Fink, Torsten – Lichtträger (Der Sohn des Sehers 2)

_Der Sohn des Sehers:_
Band 1: [„Nomade“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6314
Band 2: _Lichtträger_
Band 3: Renegat (September 2010)

_Awin ist es gelungen_, den Heolin zurückzuerlangen. Doch der Preis, den er dafür zahlen muss, ist hoch: Die Kette, die die Göttin Xlifara Slahan in der Wüste festgehalten hat, ist gerissen. Die Göttin ist über das Land der Hakul hergefallen und hat in ihrem Zorn zahllose Lager der verschiedensten Klans und Stämme vernichtet. Aber nicht alle Bewohner wurden dabei getötet. Einige hat die Göttin verschleppt, darunter Awins Schwester Gunwa. Nun ist Xlifara Slahan auf dem Weg nach Osten. Aber … was will sie dort?

_Inzwischen hat Awin_ längst erkannt, dass Curru ein miserabler Seher ist und vor allem, dass er die Wahrheit ständig zu seinem eigenen Vorteil zurechtbiegt. Dennoch ist Awins Selbstbewusstsein erneut schwer angeschlagen, denn seit seiner Begegnung mit der Göttin der Wüste hat er keinen einzigen Traum gehabt, und alle seine Versuche, eine Seelenreise zu unternehmen, sind fehlgeschlagen. Außerdem ist er noch immer sehr jung und wird deshalb von vielen erwachsenen Kriegern nicht ernst genommen.

Curru dagegen entwickelt noch wesentlich mehr Ehrgeiz, als ich am Ende des letzten Bandes befürchtete. Nicht nur, dass er ein Auge auf den Heolin geworfen hat, er hat sich auch in den Kopf gesetzt, den unausgeglichenen und eingebildeten jungen Eri an Stelle des grausamen Horket zum Heredhan aller Horkul zu machen.

Harmin, der Schmied des Fuchsclans, der im ersten Band seinem eigenen Yaman so viel Scherereien gemacht hat, kann Curru nicht ausstehen, Awin dafür umso mehr. Er bietet ihm sogar seine Enkelin und eine Aufnahme in den Fuchsclan an. Einerseits kann Awin die Unterstützung des geachteten und einflussreichen Mannes gut gebrauchen, andererseits ist Harmin ein misstrauischer Hackklotz, der – ganz gleich, in welcher Situation – immer als allererstes daran denkt, sein Gegenüber ins Jenseits zu befördern!

So ist die Charakterzeichnung insgesamt etwas durchwachsen geraten. Awin ist gut gelungen, hat sich aber nicht übermäßig stark entwickelt. Curru dagegen ist zielsicher ins Klischee abgerutscht, allerdings weniger in das des kaltschnäutzigen Bösewichts als in das des größenwahnsinnigen. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass der Leser von seinen Gedanken nichts erfährt, da die Erzählsicht konsequent jederzeit bei Awin bleibt. Harmin war vor allem anstrengend, aber das sind alle Hakul.

Die Nebencharaktere – wie zum Beispiel Raschek Mahuk – reichen kaum über Skizzen hinaus. Das war schade, denn die geballte Masse an Hakul, die in diesem Band auftauchte, reizte mich auf Dauer doch ziemlich.

_Die Handlung_ entwickelt sich zu Beginn recht viel versprechend; der Autor knüpft geschickt an das Ende des ersten Bandes an, ohne selbiges noch einmal genauer nachzuerzählen. Als Awin sich auf den Weg macht, die verschleppten Stammesbrüder zu befreien, stellte ich mich auf eine Menge Abenteuer ein, wurde aber zunächst enttäuscht. Eine dieser selbsterfüllenden Prophezeiungen, die mich immer den Kopf schütteln lassen, sorgte dafür, dass Awin mit seinen Begleitern zur Versammlung der Hakul reitet, wo sofort alles in einem Sumpf von Gezänk und Intrigen versank. Eigentlich hab ich ja nichts gegen eine gut gemachte Intrige, aber die Art und Weise von Curru und einem anderen Seher namens Isgi, die Wahrheit bis hin zur glatten Lüge zu verdrehen und zu verbiegen, kombiniert mit der hakul’schen Streitsucht, ging mir bald gehörig auf die Nerven. Uderzos und Goscinnys Korsen sind harmlos dagegen!

Erst als Awin die Versammlung wieder verließ, wurde die Handlung erträglicher, denn jetzt war Harmin wenigstens der einzige Streitsüchtige! Der Showdown war dann durchaus lebhaft und actiongeladen, und der überraschende Schluss verlieh diesem zweiten Band zusätzlichen Pfiff. Auch wenn ich nicht behaupten kann, dass ich mir vor lauter Spannung die Fingernägel abgekaut hätte, fand ich diese letzten Seiten doch ganz gelungen.

Für einen Ausbau des mythologischen und geschichtlichen Hintergrundes war diesmal offenbar kein Platz, was ich ebenfalls schade fand. Einige Infos mehr über die Riesen, über die Alte Macht oder die Festung Pursu wären angenehmer gewesen als das Gegifte einer Horde Streithähne und hätte die Handlung etwas bunter und abwechslungsreicher gestalten können. Auch Verbindungen zur Trilogie |Die Tochter des Magiers| waren hier sehr dünn gesät. Nur eine einzige Andeutung könnte sich eventuell auf Maru beziehen, bisher spielt sie selbst aber keinerlei Rolle in Awins Geschichte, und inzwischen bin ich mir nicht mehr sicher, ob sie das überhaupt tun wird. Noch gibt es keinen Grund dafür oder gar eine Notwendigkeit. Der Autor hat sich in dieser Hinsicht sämtliche Möglichkeiten offen gehalten; dem Leser bleibt also nichts anderes übrig als sich überraschen zu lassen.

_Alles in allem_ fand ich diesen zweiten Band nicht ganz so gut wie den ersten. Das liegt aber weder an den sprachlichen Qualitäten des Textes noch an seinem Inhalt. Objektiv betrachtet, sind die Verwicklungen auf der Versammlung durchaus nicht uninteressant, und meine Abneigung gegen diesen Teil entspringt vor allem der Tatsache, dass ich all den Händel, den die Hakul wegen jeder Kleinigkeit ständig vom Zaun brechen, einfach unerträglich kindisch finde. Allein die Entwicklung Currus, der von einem eitlen und hochmütigen Mann zum Größenwahnsinnigen wird, gefiel mir nicht so gut. Zwar hat der Autor diesen Vorgang so gut beschrieben, wie es auf der Basis seines Erzählmodus‘ möglich war. Dennoch gibt es einfach zu viele größenwahnsinnige Bösewichte, und Curru entwickelt durch seine fehlenden Gedanken und Gefühle nicht genug eigene Persönlichkeit, um aus diesem Klischee herauszuragen. Damit wird der Leser nun wohl leben müssen. Ich hoffe daher, dass sich der dritte Band etwas mehr auf Eri als auf Curru konzentriert, obwohl Letzterer sicherlich noch einmal auftauchen wird.

_Torsten Fink_ war Journalist und Texter, unter anderem für literarisches Kabarett, ehe er 2008 sein erstes Buch „Die Insel der Dämonen“ veröffentlichte. |Die Tochter des Magiers| war sein erster Mehrteiler, an den |Der Sohn des Sehers| anknüpft. Der letzte Band der Trilogie |Der Sohn des Sehers| erscheint im September 2010 unter dem Titel „Renegat“.

|Taschenbuch: 445 Seiten
ISBN-13: 978-3442266920|

_Torsten Fink bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Diebin“ 5775
[„Die Gefährtin“ 5950
[„Die Erwählte“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5951

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