Eckenga, Fritz – Prima ist der Klimawandel auch für den Gemüsehandel

Fritz Eckenga, Humorist aus dem Ruhrgebiet, hat wieder zur Feder gegriffen, um einige heitere Gedanken zur Zeit festzuhalten. Und weil die moderne Welt schon so prosaisch ist, hat er sie in Gedichten in klassischen Formen beschrieben. Der Vers „Prima ist der Klimawandel auch für den Gemüsehandel“ aus dem Titel stammt aus dem ersten Gedicht, doch darf man sich nicht täuschen lassen. Eckenga bedient sich nicht nur solcher Knittelverse, sondern er übt sich auch in verschlungeneren Reimschemata und schreckt auch nicht vor großen Formen wie dem Sonett zurück.

Thematisch steigt er zu immer bedeutenderen Gefilden empor. Er beginnt bei Alltagsbeobachtungen, gelangt über die persönliche Lebensführung zum Zusammenleben in Staat und Gesellschaft und erreicht schließlich den Gipfel: Fußball. Ansonsten gibt es keinen roten Faden, Eckenga ist offenkundig mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gegangen, hat das Skurrile im Alltag entdeckt und sich seinen Reim darauf gemacht. Einige der Beobachtungen sind im Bild festgehalten, so der Merchandisingstand der Polizei mit Minihandfesseln für einen Euro, der Schalkefan, der friedlich und besoffen in einem Durchgang schlummert, oder die Ankündigung vom Tag der offenen Tür im Knast (Generationen von Komikern hatten die Vision, nun ist es Wirklichkeit geworden.). Auch große Ereignisse wie die Papstwahl 2005 und die Fußball-WM 2006 erhalten eine Nachbetrachtung. Und nicht zuletzt bekommen einige unangenehme Zeitgenossen ihr Fett weg, etwa jener von jeglicher Fachkompetenz unbelastete Unweltminister, der mit viel heißer Luft zur Erderwärmung beiträgt.

Aber nicht nur durch das Wort, sondern auch mit dem Wort amüsiert Fritz Eckenga seine Leser. Da ist zunächst natürlich das Zusammentreffen teilweise banaler Allerweltsgeschichten mit der feinen Sprache und den klassischen Versen. Immer wieder wechselt der Autor von einer gewählten Ausdrucksweise in Umgangssprache oder vom Hochdeutschen ins Ruhrgebietsplatt und hält auf diese Art Stimmungen und Mentalitäten fest. Höhepunkte dieser Sprachvirtuosität sind u. a. zwei Gedichte, die Aussprüche von Franz Müntefering zwischen autoritärer Berechnung und jovialer Kumpelhaftigkeit auseinandernehmen. Eckenga verschränkt seine Anmerkungen mit Originalzitaten, bis man glaubt, Münteferings schnarrende Stimme mit dem rollenden R tatsächlich zu hören. Oder das Werk ‚Blindverkostung‘, das den Leser mit der leicht überkandidelten Sprache der Weinkenner erst in die Irre führt, bevor es sehr eindrücklich eine ganz andere Geruchskulisse präsentiert. Oder ‚Beim Läuten der Zwiebel‘, die Abrechnung mit dem Doppelmoralisten Günter Grass, wenn ganz nebenbei noch die Phrasen seiner Anhänger karikiert werden.

Natürlich befinden sich nicht alle Gedichte auf gleich hohem Niveau. Neben sehr gelungenen Beispielen intelligenter Unterhaltung stehen auch einige Poeme, mit denen der Autor scheinbar krampfhaft das Papier vollgeschrieben hat, wie er in ‚Alle Farben Frau‘ selbstironisch durchblicken lässt. Aber insgesamt ist „Prima ist der Klimawandel auch für den Gemüsehandel“ ein empfehlenswertes Büchlein für zwischendurch, das den Leser mit seinem Humor und seiner Freude an der Sprache schmunzeln und manchmal laut lachen lässt.

http://www.eckenga.de
http://www.kunstmann.de

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