Hegen, Hannes (Hrsg.) / Dräger, Lothar (Text) / Hegenbarth, Edith (Zeichnungen) – Digedags bei den Piraten, Die (Amerikaserie, Band 3)

Band 1: [„Die Digedags in Amerika“ 4169
Band 2: [„Die Digedags am Mississippi“ 4188

Unter der Schirmherrschaft von Hannes Hegen erschienen im „Mosaik“ Monat für Monat die Abenteuer des zwergenhaften Trios, bestehend aus den mutmaßlichen Brüdern Dig, Dag und Digedag – kurz: „Die Digedags“. Allerdings nur im Osten der Republik, denn im Westen waren (und sind) die drei umtriebigen Wichte – und Vorväter der etwas bekannteren „Abrafaxe“ – weitgehend unbekannt. Nach der Wiedervereinigung wurde es still um die Digedags, bis 2005 alle bisher erschienenen Geschichten vom wiederauferstandenen Verlag |Junge Welt| noch einmal als Sammelbände zu je vier Heften komplett neu aufgelegt wurden.

_Die Digedags_

Die drei tauchen in verschiedenen Menschheitsepochen auf und erleben dort ihre Abenteuer bzw. begleiten Persönlichkeiten dieser Ära mit Fleiß, Wissen und Witz. Die stets jugendlich wirkenden Digedags altern nicht und ihr markantes Äußeres bleibt weitgehend unverändert – sämtliche leichten Variationen in ihrem Aussehen sind wohl eher der Weiterentwicklung Edith Hegenbarths als Zeichnerin zuzuschreiben. Die Texte legte ihnen Lothar Dräger in den Mund, das heißt: nein, nicht direkt. Bei den Digedags herrscht nämlich weitgehend Sprechblasenfreiheit. An die Untertitelung der Panels hat man sich aber schnell gewöhnt und sie schätzen gelernt.

_Die Amerikaserie_

Die Amerikaserie, welche 1979 erstveröffentlicht wurde, ist eine der größten und umfasst 60 Einzelhefte (von 152 bis 211). Diese schafften es, ursprünglich zusammengefasst in insgesamt zehn Sammelbänden, bis zur stolzen achten Auflage. Diese erschien noch 1989, kurz vor dem Mauerfall. Die Geschichte der Amerikaserie beginnt in New Orleans 1860, bevor der amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, und sie endet in New York vier Jahre später. Bis dahin haben sich die Digedags quer durch den nordamerikanischen Kontinent gewuselt und im Kampf gegen die Sklaverei allerhand erlebt.

_Band 3 – Die Digedags bei den Piraten (Mosaik 160 bis 163)_

Nach dem durch sie erst losgetretenen Schiffsrennen und dem knappen Sieg genießt das Trio zunächst die Annehmlichkeiten und die nette Atmosphäre auf der Farm von Jeremias Joker. Doch dieser wird ihnen immer suspekter, eine gewisse Heimlichtuerei der gesamten Familie lässt die Reporterherzen der Digedags schon wieder etwas schneller schlagen und ihre Fantasie anlaufen. Sind die Jokers etwa die gefürchteten Mississippi-Piraten und die geheimnisvolle Reiher-Insel ist ihr Schlupfwinkel? Es scheint so. Bei ihren Recherchen erhärtet sich der Verdacht. Ben, dem entlaufenen Sklavenjunge mit dem Banjo, wollen die Digedags jedoch die Flucht mittels der Geheimorganisation „Sklaven-Express“ ermöglichen. Dieser bringt ausgebüxte Schwarze in die Nordstaaten, wo die Sklaverei abgeschafft ist. Allerdings geht das erst einmal schief und sie geraten stattdessen in Gefangenschaft der Piratenbande.

Die Schmach der Niederlage gegen die alte „Queen“ sitzt derweil Mrs. Jefferson tief in den Knochen, doch es soll noch schlimmer kommen. Das besagte Banjo, welches in der Nacht auf der Sandbank (vgl. „Die Digedags am Mississippi“) über Bord der „Louisiana“ ging und sich seither in Bens Besitz befindet, ist mehr als nur ein simples Musikinstrument. Es enthält die Karte eines alten Goldgräbers, welche zu einer Goldmine in den Rocky Mountains führt. So die Worte des Notars, welcher ihr das Testament des Trappers Abe Gunstick eröffnet. Dieser ist von Joshua Jefferson – ihrem Verblichenen – damals massiv hintergangen und bestohlen worden und setzt diesen nun als Alleinerben ein. Was seltsam anmutet, nach allem, was Jefferson Gunstick angetan hat. Während ihrer Flucht vor den Mississippi-Piraten kriegen die Digedags zufällig Wind von der Sache und beschließen, die Goldmine zu suchen und den Erlös dem Sklaven-Express zu vermachen.

_Eindrücke_

In der Neuauflage markiert dieser dritte Band das Ende des Mississippi-Abschnitts und den Beginn des eigentlichen Abenteuers der Digedags in Amerika: die Schatzsuche. Zu den bisherigen Gegenspielern – Mrs. Jefferson und Colonel Springfield – gesellen sich nun auch noch die künftigen Erzgegner der Digedags. Die Mississippi-Piraten in Gestalt von „Prediger“ Coffins, „Doktor“ Tombstone (allein die Namen sind schon sehr geschickt gewählt) und („Piraten“-)Jack. Diese drei Halunken bilden fürderhin die Achse des Bösen als Gegengewicht zu unseren drei Helden. Und diese neuen Erzfeinde sind nicht zimperlich. Mrs. Jefferson und der Colonel mögen charakterlich einfach nicht auf der Höhe sein, doch Verbrecher sind sie nicht. Die drei Piraten schon.

Sie werden den Digedags im Laufe der Reihe oft in die Quere kommen und in die Suppe spucken. Wobei trotz aller Action und so manch gezogenem Colt alles selbstverständlich im unblutigem und meist lustigem Rahmen bleibt. Das ist man seinen (früher mehr jugendlichen) Lesern schuldig. Wiewohl im Comic ja fast alles möglich ist, wird in diesem Band das Realitätsverständnis zuweilen etwas mehr strapaziert. Bei der Ausbruchsszene hat man ein bisschen dick aufgetragen, und zwar Schweineschmalz. Nette Idee und knuffig gemacht und inszeniert, aber in der Summe sind die weiteren „glücklichen Zufälle“ doch arg an den Haaren herbeigezogen und überhäufig anzutreffen. Dass sich am Schluss alles halbwegs einrenkt, ist ebenfalls Ehrensache. Am Ende sind die Fronten und der Weg klar. Doch der wird steinig. Das Gebirge heißt nicht umsonst Rocky Mountains.

_Fazit_

Das rasante Ende des ersten Teilabschnitts der Gesamtstory schürt den Appetit auf den folgenden Rest. Separat machen die Bände ohnehin kaum Sinn, wenngleich man an dieser Stelle der Serie wenigstens sogar halbwegs quer einsteigen könnte. Der nächste Band ist eine neue Etappe, an deren Start sich neue und alte Auflage überschneiden, da nun zwölf Kapitel erledigt sind. In der Neufassung ist es jetzt eben ein Buch mehr geworden. Über die geänderte und ziemlich misslungene Aufteilung sowie die gewagte Preisgestaltung der Sammelband-Neuauflage ist schon genug gemeckert worden. Und das auch vollkommen zu Recht. Der Story und der handwerklichen Ausführung hingegen kann man bis auf Kleinigkeiten auch hier nichts anlasten.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_
„Die Digedags bei den Piraten“ – Amerikaserie, Band 3
Enthält die Mosaik-Hefte 160 bis 163
© 1979 und (Neuauflage) 2005 – Buchverlag Junge Welt, Berlin
Herausgeber: Hannes Hegen
Text: Lothar Dräger
Figurinen: Edith Hegenbarth
ISBN: 3-7302-1875-1 (neu)

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