Ennis, Garth / Robertson, Darick / Snejbjerg, Peter – The Boys 2 – Der glorreiche Fünfjahresplan

Band 1: [„Spielverderber“ 4112

Garth Ennis liebt das Derbe. Über seine neue Serie „The Boys“ freut er sich wahrscheinlich wie ein kleines Kind. Die Superhelden bekommen darin richtig übel auf den Sack. Pardon wird nicht gewährt.

Der zweite Band von „The Boys“ enthält zwei separate Geschichten: „Eingelocht“ und „Der glorreiche Fünfjahresplan“. Die Grundidee bleibt – wie im ersten Band – die Konfrontation mit den Superhelden, am besten eine möglichst derbe und brutale. Wenn die Heroen in Strumpfhosen Mist bauen, sind The Boys zur Stelle, um ihnen auf die Finger zu klopfen. Das ganze Szenario könnte auch das |Marvel|- oder |DC|-Universum sein, nur halt einen Touch bösartiger. Anspielungen auf die populären Welten der Großverlage gibt es in „The Boys“ wie Sand am Meer. Gut leiden kann Autor Garth Ennis die ‚Supies‘ nicht. Denn die fliegenden Übermenschen in „The Boys“ sind pervers, hochmütig und asozial. Ihre Kräfte verdanken sie entweder teurer Hochtechnologie oder dem Wirkstoff V, einer Art Superhelden-Serum.

Die wichtigsten Figuren von „The Boys“ sind sicherlich Butcher und Hughie. Der eine ist ein undurchsichtiger Fiesling mit derbem Humor, der andere ein Grünschnabel, der Schüler sozusagen, der noch nicht viel von den Abgründen der äußerlich so strahlenden Superhelden-Welt weiß. Butcher zeigt ihm, was er wissen muss. In „Eingelocht“ gehen die beiden einem Todesfall auf den Grund. Ein schwuler Junge hat sich vom Hochhaus gestürzt. Die Polizei geht von Selbstmord aus und ist nicht sonderlich interessiert an dem Fall. Butcher und Hughie wissen jedoch, dass die beiden Superhelden Tek-Knight und Swingwing darin verwickelt sind. Grund genug, misstrauisch zu werden und Nachforschungen anzustellen. „Der glorreiche Fünfjahresplan“ führt die wilde Truppe gen Osten, nach Russland. Dort geht es um Staatsgeschäfte in der postkommunistischen Ära. Sowohl Washington als auch die russische Mafia wollen ein Stück von dem großen Kuchen abhaben. Eigentlich eine Agentengeschichte, kommen die Superhelden hier doch eher am Rande vor und sind lediglich Mittel zum Zweck.

Nachdem im ersten Band die Grundidee, das Setting und die Charaktere vorgestellt wurden, geht es nun um den Plot und die Richtung, in die „The Boys“ will. Es bleibt natürlich derb. Gastauftritte haben beispielsweise ein mit Sprengstoff gefütterter Vibrator, Sperma im Kaffee und ein abgerissenes Gesicht auf einer Pizza. Solche Art Humor ist sicher nicht für jeden etwas. Wer Ennis kennt, ahnt, dass die Abrechnung mit der schillernden Welt der Superhelden nicht besonders intelligent oder feinfühlig ausfällt. Ein großer Dekonstruktivist wie beispielsweise Alan Moore oder Frank Miller ist Garth Ennis nicht. Er ist eher ein kleines Kind, das Kacke an die frisch gestrichene Hauswand wirft. Man muss diesem derben, extrem sexistischen Humor etwas abgewinnen können, um an „The Boys“ Spaß zu haben. Die Grundidee ist seit Band 1 verheizt, die Handlung funktioniert, trägt alleine aber nicht weit genug.

Unterm Strich: „The Boys“ ist bestimmt die unterhaltsamste Klolektüre, die ich derzeit im Schrank stehen habe. Aber auf dem Küchentisch meiner Wohngemeinschaft würde ich diesen Comic nicht unbedingt liegen lassen.

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