saphir und Chane. Saphir ist eine blonde Frau, die von Toret zur Vampirin gemacht wurde. Ihren Namen hat sie von ihrer Augenfarbe. Sie wird in der Geschichte sehr hochnäsig und dumm dargestellt, ebenso wie Toret – Hauptsache, der Leser findet die Bösen nicht sympathisch. Eine kleine Ausnahme dabei bildet allerdings Chane. Er verachtet Toret und Saphir und wird von beiden letztendlich nur ausgenutzt. Obwohl vor allem Chane auf schlimme Weise mordet, erscheint er den Lesern wesentlich sympathischer als seine zwei Gefährten.

Magiere und Leesil verändern sich im zweiten Teil der Reihe eigentlich kaum. Magiere bleibt die Unnahbare und Leesil der Spaßvogel. Dennoch lernen wir nun auch eine andere Seite Leesils kennen. Nachdem im ersten Teil ein großes Geheimnis aus Leesils Herkunft gemacht wurde, erfahren wir nun mehr über seine Vergangenheit und darüber, wieso er nur ungern darüber spricht.
Die größte Veränderung geht allerdings in der Freundschaft zwischen Leesil und Magiere vor sich. Während die beiden im ersten Teil noch gute Freunde waren, entwickelt sich deren Freundschaft zueinander immer mehr in Richtung Liebe. Das merkt man vor allem bei Leesil, der schon am Anfang des zweiten Teils den Leser merken lässt, dass er mittlerweile mehr für Magiere empfindet. Was Magiere angeht, da sieht man diese Veränderung zwar auch, allerdings nicht ganz so offensichtlich. Seitdem sie von Leesils Blut getrunken hat, macht sie sich immer mehr Sorgen um ihn und hat Angst, dass sie ihn eines Tages mit ihrer Gabe umbringen könnte.

Die Geschichte ist, wie schon bei „Dhampir 1: Halbblut“, wieder einmal voller Kampfszenen. Diese haben mir schon im ersten Teil der Reihe nicht gefallen, und im zweiten Teil hat sich das leider auch nicht gebessert. Sie treten einfach ein wenig zu häufig auf für meinen Geschmack. Diese Szenen werden von Barb und J. C. Hendee sehr ausführlich erzählt, was teilweise nicht nur dazu führt, dass die einzelnen Handlungen im Kampf gar nicht richtig nachvollziehbar sind, sondern vor allem dafür sorgt, dass die Spannung im Buch nachlässt.

Der Schreibstil von Barb und J. C. Hendee ist im Großen und Ganzen in Ordnung. Bis auf die ausführlichen Kampfszenen wird die Geschichte spannend aus den verschiedenen Sichten der Charaktere erzählt. Das Einzige, was ab und zu stört, sind Wiederholungen in der Formulierung. Vor allem Sätze wie „Magiere trug ihr Falchion an der Hüfte“ erscheinen in diesem Buch etwas öfter als notwendig.

Das Buch ist so in sich abgeschlossen, dass man gut nach dem zweiten Teil aufhören kann, die Reihe weiter zu verfolgen. Aber trotzdem gibt es noch einige offene Fragen, die genügend Stoff für einen dritten Teil bereithalten.

_Fazit:_ „Dhampir 2: Seelendieb“ bietet gute Unterhaltung für zwischendurch – nicht mehr und nicht weniger. Teilweise ähnelt es sehr seinem Vorgänger und hat auch durchaus seine Macken. Dennoch macht man nichts falsch, wenn man einmal einen Blick riskiert.

_Die Autoren:_ Barb und J. C. Hendee leben zusammen in Colorade, in der Nähe der Rockey Mountains. Beide sind hauptberuflich Englisch-Lehrer in Denver.

|Originaltitel: Thief of Lives
Ins Deutsche übertragen von Andreas Brandhorst
413 Seiten, Paperback
ISBN-13: 978-3-8025-8156-4|
http://www.egmont-lyx.com
http://www.nobledead.com

Adrian, Lara – Gebieterin der Dunkelheit (Midnight Breed 4)

Die |Midnight Breed|-Romane:

Band 1: [Geliebte der Nacht 4775
Band 2: [Gefangene des Blutes 4781
Band 3: [Geschöpf der Finsternis 4902
Band 4: Gebieterin der Dunkelheit

Der Orden der Stammesvampire findet die Überwinterungskammer des Alten, des gefährlichen Vorfahren der Gen-Eins-Vampire, verlassen vor. Rio, der sich nach seinem schweren Unfall eine Auszeit vom Orden nehmen möchte, erklärt sich bereit, bei der Höhle zu bleiben und diese zu sprengen. Doch bevor er dazu kommt, die Höhle zu zerstören und sie dadurch vor den Augen der Zivilisten zu schützen, findet die junge Journalistin Dylan Alexander sie, macht einige Schnappschüsse davon und möchte aus ihrem Fund eine Story machen. Rio nimmt deshalb ihre Verfolgung auf und entführt die junge Frau kurzerhand, um den Schaden einzugrenzen und dafür zu sorgen, dass die Fotos und die Story nicht an die Öffentlichkeit geraten. Durch Zufall entdeckt Rio, dass Dylan eine Stammesgefährtin ist, und obwohl Dylan ihrem Entführer erst entkommen möchte, kommen sich die beiden dennoch schon bald näher …

Währenddessen wird der Orden von neuen Problemen aufgemischt. Immer wieder werden geköpfte Gen-Eins-Vampire aufgefunden, und die ohnehin schon geringe Anzahl direkter Nachkommen der Urvampire sinkt noch weiter. Auch immer mehr Stammesgefährtinnen verschwinden. Erst mit Dylans Hilfe, deren Gabe es ist, die Geister verstorbener Stammesgefährtinnen sehen zu können, löst der Orden das Rätsel – und entdeckt ein lang gehütetes, schreckliches Geheimnis …

_Eindrücke:_

Nachdem in „Geschöpf der Finsternis“ der Kampf gegen Lucans Bruder Marek und die Rogues, wilde Blutjunkies, endlich beendet und Marek besiegt wurde, wird es für den Orden vorerst etwas ruhiger. Doch das ist letztendlich nur die Ruhe vor dem Sturm. Denn in „Gebieterin der Dunkelheit“ steht der Orden vor einem wesentlich größeren Problem als je zuvor – und dabei sind geköpfte Gen-Eins-Vampire und verschwindende Stammesgefährtinnen nur der Anfang. Damit bringt Lara Adrian mal wieder etwas frischen Wind in ihre Reihe, auch wenn man deutlich merkt, dass der Orden in diesem Band eher im Hintergrund steht.

Im Vordergrund steht nämlich ganz klar die sich anbahnende Liebe zwischen Rio und Dylan. Bisher wurde in allen vier Teilen einer der Stammesvampire des Ordens mit einer Stammesgefährtin verkuppelt, und dieses Mal ist Rio an der Reihe, der schon im ersten Teil seine frühere Stammesgefährtin Eva verloren hat. Seine Geliebte hat ihn verraten und verursacht, dass Rio bei einer Explosion in einer Lagerhalle beinahe ums Leben gekommen wäre. Übrig geblieben sind davon noch Narben, die seinen ganzen Körper entstellen, Blackouts und Wutausbrüche, die er nicht kontrollieren kann. Bald schon entwickelt er einen enormen Selbsthass und steht kurz davor, sich das Leben zu nehmen – bis Dylan Alexander in sein Leben tritt. Dylan ist eine junge Reporterin, die für ein Schundblatt arbeitet und deshalb ständig auf der Suche nach interessanten Storys ist. Als sie schließlich Rio kennen lernt, wird ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Nicht nur, dass sie von ihm entführt wird, nein, sie wird auch noch in das Geheimnis der Stammesvampire eingeweiht, welches geradezu aus einem dieser Schundblätter, für die sie arbeitet, entsprungen sein könnte. Dennoch verlieben sich die beiden.

Im Prinzip läuft die Geschichte in den Büchern der „Midnight Breed“-Reihe immer nach dem gleichen Schema ab. Einer der Stammesvampire trifft zufälligerweise auf eine Stammesgefährtin. Beide verlieben sich ineinander, doch aus variablen Gründen denkt vor allem der Vampir, dass eine Beziehung mit der Angebeteten nicht möglich sei. Ein beliebter Grund dafür ist unter anderem die Tatsache, dass die Krieger des Ordens glauben, der Kampf gegen das Böse und ein Liebesleben ließen sich nicht gut kombinieren. Später allerdings, nachdem einer der beiden Verliebten in Gefahr geraten ist, wendet sich doch alles zum Guten und das Paar kann zusammen sein.

Zwar gibt sich die Autorin Lara Adrian alle Mühe, etwas Abwechslung und neue Ideen in ihren Roman einzubringen, und im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen der Reihe erkennt man dabei ganz klar eine Besserung, doch letztendlich bleiben das Grundgerüst der Geschichte und einige der Details immer gleich. Vor allem die Liebesgeschichte läuft in jedem Teil in etwa gleich ab. Das kann nach einer Weile durchaus stören, und es bleibt zu hoffen, dass in den noch folgenden Teilen noch ein bisschen mehr Abwechslung vorhanden sein wird.

Eine besonders wichtige Rolle spielen in „Gebieterin der Dunkelheit“ natürlich die Erotikszenen zwischen Rio und Dylan. Diese kommen im vierten Teil der „Midnight Breed“-Reihe allerdings relativ selten und auch eher am Ende des Buches vor. Das ist allerdings gar nicht mal so schlecht, denn dadurch gerät die Erotik nicht so sehr in den Vordergrund, wie es bei anderen Büchern aus dem Bereich Fantasy Romance oft der Fall ist. Die Erotikszenen werden dabei sehr ausführlich und entsprechend leidenschaftlich erzählt, wenn auch an manchen Stellen für meinen Geschmack etwas zu übertrieben und kitschig. Das stört allerdings kaum.

Der Schreibstil, den ich bei den anderen Bänden häufiger bemängelt habe, hat sich auch etwas verbessert. Zwar gehören „Oh Gott“ und in Rios Fall auch „Cristo in cielo“ zu den häufigsten Ausdrücken des Buches, doch diese sind mittlerweile wieder ein wenig zurückgegangen und stören nicht mehr allzu sehr. Und neben reduziert auftretenden Wortwiederholungen hat sich auch der Schreibstil eindeutig verbessert, sodass sich „Gebieterin der Dunkelheit“ nun etwas angenehmer lesen lässt.

Im Gegensatz zu den anderen drei Teilen ist „Gebieterin der Dunkelheit“ nicht mehr einzeln lesbar. Zwar werden oft einzelne Umstände aus den früheren Büchern noch einmal aufgegriffen und erklärt, doch mittlerweile gibt es zu vieles aus den ersten drei Teilen, worauf „Gebieterin der Dunkelheit“ aufbaut und das für ein gutes Verständnis des Buches wichtig ist.

Etwas schade war aber, dass das Ende im Gegensatz zu den drei früheren Teilen stark gerafft und recht unspektakulär verlief. Erst auf den letzten paar Seiten wurde noch schnell eine passende Szene für das Finale des Buches beschrieben, die allerdings sehr kurz und auch nicht besonders spannend geraten ist.

_Fazit:_

Neben „Geschöpf der Finsternis“ ist „Gebieterin der Dunkelheit“ eindeutig einer der besseren Teile der Reihe. Die Geschichte sowie der Schreibstil haben sich im Gegensatz zu den Vorgängern verbessert, auch wenn hier und da noch das eine oder andere Manko zu finden ist.

_Die Autorin:_

Zusammen mit ihrem Mann lebt Lara Adrian an der Küste Neuenglands, die von uralten Friedhöfen und dem Atlantik umgeben ist. Schon in ihrer Kindheit entwickelte sie ein Faible für Vampirromane und verschlang Bücher von Bram Stoker und Anne Rice. Der Auftaktband „Geliebte der Nacht“ war ihr erster eigener Vampirroman.

|Originaltitel: Midnight Rising
Ins Deutsche übertragen von Katrin Kremmler
398 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-8025-8173-1|
http://www.egmont-lyx.com