Vor siebenhundert Jahren hat Tersa die Ankunft einer neuen Hexe vorausgesagt. Jetzt scheint es, als hätte sich ihre Prophezeiung erfüllt. Lucivar Yaslana, Kriegerprinz und Sohn des Höllenfürsten Saetan SaDiablo, ist ihr begegnet: Sie heißt Jaenelle und ist ein verletzliches, scheues, siebenjähriges Kind! Sofort verspürt das eyrische Halbblut den Wunsch, das Kind zu beschützen. Auch Lucivars Bruder Daemon, genannt der Sadist, spürt Jaenelles Ankunft. Doch sie ist weit, weit fort, außerhalb seiner Reichweite, und das macht ihn rastlos und noch reizbarer, als er ohnehin ist.
Letztlich ist es der Höllenfürst persönlich, der sich des Kindes annimmt. Da Jaenelle Lucivar versprochen hat, nicht durch die Welt des Lichtes, Tereille, zu reisen, hat sie sich darauf verlegt, durch das Reich der Schatten, Kaeleer, und das Reich der Finsternis, die Hölle, zu reisen. Als Saetan ihr begegnet, spürt auch er sofort, dass er die zukünftige Herrin der Welt vor sich hat. Und sie bittet ihn, sie auszubilden! Schon bald erkennt Saetan, dass er sich da einiges eingebrockt hat, und das nicht nur, weil die Kleine zwar schier unermessliche Kräfte besitzt, gleichzeitig aber nicht in der Lage ist, sie zu kontrollieren, sondern weil sie Feinde hat. Mächtige Feinde! Anne Bishop – Dunkelheit (Die Schwarzen Juwelen 1) weiterlesen →
Nathan war im Urlaub, was für einen Wolfgard bedeutet, er war in der Wildnis, um für eine Weile den Kontakt zu Menschen hinter sich zu lassen, und nur mit dem Rudel zu laufen. Jetzt ist er auf dem Rückweg nach Lakeside, und kaum hat er wieder mit Menschen zu tun, wird es auch schon unangenehm: im selben Zugabteil sitzt nicht weit von ihm entfernt ein dunkelhäutiges kleines Mädchen, das allein zu reisen scheint, und an dem ein übel riechender Mann ein ungesundes Interesse zeigt. Sofort nimmt Nathan den menschlichen Welpen in Schutz, ohne auch nur zu ahnen, welche weitreichenden Folgen das haben wird!Anne Bishop – Visionen in Silber (Die Anderen 3) weiterlesen →
Meg Corbyn hat überlebt. Lakeside auch. Aber die Lage ist angespannt, vor allem, weil die meisten Details bezüglich der Vorfälle unter den Tisch gekehrt wurden. Nicht nur die Anderen spüren den steigenden Druck, sondern auch die Menschen, die für sie oder mit ihnen zusammenarbeiten.
Dann hat Meg einen schrecklichen Alptraum, und nur wenige Tage später kommt es in einem kleinen Ort namens Walnut Grove zu einem Zwischenfall ähnlich dem in Jerzy …!
I Written in Red. Roc, New York 2013, ISBN 978-0-451-46496-5. In Blut geschrieben. Drachenmond Verlag, Hitdorf 2016, ISBN 978-3-95991-611-0.
II Murder of Crows. Roc, New York 2014, ISBN 978-0-451-46526-9. Krähenjagd. Drachenmond Verlag. 2017, ISBN 978-3-95991-612-7.
III Vision in Silver. Roc, New York 2015, ISBN 978-0-451-46527-6. Visionen in Silber. Drachenmond. 2018, ISBN 978-3-95991-613-4
IV Marked In Flesh. Roc, New York 2017, ISBN 978-0-451-47448-3. In Fleisch gezeichnet. Drachenmond. 2021, ISBN 978-3-959-91614-1
V Etched in Bone. Roc, New York 2017, ISBN 978-0-451-47449-0. In Knochen geätzt. Drachenmond. 2022, ISBN 978-3-959-91615-8
Kurz vor Ladenschluss betritt eine junge Frau die Buchhandlung von Simon Wolfgard. Sie ist viel zu dünn angezogen, völlig durchnässt und halb erfroren. Und Simon ist sicher, dass Meg Corbyn nicht ihr richtiger Name ist. Statt dessen sagt ihm sein Instinkt, dass sie vor etwas wegläuft. Trotzdem stellt er sie als menschliche Kontaktperson ein … nicht ahnend, welche Folgen das haben wird! Anne Bishop – In Blut geschrieben (Die Anderen 1) weiterlesen →
Sebastian hat keine sehr glückliche Kindheit hinter sich. Erst im Alter von fünfzehn Jahren fand er einen Ort, an dem er bleiben konnte: den Sündenpfuhl! Genau der richtige Platz für einen Inkubus wie ihn. Doch nun scheint es, als sei sein Zufluchtsort plötzlich bedroht. Innerhalb kurzer Zeit wurden zwei Leichen gefunden. Und etwas hat versucht, die Landschaft des Pfuhls zu verändern.
Schon bald erfährt Sebastian die Ursache für diese unheimlichen Vorgänge: Jemand hat den Weltenfresser freigelassen, jenes grausame Geschöpf, das schon einmal versucht hat, die Welt Ephemera in ein einziges, wüstes Jagdgebiet für die schrecklichsten Alpträume der Menschheit zu verwandeln. Und es gibt nur noch eine, die genug Macht besitzt, um den drohenden Untergang aufzuhalten, Sebastians Cousine Glorianna. Doch Glorianna ist eine Ausgestoßene …
_Wie schon in Anne Bishops Zyklus der |schwarzen Juwelen|_, ist auch hier das Dunkle nicht unbedingt das Böse und das Licht nicht das Gute.
So ist Sebastian zwar ein Inkubus, das heißt, er braucht zum Leben nicht nur Essen und Trinken, sondern auch die Gefühle anderer, um sich daran zu nähren, er nutzt seine Anziehungskraft und seine Macht, in fremde Träume einzudringen, aber nicht dazu, seine Beute zu quälen oder zu töten. Er ist vor allem eines: einsam. Der Angriff auf den Pfuhl sowie das Auftauchen eines verirrten, jungen Mädchens namens Lynnea rütteln ihn auf, und allmählich entwickelt Sebastian so etwas wie einen Beschützerinstinkt. Zum ersten Mal übernimmt er Verantwortung, und im selben Maße, wie er damit wächst, wachsen auch seine Fähigkeiten.
Dafür ist Koltak, der in einer lichten Landschaft lebt und als Zauberer eigentlich der Gerechtigkeit dienen sollte, von Ehrgeiz und Hochmut zerfressen. Er verabscheut seinen Sohn, weil dieser ein Mischling ist, ein Mühlstein für Koltaks Karriere, und gibt ihn deshalb ständig in die Obhut irgendwelcher liebloser Vetteln, wo der Junge gerade das Nötigste zum Leben erhält. Und auch andere, die ihm im Weg stehen, räumt er gnadenlos beiseite, wie den Hauptmann der Wache, der ihn daran gehindert hat, einen wehrlosen Gefangenen zu misshandeln.
Das Ergebnis dieser Umkehrung ist, dass die Dämonen mit den Menschen auf eine Stufe gestellt werden. Sie sind nichts weiter als unterschiedliche Rassen, und in beiden gibt es Gute wie Böse.
Abgesehen davon war die Charakterzeichnung wieder sehr gelungen. Die Intensität war – von Sebastian abgesehen – nicht so stark wie bei den Blutjuwelen, aber dennoch sehr lebendig und glaubwürdig, auch wenn Lynneas Selbstbewusstsein vielleicht doch ein wenig schnell gewachsen ist.
_Besonders gut gefallen hat mir der Entwurf von Ephemera_, einer Welt, die sich den Wünschen und Sehnsüchten ihrer menschlichen Bewohner anpasst. Allerdings ist Ephemera nicht in der Lage, zwischen kurzfristigen Launen und echten Herzenswünschen zu unterscheiden. Diese Fähigkeit besitzen nur die Wächter, und sie wachen darüber, dass nur wirklich tiefe Wünsche in Erfüllung gehen.
Doch als vor langer Zeit die Dunklen Wächter den Weltenfresser erweckten, geriet Ephemera an den Rand des Abgrunds. Nur unter größten Opfern gelang es, den Weltenfresser einzusperren, und Ephemera brach dabei in Stücke. Nun müssen alle, die von einer Landschaft in die andere wollen, magische Brücken benutzen, die unterschiedliche Eigenschaften haben. Manche sind fest und verbinden lediglich zwei Gegenden miteinander. Andere sind flexibel, sie lauschen auf die Wünsche des Reisenden und befördern ihn dorthin. Meist kann der Reisende durch Konzentration seinen Zielort bestimmen, manchmal beschließt die Brücke aber auch, auf die Tiefen des Herzens zu hören anstatt auf den Verstand, sodass man nie wirklich sicher sein kann, wo man landet!
Ephemera ist aber nicht nur ständig im Wandel, weil die Menschen sich ständig wandeln. Die Landschafferinnen, zu denen auch Glorianna gehört hätte, besitzen die Fähigkeit, die Landschaften untereinander neu anzuordnen, indem sie einen Garten anlegen, dessen verschiedene Flecken die verschiedenen Landschaft repräsentieren.
_Aus diesen Elementen hat Anne Bishop eine Geschichte gesponnen_, die erfreulich neu und eigenständig ist. Dass Ephemera den Juwelenzyklus weiterführen soll, ist schlicht falsch. Der Zweiteiler hat durchaus Gemeinsamkeiten mit seinem erfolgreichen großen Bruder, vor allem in Stil und Aufbau, die Bewegung der Handlung hält sich eher in Grenzen, und der Spannungsbogen steigt nur langsam, ehe er kurz vor Schluss kräftig anzieht. Auch hat er die dunkel schillernde Grundstimmung sowie stellenweise auch den trockenen Humor des Juwelenzyklus geerbt. Dafür ist er weit weniger grausam, als besonders der erste Band der Blutjuwelen es stellenweise war. Vor allem aber sind sowohl die Welt als auch die Personen vollkommen neu und anders. Ephemera besitzt trotz mancher Ähnlichkeiten einen eigenen Charme und zeigt erneut den großen Einfallsreichtum der Autorin, sodass es mich – wie beim Juwelenzyklus auch – nicht im Geringsten gestört hat, dass es nicht ständig turbulent und aufregend zuging.
Mir hat „Sebastian“ genauso gefallen wie die Geschichte um Jaenelle. Ephemera steht dem Juwelenzyklus in nichts nach. Wahrscheinlich gerade deshalb, weil es ihn nicht weiterführt!
_Anne Bishop_ lebt in New York, liebt Gärtnern und Musik und hatte bereits einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, ehe ihr mit dem Zyklus der |schwarzen Juwelen| der internationale Durchbruch gelang. Der fünfte Band aus diesem Zyklus, für den sie den |Crawford Fantasy Award| erhielt, ist bereits auf Deutsch erhältlich. Außerdem stammt aus ihrer Feder die Trilogie |Tir Alainn|, die auf Deutsch bisher nicht erschienen ist. „Belladonna“, die Fortsetzung von „Sebastian“, hat noch keinen offiziellen deutschen Veröffentlichungstermin.
Band 1: [„Dunkelheit“ 3375
Band 2: [„Dämmerung“ 3437
Um die Territorien der verwandten Wesen vor den Einwanderern aus Tereille zu schützen, hat Jaenelle der Dunkelheit ihr Opfer dargebracht und den Thron des Schwarzen Askavi bestiegen. An ihrem Hof dienen die stärksten Hexen und Kriegerprinzen, die Kaeleer aufzubieten hat, und endlich kommt auch Daemon zum Askavi und wird ihr Gefährte.
Aber Dorothea und Hekatah lassen nicht locker. Sie hetzen die Territorien Tereilles zum Krieg gegen Kaeleer auf und versuchen gleichzeitig, Jaenelle und ihre Schwester Wilhelmina entführen zu lassen, um Saetan damit zu erpressen. Allerdings haben sie die Rechnung ohne Jaenelle gemacht …
|Charakterentwicklung|
Jaenelles Schachzug hat diesem dritten Band wieder einiges mehr an Spannung verliehen, als der zweite Band geboten hat. Vor allem bei dem Teil des Plans, dessen Ausführung Daemon oblag, hätte eine ganze Menge schiefgehen können. Er war auch nicht genialer eingefädelt oder besser vorbereitet als die Unternehmungen ihrer Gegner, deren Pläne mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder danebengehen.
Der Grund für den größeren Erfolg liegt allerdings nicht darin, dass Jaenelle und ihre Verbündeten einfach übermächtig und perfekt sind, im Gegenteil. Gerade diejenigen mit der größten Macht sind am verletzlichsten, allen voran Jaenelle, aber auch Daemon, Saetan und Lucivar. Dadurch wirkt keine der Hauptpersonen je flach oder plakativ. Dass sie so viel besser abschneiden, liegt eher daran, dass ihre Freunde zahlreicher sind. Es gibt einfach mehr Leute, die misstrauisch werden können, wenn ihnen etwas Verdächtiges auffällt.
Neue Personen bietet dieser dritte Band des Juwelenzyklus kaum noch, und die wenigen, die auftauchen, spielen nur am Rande eine Rolle.
Am bemerkenswertesten fand ich die Darstellung von Dorothea und Hekatah: Dafür, dass die beiden die Hauptintrigantinnen der Geschichte sind, sind sie erstaunlich schwer von Begriff. Durch ihre eigenen Leute auf dem Territorium Kleintereille in Kaeleer sollten sie eigentlich genügend Berichte erhalten haben, die ihnen Jaenelles Machtfülle klarmachen. Immer noch zu glauben, Jaenelle sei lediglich Saetans Marionette und er der eigentliche Herrscher, ist schlicht dumm! Und auch Jaenelles Charakter haben sie unterschätzt. Da vor allem Hekatah für Begriffe wie Ehrgefühl, Pflicht und Verantwortungsbewusstsein nur Hohn und Verachtung übrig hat, sie als Schwäche begreift, glaubt sie, Jaenelle durch Geiselnahme erpressen zu können. Pech für Hekatah, dass Jaenelles Verantwortungsgefühl weit ausgeprägter ist, als Hekatah annimmt, und Jaenelle macht keine halben Sachen. – Andererseits kam mir ihre mangelnde Menschenkenntnis gerade recht.
Überhaupt kam es im Verlauf der letzten etwa 800 Seiten zu einigen höchst befriedigenden Ergebnissen, was das Personal dieser beiden Damen anging. Damit meine ich hauptsächlich das Endergebnis, weniger die Methode, mit der es erreicht wurde. Diesbezüglich hält sich die Autorin eher zurück. Nur eine Szene geht tatsächlich in unappetitlichere Details, wird aber dadurch stark abgemildert, dass der Leser bereits vorher weiß, dass sie nicht echt ist.
Was sich zu meiner Überraschung ebenfalls sehr in Grenzen hielt, war die erotische Komponente, die im Zusammenhang mit diesem Zyklus stets so betont wird, und das, obwohl Daemon inzwischen Jaenelles Gefährte ist. Daemons Befreiung von Dorothea hat ihn auch aus seiner Rolle als Sadist befreit, und da das Hauptaugenmerk auf Jaenelles Hof liegt, wo alle ziemlich kumpelhaft miteinander umgehen, reduziert sich die Erotik größtenteils auf zweideutige Bemerkungen, die in der Regel mit einem Augenzwinkern daherkommen.
Denn das ist dem Zyklus bisher unverändert geblieben: der Humor. Zwar hat Jaenelle ihre Teenagerkapriolen längst hinter sich gelassen, trotzdem ist es der Autorin gelungen, den trockenen und schlagkräftigen Witz zu erhalten, indem sie ihn in andere Beziehungsverhältnisse transportiert hat, sei es zwischen Männern und Frauen oder zwischen Menschen und verwandten Wesen.
|Handlungsentwicklung und Ausblick|
Ich fürchte allerdings, ein Teil davon könnte in den folgenden Bänden verloren gehen. Denn der dritte Band bildet eine Zäsur, und das in mehr als einer Hinsicht.
Zum einen hat Jaenelles ungewöhnliche Maßnahme die Situation innerhalb des Zyklus massiv verändert. Nicht nur, dass sie selbst jetzt nicht mehr die dunkle Königin ist, was die Frage aufwirft, was sie denn dann in Zukunft sein wird. Es sind auch viele der Personen, die die Ereignisse bisher massiv mitgetragen haben, weggefallen. Einige davon werde ich ernstlich vermissen.
Zum anderen wird das Ende von Hekatah und Dorothea zwar nicht ausdrücklich und unwiderlegbar festgestellt, sie überleben zu lassen, würde allerdings einige Verrenkungen kosten, die der Logik sicherlich nicht zuträglich wären. Wie gesagt, Jaenelle macht keine halben Sachen. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass der neue Gegenpart aus einer völlig neuen Richtung kommen muss.
Trotz meiner Befürchtungen muss ich sagen, dass ich diese Wendung begrüße. Sie dürfte frischen Wind in die Ereignisse bringen, was den Eindruck einer endlosen Tretmühle vermeiden wird. Auf Dauer wirkt es äußerst ermüdend auf den Leser, wenn der Held über Bände und Bände hinweg immer wieder dieselbe Art von Gefechten und Gerangel mit ein und demselben Gegner ausfechten muss, ohne jemals wirklich etwas zu erreichen. Auch wenn das Böse nie wirklich ausstirbt, darf es gern gelegentlich einen neuen Vertreter vorschicken, mit anderen Eigenschaften und einer anderen Art, die Dinge anzugehen.
Und vielleicht gelingt es der Autorin ja, auch ihren trockenen Humor weiterhin einfließen zu lassen, eben nur auf anderen Wegen.
_Bisher_ jedenfalls ist es Anne Bishop gelungen, die einzelnen Bände ihrer Geschichte auf gleichbleibend hohem Niveau zu erzählen. Auch wenn im zweiten Band der Spannungsbogen nicht ganz so straff gespannt war wie im ersten und im dritten, enthält ihr Entwurf von Welt und Charakteren so viel Eigendynamik, dass es einfach Spaß macht, weiterzulesen, auch wenn nicht ununterbrochen um Haaresbreite eine Katastrophe nach der anderen abgewendet wird. Der Juwelenzyklus ist eigenwillige Fantasy, in der sich Exotik, Humor, Gefühl und Spannung ausgesprochen gut die Waage halten. Wärmstens zu empfehlen.
_Anne Bishop_ lebt in New York, liebt Gärtnern und Musik und hatte bereits einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, ehe ihr mit dem Zyklus der |Schwarzen Juwelen| der internationale Durchbruch gelang. Vier Bücher aus diesem Zyklus, für den sie den |Crawford Fantasy Award| erhielt, sind bisher bei uns erschienen, Band fünf kam Mitte März auf den deutschen Markt. Außerdem stammen aus ihrer Feder die Trilogie |Tir Alainn|, die auf Deutsch bisher anscheinend nicht erschienen ist, sowie |Ephemera|, dessen zwei Bände den Zyklus der |Schwarzen Juwelen| weiterführen sollen. „Sebastian“ ist bereits seit letztem Jahr auf Englisch erhältlich, „Belladonna“ ab März dieses Jahres. Die deutsche Ausgabe des ersten Bandes erscheint im Juni 2007 bei |Heyne|.
Noch immer ist der Weltenfresser dabei, in Ephemera sein Unwesen zu treiben und die dortigen Bewohner mit seiner Dunkelheit zu beeinflussen. Glorianna Belladonna tut, was sie kann, um den Weltenfresser von ihren Landschaften fernzuhalten, was sich aber als gar nicht so einfach herausstellt. Auch in anderen Landschaften kommt es zu Schwierigkeiten, da der Weltenfresser mordet und Angst und Zweifel in den Herzen der Bewohner Ephemeras säht, was so weit geht, dass die Menschen sich bald schon selbst gegenseitig das Leben schwermachen.
Währenddessen spielt in Elandar – einem Teil Ephemeras, der nicht zerbrochen ist und wo die Menschen erst seit neustem vom Weltenfresser angegriffen werden – ein junger Mann in der Taverne |Foggy Downs| für deren Gäste Lieder. Im wahrsten Sinne des Wortes bezaubert Michael, so sein Name, alle Gäste in der Taverne, denn die Musik, die er spielt, ist keine normale. Michael ist ein Magier und kann die Resonanzen und Gefühle Ephemeras und seiner Bewohner nicht nur hören, sondern auch beeinflussen. Niemand weiß, wer Michael wirklich ist, und das ist auch gut so. Zauberer, Glücksbringer und Verwünscher sind die Bezeichnungen für Menschen wie Michael, und diese sind wegen ihrer Gaben nirgendwo gerne gesehen.
In einem anderen Teil von Elandar, einem kleinen Dorf namens Ravens Hill, lebt Michaels Schwester Caitlin Marie mit ihrer Tante Brighid einsam und innerlich zerrissen vor sich hin. Niemand aus Ravens Hill will etwas mit ihr zu tun haben. Da auch sie eine ähnliche Gabe besitzt wie ihr Bruder Michael, wird sie ebenfalls von den Bewohnern von Ravens Hill verurteilt und gemieden. Dass auch noch ihr Bruder Michael sie verlassen hat, um in Elandar auf große Reisen zu gehen und nur ab und an mal wieder in Ravens Hill vorbeizuschauen, stimmt sie traurig, und sie fühlt sich einsam. Auch die Tatsache, dass ihre Tante Brighid wegen ihr und ihrem Bruder ihre wahre Bestimmung als Hüterin des Lichts auf der Weißen Insel aufgeben musste, liegt ihr wie ein schwerer Stein auf dem Herzen. Den einzigen Trost spendet ihr ihr kleiner Garten, den sie eines Tages durch Zufall gefunden hat, um den sie sich jeden Tag liebevoll kümmert – wobei sie die Einzige ist, für die der Garten existiert. Eines Tages, als sie besonders wütend ist, schneidet sie sich ihren Zopf ab, den die Winde Ephemeras an einen anderen Ort bringen, was Caitlin Maries ganzes Leben verändern soll …
Der Zopf wird in den Sündenpfuhl getragen, wo Lee und Sebastian ihn finden. Aufgrund der umwerfenden Resonanz eines Herzenswunsches bringt Lee den Zopf zu seiner Mutter Nadia und Glorianna Belladonna nach Aurora. Wie es Caitlin Maries Herzenswunsch so will, werden Glorianna und Michael zueinander geführt. Während Caitlin Marie in Glorianna eine Verbündete findet, die ihr mehr über sich selbst und ihre Gabe erzählen kann, entwickelt sich zwischen Glorianna und Michael eine innige Liebe, die aber, wie eine alte Prophezeiung besagt, zum Scheitern verurteilt ist …
Ephemera, auch das Wilde Kind genannt, ist eine Welt, die lebt und sich nach den Herzenswünschen ihrer Bewohner wandelt. Früher waren es die Wächter und Wahrer, die Ephemera im Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkel hielten, doch nachdem diese bei dem Vorhaben, den Weltenfresser ein für allemal einzusperren, Ephemera in viele einzelne Stücke zerteilt haben, die nur noch über Brücken erreichbar sind, sind sie von der Welt verschwunden. Seitdem sind es die Landschafferinnen und Brückenbauer, die das Gleichgewicht zwischen Licht und Dunkel, den Herzenswünschen und Ephemeras Umsetzung, aufrechterhalten. Die Brücken, über die man die einzelnen Landschaften erreichen kann, unterscheiden sich in normale und Resonanzbrücken. Wenn man eine Resonanzbrücke überquert, kann man nie wissen, wo man landet – denn Ephemera hört auf die Herzen derer, welche die Brücke überqueren, und deshalb landet man oft nicht an dem Ort, den man eigentlich erreichen möchte, sondern an einem, welcher die Resonanz des Herzens teilt. Doch auch normale Brücken können an einen Ort führen, den man eigentlich nicht erreichen wollte – wenn die Resonanz zwischen der Person und dem Ort, an den die Brücke in Wirklichkeit führt, nicht stimmt. Deshalb gibt man jedem Reisenden den Wunsch „Reise leichten Herzens“ mit auf den Weg, damit dieser nicht an einen Ort gelangt, den man auf keinen Fall besuchen möchte.
Die Landschafferinnen, die Ephemera in ihrem Gleichgewicht halten, können ihre Landschaften verändern, wie es sie beliebt. Dafür erhält jede von ihnen einen Garten in der Nähe der Schule der Landschafferinnen, von dem aus sie ihre verschiedenen Landschaften erreichen und über sie gebieten können.
Diese Welt, in der die Geschichte spielt, ist recht komplex aufgebaut, sodass man anfangs Schwierigkeiten dabei haben dürfte, diese Welt mit all ihren Eigenschaften richtig zu verstehen. Schon in „Sebastian“ wurde Ephemera und ihre Geschichte im Großen und Ganzen erklärt, sodass man bei „Belladonna“ nicht mehr allzu viel Probleme dabei haben dürfte, sich in der Welt zurechtzufinden. Dennoch ist die Welt auch noch in „Belladonna“ komplex genug, und obwohl man das meiste über Ephemera nun weiß und es auch versteht, ist dennoch nicht immer alles klar. Beispielsweise konnte ich mir nicht vorstellen, wie „Einmalbrücken“ genau aussehen sollten, die man sich in eine Tasche stecken und bei Bedarf einmal benutzen kann, wenn man sie gerade braucht. Doch da diese „Einmalbrücken“ in „Belladonna“ kaum vorkommen und auch dann keine größere Rolle spielen, ist diese Tatsache nicht weiter von Belang.
Während im ersten Teil „Sebastian“ der Inkubus Sebastian die Hauptperson war, übernimmt in „Belladonna“ die Landschafferin Glorianna Belladonna, die in „Sebastian“ mehr einen Nebencharakter darstellte, den Hauptteil. Die Geschichte von Sebastian, wie er die Liebe seines Lebens kennengelernt hat, ist nunmehr abgeschlossen, und nun lenkt Anne Bishop die Aufmerksamkeit des Lesers eher auf Glorianna Belladonna und die Charaktere, die neu zu ihrer Geschichte dazustoßen. Der Leser erfährt neben Caitlin Marie vor allem sehr viel über Michael, da er für Glorianna und den Verlauf der Geschichte sehr wichtig ist.
Der Verlauf der Geschichte in „Belladonna“ ist ein bisschen anders gelagert als in „Sebastian“. Während in „Sebastian“ noch alles einigermaßen im Lot war und Sex und Erotik eine große Rolle spielten, da die Hauptperson nun mal ein Inkubus war, bleibt die Erotik in „Belladonna“ komplett aus und wird in eine neue Richtung gelenkt. Der Weltenfresser richtet immer mehr Unheil und Schaden an, ob nun in den Herzen der Bewohner Ephemeras oder auch in den Landschaften selbst. Die Situation spitzt sich immer mehr zu, und das merkt man als Leser sofort. Die Geschichte in „Belladonna“ ist um einiges düsterer und trauriger als in „Sebastian“, und das färbt auch stark auf den Schreibstil und die Atmosphäre des Buches ab. Obwohl Michael seine Liebe Glorianna um nichts in der Welt verlieren will, weiß er, dass es keine andere Möglichkeit gibt, um Ephemera zu retten. Er erzählt ihr die Geschichte der Kriegerin des Lichts, von der er glaubt, dass Belladonna eben diese ist, und spätestens ab diesem Punkt werden die Geschichte und die Atmosphäre immer düsterer und ziehen den Leser immer weiter in die Geschichte hinein.
Schon in „Sebastian“ ist mir die wunderbar malerische Atmosphäre aufgefallen, die sich stets der jeweiligen Situation der Protagonisten und der Landschaft anpasst und auch hier in „Belladonna“ wieder fortgeführt wird. Egal in welcher Situation sich die Protagonisten oder in welcher Landschaft sie sich gerade befinden, Anne Bishop gelingt es, durch ihren Schreibstil die Atmosphäre in dem Buch adequat anzupassen. Ob sich die ganze Familie von Belladonna nun in Aurora in Nadias Haus befindet, wo meistens alle glücklich sind und sich auch oft lustige Situationen entwickeln, oder ob Belladonna nun vor einer absoluten Katastrophe steht, Anne Bishop kreiert zu jeder Situation eine passende Atmosphäre, die den Leser mal mehr und mal weniger tief in die Geschichte zieht.
Das Buch ist in der allwissenden Erzählform geschrieben und wechselt ständig zwischen den verschiedenen Protagonisten. Meistens wird die Geschichte aus der Sicht von Belladonna oder Michael erzählt, aber gelegentlich auch aus der von Caitlin, Lee, Sebastian oder anderen Nebencharakteren, die im Laufe der Geschichte mal mehr oder weniger bedeutsam sind. Dadurch, dass die Sicht ständig gewechselt wird, wurde das Problem, dass die Geschichte auch an anderen Orten mit anderen Personen weitergeführt wird, überbrückt, und das ist in diesem Fall nicht nur gut gelungen, sondern passt auch super zur Geschichte selbst.
Wie bereits erwähnt, passt Anne Bishop die Atmosphäre stimmig der jeweiligen Situation an, und das Ende war solch eine Stelle des Buches, die dadurch den Leser richtig zu fesseln weiß und den Höhepunkt des Spannungsbogens bildet. Das Ende wurde absolut perfekt gestaltet und hätte atmosphärischer und düsterer kaum sein können. Selten habe ich solch ein stimmungsvolles Ende gelesen.
_Fazit:_ „Belladonna“ ist mehr als eine gute Fortsetzung von „Sebastian“. Zwar ist die Geschichte in „Belladonna“ ein wenig anders als in „Sebastian“ gelagert, düsterer und dafür mit weniger Erotik, aber trotzdem steht der Roman seinem Vorgänger in nichts nach.
_Anne Bishop:_ Seit ihrer Kindheit ist die New Yorkerin Anne Bishop von Fantasy-Geschichten begeistert. Sie veröffentlichte zahlreiche Kurzgeschichten und Romane, aber erst mit dem preisgekrönten Bestseller „Dunkelheit“, dem Auftakt des Zyklus der „Schwarzen Juwelen“, gelang ihr der internationale Durchbruch. Mittlerweile erschienen in der „Schwarzen Juwelen“-Reihe fünf Teile, ein sechster Band ist in der Endphase der Bearbeitung. Ihr neuster Zyklus ist die „Die dunklen Welten“-Reihe.
|Originaltitel: Belladonna (Ephemera, Bd. 2)
Übersetzt von Kristina Euler
Mit Illustrationen von Animagic
Taschenbuch, 528 Seiten|
http://www.heyne.de
http://www.annebishop.com/
_Anne Bishop auf |Buchwurm.info|:_
|Die dunklen Welten|:
Band I: [„Sebastian“ 3671
|Die Schwarzen Juwelen|:
Band I: [„Dunkelheit“ 3375
Band II: [„Dämmerung“ 3437
Band III: [„Schatten“ 3446
Band IV: [„Zwielicht“ 3514
Band V: [„Finsternis“ 3526
Band VI: „Nacht“ (dt. im Oktober 2008)
Jaenelle ist seit den Ereignissen an Cassandras Altar im Abyss verschwunden, jenem unzugänglichen Reich, das tief in jedem Menschen liegt und nur für diejenigen Außenstehenden erreichbar ist, die über ein dunkleres Juwel verfügen. Aber Jaenelle trägt mehrere schwarze Juwelen! Nicht einmal der Höllenfürst kann sie in der Tiefe ihres Selbst erreichen. Immerhin lässt Hekatah ihn momentan mit ihren Intrigen in Ruhe, denn Saetan hat ihr weisgemacht, Jaenelle sei nun ein |kindelîn tôt|. Als die Dämonenpriesterin allerdings eines Tages Char, den Anführer der |kindelîn tôt|, unter Druck setzt, um Jaenelle zu sehen, hat das unerwartete Folgen …
Daemon kämpt inzwischen mit seinen Erinnerungen. Sein Selbst ist bei dem Versuch, Jaenelle in den Abyss zu folgen, zersprungen. Zwar hat Jaenelle sein Selbst geheilt, doch er ist noch immer angeschlagen. Als er beschließt, seinen Bruder Lucivar aus den Salzminen zu befreien, macht er einen folgenschweren Fehler. Denn Lucivar glaubt, Daemon habe Jaenelle zerstört und getötet, um seine und Lucivars Freiheit für hundert Jahre zu erkaufen, wie Dorothea es ihm einst angeboten hatte. Bei dem Versuch, die Wahrheit herauszufinden, trifft Daemon auf Hekatah, die Lucivars Behauptung bekräftigt. Erneut geht Daemons Selbst in Scherben.
|Charakterentwicklung|
Bisher hat der Leser den Wahnsinn des Verzerrten Reiches hauptsächlich von außen erlebt, durch das höchst seltsame Verhalten von Tersa. Diesmal nimmt die Autorin ihn dorthin mit.
Daemons Wahn ist bestimmt von den Ereignissen an Cassandras Altar, an die er sich allerdings nicht erinnern kann. Genau das macht ihn so verwundbar, denn er hat Lucivars und Hekatahs Beschuldigungen nichts entgegenzusetzen. Allein die Möglichkeit, er könnte tatsächlich seine große Hoffnung und Geliebte verraten haben, ertränkt ihn in Schuldgefühlen und Verzweiflung, in einem blutigen Alptraum. Surreal, zu der er wie Tersa gelegentlich zurückkehrt, kann nicht zu ihm durchdringen. Hilflos sieht sie mit an, wie Daemon immer mehr verkommt und letztlich droht, sich in seinem Alptraum vollends zu verlieren.
Jaenelle ist zwar nach zwei Jahren wieder in ihren Körper zurückgekehrt, ihr Selbst ist aber ebenfalls noch zu sehr verwundet, um sich den Erinnerungen zu stellen. Nur im Traum kommen die Erinnerungen hoch, meist dann, wenn Jaenelle wieder einmal den Intrigen von Hekatah ausgesetzt war. Gleichzeitig reagiert sie weit agressiver auf eine Bedrohung ihrer Lieben als bisher, selbst gegen ihren Körper scheint sie Krieg zu führen.
Anne Bishop ist erneut eine äußerst glaubhafte Charakterzeichnung gelungen. Jaenelles Verhalten entspricht tatsächlich dem, was man oft bei Vergewaltigungsopfern vorfindet, und auch Daemons Verwirrung und Wahn sind sehr intensiv und nachvollziehbar dargestellt.
|Handlungsverlauf|
Die Handlung selbst ist auch diesmal wieder eher träge. Es gibt nicht einmal gegen Ende eine Zuspitzung mit steigender Spannung. Der zweite Band des Zyklus wird eher von Jaenelles Entwicklung und von den diversen kleinen Intrigen Hekatahs getragen. Ihre Versuche, den Höllenfürsten von seiner Adoptivtochter zu trennen, damit sie das Mädchen als willenloses Werkzeug benutzen kann, sind nicht unbedingt besonders raffiniert; Hekatah zeichnet sich eher durch Hartnäckigkeit und Grausamkeit aus als durch Finesse. Der Grund für ihren mangelnden Erfolg liegt jedoch nicht in mangelnder Finesse, sondern hauptsächlich darin, dass Hekatah Jaenelle kontinuierlich unterschätzt. Sie hält Jaenelle für ein in der Magie zwar mächtiges, aber sonst harmloses kleines Mädchen, das sich beherrschen lässt, und kämpft deshalb hauptsächlich gegen Saetan. Dabei hätte sie schon bei Jaenelles erstem Auftreten vor dem Rat gewarnt sein sollen. Aber schließlich brauchte Jaenelle ja Zeit, um volljährig zu werden.
Ein weiteres Element – abgesehen von dem immer noch vorhandenen Humor, sei es in Jaenelles Teenagerkapriolen oder in den nach wie vor recht trockenen Kommentaren ihrer Beschützer – trägt dafür Sorge, dass das Buch trotz eher geringer Spannung nicht langweilig wird. Schon im ersten Band wird erwähnt, dass Jaenelle eine Menge ungewöhnlicher Freunde hat. So sind unter ihren Freunden, die sie mit zunehmender Erholung wieder trifft und schließlich um sich sammelt, nicht nur Elfen und Centauren, sondern auch Wölfe, Einhörner und magische Katzen. Sie alle sind verwandte Wesen, Wesen des Blutes. Sie verfügen über Intelligenz und Magie, wenn auch nicht ganz in dem Maße wie die Menschen, und sie verfügen über dieselbe gesellschaftliche Struktur. Die intakte Struktur, wie sie auch in Kaeleer noch vorhanden ist, nicht die degenerierte von Tereille.
Fast scheint es, als hätte dieser zweite Band dazu gedient, das Heer aufzustellen. Jaenelle ist erwachsen geworden, hat ihre Freunde um sich versammelt und schließlich dem Rat die Stirn geboten. Die Ruhe vor dem Sturm dürfte damit erledigt sein, und ich rechne damit, dass es im nächsten Band etwas ernsthafter zur Sache gehen wird. Sowohl Hekatah als auch Dorothea werden nichts Eiligeres zu tun haben, als gegen die neue Königin Maßnahmen zu ergreifen. Außerdem dürfte der häufig erwähnte erotische Aspekt, der in diesem Band ziemlich in den Hintergrund getreten ist, wieder eine größere Rolle spielen, wenn Jaenelle sich einen Gefährten wählt. Ansonsten … lasse ich mich überraschen.
_Anne Bishop_ lebt in New York, liebt Gärtnern und Musik, und hatte bereits einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, ehe ihr mit dem Zyklus der |Schwarzen Juwelen| der internationale Durchbruch gelang. Vier Bücher aus diesem Zyklus, für den sie den |Crawford Fantasy Award| erhielt, sind bisher bei uns erschienen, Band fünf kommt im April auf den deutschen Markt. Außerdem stammen aus ihrer Feder die Trilogie |Tir Alainn|, die auf Deutsch bisher anscheinend nicht erschienen ist, sowie |Ephemera – Die dunklen Welten|, dessen zwei Bände den Zyklus der |Schwarzen Juwelen| weiterführen sollen. „Sebastian“ ist bereits seit letztem Jahr auf Englisch erhältlich, „Belladonna“ ab März dieses Jahres. Die deutsche Ausgabe des ersten Bandes erscheint im Juni 2007 bei |Heyne|.
Band 1: [„Dunkelheit“ 3375
Band 2: [„Dämmerung“ 3437
Band 3: [„Schatten“ 3446
Band 4: [„Zwielicht“ 3514
Neun Jahre lang wurde Jared als Lustsklave benutzt. Dann hielt er es nicht mehr aus und brachte die Königin, der er gehörte, um! Jetzt gilt er als Königinnenmörder, als unberechenbar und gefährlich. Das bedeutet, dass er demnächst in den Salzminen von Pruul landen wird. Doch dann geschieht etwas völlig Unerwartetes: Er wird gekauft. Von der Grauen Lady.
Jared ist davon kaum begeistert. Denn die Graue Lady hat einen Ruf, der ihn keineswegs zum Optimismus berechtigt. Ihr Verhalten ist jedoch mehr als sonderbar, ja regelrecht widersprüchlich! Auf dem Weg in ihr Territorium Dena Nehele gibt sie Jared einiges zu denken. Bis er schließlich durch puren Zufall hinter ihr Geheimnis kommt und sich damit alles verändert …
_“Finsternis“_ spielt tatsächlich in einer Zeit vor dem ersten Band des Zyklus, als Prequel kann man ihn aber nicht wirklich bezeichnen, da er nicht die unmittelbare Vorgeschichte zu den Ereignissen um Jaenelle erzählt. Die einzigen beiden Personen aus dem eigentlichen Zyklus, die in diesem Band vorkommen, sind Dorothea SaDiablo und Daemon Sadi, wobei Letzterer lediglich eine Nebenrolle einnimmt.
Das Hauptaugenmerk liegt auf Jared, einem Krieger mit rotem Juwel. Bei weitem nicht so aggressiv wie Daemon oder gar Lucivar, steht er seinem Aggressionspotenzial dennoch äußerst skeptisch gegenüber. Den Mord an seiner früheren Besitzerin bereut er nicht, aber er misstraut der Wildheit und Wut in seinem Innern und muss erst lernen, sie als Teil seines kriegerischen Selbst zu akzeptieren. Man könnte es fast ein wenig als Erwachsenwerden bezeichnen.
Lady Arabella Ardelia, seine neue Besitzerin, dagegen scheint keine Probleme mit ihrem Potenzial zu haben, und auch nicht mit ihrer Entschlusskraft. Gelegentlich schlägt sie mit ihrer Spontaneität geradezu über die Stränge. Für eine alte Dame hat sie erstaunlich viel Temperament und auch erstaunlich viel Energie. Und sie ist – wie offenbar nahezu alle Hexen – geradezu unerträglich stur!
Die Gegenspielerin, Dorothea SaDiablo, agiert auf gewohnte Weise: Sie will die Graue Lady loswerden, die ihr mit ziemlichem Erfolg Widerstand leistet, und beauftragt deshalb ihren neuen Hauptmann der Wache, sich der Sache anzunehmen. Natürlich versehen mit einer höchst effektiven Drohung …
Krelis, der Hauptmann, macht sich also daran, der Grauen Lady eine Falle zu stellen. Zunächst scheint er hauptsächlich ehrgeizig zu sein, was ja nicht unbedingt ein Fehler sein muss, und er hat Angst vor Dorothea, zu Recht natürlich. Schon bald stellt sich allerdings heraus, dass sein Ehrgeiz hauptsächlich aus Feigheit resultiert, und dass er aus dieser Feigheit heraus bereit ist, nahezu alles zu verraten, alles zu tun …
Abgesehen von den Hauptpersonen sind auch die Nebenfiguren sehr gut gezeichnet. Sie alle scheinen ihre kleinen Geheimnisse zu haben. Vor allem Thera und Blaed stellen dadurch zusätzlich zur Grauen Lady einen unbekannten Faktor dar, der Krelis ziemlich ins Stolpern bringt. Andererseits haben sie aber auch ein Problem: Sie haben einen Spion in ihren Reihen. Und sie können ihn nicht finden!
_So wird aus der Reise_ nach Dena Nehele schon vom ersten Schritt an ein mühseliges Katz-und-Maus-Spiel. Die Graue Lady schlägt sich, aufgrund einer anonymen Warnung, querfeldein, anstatt per Kutsche auf den Winden zu reisen. Diese unerwartete Reaktion verschafft ihr einen Vorsprung, dafür birgt sie zusätzliche Gefahren wie Vipernratten und Wegelagerer. Und trotz aller Haken, die sie schlagen, bleiben ihr die Verfolger hartnäckig auf den Fersen. Schließlich bleibt der Grauen Lady nichts anderes übrig als zum Äußersten zu greifen.
Diese Hetzjagd durchs Hinterland war außerordentlich gut gemacht. Nicht nur, dass es der Autorin gelang, die Identität des Spions bis zum Ende geheim zu halten, auch die immer neuen Fallen, die Krelis der Gruppe stellt, sowie die für ihn unerwartete Art und Weise, wie die Gruppe sich immer wieder aus brenzligen Situationen herausrettet, halten die Spannungskurve stets relativ hoch. Interessant ist auch, wie sich im Laufe der Zeit der wahre Charakter Krelis‘ immer deutlicher herausschält, oder auf welche Weise Dorothea Krelis‘ Spion vor Entdeckung geschützt hat. Auch die Idee mit den Knöpfen als Informationsträger fand ich gut.
Von der Spannung und den Ideen her war dieser Band weit besser als der vierte und konnte durchaus mit den ersten dreien mithalten. Das gilt auch für die erotische Komponente. Der trockene Humor allerdings fristet in diesem Band nur noch ein dünnes Randdasein. Das kommt wahrscheinlich auch daher, dass die hier agierende Gruppe ununterbrochen unter Druck steht, während Jaenelles Hof zumindest immer wieder längere Phasen der Ruhe erlebte, in denen Unbeschwertheit und Schalk möglich waren.
_Auf jeden Fall_ hat es dem Buch gut getan, dass die Autorin sich die Mühe gemacht hat, eine völlig neue Handlung zu kreieren, die zwar in den gewohnten Rahmen des Zyklus eingebettet ist, jedoch inhaltlich davon unabhängig. Dadurch wurde der Eindruck von nachträglichem Hinzuflicken vermieden, die Gefahr logischer Brüche zur Ursprungshandlung ebenfalls. Auch gibt es diesmal wieder eine durchgehende Geschichte mit innerem Zusammenhang und einheitlicher Stimmung. Der Kniff, die Handlung in einen früheren Zeitabschnitt zu verlagern, gab der Autorin die Möglichkeit, wieder auf Dorothea SaDiablo als Antagonistin zurückzugreifen, was letztlich zu dem sehr gelungenen Charakter des Hauptmanns Krelis geführt hat, der ein echter Gewinn war und den beiden eher harmlosen Hexchen Lektra und Roxie aus Band vier voll den Rang abläuft. Gut getan hat der Handlung außerdem, dass Dorothea sich nicht mit Intrigen aufgehalten hat, sondern ungewohnt direkt gegen ihre Widersacherin vorgegangen ist.
_Mit anderen Worten:_ Obwohl „Finsternis“ nicht ganz an den Rang der ersten drei Bände heranreicht, ist er durchaus spannend und abwechslungsreich zu lesen und um einiges besser als der vierte Band. Trotzdem ist es gut, dass die Autorin sich nun einem neuen Zyklus zugewandt hat. Die Welt der dunklen Juwelen dürfte inzwischen alles gegeben haben, was sie zu geben hatte. Auszutzeln hat noch keinem Fantasy-Universum gutgetan.
_Anne Bishop_ lebt in New York, liebt Gärtnern und Musik, und hatte bereits einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, ehe ihr mit dem Zyklus der |Schwarzen Juwelen| der internationale Durchbruch gelang. Der fünfte Band aus diesem Zyklus, für den sie den |Crawford Fantasy Award| erhielt, ist seit Mitte März auf Deutsch erhältlich. Außerdem stammen aus ihrer Feder die Trilogie |Tir Alainn|, die auf Deutsch bisher anscheinend nicht erschienen ist, sowie |Ephemera|, dessen zwei Bände den Zyklus der Schwarzen Juwelen weiterführen sollen. „Sebastian“ ist bereits seit letztem Jahr auf Englisch erhältlich, „Belladonna“ ab März dieses Jahres. Die deutsche Ausgabe des ersten Bandes erscheint im Juni 2007 bei |Heyne|.
Mit ihrer Serie Die schwarzen Juwelen ist der amerikanischen Autorin Anne Bishop ein einzigartiger Erfolg gelungen: Lange Jahre als Geheimtipp und Kultbücher gehandelt, zählt sie inzwischen zu den bestverkauften Fantasy-Trilogien der letzten Jahre. Lassen auch Sie sich von den Abenteuern der jungen Zauberin Jaenelle in den Bann schlagen, der es bestimmt ist, die Menschheit in den Kampf gegen die Dunkelheit zu führen! (Verlagsinfo)
Band I: „Dunkelheit“3375
Band II: „Dämmerung“3437
Band III: „Schatten“3446
Band IV: „Zwielicht“3514
Band V: „Finsternis“3526
Band VI: „Nacht“5374
Band VII: „Blutskönigin“
Band VIII: „Blutsherrschaft“
Cassidy hat den Schatz von Grayhaven gefunden. Und nachdem Theran Lias Brief gelesen hat, der dem Schatz beigefügt war, scheint es, als wolle er endlich zumindest versuchen, ernsthaft mit Cassidy zusammenzuarbeiten. Doch dann taucht Kermilla in Grayhaven auf, jene Königin, die Cassidy einst in Dharo ihren ersten Kreis ausgespannt hat …
Band I: „Dunkelheit“
Band II: „Dämmerung“
Band III: „Schatten“
Band IV: „Zwielicht“
Band V: „Finsternis“
Band VI: „Nacht“
_Seit dem Hexensturm_ vor zwei Jahren sind Dorotheas Marionetten endlich verschwunden. Doch zurückgeblieben sind nur Trümmer. Theran, ein Kriegerprinz aus Dena Nehele, ist sich nur zu bewusst, dass sein Volk sterben wird wenn es keine neue Königin bekommt. Und so macht er sich auf den Weg nach Kaeleer und bittet Daemon Sadi um Hilfe. Er soll ihm bei der Suche nach einer Königin helfen, die bereit wäre nach Tereille zu kommen und dort zu herrschen, nach den alten Gesetzen des Blutes.
Band I: [„Dunkelheit“ 3375
Band II: [„Dämmerung“ 3437
Band III: [„Schatten“ 3446
Band IV: [„Zwielicht“ 3514
Band V: [„Finsternis“ 3526
Band VI: „Nacht“ (dt. im Oktober 2008)
Surreal hat die Kriminalromane des Landen Jervis Jenkell eigentlich immer gern gelesen. Bis der Autor anfing, Romane über die Angehörigen des Blutes zu schreiben. Seine Vorstellungen vom Leben der Hexen und ihrer Krieger erscheinen ihr ausgesprochen lächerlich, und da ist sie nicht die Einzige. Jaenelle ist deshalb sogar auf die exzentrische Idee verfallen, ein Spukhaus einzurichten, als Spaß für Kinder, was Saetan überhaupt nicht gefällt.
Jervis Jenkell dagegen fühlt sich durch die Angehörigen des Blutes auf den Schlips getreten und sinnt nun auf Rache. Ein perfides Katz-und-Maus-Spiel beginnt …
Jervin Jenkell ist der einzige neue Charakter. Und er ist ein eingebildeter, hinterhältiger, grausamer Kerl. Im Grunde ist er intelligent und findig, doch die Erkenntnis, dass er selbst, obwohl als Landen aufgewachsen, ein Angehöriger des Blutes ist, hat ihn offenbar völlig abheben lassen. So ist er zu eitel und zu hochmütig, einfach seine Bezirkskönigin aufzusuchen, ihr sein Juwel zu zeigen und sie um Rat und Hilfe zu bitten. Stattdessen hat er seine Entdeckung in einen Roman gekleidet und erwartet jetzt, von allen als einer der ihren behandelt, ja sogar regelrecht hofiert zu werden. Die Idee, dass seine versteckte Botschaft womöglich nicht verstanden werden könnte, kommt ihm gar nicht. Und da er keinerlei Vorstellung vom sozialen Gefüge innerhalb der Blutsangehörigkeit hat, ist ihm auch nicht klar, dass er keinesfalls auf derselben Stufe wie Daemon und Jaenelle steht. Er fasst ihre Reaktion schlicht als Beleidigung auf.
Ich muss ehrlich zugeben, dieser Band des Blutjuwelen-Zyklus hat mich schwer überrascht. Ungewöhnlich ist schon mal, dass Jenkell eigentlich recht wenig auftaucht. Er kommentiert nur gelegentlich das Geschehen und offenbart dadurch seine Art zu denken und die Beweggründe für sein Handeln: seinen Hochmut und seine gekränkte Eitelkeit. Das Handeln wiederum offenbart seine hinterhältige Bosheit. Die Intensität dieser Charakterzeichnung kann bei weitem nicht mit der Jaenelles und Daemons aus den ersten Bänden mithalten. Dennoch ist die Figur Jervis Jenkell glaubwürdig und nachvollziehbar ausgefallen.
Außerdem setzt sich das Buch dadurch von seinen Vorgängern ab, dass diesmal nicht Jaenelle und Daemon im Mittelpunkt stehen. Hauptsächlich ist es Surreal, die sich mit Jenkell herumschlagen muss. Da Surreal vor allem praktisch veranlagt ist, spielen Gefühle in diesem Band eine untergeordnete Rolle. Der spürbarste Unterschied zeigt sich jedoch im Grundtenor des Buches. Während die ersten drei Bände vom Niedergang und der Wiedergeburt einer ganzen Welt erzählen, spielt sich der neue Konflikt nur zwischen der Familie SaDiablo und Jenkell ab. Diese beiden Punkte – die Wahl Surreals als Hauptperson und der begrenzte Umfang des Konflikts – haben dafür gesorgt, dass die Wucht, die den ersten drei Bänden innewohnte, hier völlig fehlt. Waren die Bände eins bis drei wie das Ankämpfen gegen einen heftigen Sturm, so ist Band sechs wie die Überquerung eines Nagelbretts. Surreal und ihre Begleiter haben sich in einer Falle verheddert, und alles, was ihnen in dieser Falle an kleinen oder größeren Widrigkeiten begegnet, wirkt wie immer neue Nadelstiche: verwirrend, zermürbend. Und der Gegner beobachtet das Ganze insgeheim.
Die Art der Falle ist wirklich trickreich. Sie ist ein fieses kleines Spiel, das darauf ausgelegt ist, die Beute in der Falle dazu zu bringen, dass sie genau das tut, was sie eigentlich unbedingt vermeiden sollte. Gekonnt spielt sie mit Sein und Schein und ist deshalb ausgesprochen geeignet, um Leute wie Surreal oder Daemon einzufangen und zur Strecke zu bringen. Und diejenigen, die draußen stehen, haben keine Möglichkeit, das Spiel zu beenden, ohne das Leben derjenigen zu gefährden, die in der Falle sitzen. Es scheint, als wäre eine grausame Wahl zu treffen. Und dann taucht auch noch Lucivar am Schauplatz auf, drauf und dran, sich ebenfalls in die Falle zu stürzen!
Was mir dagegen eher negativ aufgefallen ist, war die Veränderung in der Ausdrucksweise, sodass ich mich schon fragte, ob hier ein anderer Übersetzer am Werk war. Das war nicht der Fall, weshalb sich mir als nächstes die Frage stellte, warum die Übersetzerin es auf einmal für nötig befunden haben mag, ein Wort, das in den ersten Bänden noch mit Geschlecht übersetzt wurde, jetzt auf einmal mit Schwanz zu übersetzen. Das macht die eigentliche Aussage keineswegs erotischer, eher ordinärer.
Von diesem sprachlichen Detail abgesehen fand ich „Nacht“ aber recht gelungen. Was diesem Band letzten Endes an Intensität und Dramatik fehlt, macht er locker durch Spannung und Einfallsreichtum wieder wett. Anne Bishop hat sich diesmal tatsächlich fast völlig von allen anderen Bänden des Blutjuwelen-Zyklus gelöst, indem sie nicht nur auf ihre alten Antagonisten Dorothea und Hekatah verzichtet hat, sondern auch eine Neben- zur Hauptfigur gemacht und sie in eine völlig neue Situation gestellt hat. „Nacht“ ist kein Epos mehr, auch nicht der Versuch, ein Epos fortzuführen oder auszubauen. „Nacht“ ist ein Krimi und eigenständig. Das hat dem Buch ausgesprochen gutgetan. Es hat Raum geschaffen für Ideen, die im Kontext dieses Zyklus neu und auch interessant umgesetzt waren, und einen neuen Antagonisten, der wesentlich mehr Biss hat als die beiden kleinen Hexchen Roxie und Lektra. Wer eine Geschichte von der Dimension der ersten drei Bände erwartet hat, wird vielleicht enttäuscht sein, denn die bietet „Nacht“ definitiv nicht. Das Flickwerk aus Band IV aber steckt diese neue Geschichte locker in die Tasche, und mit Band V kann sie durchaus mithalten.
_Anne Bishop_ lebt in New York, liebt Gärtnern und Musik, und hatte bereits einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, ehe ihr mit dem Zyklus der |Schwarzen Juwelen| der internationale Durchbruch gelang. Außerdem stammen aus ihrer Feder die Trilogie |Tir Alainn|, die auf Deutsch bisher anscheinend nicht erschienen ist, sowie der Zweiteiler |Ephemera| mit den Bänden „Sebastian“ und „Belladonna“.
|Originaltitel: The Black Jewels Series: Tangled Webs
Deutsche Übersetzung von Ute Brammertz
398 Seiten, kartoniert
Mit Bonusmaterial: „Wenn das Hexenblut blüht“|
http://www.heyne.de
http://www.annebishop.com
_Mehr von Anne Bishop auf |Buchwurm.info|:_
|Die dunklen Welten|:
Band I: [„Sebastian“ 3671
Band II: [„Belladonna“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=4799
Band II: [„Belladonna“ 4722 (zusätzliche Buchrezension)
_Oberflächlich gesehen_, ist Michael nicht mehr als ein schäbiger Vagabund, der sich sein Geld mit Flötespielen verdient. Das liegt daran, dass das, was unter dieser Oberfläche schlummert, bestenfalls mit Misstrauen, wenn nicht gar mit Ablehnung betrachtet wird. Doch nun scheint es, als müsse sich daran dringend etwas ändern! Grausame Dinge sind geschehen, die Menschen haben Angst, und die vernünftigeren unter ihnen sind eher dafür, dass Michael etwas dagegen unternimmt, anstatt ihn dafür verantwortlich zu machen.
Allerdings zieht Michael damit die Aufmerksamkeit des tatsächlichen Verursachers auf sich. Prompt wird er angegriffen, und die einzige Gegenwehr, die ihm einfällt, bringt ihn an einen Ort, der fremder und wundersamer kaum sein könnte: Ephemera …
_Unter den diversen neuen Charakteren_ dieses zweiten Bandes ist Michael der einzige wirklich wichtige. Erstaunlich dabei ist, dass es über ihn eine Menge zu sagen gäbe, allerdings kaum Eigenschaftswörter. Zumindest solche, die seinen Charakter beschreiben könnten. Bestenfalls könnte man sagen, er besäße Verantwortungsbewusstsein. Obwohl Bewusstsein hier auch schon übertrieben ist, denn tatsächlich ist Michael absolut ahnungslos, was seine wirkliche Tätigkeit betrifft. Seit zwölf Jahren ist er auf Wanderschaft, bereist regelmäßig dieselben Ortschaften, ohne zu wissen, warum das so ist und was es bedeutet. Inzwischen ist er seines Lebens als Außenseiter müde und sehnt er sich nach Zugehörigkeit, sowohl zu einem Ort als auch zu anderen Menschen, sprich: nach einem Zuhause.
Seine Schwester Caitlin besitzt ebenfalls eine besondere Gabe, für die sie misstrauisch beäugt und verspottet wird. Sie empfindet ähnlich wie Michael, nur noch viel stärker. Denn erstens ist sie ein Mädchen und deshalb einer zusätzlichen, besonders unangenehmen Art von Diskriminierung ausgesetzt. Zum zweiten ist sie im Gegensatz zu Michael nicht unterwegs. Wie ihr Bruder weiß auch sie nicht wirklich, was es mit ihrer Gabe auf sich hat, und da sie nicht fort kann, reagiert sie mit wachsendem Trotz und Zorn.
Brighid, die Tante, die die beiden aufgezogen hat, war ursprünglich die Oberste der Gemeinschaft auf der Insel des Lichts, ehe sie die Insel verließ, um die beiden verwaisten Kinder großzuziehen. Sie ist eine strenge, aufrechte Frau und kann die beiden Kinder, obwohl sie diese nach außen stets verteidigt hat, selbst nicht vorbehaltlos akzeptieren. So ist auch sie mit ihrer Situation nicht glücklich, nicht einmal, als sie wieder auf die Insel zurückkehrt.
_Im Vergleich zum ersten Band_ ist die Charakterzeichnung ein kleine wenig schwächer ausgefallen. Caitlin und Brighid sind nicht so stark ausgearbeitet wie Teaser oder Nadia, vielleicht auch, weil Brighid überhaupt eher wenig und Caitlin im letzten Drittel so gut wie gar nicht mehr vorkommt. Aber auch Michaels Darstellung ist nicht so intensiv ausgefallen wie Sebastians, was daran liegen mag, dass er sich den Mittelpunkt mit Glorianna Belladonna teilen muss. Gloriannas Charakter stand bereits, sodass die Autorin sich in diesem Fall mehr auf ihre Gefühlswelt konzentrieren konnte, was sie auch getan hat, allerdings ohne dabei die Balance zu verlieren. Insgesamt sind wir somit noch immer auf einem Niveau, das ein gutes Stück über dem Durchschnitt liegt.
Was „Belladonna“ weit mehr von „Sebastian“ unterscheidet, ist die Unwissenheit sämtlicher neuer Figuren in Bezug auf das wahre Wesen Ephemeras. Sie alle leben in dem Teil der Welt, der durch den Kampf gegen den Weltenfresser nahezu unversehrt geblieben ist. Offenbar waren dort keine Brückenbauer notwendig, die die einzelnen Bruchstücke miteinander verbanden. Trotzdem hat es mich doch ein klein wenig erstaunt, dass das Wissen um die Landschaffer und ihre Aufgaben dort so nahezu vollständig untergehen konnte. Zumindest Brighid, die ja immerhin noch wusste, was sie selber war, hätte erkennen müssen, was ihre Nichte und ihr Neffe waren!
Ein wenig verwirrt hat mich außerdem die Frage, wie sehr die beiden Gebiete – das unversehrte und das zersplitterte – nun eigentlich wirklich voneinander getrennt waren. Einerseits tauchten in den Orten auf Michaels Route gelegentlich Geschöpfe auf, die aus den dunklen Landschaften in der Nachbarschaft des Sündenpfuhls stammen, zum Beispiel Wasserpferde. Warum aber gab es dann keine weiteren Kontakte? Warum hat niemand aus Michaels Gegend daran gedacht, die Schule der Landschafferinnen zu besuchen, bevor das Wissen so weit verloren gehen konnte, dass niemand mehr eine Ahnung davon hatte? Warum hat niemand aus den anderen Landschaften je versucht, den unversehrten Teil der Welt zu erreichen? Schon eigenartig.
Andererseits fällt es im Hinblick auf die eigentliche Handlung nicht schwer, diese kleinen Unstimmigkeiten beiseite zu lassen. Nachdem die Autorin den Leser gleich im ersten Drittel beinahe in eine Katastrophe laufen lässt, die halb aus zwischenmenschlichen Konflikten, halb aus der Bedrohung durch den Antagonisten besteht, wird es eine Weile etwas ruhiger, nur um nach einem weiteren Drittel noch einmal massiv an Dramatik und Spannung zuzulegen. Auch der Schluss des Buches war nicht unbedingt vorherzusehen. Die Art und Weise, wie Belladonna den Weltenfresser bekämpft, ist wirklich erst ab dem Zeitpunkt klar, als Anne Bishop ihn verrät. Und das sagt noch gar nichts darüber aus, wie dieser Kampf endet.
Faszinierend finde ich auch stets aufs neue, wie die Autorin Licht und Schatten ausbalanciert. Immer wieder malt sie die düstersten Stimmungen und muss dabei nicht im Geringsten auf blutige Details zurückgreifen. Und ein paar Seiten weiter sprüht trockener Humor aus den Dialogen und bringt den Leser dazu, breit zu grinsen oder sogar zu lachen.
_Diese Mischung aus phantasievoller, interessanter Welt, menschlichen, lebendigen Charakteren, Spannung und Humor macht beinahe süchtig._ Zumindest gilt das für mich. Ephemera hat mir fast noch besser gefallen als der Juwelenzyklus. Der Zweiteiler ist nicht so brutal und auch stofflich noch nicht so sehr beansprucht wie sein großer Bruder, der immerhin schon fünf Bände umfasst. Und eigentlich gäbe es auch keinen Grund, aus Ephemera eine Trilogie zu machen, aber man weiß ja nie. Geschichten, die eigentlich abgeschlossen sind, noch einmal weiterzuspinnen, ist meistens keine gute Idee. Aber das muss ja nichts heißen, wie selbst Anne Bishop bereits bewiesen hat.
_Anne Bishop_ lebt in New York, liebt Gärtnern und Musik, und hatte bereits einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, ehe ihr mit dem Zyklus der |Schwarzen Juwelen| der internationale Durchbruch gelang. Außerdem stammen aus ihrer Feder die Trilogie |Tir Alainn|, die auf Deutsch bisher anscheinend nicht erschienen ist. Dafür kommt im Oktober dieses Jahres unter dem Titel „Nacht“ noch mal ein weiterer Band aus dem Juwelenzyklus in die Buchläden.
|Originaltitel: Belladonna (Ephemera, Bd. 2)
Übersetzt von Kristina Euler
Mit Illustrationen von Animagic
Taschenbuch, 528 Seiten|
http://www.heyne.de
http://www.annebishop.com/
_Anne Bishop auf |Buchwurm.info|:_
|Die dunklen Welten|:
Band I: [„Sebastian“ 3671
Band II: [„Belladonna“ 4722 (zusätzliche Buchrezension)
|Die Schwarzen Juwelen|:
Band I: [„Dunkelheit“ 3375
Band II: [„Dämmerung“ 3437
Band III: [„Schatten“ 3446
Band IV: [„Zwielicht“ 3514
Band V: [„Finsternis“ 3526
Band VI: „Nacht“ (dt. im Oktober 2008)
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