Téhy / Guenet / J. M. Vee – Yiu – Die Apokalypse: Buch 6 – Das Buch des Lichts

Yiu – Die Apokalypse:

Band 1: „In der Hölle“
Band 2: „Das Versprechen, das ich dir gab“
Band 3: „Heilige Mörder“
Band 4: „Bete, dass es stirbt“
Band 5: „Der Fall des Evangelischen Imperiums“
Band 6: „Das Buch des Lichts“
Band 7: „Das letzte Testament“

Story:

Im Zentrum Jerusalems liegt der sterbende Körper jener apokalyptischen Kreatur, die Delfi Myazanhauer in seiner blinden Wut erschaffen hat, verbreitet aber noch in seinen letzten Atemzügen Chaos und Zerstörung. Doch selbst der Tod ist nicht das Ende der diabolischen Vorgänge, da sich neue geisterähnliche Wesen in die Szenerie mengen und die Körper der Passanten in sich aufsaugen. Yiu selber kämpft mit letztem Atem gegen den Vorboten und versetzt ihm den Gnadenstoß, während die Überbleibsel der Shoot-to-Kill-Einheiten in einer verzweifelten Schlacht versuchen, so viel Unheil wie möglich von den unschuldigen Bürgern abzuwehren.

Doch Yiu wird auch im unsicheren Überlebenskampf immer weiter angetrieben; nicht zuletzt ihr einstiger Mentor Daka, der sich in ihrem Gehirn auch nach seinem Tod manifestiert hat, nährt sie mit Hoffnung, dass ihr todkranker Bruder Ji-A letzten Endes doch noch die Ganzkörpertransplantation erfahren darf, für die Yiu im Zuge ihres brutalen Paktes bis zum Äußersten gehen würde. Nur die Hoffnung, Ji-A mit eigenen Augen anblicken zu dürfen und sein Überleben sichern zu können, hält sie aufrecht – doch das Chaos in den Straßen von Jerusalem spricht nicht die Sprache der Zuversicht …

Persönlicher Eindruck:

Vielleicht ist es bei einer Serie wie dieser recht weit hergeholt, nach inhaltlichem Tiefgang zu suchen, während im Vordergrund brachiale Schlachten und Explosionen den größten Teil der Szenerie erschüttern. Doch blickt man über den bisherigen Serienverlauf, der zwar von einem rückblickend recht ordentlichen Komplex zusammengehalten wurde, muss man konstatieren, das „Yiu“-Erschaffer Téhy in der aktuellen, sechsten Ausgabe des Ablegers „Die Apokalypse“ die insgesamt schlüssigsten Entwicklungen zulässt und auch in Sachen Grundmotivation einiges erkennen lässt, was im Action-Feuerwerk der vorangegangenen Episoden oftmals untergegangen ist.

Yius verzweifelter Kampf besteht nicht nur in der offenkundigen Materialschlacht und in den brutalen Auseinandersetzungen, die sich wie ein roter Faden durch die Serie ziehen, sondern auch aus einer hoffnungsvollen Aufgabe, deren Tragweite in „Das Buch des Lichts“ besser denn je ausstaffiert werden. Und gerade deshalb, ferner aber auch als Vorbereitung für das anstehende Serienfinale, ist dieser Band sicherlich ein Schlüsselkapitel in „Yiu – Die Apokalypse“.

In der Rahmenpräsentation hat man unterdessen nicht viel geändert: Das Erzähltempo ist am obersten Limit, der Wust an Explosionen, erschütternden Szenen und nicht ganz jugendfreier Brutalität überschlägt sich regelrecht, und auch die apokalyptische, beklemmende Atmosphäre erreicht wieder einen Level, der erneut die Grenze zur überspitzten Präsentation kreuzt. Doch die Szenenwechsel bleiben diesmal logischer, die Geschichte springt nicht permanent, und vor allem die Verknüpfungen zwischen den einzelnen Figuren sind weitaus transparenter dargestellt, so dass man sich von der hohen Geschwindigkeit nicht überholen lässt, während inhaltliche Knackpunkte auf der Strecke bleiben.

Das futuristische Setting ist derweil wieder sehr gut aufbereitet; grafisch erreichen Téhy und sein Team neue Highlights und überzeugen vor allem in den großen Panels mit einer steril wirkenden, der Stimmung angemessenen Detailverliebtheit, gerade wenn die Story wieder in das Krankenhaus zum erwartungsvoll schlummernden Ji-A schwenkt. Doch auch die Ausstattung der Kampfszenen wird dem martialischen Charakter der Serie in allen Punkten gerecht. Riesenkreaturen schreiten durch die Bevölkerung, Tod und Zerstörung lauern an allen Ecken und Enden, und mittendrin bleibt die Solokämpferin Yiu bei ihrer Mission voll und ganz bei sich und verliert in all der Hektik ihren Auftrag nie aus den Augen.

Lediglich die Tatsache, dass „Das Buch des Lichts“ letzten Endes nur ein Übergangsband ist, der in weiten Teilen als gezielte Vorbereitung auf das Serienfinale hinarbeitet, bremst die Ambitionen der Erschaffer hin und wieder ein bisschen aus. Gelegentlich bekommt man den Eindruck, dass noch mehr passieren könnte, würde zur gleichen Zeit nicht zu viel über den schlussendlichen Verlauf des Plots preisgegeben. Doch diese Einschränkung bleibt überschaubar und hemmt den an sich sehr ordentlichen Gesamteindruck nur marginal. Stattdessen freut man sich viel mehr, dass „Yiu – Die Apokalypse“ trotz der teils grenzwertigen Brutalität in der Spur bleibt und die einst wankelmütigen Story-Wendungen der Vergangenheit angehören.

Graphic Novel: 69 Seiten, gebunden
Originaltitel: L’Apocalypse ou le Livre des Splendeurs
ISBN-13: 978-3868690040
www.splitter-verlag.eu

Yiu:
Band 1: „Die Armee des Neo-Mülls“
Band 2: „Die Auferstehung des Unreinen“
Band 3: „Die Kaiserin der Tränen“
Band 4: „Der Schwur der Söhne“
Band 5: „Operation Geisha“
Band 6: „Der Inquisitor und seine Beute“