May, Karl – Schatz im Silbersee II, Der (Europa-Originale 32)

[Teil I 4250

_Besetzung_

Erzähler – Hans Paetsch
Old Firehand – Benno Gellenbeck
Tante Droll – Horst Beck
Winnetou – Konrad Halver
Humply Bill – Horst Stark
Old Shatterhand – Michael Poelchau
Missouri-Blenter – Rudolf Fenner
Großer Wolf – Josef Dahmen
Alter Häuptling – Albert Johannes
Patterson – Walter Petersen
Großer Bär – Curt Timm
Langes Ohr – Rolf Jahncke

_Story_

Auf der Weiterreise zum Silbersee werden Old Firehand und seine Gefährten ein weiteres Mal zurückgeworfen. Der Stamm der Utahs stellt sich ihnen entgegen und behauptet, Winnetou, Firehand und ihre Begleiter hätten ein Dorf ihres Stammes niedergebrannt. Erst nachdem Old Shatterhand in einem Kampf auf Leben und Tod deren Häuptling besiegen und überzeugen konnte, dass in Wirklichkeit der rote Colonel hinter dem Verbrechen steht, kann das Gespann die Reise zum Silbersee fortsetzen. Doch eine erneute Geiselnahme hemmt den Trupp erneut und treibt Winnetou und Co. zur Verzweiflung. Es folgen überraschende Enthüllungen, ausgegrabene Kriegsbeile und das ständige Bemühen, die verschiedenen Rothäute zusammenzubringen. Doch dies scheint selbst beim Erreichen des Silbersees nicht gelungen – und so droht der Schatz auf ewig verloren …

_Persönlicher Eindruck_

Im zweiten Teil der Hörspielreihe um den Schatz im Silbersee machen sich leider die begrenzten Möglichkeiten eines Hörspiels bemerkbar, gerade was den Umfang der ursprünglichen Vinyl-Version aus dem Jahre 1968 betrifft. Bedingt durch das limitierte Fassungsvermögen und die Splittung in lediglich zwei Episoden musste Regisseur Konrad Halver nämlich einige wichtige Inhalte aus der Story entfernen und hatte dementsprechend auch Probleme bei der Überleitung zwischen den beiden Silberlingen. Galt die Aufmerksamkeit des ersten Parts noch vornehmlich Old Firehand und dessen Kontrahenten Brinkley, bleiben diese weitestgehend außen vor. Brinkley selber wird abgesehen von einigen Andeutungen des Sprechers sogar gänzlich ausgeblendet und für die weitere Geschichte als irrelevant dargestellt, obwohl er in der literarischen Fassung bis zu seinem Ende eine tragende Figur bleibt.

In diesem Sinne wird selbst der Ursprung der Story ein wenig zurechtgeschnitten, um den neuen Bedingungen gerecht zu werden. Es sind nicht die Banditen, denen der finale Showdown am Silberssee gewidmet ist, sondern die intriganten Indianer, die sich letztendlich doch noch gegenseitig bekriegen und den gesamten Plot mit einem überraschenden Ende beschließen. Bis es jedoch so weit ist, wird der Hörer erneut Zeuge eines permanenten offenen Schlagabtausches, geprägt von Geiselnahmen, Missverständnissen, kriegerischen Akten und wagemutigen Heldentaten der populären Protagonisten Old Shatterhand und Winnetou, die mittlerweile das Zepter fest in der Hand halten. Auch dies scheint im Bezug auf die Prioritätenverteilung bei den Charakteren aus dem ersten Teil ein wenig seltsam, schließlich gebührte diesen beiden Figuren bislang kein Sprecherpart, wohingegen sie hier die Handlung bestimmen und ihren Verlauf dominieren. Eine etwas deutlicher ausgewogene Vermischung ihrer Parts auf beide Episoden wäre eine durchaus konsequentere Lösung gewesen, zumal Autor Karl May diesen Weg auch in seinem berüchtigten Roman begeht. Allerdings muss man Halver zugestehen, aus den limitierten Möglichkeiten immer noch das Beste gemacht zu haben, wenngleich einem der fehlende Übergang bis zum Schluss nicht aus dem Kopf geht.

Aus diesem Grund empfiehlt es sich letztendlich, die beiden Folgen dieses Zweiteilers unabhängig voneinander zu betrachten, denn für sich gesehen bieten sie beide einen richtig starken, individuellen, wenn auch nicht gänzlich abgeschlossenen Inhalt, welcher der Buchvorlage lediglich in der fehlenden Detailverliebtheit etwas nachsteht, dafür aber mit einigen sehr gelungenen Improvisationen aufwarten kann. In diesem Sinne ist auch dieser zweite Part durchaus gelungen und im Rahmen der May-Festspiele von |Europa| einer der würdigsten, weil spannendsten Vertreter, wenn auch ein wenig schwächer einzuschätzen als die Nr. 31 der „Europa-Originale“. Doch wer die alten Hörspiele liebt und vor allem auf die Beiträge von Karl May schwört, sollte sich hiervon nicht beeindrucken lassen und kann „Der Schatz im Silbersee II“ auch bedenkenlos abgreifen.

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