Band I: „Dunkelheit“3375
Band II: „Dämmerung“3437
Band III: „Schatten“3446
Band IV: „Zwielicht“3514
Band V: „Finsternis“3526
Band VI: „Nacht“5374
Band VII: „Blutskönigin“
Band VIII: „Blutsherrschaft“
Cassidy hat den Schatz von Grayhaven gefunden. Und nachdem Theran Lias Brief gelesen hat, der dem Schatz beigefügt war, scheint es, als wolle er endlich zumindest versuchen, ernsthaft mit Cassidy zusammenzuarbeiten. Doch dann taucht Kermilla in Grayhaven auf, jene Königin, die Cassidy einst in Dharo ihren ersten Kreis ausgespannt hat …
Einziger wichtiger Neuzugang unter den Figuren ist Kermilla. Die junge Königin ist hübsch, aber unendlich verwöhnt, leichtfertig und egoistisch. Sie ist nicht bewusst grausam gegenüber anderen wie Hekatah und Dorothea es waren, aber sie ist so selbstbezogen, dass der Rest der Welt sie nicht im geringsten kümmert, nicht einmal diejenigen, die sie braucht, um von ihnen zu bekommen, was sie haben will.
Leider wird Kermilla dadurch zu einer Gegnerin, die niemand wirklich ernst nehmen kann. Sie ist einfach nur ein dummes Gänschen, und eigentlich ist Theran viel zu intelligent, um auf ein solch hohles Geschöpf hereinzufallen. Vielleicht hat die Autorin deshalb den mentalen Zug der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Königin so stark strapaziert, damit Therans Verhalten nicht völlig ins Unglaubwürdige abgleitet. Viel genutzt hat es nicht.
Auch Cassidys Verhalten fand ich überzogen. Sie weiß doch, dass im Gegensatz zu ihrem Ersten Kreis in Dharo die Männer aus Dena Nehele – von Theran abgesehen – tatsächlich zu ihr gehören. Warum also zweifelt sie so sehr an ihnen, sogar an Gray, dass sie sofort davonlaufen möchte? Der Leser kommt sich vor wie in einem Stapel nasser Waschlappen. Selbst bei Gray, der sich vom verschreckten Kind allmählich zum Erwachsenen mausert, hat die Autorin, was seinen erwachenden Elan angeht, so übertrieben, dass es die eigentlich gelungene Entwicklung des Charakters störte.
All das wirkt sich unter anderem auch deshalb so störend auf die Geschichte aus, weil sie sich diesmal so stark auf die Ereignisse in Dena Nehele konzentriert. Das mag merkwürdig klingen, weil eigentlich so ziemlich sämtliche Angehörigen der SaDiablos irgendwo auftauchen. Die meisten bleiben aber nur ganz am Rand, sodass man sich – wie im Falle von Surreal – fragt, warum sie überhaupt auftauchen. Vieles Andere, wie die Fehlgeburt oder der anstrengende kleine Daemonar, haben nicht den geringsten Bezug zur eigentlichen Handlung, gleichzeitig fehlte ihnen jegliche Tiefe oder Intensität, wie sie die Ereignisse im Zusammenhang mit Daemons Angriff auf Jaenelle vorweisen konnten. Stattdessen wirken diese Szenen, als hätte Anne Bishop sie nur eingefügt, weil sie glaubte, ihre Leser würden von ihr erwarten, dass sie auch über das Leben der SaDiablos einiges erzählt. Vielleicht hatte sie damit sogar Recht, dann hätte sie sich aber auch die Mühe machen sollen, diesen Abschnitten etwas mehr Substanz zu verleihen. So beiläufig, wie sie diese Episoden erzählt, könnte man meinen, daß die Autorin selbst ihnen keinerlei Bedeutung beimisst.
So bleiben von der Geschichte letztlich außer einem Konflikt, der eigentlich gar keiner ist, weil man die Anzahl der Menschen in Dena Nehele, die bereit wären, Kermilla als ihre Königin zu akzeptieren, an einer Hand abzählen kann, nur die üblichen Zutaten wie das Geplänkel zwischen Männern und Frauen und Scelties und Menschen. Und obwohl ich den trockenen Humor, der dabei immer wieder auftaucht, sehr schätze, genügt das allein nicht, um ein ganzes Buch zu füllen, zumal auch die wahre Flut an Scelties dem mit dieser Rasse verbundenen Schmunzeleffekt, der im Vorgängerband noch so schelmisch daherkam, durch Übertreibung schier den Garaus macht.
Zwar war dieser neueste Band des Juwelen-Zyklus‘ nett zu lesen, vom Hocker gerissen hat er mich aber nicht. Wenn eine Geschichte schon nicht spannend ist, sollte sie irgendetwas anderes zu bieten haben, das den Leser fesselt. Das können in diesem Band weder die altbekannten noch die neueren Charaktere leisten, und auch nicht die Handlung, die zu flach und ohne Biss daherkommt. Schade, denn nach der Lektüre des Vorgängerbandes hatte ich gehofft, Anne Bishop hätte genug Ideen und Kraft für eine echte Fortsetzung. Aber jetzt sieht es so aus, als wäre „Blutskönigin“ nur ein Strohfeuer gewesen, das bei „Blutsherrschaft“ schon wieder verglüht war. Vielleicht ist es allmählich doch Zeit, die Welt der Blutjuwelen zur Seite zu legen und etwas ganz Neues anzufangen. So wie es der Autorin mit Ephemera schon einmal gelungen ist.
Anne Bishop lebt in New York, liebt Gärtnern und Musik, und hatte bereits einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, ehe ihr mit dem Zyklus der Schwarzen Juwelen der internationale Durchbruch gelang. Außerdem stammen aus ihrer Feder die Trilogie Tir Alainn, die auf Deutsch bisher anscheinend nicht erschienen ist, sowie der Zweiteiler Ephemera mit den Bänden „Sebastian“ und „Belladonna“.
Originaltitel: Shalador’s Lady
Übersetzung: Kristina Euler
Taschenbuch: 589 Seiten
ISBN-13: 978-3453527775
www.annebishop.com
www.heyne.de