Die drei ??? und das blaue Biest (Folge 167)

Zur Story

Andy Carson, alter Bekannter aus dem Fall „schwarze Katze“, meldet sich bei den drei Fragezeichen. Er hat natürlich einen neuen Fall inpetto, der vielleicht sogar mit dem damaligen Übeltäter in Verbindung steht: Im Themenpark „Movie Empire“ereignen sich seit etwa einer Woche seltsame Sabotageakte, an dessen Tatorten auch jedes Mal ein Zettel mit sehr seltsamen Hinweisen gefunden wird. Es kam zwar noch niemand zu Schaden, doch die Anschläge auf die Shows nehmen stetig an Gefährlichkeit zu. Parkleitung und Sicherheitschefin Judy Nigel können sich keinen Reim darauf machen und möchten die Vorfälle auch lieber weiterhin stickum behandelt wissen – gut, dass Andy sich an das erfolgreiche und diskrete Trio aus Rocky Beach erinnert.

Die Jungs werden als „Praktikanten“ getarnt inkognito eingeschleust. Bislang konnte man alles erfolgreich unter der Decke und von der Öffentlichkeit fern halten. Doch die perfider werdenden Attentate und ein nicht recht ins Bild passender Kameradiebstahl sind nicht das einzige Problem: Es wurde von Besuchern im so genannten „Dschungelwelt“-Abschnitt nun schon mehrfach ein riesenhaftes, blaues Ungeheuer gesichtet, welches garantiert nicht zu den Attraktionen des Parks gehört. Ein „Mantikor“, so schlussfolgert Justus basierend auf den glaubhaften wie unabhängigen Zeugenaussagen. Doch was verschlägt ein griechisch-persisches Fabelwesen in einem kalifornischen Freizeitpark und wie kann „Der einzigartige Gabbo“, der immer noch im Knast sitzt, überhaupt an der Geschichte beteiligt sein?


Eindrücke

Schon nach Lektüre des zugrundeliegenden Romans von Hendrik Buchna, stellte sich die Frage, welche Teile dieses fein ziselierten und auf Filmanspielungen getrimmten Plots es denn nun in die Hörspielfassung schaffen werden. Ganz vorne auf der Streichliste stand der „Alyssa“-Strang, den Bob bei seiner Observation eines Verdächtigen zu bewältigen hat – immerhin hat dieses kleine aber schräge Intermezzo kaum Bezug zur eigentlichen Story bzw. bringt sie nicht unbedingt dramatisch vorwärts. Jedenfalls hätte man das Fehlen dieses Parts recht rasch und schmerzfrei zurechtbiegen können, niemand hätte ihn wirklich vermisst – theoretisch. Umso erstaunlicher dann, dass ausgerechnet dieses Zwischenspiel von Skript-Mastermind André Minninger tatsächlich in die Audiofassung verfrachtet wurde. Er wird wissen warum. Das weiß er eigentlich immer. Immerhin hat er einigen anderen „Ballast“ dann doch zwangsweise entfernen müssen. Ballast ist dafür aber vielleicht ein (zu) böses bzw. unpassendes Wort, denn für die Buchvorlage gelten bekanntlich andere Erzählregeln. Dort passt manch schmückendes Beiwerk (und zuweilen eine gewünschte Nebelkerze, um u. a. potenzielle Verdächtige zu generieren) absolut ins Bild.

Apropos Verdächtige. Da die Sprecherliste recht imposant ausfällt, ist mit einigen davon zu rechnen. Dem ist auch so. Ein bisschen versteckt hat man mindestens zwei Cameos eingebaut, das wären zum einen Mogens von Gadow, der als Nicky DeLores eine – im Hörspiel deutlich abgeschwächte – „Leo Getz“-Performance (die kleine, dauerplappernde Nervensäge aus „Lethal Weapon“) abliefert, zum anderen Sascha Draeger alias „Tarzan“ (Diesen Rollen-/Spitznamen trug er in den Anfangstagen der Jugendserie TKKG aus gleichem Hause) – hier gibt er jedoch diesmal den Park-Darsteller des gleichnamigen Dschungelhelden. Aber auch über filmische Berühmtheiten wie „Darth Vader“ stolpert man, der kann allerdings akustisch nicht wirklich überzeugen: Atemgeräusch und Stimme sind weit vom Vorbild entfernt. Möglicherweise eine Frage des Lizenzrechts, denn grade das charakteristische Zischen seines Lungenautomaten bekommt man schließlich vielerorts problemlos als originales Soundsample z. B. für Handy & Co. angeboten. Dennoch ist das Gesamtbild der Kulisse stimmig und passt gut zur verschachtelten Story. Dabei ist das Hörspiel gegenüber dem Buch bereits aufs Wesentliche reduziert und längst nicht so geschliffen. Der gut ausbalancierte Plot geht aber reibungslos und ohne gravierende Logikpatzer auf.

Die Produktion

Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion und Geräusche: Wanda Osten
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling (STIL), Morgenstern, George, Conrad

Sprecher und Figuren

Oliver Rohrbeck (Justus Jonas), Jens Wawrczeck (Peter Shaw), Andreas Fröhlich (Bob Andrews), Thomas Fritsch (Erzähler), Stefan Schwade (Andy Carson), Holger Mahlich (Inspector Cotta), Sonja Stein (Alyssa), Celine Fontanges (Mrs. Hampton), Mogens von Gadow (Nicky DeLores), Carin Abicht (Mrs. Woodrow), Angela Stresemann (Judy Nigel), Jörg Gillner (Direktor Grayston), Oliver Böttcher (Gregory Katic), Stefan Brentle (Mr. Clark), Sascha Draeger (Tarzan), Julia Fölster (1. Mädchen), Saskia Weckler (2. Mädchen), Ingo Feder (Mr. Callister), Robert Missler (Lionel Pengrim), Bruno Ploeger (Ned)

Fazit

Einiges aus der Vorlage bleibt leider außen vor, wie der Park-Koch (ebenfalls eine cineastische Anspielung, nämlich auf Casey Ryback aus „Alarmstufe Rot“), der im Buch sowohl moralische Unterstützung bietet, als auch durchaus Wichtiges zur Lösung beizusteuern hat. Dafür geht die Hörspielfassung (mit Ausnahme des bemerkenswert kryptischen „Alyssa“-Stranges, der vielleicht in zukünftigen Storys noch einmal aufgegriffen werden wird, sofern es Hendrik Buchna passend erscheint) direkter aufs Ziel zu – und das ohne die pfiffige Grundkonstruktion dieses Drei-In-Eins-Falles sowie die geschickt geflochtene Logik dahinter zu verraten. Schön auch, dass einmal mehr wieder ein alter, klassischer Fall der drei ??? aufgegriffen und das Serienuniversum enger geknüpft und damit weiter ausgebaut wird. Wem das insgesamt sehr gelungene und atmosphärische Hörspiel gefällt, sollte sich auch das Buch zu Gemüte führen. Das ist auch ohne Geräusche und Stimmen das (noch) bessere Kopfkino – in diesem Fall sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Der schmierenkomödiantische Rezensentendaumen signalisiert: Film ab!

1 Audio-CD mit einer Laufzeit von ca. 72 Min.
Erzählt von Hendrik Buchna nach Figuren von Robert Arthur
EUROPA / Sony Music Entertainment, 2014
EAN: 887254003724

www.natuerlichvoneuropa.de

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