Strobel, Arno – Skript, Das (Lesung)

Eine Mordserie, die einem Kriminalroman nachempfunden ist? Nein, das ist sicherlich keine neue Idee, und dennoch hat Arno Strobel sie so überzeugend umgesetzt, dass ich von der ersten Minute an an das Hörbuch gefesselt war.

Die Studentin Nina Hartmann erhält ein mysteriöses Paket – ein Stück „Stoff“, der aussieht wie menschliche Haut und der mit dem Beginn eines Kriminalromans beschrieben ist. Sie meldet die seltsame Post der Polizei und die findet schnell heraus, dass es sich tatsächlich um menschliche Haut handelt, die da beschrieben wurde. Zur gleichen Zeit wird die Tochter eines bekannten Hamburger Verlegers vermisst – ist es etwa ihre Haut, die als Grundlage für diesen perfiden Roman diente?

Es dauert nicht lange, bis die polizeilichen Ermittler – Andrea Matthiesen und Stephan Erdmann – herausfinden, dass der Autor Christoph Jahn ein Buch geschrieben hat, das genau so beginnt. Hat Jahn etwa mit dem Päckchen an die Studentin zu tun? Jahn ist erst seit Kurzem in der Stadt, vorher hat er in Köln gewohnt, doch als ein nie gefasster Täter dort einen Roman aus Jahns Feder „nachgemordet“ hat, beschloss Jahn, die Schriftstellerei an den Nagel zu hängen und sich in Hamburg ein neues Leben aufzubauen.

_Grusel pur_

Obwohl Strobels Idee alles andere als innovativ ist und ich schon mehrere Krimis oder Thriller gelesen habe, in denen ebenfalls ein Täter die Taten aus einem Kriminalroman nachspielt, war ich sofort gepackt. Arno Strobel schafft es von der allerersten Minute an, Spannung aufzubauen. Wir lernen zunächst die Studentin Nina Hartmann kennen, kurz bevor sie dieses grausige Paket zugestellt bekommt. Und vom ersten Moment an ist klar, dass nun gleich etwas Entscheidendes geschehen wird. So fiebert man von Sekunde zu Sekunde diesem entscheidenden Moment entgegen und weiß sofort, dass es sich natürlich um menschliche Haut handeln muss, die Nina Hartmann in den Händen hält. Und schon ist man nach nur wenigen Minuten mitten im Geschehen und völlig angefixt von der erzählten Geschichte! Normalerweise muss ich mich in einem Buch oder Hörbuch immer erstmal einfinden, die Charaktere kennen lernen und wissen, worum es geht, doch aus einem mir kaum erfindlichen Grunde schaffte es Arno Strobel, mich mitzureißen, bevor ich überhaupt wusste, in welche Richtung sich sein Thriller entwickeln würde – grandios!

Und es geht nicht minder spannend weiter: Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf, befragt die unterschiedlichsten Personen und verdächtigt immer neue Figuren – alles im Wettlauf mit der Zeit, immerhin ist die Verlegerstochter spurlos verschwunden und es steht zu befürchten, dass auch ihre Haut als Grundlage für ein Buchkapitel herhalten muss.

Was uns Arno Strobel präsentiert, ist eine sehr gruselige Geschichte – nichts für schwache Nerven! Denn zwischendurch schaltet er immer wieder zu einem weiblichen Opfer, das sich in der Gewalt des Täters befindet und mit ansehen muss, wie eine andere Frau grausam misshandelt und ermordet wird. Dieses Opfer bleibt die längste Zeit über namenlos, sodass der Zuhörer nicht weiß, ob es sich bei ihr um die Verlegerstochter handelt oder ob diese womöglich bereits tot ist. Aber der Zuhörer erfährt sehr genau, was der Täter mit den Frauen anstellt, welche Qualen sie erdulden müssen und welch perfides Spiel er spielt. Und dadurch, dass er ein Buch nachspielt, erfährt der Leser mitunter sogar vorher, was noch geschehen wird.

_Verdächtige Personen_

Der Kreis der verdächtigen Personen wird mit der Zeit immer größer. Zunächst tappt die Polizei – natürlich! – völlig im Dunkeln, doch dann machen sich immer mehr Figuren verdächtig. Da wäre zum einen der Schriftsteller selbst, schließlich ist er es doch, der am meisten profitiert. Seine Bücher haben sich nur mäßig verkauft, bis in Köln jemand ein Buch nachgespielt hat, und plötzlich eroberte Christoph Jahn die Bestsellerlisten. Nun ist sein Konto leer und es käme ihm sehr zupass, würde auch sein neues Buch, an dem er aktuell schreibt, ebenso einschlagen. Doch natürlich hat auch der Verlag ein Interesse daran, dass das neue Buch sich gut verkauft. Zudem wäre da noch der frustrierte Lektor, der das mittelmäßig geschriebene Buch aus der Feder Jahns gründlich überarbeiten musste, damit es überhaupt lesbar wird. Auch er hat ein Interesse daran, dass sich das neue Buch gut verkauft und die Öffentlichkeit mal erfährt, wer der eigentliche Autor von Jahns Werken ist. Und natürlich hat Jahn auch Fans, wie eine Buchhändlerin, die ihn anhimmelt wie ein verliebter Teenager. Wer ist bloß der Schuldige? Beim Zuhören verdächtigt man selbst die unterschiedlichsten Personen und hat natürlich eine immer stärker werdende Ahnung, aber am Ende musste ich bemerken, dass mich Arno Strobel an der Nase herum geführt hat. Zwar hatte ich den wahren Täter zwischenzeitlich auch mal auf dem Schirm, sodass die Wendung am Ende durchaus schlüssig ist, aber dann scheinen doch die Ermittlungen jemand ganz anderes einzukreisen, sodass ich mich auch auf jemand anderen eingeschossen hatte. Prima, wie Strobel das gelöst hat!

Auch die anderen Figuren gefallen gut, Arno Strobel gibt all seinen handelnden Charakteren ein Profil, sodass man sie bildlich vor Augen hat. Mir persönlich breitete Strobel die Geschichte um Andrea Matthiesen etwas zu sehr aus, denn im Grunde genommen spielte es keine Rolle, welche Probleme sie mit ihrem Vorgesetzten hat und was ihr vor dem jetzigen Fall mit ihrem damaligen Partner passiert ist, aber es störte mich auch nicht weiter, dass Arno Strobel hier sehr ins Detail gegangen ist. Denn immerhin sorgte diese Nebenhandlung auch ein wenig für Spannung, da Matthiesens Partner Erdmann aufgrund des Wissens über seine Partnerin bei allen Einsätzen fürchten musste, dass diese ihn im Stich lassen könnte. Das war schon auch ein kleines Spannungsmoment.

_Hörbar_

Gelesen wird das Hörbuch von Sascha Rothermund, der mir persönlich als Sprecher bislang gar nicht untergekommen war. Rothermund ist ein deutscher Schauspieler, Hörbuchsprecher und die Synchronstimme von Lee Pace und Jon Hamm – wer auch immer diese beiden US-Schauspieler sind.

Sascha Rothermund macht seine Sache prima. Mir gefiel nicht nur seine Stimme ausgesprochen gut, sondern auch seine Interpretation der verschiedenen Charaktere und der Geschichte an sich. Er verleiht jedem Charakter eine individuelle Stimme, ohne aber je zu übertreiben und er sorgt mit seiner warmen, angenehmen Stimme für eine sehr stimmungsvolle Atmosphäre. Ich fand seinen Vortrag sehr unaufdringlich, aber total stimmig. Auch wenn ich Sascha Rothermund bislang als Hörbuchsprecher noch nicht gehört hatte, so werde ich mit großer Sicherheit künftig gezielt nach ihm als Sprecher Ausschau halten.

_Skript für einen Bestseller_

„Das Skript“ überzeugte mich auf ganzer Linie. Ich war von der ersten bis zur allerletzten Minute komplett von der Geschichte gefangen, gefesselt und fasziniert. Die Geschichte war wie ein Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte, und zwar von Beginn an. Auch wenn Strobels Idee keine neue war, so gefiel mir die Umsetzung dennoch ausgesprochen gut.

Von Arno Strobel hatte ich noch nichts gelesen oder gehört, aber für mich gehört er schon jetzt zur persönlichen Entdeckung des Jahres, sodass ich bald weitere Bücher von ihm hören werde – hoffentlich wieder von Sascha Rothermund gelesen. Das vorliegende Hörbuch gefiel mir durchweg gut, sodass ich es uneingeschränkt jedem Thrillerfreund mit starken Nerven ans Herz legen möchte!

|Download-Version mit 9:53 h Spieldauer|
http://www.audible.de

Direkt-Link zu audible: [Arno Strobel – „Das Skript“]http://www.audible.de/pd/B006B2ZXN0

auch erschienen als:

|6 Audio-CDs
Sprecher: Sascha Rothermund
ISBN-13: 978-3839811085|
http://www.argon-verlag.de

Schreibe einen Kommentar