Filz, Sylvia & Konopatzki, Sigrid – Ohne (m)ein Eis sage ich nix!

Felicitas führt ein scheinbar perfektes Leben: Sie sieht gut aus, die Jahre sind nahezu spurlos an ihr vorüber gegangen, ihre Figur ist noch perfekt, sie stammt aus reichem Hause und hat einen noch reicheren Mann geheiratet, mit dem sie scheinbar eine tolle Ehe führt. Doch dann ruft sie eines Tages bei ihrer Freundin Claudia an, die gelangweilt durchs Fernsehprogramm zappt und mit ihrer Entscheidung hadert, ihren Mann Harald verlassen zu haben. Felicitas lädt ihre Freundin zu einem Wellnesswochenende in ein Nobelhotel ein, da sie unbedingt Abstand braucht und das Wochenende nicht alleine zu Hause verbringen mag. Ihre scheinbar so perfekte Ehe war eine Farce, da ihr Mann bereits seit Längerem ein Verhältnis mit einer viel jüngeren Frau pflegt!

Claudia kann es nicht glauben, dass ein Mann es wagen kann, ihre gutaussehende und sympathische Freundin zu betrügen. Auch sie freut sich, einmal aus ihrem langweiligen Alltagstrott heraus zu kommen, denn ihre Ehe mit Harald ist zwar harmonisch, war aber doch recht vorhersehbar und alltäglich geworden. Besonders der kleine Kaffeefleck, den Harald jeden Morgen auf dem Küchentisch hinterlässt, wenn er ihr den Kaffee zubereitet, lässt ihr die Haare zu Berge stehen. Und auch von den vielen schwarzen und gleich aussehenden Socken, die ihr Mann und ihre beiden Söhne Tag für Tag in die Wäsche werfen und die Claudia dann in mühseliger Kleinstarbeit auseinander sortieren muss, hat sie einfach genug. Harald war der bisher einzige Mann in ihrem Leben, und nun fragt Claudia sich, ob sie nicht etwas verpasst hat.

Bei wohltuenden Massagen, einem leckeren Eis und einem gemütlichen Abendessen besprechen die beiden Freundinnen ihre Probleme und flirten bereits am ersten Abend im Hotel mit einigen Männern, die dort geschäftlich abgestiegen sind. Während Felicitas den Flirt jedoch harmlos hält, übertreibt es Claudia und fällt beinahe auf einen windigen Hund herein, der nur eine schnelle Nummer mit ihr schieben will. Enttäuscht und verletzt lässt sie sich von Felicitas trösten, die wiederum gar nicht verstehen kann, warum Claudia nur wegen eines Kaffeeflecks und schwarzer Socken ihre Ehe abgeschrieben hat.

Bei ihren langen Gesprächen schwelgen sie bald in Erinnerungen an die gemeinsame Zeit in ihrer Fünfer-WG. Sie fragen sich, was aus den anderen Freunden – Birgit, Nele und Stefan geworden ist, mit denen sie sich damals so gut verstanden haben. Schnell erwächst der Plan, ein WG-Treffen zu organisieren. Gemeinsam formulieren sie ein Einladungsschreiben, das sie alsbald in die Post werfen.

Nele, Birgit und Stefan freuen sich über die Einladung und können das Treffen gar nicht mehr erwarten. Nur Birgit hat leichte Bedenken, hat sie doch seit der damaligen WG-Zeit etliche Konfektionsgrößen aufgespeckt. Bei Nele dagegen meldet sich sofort das Kribbeln im Bauch, hatte sie doch schon immer ein Auge auf ihren Mitbewohner Stefan geworfen, bei dem sie aber leider nie eine Chance gehabt hat, denn Stefan steht nur auf Männer. Doch auch der freut sich auf das Wiedersehen mit der kleinen, zarten Nele, die er nie ganz vergessen hat.

_Aber bitte mit Sahne_

Dies sind die Zutaten für einen erfrischenden Roman, der von der ersten Seite an Spaß macht zu lesen. Schon nach den ersten Zeilen bin ich in die Geschichte eingetaucht und hatte Claudia und Felicitas direkt vor Augen, wie sie um ihre Ehen trauern und bei einem gemeinsamen Wellness-Wochenende Entspannung finden wollen. Beides sind gestandene Frauen, die schon viel erlebt und eine Familie gegründet haben. Sie stehen mitten im Leben und plagen sich mit ganz normalen Problemen rum, wie sie in vielen Ehen vorkommen. Gerade weil diese beiden Frauen mitten aus dem Leben gegriffen sind, fühlt man sich ihnen sofort verbunden und hat das Gefühl, zwei neue Freundinnen hinzugewonnen zu haben – und das trotz der Tatsache, dass Felicitas mit ihrem Reichtum und ihrem nahezu perfekten Äußeren eigentlich viel zu abgehoben scheint. Doch ihre Ehrlichkeit, ihr sympathischer Charakter und ihre Liebenswürdigkeit ihren Freundinnen gegenüber haben mich schnell für diese betrogene Ehefrau eingenommen. Und auch Claudia ist ausgesprochen authentisch: Die meisten Frauen dürften sich in ihrem Leben schon einmal über die Socken ihres Mannes geärgert haben – sei es, weil sie statt in der Wäschetruhe auf dem Fußboden landen oder weil sie alle gleich aussehen und nach der Wäsche fein säuberlich sortiert werden müssen …

Sylvia Filz und Sigrid Konopatzki zeichnen keine weichgespülten Figuren mit perfekten Lebensläufen, denn jeder ihrer Charaktere hat sein Päcklein zu tragen, bei Birgit sind es zum Beispiel die zahlreichen überflüssigen Kilos, bei Felicitas der untreue Ehemann oder bei Nele ihr kranker Sohn, dessen Lebenserwartung nicht sehr hoch ist.

Als die fünf ehemaligen WGler aufeinander treffen, scheint es zunächst, als wären alle glücklich und zufrieden mit ihrem Leben. Erst ein Geständnis Birgits lässt die Fassaden plötzlich bröckeln, woraufhin sich die fünf ihre Sorgen und Nöte gestehen und erzählen. Besonders Stefan weiß mit einem sehr überraschenden Geständnis aufzuwarten, mit dem keine der Freundinnen gerechnet hätte. Doch Stefans Geheimnis offenbaren uns die beiden Autorinnen erst recht spät und animieren uns dadurch noch mehr zum schnellen Weiterlesen, da man natürlich wissen möchte, was Stefan seinen Mitbewohnerinnen nie hatte sagen können.

_Aus dem Leben gegriffen_

Mich hat die Geschichte dermaßen gut unterhalten, dass es mir beim Lesen richtig warm ums Herz wurde und ich mich ähnlich entspannt gefühlt habe wie nach einer Wellnessanwendung. Und das will schon etwas heißen in Anbetracht der Tatsache, dass die beiden Autorinnen sicherlich keine heile Welt in ihrem Buch geschaffen haben. So muss Felicitas beispielsweise die Untreue ihres geliebten Ehemannes wegstecken und Nele verkraften, dass ihr Sohn unheilbar krank ist. Beim Lesen fühlt man sich einfach wohl und geborgen und vergisst dabei alle eigenen Sorgen und Nöte um sich herum. Ich hatte sämtliche Figuren dermaßen ins Herz geschlossen, dass mir in einer Situation die Tränen in die Augen geschossen sind, weil ich den seelischen Schmerz der Protagonisten selbst mitgefühlt habe.

Das vorliegende Buch weiß von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln, eben weil die erzählte Geschichte aus dem Leben gegriffen ist und man in den authentischen Figuren oftmals eigene Charakterzüge oder Sorgen wiederfindet. Sylvia Filz und Sigrid Konopatzki sprechen einem mit vielen ihrer Ideen aus der Seele und entführen uns in eine spannende Welt, in der wir fünf sympathische Menschen kennen lernen dürfen.

„Ohne (m)ein Eis sage ich nix!“ ist ein herrlich erfrischend geschriebenes Buch, das mich für einige Stunden in eine andere Welt entführt und mich dabei wunderbar unterhalten hat. Daher kann ich das Buch nur wärmstens weiterempfehlen und hoffe auch auf ein baldiges Wiedersehen mit Felicitas, Claudia und ihren WG-Freunden!

|Taschenbuch: 178 Seiten
ISBN-13: 978-3842327245 |

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