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Anne Bishop – Dunkelheit (Die Schwarzen Juwelen 1)

Vor siebenhundert Jahren hat Tersa die Ankunft einer neuen Hexe vorausgesagt. Jetzt scheint es, als hätte sich ihre Prophezeiung erfüllt. Lucivar Yaslana, Kriegerprinz und Sohn des Höllenfürsten Saetan SaDiablo, ist ihr begegnet: Sie heißt Jaenelle und ist ein verletzliches, scheues, siebenjähriges Kind! Sofort verspürt das eyrische Halbblut den Wunsch, das Kind zu beschützen. Auch Lucivars Bruder Daemon, genannt der Sadist, spürt Jaenelles Ankunft. Doch sie ist weit, weit fort, außerhalb seiner Reichweite, und das macht ihn rastlos und noch reizbarer, als er ohnehin ist.

Letztlich ist es der Höllenfürst persönlich, der sich des Kindes annimmt. Da Jaenelle Lucivar versprochen hat, nicht durch die Welt des Lichtes, Tereille, zu reisen, hat sie sich darauf verlegt, durch das Reich der Schatten, Kaeleer, und das Reich der Finsternis, die Hölle, zu reisen. Als Saetan ihr begegnet, spürt auch er sofort, dass er die zukünftige Herrin der Welt vor sich hat. Und sie bittet ihn, sie auszubilden! Schon bald erkennt Saetan, dass er sich da einiges eingebrockt hat, und das nicht nur, weil die Kleine zwar schier unermessliche Kräfte besitzt, gleichzeitig aber nicht in der Lage ist, sie zu kontrollieren, sondern weil sie Feinde hat. Mächtige Feinde!
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Bishop, Anne – Schatten (Die Schwarzen Juwelen 3)

Band 1: [„Dunkelheit“ 3375
Band 2: [„Dämmerung“ 3437

Um die Territorien der verwandten Wesen vor den Einwanderern aus Tereille zu schützen, hat Jaenelle der Dunkelheit ihr Opfer dargebracht und den Thron des Schwarzen Askavi bestiegen. An ihrem Hof dienen die stärksten Hexen und Kriegerprinzen, die Kaeleer aufzubieten hat, und endlich kommt auch Daemon zum Askavi und wird ihr Gefährte.

Aber Dorothea und Hekatah lassen nicht locker. Sie hetzen die Territorien Tereilles zum Krieg gegen Kaeleer auf und versuchen gleichzeitig, Jaenelle und ihre Schwester Wilhelmina entführen zu lassen, um Saetan damit zu erpressen. Allerdings haben sie die Rechnung ohne Jaenelle gemacht …

|Charakterentwicklung|

Jaenelles Schachzug hat diesem dritten Band wieder einiges mehr an Spannung verliehen, als der zweite Band geboten hat. Vor allem bei dem Teil des Plans, dessen Ausführung Daemon oblag, hätte eine ganze Menge schiefgehen können. Er war auch nicht genialer eingefädelt oder besser vorbereitet als die Unternehmungen ihrer Gegner, deren Pläne mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder danebengehen.

Der Grund für den größeren Erfolg liegt allerdings nicht darin, dass Jaenelle und ihre Verbündeten einfach übermächtig und perfekt sind, im Gegenteil. Gerade diejenigen mit der größten Macht sind am verletzlichsten, allen voran Jaenelle, aber auch Daemon, Saetan und Lucivar. Dadurch wirkt keine der Hauptpersonen je flach oder plakativ. Dass sie so viel besser abschneiden, liegt eher daran, dass ihre Freunde zahlreicher sind. Es gibt einfach mehr Leute, die misstrauisch werden können, wenn ihnen etwas Verdächtiges auffällt.

Neue Personen bietet dieser dritte Band des Juwelenzyklus kaum noch, und die wenigen, die auftauchen, spielen nur am Rande eine Rolle.

Am bemerkenswertesten fand ich die Darstellung von Dorothea und Hekatah: Dafür, dass die beiden die Hauptintrigantinnen der Geschichte sind, sind sie erstaunlich schwer von Begriff. Durch ihre eigenen Leute auf dem Territorium Kleintereille in Kaeleer sollten sie eigentlich genügend Berichte erhalten haben, die ihnen Jaenelles Machtfülle klarmachen. Immer noch zu glauben, Jaenelle sei lediglich Saetans Marionette und er der eigentliche Herrscher, ist schlicht dumm! Und auch Jaenelles Charakter haben sie unterschätzt. Da vor allem Hekatah für Begriffe wie Ehrgefühl, Pflicht und Verantwortungsbewusstsein nur Hohn und Verachtung übrig hat, sie als Schwäche begreift, glaubt sie, Jaenelle durch Geiselnahme erpressen zu können. Pech für Hekatah, dass Jaenelles Verantwortungsgefühl weit ausgeprägter ist, als Hekatah annimmt, und Jaenelle macht keine halben Sachen. – Andererseits kam mir ihre mangelnde Menschenkenntnis gerade recht.

Überhaupt kam es im Verlauf der letzten etwa 800 Seiten zu einigen höchst befriedigenden Ergebnissen, was das Personal dieser beiden Damen anging. Damit meine ich hauptsächlich das Endergebnis, weniger die Methode, mit der es erreicht wurde. Diesbezüglich hält sich die Autorin eher zurück. Nur eine Szene geht tatsächlich in unappetitlichere Details, wird aber dadurch stark abgemildert, dass der Leser bereits vorher weiß, dass sie nicht echt ist.

Was sich zu meiner Überraschung ebenfalls sehr in Grenzen hielt, war die erotische Komponente, die im Zusammenhang mit diesem Zyklus stets so betont wird, und das, obwohl Daemon inzwischen Jaenelles Gefährte ist. Daemons Befreiung von Dorothea hat ihn auch aus seiner Rolle als Sadist befreit, und da das Hauptaugenmerk auf Jaenelles Hof liegt, wo alle ziemlich kumpelhaft miteinander umgehen, reduziert sich die Erotik größtenteils auf zweideutige Bemerkungen, die in der Regel mit einem Augenzwinkern daherkommen.

Denn das ist dem Zyklus bisher unverändert geblieben: der Humor. Zwar hat Jaenelle ihre Teenagerkapriolen längst hinter sich gelassen, trotzdem ist es der Autorin gelungen, den trockenen und schlagkräftigen Witz zu erhalten, indem sie ihn in andere Beziehungsverhältnisse transportiert hat, sei es zwischen Männern und Frauen oder zwischen Menschen und verwandten Wesen.

|Handlungsentwicklung und Ausblick|

Ich fürchte allerdings, ein Teil davon könnte in den folgenden Bänden verloren gehen. Denn der dritte Band bildet eine Zäsur, und das in mehr als einer Hinsicht.

Zum einen hat Jaenelles ungewöhnliche Maßnahme die Situation innerhalb des Zyklus massiv verändert. Nicht nur, dass sie selbst jetzt nicht mehr die dunkle Königin ist, was die Frage aufwirft, was sie denn dann in Zukunft sein wird. Es sind auch viele der Personen, die die Ereignisse bisher massiv mitgetragen haben, weggefallen. Einige davon werde ich ernstlich vermissen.

Zum anderen wird das Ende von Hekatah und Dorothea zwar nicht ausdrücklich und unwiderlegbar festgestellt, sie überleben zu lassen, würde allerdings einige Verrenkungen kosten, die der Logik sicherlich nicht zuträglich wären. Wie gesagt, Jaenelle macht keine halben Sachen. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass der neue Gegenpart aus einer völlig neuen Richtung kommen muss.

Trotz meiner Befürchtungen muss ich sagen, dass ich diese Wendung begrüße. Sie dürfte frischen Wind in die Ereignisse bringen, was den Eindruck einer endlosen Tretmühle vermeiden wird. Auf Dauer wirkt es äußerst ermüdend auf den Leser, wenn der Held über Bände und Bände hinweg immer wieder dieselbe Art von Gefechten und Gerangel mit ein und demselben Gegner ausfechten muss, ohne jemals wirklich etwas zu erreichen. Auch wenn das Böse nie wirklich ausstirbt, darf es gern gelegentlich einen neuen Vertreter vorschicken, mit anderen Eigenschaften und einer anderen Art, die Dinge anzugehen.

Und vielleicht gelingt es der Autorin ja, auch ihren trockenen Humor weiterhin einfließen zu lassen, eben nur auf anderen Wegen.

_Bisher_ jedenfalls ist es Anne Bishop gelungen, die einzelnen Bände ihrer Geschichte auf gleichbleibend hohem Niveau zu erzählen. Auch wenn im zweiten Band der Spannungsbogen nicht ganz so straff gespannt war wie im ersten und im dritten, enthält ihr Entwurf von Welt und Charakteren so viel Eigendynamik, dass es einfach Spaß macht, weiterzulesen, auch wenn nicht ununterbrochen um Haaresbreite eine Katastrophe nach der anderen abgewendet wird. Der Juwelenzyklus ist eigenwillige Fantasy, in der sich Exotik, Humor, Gefühl und Spannung ausgesprochen gut die Waage halten. Wärmstens zu empfehlen.

_Anne Bishop_ lebt in New York, liebt Gärtnern und Musik und hatte bereits einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, ehe ihr mit dem Zyklus der |Schwarzen Juwelen| der internationale Durchbruch gelang. Vier Bücher aus diesem Zyklus, für den sie den |Crawford Fantasy Award| erhielt, sind bisher bei uns erschienen, Band fünf kam Mitte März auf den deutschen Markt. Außerdem stammen aus ihrer Feder die Trilogie |Tir Alainn|, die auf Deutsch bisher anscheinend nicht erschienen ist, sowie |Ephemera|, dessen zwei Bände den Zyklus der |Schwarzen Juwelen| weiterführen sollen. „Sebastian“ ist bereits seit letztem Jahr auf Englisch erhältlich, „Belladonna“ ab März dieses Jahres. Die deutsche Ausgabe des ersten Bandes erscheint im Juni 2007 bei |Heyne|.

http://www.annebishop.com
http://www.heyne.de

Bishop, Anne – Dämmerung (Die Schwarzen Juwelen 2)

Band 1: [„Dunkelheit“ 3375

Jaenelle ist seit den Ereignissen an Cassandras Altar im Abyss verschwunden, jenem unzugänglichen Reich, das tief in jedem Menschen liegt und nur für diejenigen Außenstehenden erreichbar ist, die über ein dunkleres Juwel verfügen. Aber Jaenelle trägt mehrere schwarze Juwelen! Nicht einmal der Höllenfürst kann sie in der Tiefe ihres Selbst erreichen. Immerhin lässt Hekatah ihn momentan mit ihren Intrigen in Ruhe, denn Saetan hat ihr weisgemacht, Jaenelle sei nun ein |kindelîn tôt|. Als die Dämonenpriesterin allerdings eines Tages Char, den Anführer der |kindelîn tôt|, unter Druck setzt, um Jaenelle zu sehen, hat das unerwartete Folgen …

Daemon kämpt inzwischen mit seinen Erinnerungen. Sein Selbst ist bei dem Versuch, Jaenelle in den Abyss zu folgen, zersprungen. Zwar hat Jaenelle sein Selbst geheilt, doch er ist noch immer angeschlagen. Als er beschließt, seinen Bruder Lucivar aus den Salzminen zu befreien, macht er einen folgenschweren Fehler. Denn Lucivar glaubt, Daemon habe Jaenelle zerstört und getötet, um seine und Lucivars Freiheit für hundert Jahre zu erkaufen, wie Dorothea es ihm einst angeboten hatte. Bei dem Versuch, die Wahrheit herauszufinden, trifft Daemon auf Hekatah, die Lucivars Behauptung bekräftigt. Erneut geht Daemons Selbst in Scherben.

|Charakterentwicklung|

Bisher hat der Leser den Wahnsinn des Verzerrten Reiches hauptsächlich von außen erlebt, durch das höchst seltsame Verhalten von Tersa. Diesmal nimmt die Autorin ihn dorthin mit.

Daemons Wahn ist bestimmt von den Ereignissen an Cassandras Altar, an die er sich allerdings nicht erinnern kann. Genau das macht ihn so verwundbar, denn er hat Lucivars und Hekatahs Beschuldigungen nichts entgegenzusetzen. Allein die Möglichkeit, er könnte tatsächlich seine große Hoffnung und Geliebte verraten haben, ertränkt ihn in Schuldgefühlen und Verzweiflung, in einem blutigen Alptraum. Surreal, zu der er wie Tersa gelegentlich zurückkehrt, kann nicht zu ihm durchdringen. Hilflos sieht sie mit an, wie Daemon immer mehr verkommt und letztlich droht, sich in seinem Alptraum vollends zu verlieren.

Jaenelle ist zwar nach zwei Jahren wieder in ihren Körper zurückgekehrt, ihr Selbst ist aber ebenfalls noch zu sehr verwundet, um sich den Erinnerungen zu stellen. Nur im Traum kommen die Erinnerungen hoch, meist dann, wenn Jaenelle wieder einmal den Intrigen von Hekatah ausgesetzt war. Gleichzeitig reagiert sie weit agressiver auf eine Bedrohung ihrer Lieben als bisher, selbst gegen ihren Körper scheint sie Krieg zu führen.

Anne Bishop ist erneut eine äußerst glaubhafte Charakterzeichnung gelungen. Jaenelles Verhalten entspricht tatsächlich dem, was man oft bei Vergewaltigungsopfern vorfindet, und auch Daemons Verwirrung und Wahn sind sehr intensiv und nachvollziehbar dargestellt.

|Handlungsverlauf|

Die Handlung selbst ist auch diesmal wieder eher träge. Es gibt nicht einmal gegen Ende eine Zuspitzung mit steigender Spannung. Der zweite Band des Zyklus wird eher von Jaenelles Entwicklung und von den diversen kleinen Intrigen Hekatahs getragen. Ihre Versuche, den Höllenfürsten von seiner Adoptivtochter zu trennen, damit sie das Mädchen als willenloses Werkzeug benutzen kann, sind nicht unbedingt besonders raffiniert; Hekatah zeichnet sich eher durch Hartnäckigkeit und Grausamkeit aus als durch Finesse. Der Grund für ihren mangelnden Erfolg liegt jedoch nicht in mangelnder Finesse, sondern hauptsächlich darin, dass Hekatah Jaenelle kontinuierlich unterschätzt. Sie hält Jaenelle für ein in der Magie zwar mächtiges, aber sonst harmloses kleines Mädchen, das sich beherrschen lässt, und kämpft deshalb hauptsächlich gegen Saetan. Dabei hätte sie schon bei Jaenelles erstem Auftreten vor dem Rat gewarnt sein sollen. Aber schließlich brauchte Jaenelle ja Zeit, um volljährig zu werden.

Ein weiteres Element – abgesehen von dem immer noch vorhandenen Humor, sei es in Jaenelles Teenagerkapriolen oder in den nach wie vor recht trockenen Kommentaren ihrer Beschützer – trägt dafür Sorge, dass das Buch trotz eher geringer Spannung nicht langweilig wird. Schon im ersten Band wird erwähnt, dass Jaenelle eine Menge ungewöhnlicher Freunde hat. So sind unter ihren Freunden, die sie mit zunehmender Erholung wieder trifft und schließlich um sich sammelt, nicht nur Elfen und Centauren, sondern auch Wölfe, Einhörner und magische Katzen. Sie alle sind verwandte Wesen, Wesen des Blutes. Sie verfügen über Intelligenz und Magie, wenn auch nicht ganz in dem Maße wie die Menschen, und sie verfügen über dieselbe gesellschaftliche Struktur. Die intakte Struktur, wie sie auch in Kaeleer noch vorhanden ist, nicht die degenerierte von Tereille.

Fast scheint es, als hätte dieser zweite Band dazu gedient, das Heer aufzustellen. Jaenelle ist erwachsen geworden, hat ihre Freunde um sich versammelt und schließlich dem Rat die Stirn geboten. Die Ruhe vor dem Sturm dürfte damit erledigt sein, und ich rechne damit, dass es im nächsten Band etwas ernsthafter zur Sache gehen wird. Sowohl Hekatah als auch Dorothea werden nichts Eiligeres zu tun haben, als gegen die neue Königin Maßnahmen zu ergreifen. Außerdem dürfte der häufig erwähnte erotische Aspekt, der in diesem Band ziemlich in den Hintergrund getreten ist, wieder eine größere Rolle spielen, wenn Jaenelle sich einen Gefährten wählt. Ansonsten … lasse ich mich überraschen.

_Anne Bishop_ lebt in New York, liebt Gärtnern und Musik, und hatte bereits einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, ehe ihr mit dem Zyklus der |Schwarzen Juwelen| der internationale Durchbruch gelang. Vier Bücher aus diesem Zyklus, für den sie den |Crawford Fantasy Award| erhielt, sind bisher bei uns erschienen, Band fünf kommt im April auf den deutschen Markt. Außerdem stammen aus ihrer Feder die Trilogie |Tir Alainn|, die auf Deutsch bisher anscheinend nicht erschienen ist, sowie |Ephemera – Die dunklen Welten|, dessen zwei Bände den Zyklus der |Schwarzen Juwelen| weiterführen sollen. „Sebastian“ ist bereits seit letztem Jahr auf Englisch erhältlich, „Belladonna“ ab März dieses Jahres. Die deutsche Ausgabe des ersten Bandes erscheint im Juni 2007 bei |Heyne|.

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Bishop, Anne – Finsternis (Die Schwarzen Juwelen 5)

Band 1: [„Dunkelheit“ 3375
Band 2: [„Dämmerung“ 3437
Band 3: [„Schatten“ 3446
Band 4: [„Zwielicht“ 3514

Neun Jahre lang wurde Jared als Lustsklave benutzt. Dann hielt er es nicht mehr aus und brachte die Königin, der er gehörte, um! Jetzt gilt er als Königinnenmörder, als unberechenbar und gefährlich. Das bedeutet, dass er demnächst in den Salzminen von Pruul landen wird. Doch dann geschieht etwas völlig Unerwartetes: Er wird gekauft. Von der Grauen Lady.

Jared ist davon kaum begeistert. Denn die Graue Lady hat einen Ruf, der ihn keineswegs zum Optimismus berechtigt. Ihr Verhalten ist jedoch mehr als sonderbar, ja regelrecht widersprüchlich! Auf dem Weg in ihr Territorium Dena Nehele gibt sie Jared einiges zu denken. Bis er schließlich durch puren Zufall hinter ihr Geheimnis kommt und sich damit alles verändert …

_“Finsternis“_ spielt tatsächlich in einer Zeit vor dem ersten Band des Zyklus, als Prequel kann man ihn aber nicht wirklich bezeichnen, da er nicht die unmittelbare Vorgeschichte zu den Ereignissen um Jaenelle erzählt. Die einzigen beiden Personen aus dem eigentlichen Zyklus, die in diesem Band vorkommen, sind Dorothea SaDiablo und Daemon Sadi, wobei Letzterer lediglich eine Nebenrolle einnimmt.

Das Hauptaugenmerk liegt auf Jared, einem Krieger mit rotem Juwel. Bei weitem nicht so aggressiv wie Daemon oder gar Lucivar, steht er seinem Aggressionspotenzial dennoch äußerst skeptisch gegenüber. Den Mord an seiner früheren Besitzerin bereut er nicht, aber er misstraut der Wildheit und Wut in seinem Innern und muss erst lernen, sie als Teil seines kriegerischen Selbst zu akzeptieren. Man könnte es fast ein wenig als Erwachsenwerden bezeichnen.

Lady Arabella Ardelia, seine neue Besitzerin, dagegen scheint keine Probleme mit ihrem Potenzial zu haben, und auch nicht mit ihrer Entschlusskraft. Gelegentlich schlägt sie mit ihrer Spontaneität geradezu über die Stränge. Für eine alte Dame hat sie erstaunlich viel Temperament und auch erstaunlich viel Energie. Und sie ist – wie offenbar nahezu alle Hexen – geradezu unerträglich stur!

Die Gegenspielerin, Dorothea SaDiablo, agiert auf gewohnte Weise: Sie will die Graue Lady loswerden, die ihr mit ziemlichem Erfolg Widerstand leistet, und beauftragt deshalb ihren neuen Hauptmann der Wache, sich der Sache anzunehmen. Natürlich versehen mit einer höchst effektiven Drohung …

Krelis, der Hauptmann, macht sich also daran, der Grauen Lady eine Falle zu stellen. Zunächst scheint er hauptsächlich ehrgeizig zu sein, was ja nicht unbedingt ein Fehler sein muss, und er hat Angst vor Dorothea, zu Recht natürlich. Schon bald stellt sich allerdings heraus, dass sein Ehrgeiz hauptsächlich aus Feigheit resultiert, und dass er aus dieser Feigheit heraus bereit ist, nahezu alles zu verraten, alles zu tun …

Abgesehen von den Hauptpersonen sind auch die Nebenfiguren sehr gut gezeichnet. Sie alle scheinen ihre kleinen Geheimnisse zu haben. Vor allem Thera und Blaed stellen dadurch zusätzlich zur Grauen Lady einen unbekannten Faktor dar, der Krelis ziemlich ins Stolpern bringt. Andererseits haben sie aber auch ein Problem: Sie haben einen Spion in ihren Reihen. Und sie können ihn nicht finden!

_So wird aus der Reise_ nach Dena Nehele schon vom ersten Schritt an ein mühseliges Katz-und-Maus-Spiel. Die Graue Lady schlägt sich, aufgrund einer anonymen Warnung, querfeldein, anstatt per Kutsche auf den Winden zu reisen. Diese unerwartete Reaktion verschafft ihr einen Vorsprung, dafür birgt sie zusätzliche Gefahren wie Vipernratten und Wegelagerer. Und trotz aller Haken, die sie schlagen, bleiben ihr die Verfolger hartnäckig auf den Fersen. Schließlich bleibt der Grauen Lady nichts anderes übrig als zum Äußersten zu greifen.

Diese Hetzjagd durchs Hinterland war außerordentlich gut gemacht. Nicht nur, dass es der Autorin gelang, die Identität des Spions bis zum Ende geheim zu halten, auch die immer neuen Fallen, die Krelis der Gruppe stellt, sowie die für ihn unerwartete Art und Weise, wie die Gruppe sich immer wieder aus brenzligen Situationen herausrettet, halten die Spannungskurve stets relativ hoch. Interessant ist auch, wie sich im Laufe der Zeit der wahre Charakter Krelis‘ immer deutlicher herausschält, oder auf welche Weise Dorothea Krelis‘ Spion vor Entdeckung geschützt hat. Auch die Idee mit den Knöpfen als Informationsträger fand ich gut.

Von der Spannung und den Ideen her war dieser Band weit besser als der vierte und konnte durchaus mit den ersten dreien mithalten. Das gilt auch für die erotische Komponente. Der trockene Humor allerdings fristet in diesem Band nur noch ein dünnes Randdasein. Das kommt wahrscheinlich auch daher, dass die hier agierende Gruppe ununterbrochen unter Druck steht, während Jaenelles Hof zumindest immer wieder längere Phasen der Ruhe erlebte, in denen Unbeschwertheit und Schalk möglich waren.

_Auf jeden Fall_ hat es dem Buch gut getan, dass die Autorin sich die Mühe gemacht hat, eine völlig neue Handlung zu kreieren, die zwar in den gewohnten Rahmen des Zyklus eingebettet ist, jedoch inhaltlich davon unabhängig. Dadurch wurde der Eindruck von nachträglichem Hinzuflicken vermieden, die Gefahr logischer Brüche zur Ursprungshandlung ebenfalls. Auch gibt es diesmal wieder eine durchgehende Geschichte mit innerem Zusammenhang und einheitlicher Stimmung. Der Kniff, die Handlung in einen früheren Zeitabschnitt zu verlagern, gab der Autorin die Möglichkeit, wieder auf Dorothea SaDiablo als Antagonistin zurückzugreifen, was letztlich zu dem sehr gelungenen Charakter des Hauptmanns Krelis geführt hat, der ein echter Gewinn war und den beiden eher harmlosen Hexchen Lektra und Roxie aus Band vier voll den Rang abläuft. Gut getan hat der Handlung außerdem, dass Dorothea sich nicht mit Intrigen aufgehalten hat, sondern ungewohnt direkt gegen ihre Widersacherin vorgegangen ist.

_Mit anderen Worten:_ Obwohl „Finsternis“ nicht ganz an den Rang der ersten drei Bände heranreicht, ist er durchaus spannend und abwechslungsreich zu lesen und um einiges besser als der vierte Band. Trotzdem ist es gut, dass die Autorin sich nun einem neuen Zyklus zugewandt hat. Die Welt der dunklen Juwelen dürfte inzwischen alles gegeben haben, was sie zu geben hatte. Auszutzeln hat noch keinem Fantasy-Universum gutgetan.

_Anne Bishop_ lebt in New York, liebt Gärtnern und Musik, und hatte bereits einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, ehe ihr mit dem Zyklus der |Schwarzen Juwelen| der internationale Durchbruch gelang. Der fünfte Band aus diesem Zyklus, für den sie den |Crawford Fantasy Award| erhielt, ist seit Mitte März auf Deutsch erhältlich. Außerdem stammen aus ihrer Feder die Trilogie |Tir Alainn|, die auf Deutsch bisher anscheinend nicht erschienen ist, sowie |Ephemera|, dessen zwei Bände den Zyklus der Schwarzen Juwelen weiterführen sollen. „Sebastian“ ist bereits seit letztem Jahr auf Englisch erhältlich, „Belladonna“ ab März dieses Jahres. Die deutsche Ausgabe des ersten Bandes erscheint im Juni 2007 bei |Heyne|.

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Anne Bishop – Blutsherrschaft (Die schwarzen Juwelen 8)

Die Schwarzen Juwelen:

Band I: „Dunkelheit“3375
Band II: „Dämmerung“3437
Band III: „Schatten“3446
Band IV: „Zwielicht“3514
Band V: „Finsternis“3526
Band VI: „Nacht“5374
Band VII: „Blutskönigin“
Band VIII: „Blutsherrschaft“

Cassidy hat den Schatz von Grayhaven gefunden. Und nachdem Theran Lias Brief gelesen hat, der dem Schatz beigefügt war, scheint es, als wolle er endlich zumindest versuchen, ernsthaft mit Cassidy zusammenzuarbeiten. Doch dann taucht Kermilla in Grayhaven auf, jene Königin, die Cassidy einst in Dharo ihren ersten Kreis ausgespannt hat …

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Anne Bishop – Blutskönigin (Die Schwarzen Juwelen 7)

Die Schwarzen Juwelen:

Band I: „Dunkelheit“
Band II: „Dämmerung“
Band III: „Schatten“
Band IV: „Zwielicht“
Band V: „Finsternis“
Band VI: „Nacht“

_Seit dem Hexensturm_ vor zwei Jahren sind Dorotheas Marionetten endlich verschwunden. Doch zurückgeblieben sind nur Trümmer. Theran, ein Kriegerprinz aus Dena Nehele, ist sich nur zu bewusst, dass sein Volk sterben wird wenn es keine neue Königin bekommt. Und so macht er sich auf den Weg nach Kaeleer und bittet Daemon Sadi um Hilfe. Er soll ihm bei der Suche nach einer Königin helfen, die bereit wäre nach Tereille zu kommen und dort zu herrschen, nach den alten Gesetzen des Blutes.

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Bishop, Anne – Nacht (Die Schwarzen Juwelen 6)

|Die Schwarzen Juwelen|:

Band I: [„Dunkelheit“ 3375
Band II: [„Dämmerung“ 3437
Band III: [„Schatten“ 3446
Band IV: [„Zwielicht“ 3514
Band V: [„Finsternis“ 3526
Band VI: „Nacht“ (dt. im Oktober 2008)

Surreal hat die Kriminalromane des Landen Jervis Jenkell eigentlich immer gern gelesen. Bis der Autor anfing, Romane über die Angehörigen des Blutes zu schreiben. Seine Vorstellungen vom Leben der Hexen und ihrer Krieger erscheinen ihr ausgesprochen lächerlich, und da ist sie nicht die Einzige. Jaenelle ist deshalb sogar auf die exzentrische Idee verfallen, ein Spukhaus einzurichten, als Spaß für Kinder, was Saetan überhaupt nicht gefällt.

Jervis Jenkell dagegen fühlt sich durch die Angehörigen des Blutes auf den Schlips getreten und sinnt nun auf Rache. Ein perfides Katz-und-Maus-Spiel beginnt …

Jervin Jenkell ist der einzige neue Charakter. Und er ist ein eingebildeter, hinterhältiger, grausamer Kerl. Im Grunde ist er intelligent und findig, doch die Erkenntnis, dass er selbst, obwohl als Landen aufgewachsen, ein Angehöriger des Blutes ist, hat ihn offenbar völlig abheben lassen. So ist er zu eitel und zu hochmütig, einfach seine Bezirkskönigin aufzusuchen, ihr sein Juwel zu zeigen und sie um Rat und Hilfe zu bitten. Stattdessen hat er seine Entdeckung in einen Roman gekleidet und erwartet jetzt, von allen als einer der ihren behandelt, ja sogar regelrecht hofiert zu werden. Die Idee, dass seine versteckte Botschaft womöglich nicht verstanden werden könnte, kommt ihm gar nicht. Und da er keinerlei Vorstellung vom sozialen Gefüge innerhalb der Blutsangehörigkeit hat, ist ihm auch nicht klar, dass er keinesfalls auf derselben Stufe wie Daemon und Jaenelle steht. Er fasst ihre Reaktion schlicht als Beleidigung auf.

Ich muss ehrlich zugeben, dieser Band des Blutjuwelen-Zyklus hat mich schwer überrascht. Ungewöhnlich ist schon mal, dass Jenkell eigentlich recht wenig auftaucht. Er kommentiert nur gelegentlich das Geschehen und offenbart dadurch seine Art zu denken und die Beweggründe für sein Handeln: seinen Hochmut und seine gekränkte Eitelkeit. Das Handeln wiederum offenbart seine hinterhältige Bosheit. Die Intensität dieser Charakterzeichnung kann bei weitem nicht mit der Jaenelles und Daemons aus den ersten Bänden mithalten. Dennoch ist die Figur Jervis Jenkell glaubwürdig und nachvollziehbar ausgefallen.

Außerdem setzt sich das Buch dadurch von seinen Vorgängern ab, dass diesmal nicht Jaenelle und Daemon im Mittelpunkt stehen. Hauptsächlich ist es Surreal, die sich mit Jenkell herumschlagen muss. Da Surreal vor allem praktisch veranlagt ist, spielen Gefühle in diesem Band eine untergeordnete Rolle. Der spürbarste Unterschied zeigt sich jedoch im Grundtenor des Buches. Während die ersten drei Bände vom Niedergang und der Wiedergeburt einer ganzen Welt erzählen, spielt sich der neue Konflikt nur zwischen der Familie SaDiablo und Jenkell ab. Diese beiden Punkte – die Wahl Surreals als Hauptperson und der begrenzte Umfang des Konflikts – haben dafür gesorgt, dass die Wucht, die den ersten drei Bänden innewohnte, hier völlig fehlt. Waren die Bände eins bis drei wie das Ankämpfen gegen einen heftigen Sturm, so ist Band sechs wie die Überquerung eines Nagelbretts. Surreal und ihre Begleiter haben sich in einer Falle verheddert, und alles, was ihnen in dieser Falle an kleinen oder größeren Widrigkeiten begegnet, wirkt wie immer neue Nadelstiche: verwirrend, zermürbend. Und der Gegner beobachtet das Ganze insgeheim.

Die Art der Falle ist wirklich trickreich. Sie ist ein fieses kleines Spiel, das darauf ausgelegt ist, die Beute in der Falle dazu zu bringen, dass sie genau das tut, was sie eigentlich unbedingt vermeiden sollte. Gekonnt spielt sie mit Sein und Schein und ist deshalb ausgesprochen geeignet, um Leute wie Surreal oder Daemon einzufangen und zur Strecke zu bringen. Und diejenigen, die draußen stehen, haben keine Möglichkeit, das Spiel zu beenden, ohne das Leben derjenigen zu gefährden, die in der Falle sitzen. Es scheint, als wäre eine grausame Wahl zu treffen. Und dann taucht auch noch Lucivar am Schauplatz auf, drauf und dran, sich ebenfalls in die Falle zu stürzen!

Was mir dagegen eher negativ aufgefallen ist, war die Veränderung in der Ausdrucksweise, sodass ich mich schon fragte, ob hier ein anderer Übersetzer am Werk war. Das war nicht der Fall, weshalb sich mir als nächstes die Frage stellte, warum die Übersetzerin es auf einmal für nötig befunden haben mag, ein Wort, das in den ersten Bänden noch mit Geschlecht übersetzt wurde, jetzt auf einmal mit Schwanz zu übersetzen. Das macht die eigentliche Aussage keineswegs erotischer, eher ordinärer.

Von diesem sprachlichen Detail abgesehen fand ich „Nacht“ aber recht gelungen. Was diesem Band letzten Endes an Intensität und Dramatik fehlt, macht er locker durch Spannung und Einfallsreichtum wieder wett. Anne Bishop hat sich diesmal tatsächlich fast völlig von allen anderen Bänden des Blutjuwelen-Zyklus gelöst, indem sie nicht nur auf ihre alten Antagonisten Dorothea und Hekatah verzichtet hat, sondern auch eine Neben- zur Hauptfigur gemacht und sie in eine völlig neue Situation gestellt hat. „Nacht“ ist kein Epos mehr, auch nicht der Versuch, ein Epos fortzuführen oder auszubauen. „Nacht“ ist ein Krimi und eigenständig. Das hat dem Buch ausgesprochen gutgetan. Es hat Raum geschaffen für Ideen, die im Kontext dieses Zyklus neu und auch interessant umgesetzt waren, und einen neuen Antagonisten, der wesentlich mehr Biss hat als die beiden kleinen Hexchen Roxie und Lektra. Wer eine Geschichte von der Dimension der ersten drei Bände erwartet hat, wird vielleicht enttäuscht sein, denn die bietet „Nacht“ definitiv nicht. Das Flickwerk aus Band IV aber steckt diese neue Geschichte locker in die Tasche, und mit Band V kann sie durchaus mithalten.

_Anne Bishop_ lebt in New York, liebt Gärtnern und Musik, und hatte bereits einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, ehe ihr mit dem Zyklus der |Schwarzen Juwelen| der internationale Durchbruch gelang. Außerdem stammen aus ihrer Feder die Trilogie |Tir Alainn|, die auf Deutsch bisher anscheinend nicht erschienen ist, sowie der Zweiteiler |Ephemera| mit den Bänden „Sebastian“ und „Belladonna“.

|Originaltitel: The Black Jewels Series: Tangled Webs
Deutsche Übersetzung von Ute Brammertz
398 Seiten, kartoniert
Mit Bonusmaterial: „Wenn das Hexenblut blüht“|
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_Mehr von Anne Bishop auf |Buchwurm.info|:_

|Die dunklen Welten|:

Band I: [„Sebastian“ 3671
Band II: [„Belladonna“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=4799
Band II: [„Belladonna“ 4722 (zusätzliche Buchrezension)